Portal „Hexenverfolgung im Kreis Ahrweiler“
Aus AW-Wiki
(Weitergeleitet von Portal "Hexenverfolgung")
Das Portal „Hexenverfolgung im Kreis Ahrweiler“ bündelt Informationen zu diesem Thema aus dem Bereich des heutigen Kreises Ahrweiler.
Fragmente
- Aus dem Gebiet des Kreises Ahrweiler sind vom 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zahlreiche Hexenprozesse belegt - unter anderem aus Ahrweiler, Altenahr, Wehr und dem Amt Nürburg. Im Jahr 1609 wurden dort an sechs Hinrichtungstagen 62 Menschen wegen angeblicher Hexerei hingerichtet.[1]
- Während des Dreißigjährigen Krieges war die Saffenburg immer wieder Schauplatz von Hexenprozessen - bis die Hexenjäger im Jahr 1632 von schwedischen Truppen vertrieben wurden.[2]
- Das "Große Brennen" raffte zwischen 1628 und 1639 in Ahrweiler 30 Menschenleben hin, "mehr als die Hälfte der Hinrichtungen in 150 Jahren". Im Schreckensjahr 1629 starben in Altenahr zehn Menschen und auch in Brück, Altenburg, Hönningen, Kesseling, Kreuzberg und Pützfeld brannten die Scheiterhaufen besonders häufig. Die Verfolgung ging nur teilweise von der Kirche oder der weltlichen Obrigkeit aus. Häufig kamen die Impulse direkt aus der Bevölkerung. In manchen Orten, etwa in Königsfeld, Ahrweiler und Kempenich, wurden Ausschüsse gebildet, die Hexen aufspüren sollen.[3]
- 1512 wurde Simon von der Leyen, der 22. Abt der Benediktinerabtei Maria Laach, angeblich von einer Hexe mittels eines vergifteten Käses ermordet.[4]
- Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen (1652–1676) beendete die Hexenverfolgung innerhalb des Erzbistums Trier durch geheime Anordnung.[5]
- Die Friedrich-Spee-Straße in Sinzig wurde nach Friedrich Spee, einem Kritiker der Hexenprozesse, benannt.
- Die dörfliche Bevölkerung etwa in Ahrweiler, Königsfeld und [Kempenich] gründete Ausschüsse, die Hexen ausfindig machen oder die Obrigkeit nötigen sollte, hart gegen sie vorzugehen.[6]
- Allein zwischen 1628 und 1639 forderte das „Große Brennen“ in Ahrweiler 30 Menschenleben. Prominentestes Opfer dort: der 1629 hingerichtete Bürgermeister Nikolaus Stapelberg. Aber auch an anderen Orten im Kreis Ahrweiler brannten Scheiterhaufen, aber wohl nirgends so häufig wie im kurkölnischen Amt Nürburg, als die Grafen von Arenberg es von 1556 bis 1657 als Pfand besaßen. Auch dort hatten die Untertanen gebeten „das Unkraut auszurotten“. Jahr um Jahr rollten dort ganze Prozessserien. Höhepunkt: Im Jahr 1609 wurden durch den Statthalter von Nürburg, Reinhard Bassel der Jüngere von Gymnich, 62 Menschen – 56 Frauen und sechs Männer – in Hütten verbrannt.[7]
- Bei einem Vortrag, den er Anfang 2020 auf Einladung des Vereins zur Heimatpflege Antweiler in Gilligs Mühle Mühle hielt, widmete sich Manfred Luxen der Hexenverfolgung in und um Antweiler. Entgegen früheren Annahmen konnte er belegen, dass es zwischen 1526 und 1630 zahlreiche Hexenprozesse gab, die zur Hinrichtung von neun angeblichen Hexen allein aus Antweiler führten. Angesichts der geringen Einwohnerzahl sei das eine recht hohe Zahl an Opfern. In den Bistümern Trier und Köln habe der Hexenwahn besonders grausam gewütet. Und auch Margaretha von Arenberg, die ansonsten eine sehr positive Rolle für die Schulbildung von Kindern spielte, habe die Stimmung während eines Pest-Ausbruchs im Jahr 1585 im Arenberger Land angeheizt.[8]
Siehe auch
- Helene Bleu
- Margarethe Hansmanns
- Margaretha von Arenberg
- Tryne von Eich
- Hermann Löher (verfasste eine detaillierte Klageschrift gegen die Hexenprozesse)
- Eva Mulner
- Else Simons
- Gedenkstein am ehemaligem Exekutionsplatz „Auf Wolfsgraben“ (Ahrbrück)
- Margaretha von Arenberg
- Susanne Olichschlagers
- Friedrich Spee
- Els Thönnissen
- Maria Neliß
- Susanne Ohligschläger
- Nikolaus Stapelberg
- Fey Lindner
Mediografie
- Gregor Brand: Peter Binsfeld aus Binsfeld: Theologe, Bischof und Hexenjäger, eifelzeitung.de vom 21. Juli 2010
- Harry Lerch: Ahrweiler Hexenprozesse waren Jahre des Grauens – Ein Bericht von Dr. Paul Krahforst in der Volkshochschule, in: Rhein-Zeitung vom Samstag/Sonntag, 29./30. November 1975
- Paul Krahforst: Ahrweiler Hexenprozesse im 16. und 17. Jahrhundert, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1977
- Carl Bertram Hommen: Von Hexen, Schiffern und Papiermachern an Rhein, Ahr und Eifel, Bad Breisig 1991
