Wilhelmstraße 21a (Bad Neuenahr-Ahrweiler)
Das Gebäude an der Wilhelmstraße 21a in Ahrweiler, die heute in Ahrweiler meist „Villa Kempkes“ genannt wird, ist eine weitere Villa der weitverzweigten Familie Kreuzberg. Margarethe Kreuzberg, die Witwe von Julius Kreuzberg, ließ sie im Jahr 1903 im damals modernen Heimatstil bauen. Architekt war Oscar Schütz; der Remagener Architekt Jakob Nicolaus Gronert, der auch die Ahrweiler Synagoge plante, führte das Projekt weiter.[1]
Standort
Baubeschreibung
Das vierachsige Gebäude gründet auf einem Kellergeschoss aus heimischem Bruchstein. Die darüber liegenden Geschosse sind verputzt und komplett von Bruchstein gerahmt. Das Erdgeschoss wird durch einen Standerker in Fachwerk und durch die interessante Ecklösung, ein großes, von Bruchstein umrahmtes Fenster, betont. Das Eckfenster wird durch ein kleines Dächlein behütet. Auf dem Krüppelwalmgiebel befand sich früher ein zeittypisches Zierelement aus Zink.
Chronik
Margarethe Kreuzberg wohnte bis 1930 in der Villa. Der Kaufmann Christian Lennarz, der einer Lederhandelsgesellschaft vorstand, und der Obersteuersekretär Ernst Oelze wohnten zu dieser Zeit zur Miete dort. 1930 verkaufte Margarethe Kreuzberg ihre Villa an den Studienrat Dr. Karl Kempkes, der dann auch in das Gebäude einzog. Unmittelbar nach Kriegsende wurde das Anwesen von der französischen Besatzungsbehörde beschlagnahmt, wie viele weitere Villen der Wilhelmstraße. Die französische Familie Spriet bewohnte das Erd-, die ebenfalls französische Familie Loll das Obergeschoss. Nachdem die Franzosen das Haus geräumt hatten, blieb es Eigentum von Dr. Karl Kempkes, der allerdings nach Köln umgezogen war. Deshalb zog die Familie seines Bruders, des Obersteuerinspektors Fritz Kempkes, in die Villa in Ahrweiler ein. Aus Platzgründen wich der ehemalige Wintergarten im Erdgeschoss zu dieser Zeit einem Anbau. Grund dafür war, dass im Obergeschoss noch ein Chauffeur der französischen Militärverwaltung wohnte, der sich weigerte, auszuziehen. Später erbte Margot Kempkes die Villa, in der sie auch 2021 noch wohnt.
Dem Zeitgeist entsprechend, wurden die ursprünglich bogenförmigen Fenster im ersten und im zweiten Obergeschoss in den 1980er Jahren erneuert. Auf die Bogenform wurde zugunsten von Rolladenkästen verzichtet (wenn man das Haus näher betrachtet, kann man die Bögen im Putz noch erkennen). Ebenso wurde auf die Sprossen bei den Fenstern verzichtet. Ursprünglich befand sich in Parterre am Eckfenster noch ein hölzerner Balkon. Besonders prägend waren beim Haus die Schlagläden, die ihm Form und Gestaltung gaben. „Die Fassade wirkt dadurch leider heute etwas langweilig und nicht ihrem Rang entsprechend“, schreibt Karl Heinen, „aber all’ diese Änderungen wären leicht wieder rückgängig zu machen und deshalb kann man bei diesem Haus, auch von einer Schönheit sprechen.“ Die Haustüre mit ihrem Dächlein ist noch original, ebenso die Inneneinrichtung mit Details, etwa (Schiebe-)Türen, Türrahmen, Täfelungen und repräsentativem Treppenhaus. Originale Decken und Kachelöfen sind ebenfalls noch vorhanden. Dies alles sei, so Heinen, „wundervoll gepflegt und fachgerecht restauriert.“ Der Vorgarten und der Garten hinter dem Haus seien „heute noch eine grüne Oase, zieren das schöne Haus in zeitgemäßem Charme und unterscheiden sich wohltuend von manchen Schottergärten.“
Fußnoten
- ↑ Quellen: Karl Heinen: Die Ahrweiler Wilhelmstraße im Wandel der Zeit - Teil 50: Wilhelmstraße Nr. 21 a, Teil 1, in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler 26/2021, S. 30, und Die Ahrweiler Wilhelmstraße im Wandel der Zeit - Teil 50: Wilhelmstraße Nr. 21 a, Teil 2, in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler 27/2021, S. 23