Kulturkampf im Kreis Ahrweiler
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In Deutschland wird der Begriff Kulturkampf unter Vorzeichen des 19. Jahrhunderts auf den Konflikt zwischen Preußen bzw. später dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. bezogen. Diese Auseinandersetzungen eskalierten ab 1871. Bis 1878 wurden sie beendet und 1887 diplomatisch beigelegt. Politisch ging es in Deutschland in erster Linie um die Lösung des Staates von der Katholischen Kirche in ihrer rechtlichen und politischen Dimension sowie um den Einfluss der organisierten katholischen Minderheit.
Chronik
Im Jahr 1874 braute sich auch über dem Calvarienberg in Ahrweiler Unheil zusammen: Während Bismarcks Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche wurden die meisten Orden aufgelöst, die Klöster aufgehoben, und die Ordensleute mussten Deutschland verlassen. Deshalb hatte man vorsorglich Niederlassungen im Ausland zur Aufnahme ausgewiesener Schwestern und der ihnen anvertrauten Mädchen gegründet - in Séroule, Enghien und Bauffe in Belgien sowie in Valkenburg in Holland. Die Ursulinen der zwischenzeitlich gegründeten Filialklöster in Boppard, Kempen, Monschau, Aachen und Trier) mussten mit einem großen Teil ihrer Internatsschüler als erste ins Exil gehen. Für den Calvarienberg in Ahrweiler wurde der 1. Mai 1876 als Aufhebungstermin festgelegt. Doch Generaloberin M. Theodora Wagemann versuchte, wenigstens das Mutterhaus auf dem Calvarienberg und sein Pensionat zu erhalten. Dank geschickten Verhandelns, zahlloser Eingaben und hilfreicher Kontakte gelang ihr dies - allerdings mit Auflagen: Die Leitung von Schule und Pensionat musste in weltliche Hand übergehen werden. Zur Leiterin wählten die Ursulinen Sophie Delgier, die in Ahrweiler eine kleine Mädchenschule leitete. Zivile Lehrkräfte mussten eingestellt werden, nur acht Lehrschwestern durften weiter unterrichten, sieben sogenannte Laienschwestern, die für Küche und Haushalt zuständig waren, konnten nur bleiben, wenn sie ihr Ordensgewand ablegten. Die übrigen Ursulinen mussten den Kalvarienberg verlassen. 1887 konnten die verbannten Schwestern mit dem Scheitern und offiziellen Ende des Kulturkampfes auf den Calvarienberg zurückkehren.[1]
Mediografie
- Christian Franzen: Verhaftet während der letzten Ölung. Der Brohler Pfarrer Josef Leusch geriet als junger Priester in den Kulturkampf, S. 324-327
- Peter Weber: Auswirkungen des Kulturkampfes in Hümmel, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1985
- Evodia Wolf: Vor 100 Jahren: Nonnenwerth im Kulturkampf 1876-1878 - Nach Aufzeichnungen von Schwester Paula Münster, die von 1877—1879 Inselschülerin war, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1979
Weblink
Fußnoten
- ↑ Quellen: Michael Riemenschneider: Die Unterrichts- und Erziehungsanstalt für Töchter im Ursulinenkloster auf dem Calvarienberg bei Ahrweiler. Eine Geschichte des Internats der Ursulinen (1838-2016), in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2016, Seite 206-2015, pdf/10 Seiten, und Alois Schneider: 1838-1988: 150 Jahre Schulen auf dem Calvarienberg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1988