- Manfred Luxen: „weiß Gott zur unschuld ellendigh gepeinigt und gefoldderett worden'. Aremberger, die 1593 lebend einen Hexenprozess uberstanden, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2010, S. 157
- Manfred Luxen: Hexenwahn im Arenberger Land. Der Hexenprozeß gegen Nieß Brender aus Aremberg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1994
- Rita Voltmer: Jagd auf "böse Leute". Hexenverfolgungen in der Region um den Laacher See (16.-17. Jahrhundert), in: historicum.net
- Rita Voltmer: Abläufe, Ursachen und Hintergründe der großen Hexenverfolgungen in den Territorien zwischen Reich und Frankreich im späten 16. und im 17. Jahrhundert, www.dhm.de
- Peter Weber: Margaretha von Arenberg (1527-1599). Eine mutige Fürstin im Kampf gegen den Hexenwahn, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1999
- Peter Weber: Verfolgung und Bestrafung von Zauberei, Hexen, Teufelsfängern und Wahrsagern im Arenberger Land. Die Verordnung der Fürstin Margaretha von Arenberg von 1593, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1990
- Gerhard Knoll: Hexenjagd. Hexenverfolgung im Kreis Ahrweiler 1500-1660, Aachen: Helios-Verlag 2004
- Hildegard Ginzler: Hexenjagd in Ahrweiler: Mittelalter-Spielfilm ist im Kasten, general-anzeiger-bonn.de vom 13. Mai 2010
- Peter Neu: Diß Unkraut verfolgen und ausrutten". Hexenverfolgung im Arenberger und Nürburger Land, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2013, Ahrweiler 2012, Seite 134
- Hans-Peter Pracht: täntze, todt und teufel – Die grausame Spur der Hexenverfolgung in der Eifel, Helios Verlag 1993
- Hans-Peter Pracht: Dr. Franziskus Buirmann - der Hexenkommissar aus Euskirchen, in: Eifel Jahrbuch 1992
- Sebastian Wolfgang Schmitz: Hexenverfolgung in der Herrschaft Saffenburg, Mayschoß 2010
- Hildegard Ginzler: Als die Scheiterhaufen brannten - Mythos und Wirklichkeit, general-anzeiger-bonn.de vom 30. April 2015
- Maria Contzen – „Hexe“ aus Karl, eifelzeitung.de vom 18. Juni 2014
- Hildegard Ginzler: Beitrag zur Stadtgeschichte: Neue Erkenntnisse über Hexenverfolgung in Ahrweiler, general-anzeiger-bonn.de vom 1. Mai 2019
- Josef Thelen: Hexenverfolgung im Mittelalter, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 2003
- Walter Fabritius: Auch im Ahrkreis brannten die „Hexen“, in: ders.: Die alten Breisiger – Plaudereien aus der Geschichte der Quellenstadt in 53 Aufsätzen, mit zahlreichen Illustrationen von Karl-Heinz Ziebarth, 208 Seiten, Eigenverlag 2007
- Sebastian Wolfgang Schmitz: Hexenverfolgung in der Herrschaft Saffenburg, (2. Erweiterte Auflage) Mayschoß 2024
Weblinks
- ahr-eifel-rhein.de: Hexenwahn
- Wikipedia: Hexenverfolgung
- historicum.net: Hexenforschung
- http://www.anton-praetorius.de Anton Praetorius - Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter
- thomas-p-becker.de: Themenübersicht Geschichte/Hexenverfolgung im Rheinland
- https://www.hexenprozesse-kurmainz.de
Fußnoten
- ↑ Quelle: Leonhard Janta: „Hexenwesen“, in: Evelyn Dirks (Kreisverwaltung Ahrweiler): Wer woar dat? Auf den Spuren von Frauen aus dem Kreis Ahrweiler – Begleitheft zur Ausstellung im Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler 29. Februar bis 18. April 2004, Bad Neuenahr-Ahrweiler 2004, 59 Seiten, Seite 10
- ↑ Quelle: Aus der Historie: Römer, Franken, Schweden und Franzosen hinterließen ihre Spuren in Dernau, in: Rhein-Zeitung vom 20. August 2015
- ↑ Quelle: Karl-Friedrich Amendt an der Sptze - Jetzt ist der Vorstand rechtens, general-anzeiger-bonn.de vom 5. Februar 2015
- ↑ Quelle: Rita Voltmer: Jagd auf "böse Leute". Hexenverfolgungen in der Region um den Laacher See (16.-17. Jahrhundert), in: historicum.net, gesehen am 30. November 2012
- ↑ Quelle: Rita Voltmer: Abläufe, Ursachen und Hintergründe der großen Hexenverfolgungen in den Territorien zwischen Reich und Frankreich im späten 16. und im 17. Jahrhundert, www.dhm.de, gesehen am 30. November 2012
- ↑ Quelle: Historikerin Sarah Kasper-Brötz referierte beim Denkmalverein im Schloss über Hexenverfolgung, aktiplan.de vom 27. April 2015
- ↑ Quelle: Historikerin Sarah Kasper-Brötz referierte beim Denkmalverein im Schloss über Hexenverfolgung, aktiplan.de vom 27. April 2015
- ↑ Quelle: Der Hexenwahn wütete auch in Antweiler – Manfred Luxen erzählte aus der Geschichte des Ortes, in: Rhein-Zeitung vom 6. Februar 2020