Kohlensäurewerk „St. Joseph“ Bodendorf
Die Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage Bad Bodendorf, unmittelbar an das ehemalige Kurmittelhaus Bad Bodendorf angrenzend, ist eines der wenigen Industriedenkmale der Region. Seit ca. 2014 wird das „Technikmuseum“ vom Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf e.V. betrieben.[1]
Kontakt
- Telefon 02642 6565 oder 02642 980793
- E-Mail ahrco2@bad-bodendorf.de
Chronik
- 1919 Josef Hardt und seine Söhne Peter und Heinrich beschließen, die aus der 1913 erbohrten Quelle freiwerdende Kohlensäure gewerbsmäßig auszubeuten. Das Startkapital kam vom Verkauf des 1900 erbohrten „Ahrquell“ an den Engländer Richard Cory. Weitere Geldmittel kamen als Anleihe von dem Brüsseler Kaufmann Dubois, dem dafür Kohlensäure geliefert werden sollte. Die Verflüssigungsanlage wurde von der Augsburger Maschinenfabrik Riedinger geliefert. Das Gebäude hierfür erbaute der Bodendorfer Maurermeister Josef Beitzel. Nach Versiegen der Quelle von 1913 wurde das Thermalwasser zur Gewinnung der Kohlensäure aus der Hauptquelle, der Josef-Quelle Bad Bodendorf, entnommen.
- 1922 Vertrag mit dem „Kohlensäureverband (Westkontor Koblenz)“. Josef Hardt erhält eine monatliche Abfindung, wenn er keine auswärtigen Kunden mit Kohlensäure beliefert. Seit dem wurde nur noch der Abfüllbetrieb des „Bodendorfer Thermalsprudels“ beliefert.
- 1967 Verkauf des blühenden Betriebes „Bodendorfer Thermalsprudel“ durch den Krupp-Konzern an die Firma „Tönnissteiner Sprudel“, die den Bodendorfer Betrieb aus Konkurrenzgründen über Nacht stilllegte. Damit standen von diesem Zeitpunkt an auch die Räder der Kohlensäuregasverflüssigungsanlage still.
- 2003 Nach Übernahme der Kuranlagen durch die Eigentümer des Seniorenzentrums "Maranatha" Bad Bodendorf fördert die neue Besitzerin, Hannelore Spitzlei, den Erhalt der Kohlensäureverflüssigungsanlage als einzigartiges Industriedenkmal.
- 2014 übernahm der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf e.V. die Betreuung der Anlage und wird sie zu festen Önnungszeiten, die im Veranstaltungskalender der Stadt Sinzig veröffentlicht sind, zugänglich machen. Außerhalb dieser festen Öffungszeiten können sich Besuchergruppen für Führungen anmelden.
- Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde das ehemalige Kohlensäurewerk etwa einen Meter überflutet.
Anlage wieder in Bewegung gesetzt
Nach 55 Jahren Stillstand gelang es dem Team des Technikmuseums im Herbst 2022 mithilfe des ehrenamtlich tätigen Restaurators Philip Mandrys aus Karlsruhe, die Museumsanlage mit den Kompressoren zur Verdichtung der Kohlensäure und dem großen Schwungrad wieder in Bewegung zu setzen. Lag der Focus zu Beginn der Erhaltungsmaßnahmen auf der Beseitigung der Spuren der Flut, der Abnahme des getrockneten Schlamms und Schlicks mittels Trockeneis-Strahlverfahren, so lag der Fokus anschließend auf der Entfernung der Hinterlassenschaften der Flut im Inneren der altehrwürdigen Maschinen. Zuerst wurden die beiden Pleuelstangen demontiert. Diese Pleuel wurden 1918 mit dem Kolben verkeilt und durch Splinte gesichert. Diese Keilverbindungen mussten in feuchter Umgebung und im korrodierten Zustand gelöst werden, ohne dabei Schäden zu verursachen. Ebenso schwierig gestaltete es sich, die schweren Kolben nach so langer Zeit aus den Zylindern mit stark verpresster Abdichtung zu ziehen. Dies gelang mittels Kettenzug und Dank der massiven Gebäudewand. Eines hatte dabei oberste Priorität: Jedes Teil musste unversehrt bleiben, denn die Anlage stand mittlerweile unter Denkmalschutz und musste in ihrem historischen Zustand erhalten werden. Dazu mussten auch einige Werkzeuge neu beschafft werden – beispielsweise ein 42er Schlüssel und Auspresswerkzeuge für Lager. Nach drei Tagen Arbeit war es dann so weit: Erstmals nach 55 Jahren wurde die Anlage mittels vereinter Körperkraft wieder in Bewegung gesetzt. Anschließend lang die Hoffnung des Museumteams mit Achim Sonnenberg, Bernd Schneider und Tobias Saltzmann auf der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Denn für den langfristigen Erhalt der Anlage war die Sicherung der durch die Flut instabil gewordenen mehr als 100 Jahre alten Gebäudehülle notwendig. Zunächst sicherten provisorisch eingesetzte Holzbalken die Zwischendecke und die Dachkonstruktion vor dem Einsturz. Erst durch die Sicherung und den Erhalt der Gebäudehülle werde es möglich sein, das Industriedenkmal langfristig zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[2]
Weitere Fotos
Video
Mediografie
- Christof Gloger (Hrsg.): Mission Blubberblasen - Begleitheft für Lehrkräfte zur „Mission Blubberblasen“, 20 Seiten, 2014 (pdf/20 Seiten)
- Günther Schmitt: Technikmuseum Bad Bodendorf - Neues Angebot für Kinder: "Mission Blubberblasen", general-anzeiger-bonn.de vom 31. Juli 2013
- Bernd Linnarz: Bad Bodendorfer Technikmuseum - Premiere für "Mission Blubberblasen", general-anzeiger-bonn.de vom 11. August 2013
- Rotary-Club Sinzig Remagen unterstützte Technikmuseum: Mission „Blubberblase“ jetzt auch für Lehrer - Gleichnamige Broschüre wurde überarbeitet, blick-aktuell.de, 28. September 2015
- Wissenswertes aus dem Technikmuseum Bad Bodendorf – CO2-Gas in Bad Bodendorf, blick-aktuell.de vom 28. Dezember 2018
- Josef Erhardt: Kohlensäurewerk St. Joseph brachte Bodendorf den Heilbadstatus – Verflüssigungsanlage a1s Industriedenkmal, in: Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2020, 300 Seiten, S. 204-207
- Claudia Gerner-Beuerle: Erste Hilfe nach der Flutkatastrophe: Dank des beherzten Einsatzes ehrenamtlicher Helfer, konnte die Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage St. Joseph von 1919 in Bad Bodendorf gerettet werden, gdke.rlp.de, 2. Februar 2022
- Achim Sonnenberg: Nach 59 Jahren wieder im Schwung, in: Die Dorfschelle, 4/2022, S. 20
- Flutgeschädigtes Technikmuseum erhält Hilfe aus dem Braunkohlerevier, blick-aktuell.de, 28. Februar 2023
- Claudia Voß: Wenn ein Museum zwischen die Fronten gerät: Zukunft des Bad Bodendorfer Technikmuseums nach der Flut ungewiss, rhein-zeitung.de, 26. September 2023
Weblink
kulidag.de: Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage Bad Bodendorf
Fußnoten
- ↑ Quelle: Rhein-Zeitung vom 7. April 2014
- ↑ Quelle: Achim Sonnenberg