Emma Trosse

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Emma Johanna Elisabeth Trosse (6. Januar 1863 in Gransee, † 23. Juli 1949 in Bad Neuenahr), die „Heimatdichterin des Ahrtals“, war Lehrerin, Institutsvorsteherin eines größeren Pensionats in Bad Neuenahr und Leiterin einer Klinik.


Vita

Emma Trosse wurde am 6. Januar 1863 als Lehrerstochter in Gransee geboren. Später wird sie selbst u.a. in Hannover als Lehrerin und Pensionatsleiterin ausgebildet, bevor sie in verschiedenen Städten in privaten Haushalten und an Schulen als Lehrerin arbeitet. Ab 1890 leitet sie in Würzburg ein Institut für „höhere Töcher“. 1893 zieht sie nach Neuenahr. Mit Hermine Dulsmann, einer engen Freundin, eröffnet sie dort ein Mädchenpensionat.

Während sie an der Ahr in erster Linie als Heimatdichterin bekannt ist, macht sich Emma Trosse international vor allem mit ihren medizinischen Schriften, u.a. zu alter ägyptischer Medizin und zu mittelalterlicher Heilkunde wie das „Breslauer Arzneibuch“ (1908) einen Namen. Mehrere lang Jahre gehört sie zum Autorenkreis der internationalen medizinischen Zeitschrift Janus – Archiv der Geschichte und Geographie der Heilkunde, die bis 1989 erschien.

Ende 1900 heiratet Emma Trosse den Arzt Constantin Külz (1869-1923). Mit ihm baut sie in Neuenahr das erste Sanatorium für Diabetiker auf. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1923 führt sie die Geschäfte allein weiter, bis sie diese ihrer Tochter Irmgard Quednow (1902-1961, geb. Külz) und ihrem Schwiegersohn Dr. med. Erwin Quednow-Külz übergibt. Im Jahr 1930 veröffentlichte Emma Külz(-Trosse) ein Bändchen über die „Dauerheilung der Zuckerkrankheit” als letzte bekannte Publikation. Völlig erblindet stirbt sie am 23. Juli 1949 im Alter von 86 Jahren in Bad Neuenahr.[1]

Emma Trosse ist weltweit die erste Frau, die eine eigenständige Abhandlung zu weiblicher Homosexualität vorgelegt hat. Ihr Buch mit dem Titel Ein Weib? Psychologisch-biographische Studie über eine Konträrsexuelle erschien im Jahr 1897 im Leipziger Verlag Max Spohr. Trosse hat damit zu diesem Thema zeitlich vor Johanna Elberskirchen und Theo Anna Sprüngli (aka Anna Rüling) publiziert, die sich beide im Jahr 1904 outeten. Eine erste Publikation von Trosse über das gesellschaftliche Phänomen der gleichgeschlechtlichen Liebe, Der Konträrsexualismus in Bezug auf Ehe und Frauenfrage, war bereits 1895 bei Spohr erschienen – dort noch vor den Schriften des Berliner Sexualforschers Magnus Hirschfeld (1868-1935).

Emma Trosse versteht Konträrsexualität als angeborene Veranlagung, daher als „natürlich“ und historisch schon immer existent. Auf dieser Grundlage spricht sie sich für eine Entpathologisierung und gegen Kriminalisierung von Männern durch den Paragraphen 175 RStGB aus. Äußerst früh und scharf prangert sie darüber hinaus Formen gesellschaftlicher Diskriminierung von homosexuellen Frauen und Männern an. Innovativ sind auch Emma Trosses Überlegungen zu Menschen „ohne Sinnlichkeit“, worunter wohl Personen ohne sexuelle und erotische Interessen zu verstehen sind. Als einen solchen Menschen versteht Emma Trosse sich selbst. Ihre Schriften über Konträrsexualität und „freie Liebe“ werden in verschiedenen Ländern verboten.

Emma Trosse, aus einem bürgerlichen Lehrerhaushalt stammend, gehörte zu den ersten Frauen, die um 1895/96 den Status einer Gasthörerin an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität erlangten, um Vorlesungen an der Philologischen Fakultät hören zu können.[2]

Verwandtschaftliche Beziehungen

Mutter von Irmgard Külz

Veröffentlichungen

  • Der Konträrsexualismus in Bezug auf Ehe und Frauenfrage, 1895
  • Ein Weib? Psychologisch-biographische Studie über eine Konträrsexuelle, 1897
  • Ist freie Liebe Sittenlosigkeit?, 1897
  • Wie die Ahr rauscht – Mit photographischen Ansichten aus dem Ahrthale, Gedichte, Ahrweiler: P. Plachners Buchdruckerei 1899, 94 Seiten

Mediografie

Weblinks

Fußnoten

  1. Quelle: Emma Trosse, verheiratete Külz – Lehrerin, Leiterin, Autorin - Eine Ausstellung über die Vorreiterin der homosexuellenemanzipatorischen Publizistik (5. Oktober bis 22. November 2010), Pressemitteilung des Vereins der Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e.V. (pdf, 1 Seite)
  2. Quelle: Christiane Leidinger: Emma (Külz-)Trosse (1863-1949), Berlin 2005, www.lesbengeschichte.de, gesehen am 22. Juni 2011
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