Katholische Pfarrkirche „St. Walburga“ Gelsdorf
Den Mittelpunkt des Altares der katholischen Pfarrkirche „St. Walburga“ an der Bonner Straße in Gelsdorf bildet das um 1440 geschaffene Vesperbild eines unbekannten Künstlers, das zu den ältesten Darstellungen dieser Art weltweit zählt. Außergewöhnlich ist darüber hinaus, dass auf dem Bild nicht nur die Heilige Jungfrau Maria mit dem Leichnam Jesu dargestellt wird, sondern zusätzlich auch noch der Apostel Johannes. Und in einem gläsernen Schrein mit Silbereinfassung, der sich in einer kleinen Nische neben dem Altar befindet, sowie in einer etwa 30 Zentimeter hohen Monstranz aus der Zeit um 1730 werden Reliquien von St. Walburga, der Patronin der Kirche, aufbewahrt.
Standort
Küsterin
Chronik
Nach Paul Clemens' Buch Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz aus dem Jahr 1938 gab es in Gelsdorf bereits im Jahr 877 eine Kirche. Wie sie aussah und wo sie stand, ist nicht bekannt. Für die Jahre von 1156 bis 1158 ist ein Pfarrer Widiko von Geldisdorp bekannt. Dann ist erst im Jahr 1684 zu lesen, dass sich die Gelsdorfer Kirche in sehr schlechtem Zustand befand. 1690 wurde Gelsdorf von den Franzosen eingeäschert.[1]
Im Jahr 1718 wird der Turm und 20 Jahre später das Kirchenschiff als Saalbau erstmals aufgeführt. 150 Jahre wird hinter dem Chor eine Sakristei angebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der bis dahin barocke Hallenraum der Kirche durch einen neugotischen Altar (1891 konsekriert) sowie Heiligenfiguren, einen Kreuzweg und durch einen farbigen Anstrich der Wände gotisiert.
Ottmar Prothmann schrieb 1985 in seinem Buch Die Gemeinde Grafschaft in alten Bildern, dass der Maurermeister Borg aus Niederberg im Frühjahr 1912 eine neue Ausmalung vornahm. Nachdem im Jahr 1959 am Ortsrand ein neuer Friedhof eingerichtet worden war, sind die Gräber rund um die Kirche nach und nach eingeebnet worden.
1962/63 wurde die Kirche erneut renoviert. Im Jahr 1967 ist der neugotische Hochaltar durch einen neuen ersetzt worden.
Den Mittelpunkt des Altares bildet heute das um das Jahr 1440 geschaffene Vesperbild eines unbekannten Künstlers. In dem modernen Hochaltar ist diese Pietà gut sichtbar aufgestellt. Als „Pietà“, auch „Vesperbild“, wird die Darstellung der heiligen Maria als „Mater Dolorosa“ (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus in ihrem Schoß bezeichnet. Die frühesten erhaltenen Darstellungen dieser Art stammen aus den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Pietàs sind weit verbreitet und befinden sich als Zeichen der Marienverehrung in fast jeder Kirche. Das nach Paul Clemen um 1440 entstandene Vesperbild in der Gelsdorfer Kirche zählt damit zu den ältesten Darstellungen dieser Art. Außergewöhnlich ist auch, dass nicht nur Maria mit dem Leichnam dargestellt wird, sondern zusätzlich auch noch der Apostel Johannes.
In einem gläsernen Schrein mit Silbereinfassung, der sich in einer kleinen Nische neben dem Altar befindet, sowie in einer etwa 30 Zentimeter hohen Monstranz von etwa 1730 werden Reliquien von St. Walburga, der Patronin der Kirche, aufbewahrt.
Im Winter 2008/09 wurde die Kirche mit einem Aufwand von 200.000 Euro innen saniert. Drei Jahre zuvor war das Gotteshaus außen saniert worden.
