Haus Humboldtstein (Rolandseck)

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von der Rheininsel Grafenwerth aus gesehen

Das Haus Humboldtstein ist ein Tagungszentrum der Arbeiterwohlfahrt im Süden des Remagener Ortsteils Rolandswerth auf der Gemarkung von Oberwinter. Die längs zum Rhein mit Aussichtsterrasse gestellte Villa als Altbau steht als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz. Das Erdgeschoss wird mit mehreren Räumen für Gruppentreffen genutzt. Daran schließt nach hinten ein langgestrecktes neuzeitliches modernes Tagungszentrum an, mit weiteren Gruppenräumen und einer Küche mit Speiseraum. Die oberen zwei Geschosse nehmen Gästezimmer auf.[1] Die Villa wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Stile der Neugotik errichtet, die ursprünglich dem Dach aufgesetzten Zinnen sind bis auf die des Turms nachträglich zugemauert worden.[2] Von 1956 bis Ende der 1960er-Jahre war die Villa Rolandshöhe Residenz des türkischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland.


Standort

Am Humboldtstein

53424 Remagen-Rolandseck

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Haus Humboldtstein steht im Norden von Rolandseck an der Grenze der Gemarkungen Oberwinter und Rolandswerth auf einer Höhe von 82 m ü. NHN oberhalb von linksrheinischer Eisenbahnstrecke und Bundesstraße 9, rund 30 Meter höher als der Rhein. Erreichbar ist es über die von der B 9 ausgehende Straße Am Humboldtstein, die auch die postalische Adresse des Gebäudes ist.

Kontakt

Baubeschreibung

Die längs zum Rhein mit Aussichtsterrasse gestellte Villa ist im Stil der Neugotik ausgeführt. Die Räume im Erdgeschoss werden für Gruppentreffen genutzt. Die ursprünglich auf das Dach aufgesetzten Zinnen sind bis auf die des Turms nachträglich zugemauert worden. An die Villa schließt sich nach hinten ein langgestrecktes neuzeitliches Tagungszentrum an - mit weiteren Gruppenräumen und einer Küche mit Speiseraum. In den beiden oberen Geschossen befinden sich Gästezimmer.

Chronik[3]

Die Villa wurde um 1850 als „Villa Rolandshöhe“ für Adolph Deichmann (1811–1882), Bruder des Kölner Bankiers Wilhelm Ludwig Deichmann, nach einem Entwurf des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner gebaut. Auch die Pianistin und Komponistin Clara Schumann, Freundin von Adolphs Ehefrau Julie Deichmann, wohnte während ihrer sommerlichen Rheinaufenthalte häufig in der Villa, die vermutlich noch bis kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs im Besitz der Familie Deichmann-Schnitzler war. Nach mehreren An- und Umbauten diente sie später als Kurhaus bzw. Kurhotel mit dem Namen „Haus Lebensquell“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus als Lazarett und als Ausweichstandort der Bad Godesberger Entbindungsstation genutzt. Im April 1950 ist es als Kurhaus Lebensquell wiedereröffnet worden.

Um seine Ländereien zu arrondieren erwarb der Unternehmer und Ritterkreuzträger Major a. D. Hannibal von Lüttichau das Anwesen um 1953 nach seinem Umzug nach Rolandswerth. Im März 1955 stellte das in dem Haus noch beheimatete Kurhaus seinen Betrieb ein. Anschließend bot von Lüttichau es dem Auswärtigen Amt als eine für am Regierungssitz Bonn tätige Diplomaten zur Miete an. Nachdem Anfang 1956 zunächst die Sowjetunion in Gestalt eines Botschaftsrats, der dort mit zwei weiteren Diplomaten einziehen sollte, Interesse an dem Anwesen anmeldete, überbot der türkische Botschafter Seyfullah Esin den von den sowjetischen Vertretern angebotenen Mietpreis. Bis Frühsommer 1956 konnte er das nun „Haus Rolandshöhe“ genannte Anwesen beziehen, das bis Oktober 1969 Residenz des türkischen Botschafters war, als im Bad Godesberger Stadtteil Mehlem ein neues Botschaftsgebäude fertiggestellt wurde.

Nach dem Auszug des türkischen Botschafters wurde die Villa von der Alfred-Haupt-Stiftung übernommen, einer Fördereinrichtung des Hauptverbands der Landwirtschaftlichen Buchstellen und Sachverständigen. 1974 erwarb die Arbeiterwohlfahrt die Liegenschaft, um dort eine vom Awo-Bundesverband zu betreibende Fortbildungseinrichtung zu eröffnen. Zu diesem Zweck wurde das Gebäude umfassend saniert und um einen rückwärtigen Neubau erweitert. Die Tagungseinrichtung erhielt den Namen „Haus Humboldtstein“ - nach Alexander von Humboldt, der bei seinen Reisen entlang des Rheins den Ausblick von Rolandseck und den [Rolandsbogen] als „einen der sieben schönsten Ausblicke der Welt“ pries. Das Tagungszentrum steht auch externen Kunden zur Verfügung.

Wohnheim für Saisonarbeitskräfte

Nachdem die AWO mehr als 20 Jahre lang mit ihrer Fortbildungsstätte im Haus Humboldtstein zu Hause war, bekam das Anwesen einen neuen Besitzer: Ein Obsterzeuger aus der Region kaufte den Gebäudekomplex, um dort Saisonarbeitskräfte unterzubringen. Im November 2021 beschäftigte sich der Bauausschuss der Stadt Remagen mit dem Thema, weil die neue Art der Nutzung rechtlich abgesichert werden musste. Um eine dauerhafte Nutzung rechtlich abzusichern, muss die Stadt nämlich den Flächennutzungsplan ändern und in einem Parallelverfahren einen Bebauungsplan aufstellen. Das Areal liegt zu dieser Zeit im Außenbereich, und im Flächennutzungsplan ist es als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Fortbildung“ ausgewiesen. Die neue Nutzung entspracht dieser Zweckbestimmung nicht. Weil auch die Vorschriften zur Privilegierung landwirtschaftlicher Vorhaben im Außenbereich in diesem Fall nicht griffen, war die Änderung des Flächennutzungsplanes nötig. Dank einer von der Kreisverwaltung Ahrweiler ausgesprochenen zeitlich befristeten Duldung wurde der Anbau zu dieser Zeit aber bereits als Unterkunft für Saisonarbeiter genutzt. Mitte November waren dort bis zu 86 Feldarbeiter untergebracht, die morgens mit Bussen auf Felder in umliegenden Orten und abends wieder zurückgebracht werden. In dem rheinseitigen, unter Denkmalschutz stehenden Teil des Anwesens sollen, wie die Rhein-Zeitung berichtete, Teile der Verwaltung untergebracht werden. Einzelne Räume könnten außerdem zu Schulungszwecken genutzt werden. [4]

Weblinks

Fußnoten

  1. Knut Aurel Kühnel Architekten: Umbau 1997-1998
  2. Quelle: Matthias Röcke: Villen am Rhein. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1982
  3. Quelle: Wikipedia: Haus Humboldtstein, Version vom 6. Juni 2021
  4. Quelle: Petra Ochs: Alte Rheinvilla als Unterkunft für Saisonarbeiter? Ausschuss diskutiert über „Haus Humboldtstein“, in: Rhein-Zeitung vom 19. November 2021
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