Backhaus Oedingen
Das Backhaus von Oedingen wurde im Jahr 1850, so die Oedinger Chronik, von der Gertrudis-Gemeinschaft am südlichen Giebel des alten Schulgebäudes an der Wachtbergstraße 59 in Eigenleistung gebaut. Eine vorläufige Gemeindeordnung regelte anfangs den Betrieb, bis 1867 der Gemeinderat eine verbindliche Benutzerordnung herausgab. Danach durften alle Oedinger Haushalte das Backes kostenlos nutzen und über den Eigenbedarf hinaus gebackenes Brot verkaufen. Letzeres galt als gewerbliche Nutzung und wurde mit einem Taler pro Jahr zugunsten der Gemeindekasse versteuert. Die angefallene Asche wurde aufbewahrt und als Pflanzendünger versteigert. Der Erlös diente der Erhaltung des Backes. In der Regel backten drei oder vier Familien zusammen. Die Backzeiten wurden mit Hilfe eines Benutzerbuchs geregelt.
Standort
Chronik
Bis Mitte der 1930er Jahre, bis die Bäckerei Schneider ihren Betrieb aufnahm, wurde der Backes voll genutzt. Ende der 1940er Jahre ging die Bäckerei in die Hände von Schwiegersohn Heinrich Breuer über. Im Zweiten Weltkrieg musste das alte Backes noch einmal herhalten, um hier und da unter der Hand erworbenes Getreide zu verbacken und so die knappen Verbraucher-Rationen aufzubessern. Kurz nach dem Krieg verfiel das Backhaus bis zur Unbenutzbarkeit. Die Freiwillige Feuerwehr Oedingen richtete es im Jahr 1950 notdürftig so her, dass sie es als Geräteschuppen für ihre Handspritze, Leitern und Eimer nutzen konnte.
Die Jugend nutzte die kaum zu sichernde Bude gerne als Liebeslaube. 1974 wurde das Backhaus dem Sportverein Grün-Weiß Oedingen 1946 e.V. zur Verfügung gestellt. Der baute es in Eigenleistung zu einem Umkleidehaus um. Nachdem das Gerätehaus am Sportplatz zu einer Umkleide umgebaut worden war, stand das Backes leer. Innerhalb der Dorferneuerung hatten der Ortsbeirat Oedingen um Ortsvorsteher Hans Kossin beschlossen, das Backes wieder seiner alten Nutzung zuzuführen.
1999/2000 wurde das Backes von den Backesfreunden Oedingen e.V. in 323 Stunden saniert. Das gesamte Gebäude musste entkernt, die Zwischenwand entfernt, Mauern mussten durchbrochen und der gesamte Innenputz entfernt werden. Auch der Estrich und die Bodendecke mussten raus. Nach der Ausgrabung wurden die Bruchsteinfundamente entfernt. Mit Kalksteinständen wurde wieder aufgemauert. Dies musste aufgrund von Einsturzgefahr sehr vorsichtig geschehen. Nach dem Vermauern des Mauerdurchbruchs erfolgte das Verlegen von Drainage, Abflusskanälen und Leerleitungen für die Elektrik und das Gießen der Fundamente für den Anbau, das Holzlager. Innen und Außen erhielt das Backes einen neuen Anstrich, der gesamte Dachboden wurde entrümpelt, das Dach mit Folie und Steinwolle isoliert. Gesamtkosten der Sanierung: 120.000 Mark, davon trug die Stadt Remagen rund 65.000 Mark. Der Rest wurde über das Dorferneuerungsprogramm finanziert. Am 20. Oktober 2000 ging das Backes wieder in Betrieb.