Auf Beschluss des Verwaltungsrats erhielt die Kirche im Sommer 2019 eine Außenbeleuchtung. „Die dunkle Ecke mitten im Ort hat mich schon immer gestört, da musste etwas getan werden“, argumentierte der Verwaltungsrats-Vorsitzende Reinhard Eisenhart. Insgesamt acht Außenstrahler wurden angeschafft und in Eigenleistung montiert. Seitdem werden das Kirchenschiff, der Turm und der barrierefreie Zugang an der Rückseite der Kirche angestrahlt. Das Bistum Trier beteiligte sich mit einem 2000-Euro-Zuschuss an den Gesamtkosten von 7500 Euro.[2]
Sanierungskosten kletterten von 130.000 auf 250.000 Euro
Nach Trockenlegungsarbeiten an den Fundamenten im Zuge einer Sanierung wurden der Umgang und ein Behindertenaufgang geschaffen und eine Beleuchtung angebracht. Die umlaufende Kirchenmauer wurde teils neu aufgemauert und instand gesetzt. Die Ölheizung ist durch eine Gasheizung ersetzt worden. In die Innenrenovierung wurden Fenster, Putz, Anstrich, Elektronik, Beschallung und die beiden Liederanzeigen einbezogen. Die beiden äußeren Trägerbalken des Gewölbes wurden erneuert und ein neuer Laufsteg hergestellt. Das Deckengewölbe wurde mit einer Isolierung versehen, deren Zweck es ist, Energie zu sparen. Als letzte Maßnahme wurde etwa 2017 die Außenrenovierung beschlossen, die Genehmigung kam 2019, die Kostenschätzung belief sich auf 130.000 Euro. Im April 2020 wurde das Gerüst für die Sanierung von Turm und vorderer Westseite aufgestellt. Am Anfang standen eine Begehung und eine Begutachtung mit Handwerkern, Bistumskonservator, Bistumsarchitekten, einem eigenen Architekten sowie Pastor Alexander Burg. Dabei wurden schwere statische Mängel offenbar. Die Eckaufmauerung war, wie sich herausstellte, in einem derart maroden Zustand, dass ein Statiker hinzugezogen werden musste. Um die Probleme zu beseitigen, wurden in den Eckbereichen des Turms Steine ausgewechselt. Innen im Kirchsturm zeigten sich große Löcher, und es stellte sich heraus, dass es kaum mehr eine Auflage für den Turmhelm gab. Der Statiker empfahl deshalb, einen Ringanker herzustellen. Zwei weitere Gerüste mussten aufgebaut und das Geläut abgeschaltet werden. Sämtliche Schallbretter in den Schall-Luken sind erneuert worden. Belief sich die Kostenschätzung zunächst auf 130.000 Euro ausgegangen, zu denen die Kirchengemeinde 52.000 Euro beisteuern sollte, so lag die Kostenschätzung im November 2020 bei 250.000 Euro. Der Anteil der Kirchengemeinde erhöhte sich dabei auf 100.000 Euro.[3]
Weitere Fotos
Außen
Innen
Pfarrpatronin St. Walburga
In diesem gläsernen Schrein mit Silbereinfassung werden Reliquien von St. Walburga aufbewahrt.
Skulptur des St. Sebastianus
Siehe auch
Katholische Pfarrgemeinde „St. Walburga“ Gelsdorf
Videos
Mediografie
- Die restaurierte Klais-Orgel St. Walburga Gelsdorf. Festschrift zur Orgelweihe 26. September 1999
- Orgelbau-Merten.de: Die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Walburga Grafschaft - Gelsdorf
- Heinrich Appel: Die Vesperbilder von Gelsdorf und Unterkrälingen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1973
- Reinhard Eisenhart: Festschríft zum Jubiläum „300 Jahre Kirchturm St. Walburga“, 2018[4]
Weblink
glasmalerei-ev.de: Grafschaft-Gelsdorf, Kath. Kirche St. Walburga
Fußnoten
- ↑ Quelle: Jochen Tarrach: Schon 877 gab es in Gelsdorf ein Gotteshaus – Um 1718 wurde mit dem Bau der Pfarrkriche St. Walburga begonnen, in: Rhein-Zeitung vom 22. Juli 2016
- ↑ Quelle: Verwaltungsrat der katholischen Pfarrgemeinde Gelsdorf – Pfarrkirche Gelsdorf strahlt jetzt nachts dank stimmungsvoller Außenbeleuchtung – Schon im Jahr 877 wird eine Kirche in Gelsdorf erwähnt - Nicht das letzte Projekt vor der Umsetzung der Synodenbeschlüsse, blick-aktuell.de, 24. September 2019
- ↑ Quelle: Thomas Weber: Kirchensanierung teurer als geplant – Arbeiten an Sankt Walburga in Gelsdorf sind abgeschlossen. Pfarrgemeinde ist weiter auf Spenden angewiesen, in: General-Anzeiger vom 5. November 2020
- ↑ Quelle: Christine Schulze: Er hat bereits drei Jahrhunderte überdauert – Der Kirchturm von Sankt Walburga stand im Blickpunkt des Pfarrfestes, in: General-Anzeiger vom 4. Juni 2018