Schlosskapelle Tönisstein

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Der baufreudige und prunkliebende kölner Kurfürst Clemens August (* 1723, † 1761), Vollender des Brühler Schlosses, liebte Bad Tönisstein. Nach großzügigen Plänen begann er, es auszubauen. Vieles davon wurde nicht verwirklicht, Bade-, Ballhaus und eine 1759 konsekrierte Schlosskapelle (Architekt: Henri Roth) aber wurden vollendet. Seit spätestens 1808 gibt es diese Kapelle jedoch nicht mehr.


Chronik

Im Band Mayen des Standardwerks Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz aus dem Jahr 1941 heißt es zu der Kapelle:

Die leider untergegangene Kapelle war ein origineller, sonst im Rheinland nicht mehr auftretender Typ der Rokokoarchitektur mit dem deutlichen Streben nach ruhigeren und von der vorausgegangenen Zeit unabhängigen Gestaltungsformen in Grundriß und Aufbau. Die Einzelformen, namentlich an den Portalarkaden, sind eng verwandt mit dem Orangerieflügel des Schlosses Brühl und weisen deshalb auf einen mit diesem gemeinsamen Architekten H(enri) Roth hin." — Dem klassisch schönen Kapellenbau entsprach die kostbare Ausstattung: drei Rokokoaltäre zu Ehren der Himmelfahrt Maria, der hl. Maria Magdalena und des hl. Hyazinthus. Zur Zeit des Kurfürsten Max Friedrich von Königseck wurden zwei derselben nach dem Brande des kurfürstlichen Schlosses zu Bonn in die neue Schloßkapelle gebracht. Diese Altäre gelangten später in die St. Annakirche nach Düren, wo sie leider den Bomben des zweiten Weltkrieges zum Opfer fielen.[1]

Vanessa Krohn, Doktorandin der Universität Bonn, entdeckte im Jahr 2010 im Keller des Andernacher Stadtmuseums ein detailreiches, aber marodes Holzmodell der Schlosskapelle wieder. Schädlinge und Feuchtigkeit hatten nicht nur die Kleinteile, sondern auch dessen Substanz angegriffen. Im Frühling 2017 kehrte das Modell ins Stadtmuseum Andernach zurück. Bei dem Modell handelt es sich um ein sogenanntes Kontraktmodell. Hans Portsteffen, Professor am CICS, gegenüber dem GA: „Architekten des Barocks fertigten häufig ... Kontraktmodelle ihrer Entwürfe an, damit sich ihre Auftraggeber einen besseren Eindruck verschaffen konnten. Von diesen Modellen sind heute so gut wie keine mehr erhalten. Darum hat das ... Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein eine so große historische Bedeutung." Sonja Fröhlich, Studentin am „Cologne Institute of Conservation Sciences“ (CICS) der TH Köln, restaurierte das Modell im Rahmen ihrer Masterarbeit. Dem General-Anzeiger (GA) sagte sie: „Eine meiner schwierigsten Aufgaben war es, das zerbrochene Kuppeldach wieder herzurichten. Das Holz war hier sehr instabil und musste durch Kunstharz stabilisiert sowie neu verleimt werden.“ Es gelang ihr, eine Vielzahl loser Teile wieder zu befestigen; etliche Teile aber waren verloren gegangen: „Die große Laterne auf dem Kuppeldach, der Glockenhalter, Dachgauben und Rundbogentüren haben wir nach einem historischen Foto rekonstruiert und dann mit einem 3D-Drucker ausgedruckt, so dass das Modell heute wieder vollständig ist,“ sagte Fröhlich dem GA.[2]

Mediografie

Sonja-Helena Fröhlich/Vanessa Krohn: Die kurfürstliche Schlosskapelle von Bad Tönisstein, in: Andernacher Beiträge, 33. Ausgabe 2018, 93 Seiten, 14 Euro[3]

Fußnoten

  1. Quelle: Leo Stausberg: Kurfürstliches Bad Tönisstein – Geschichtliche Studie, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1962
  2. Quelle: Günther Schmitt: Kurfürstliche Schlosskapelle von Bad Tönisstein – Andernach: Historisches Kapellen-Modell restauriert, general-anzeiger-bonn.de vom 7. Mai 2017
  3. Quelle: Martina Koch: Restauratorin rettet Stück der Stadtgeschichte – Buch zeichnet Arbeiten an lange verschollenem Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein nach, in: Rhein-Zeitung vom 1. Dezember 2018
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