Basaltsteinbruch Steinbergskopf
In dem westlich von Niederlützingen gelegenen ehemaligen Basaltsteinbruch Steinbergskopf wurde bis 1929 Basalt abgebaut. Bis heute gibt es dort noch etliche Zeugnisse aus der Zeit, als dort Basalt abgebaut wurde. Von Januar 1973 bis Dezember 1998 wurde die Grupe als Kreismülldeponie genutzt und verfüllt. Rund 850.000 Kubikmeter Abfall sind auf dem etwa 3,5 Hektar großen Gelände abgekippt worden.
Lage
Chronik
Der Name „Kapp“ stammt von der einstigen Form des Steinbergskopfes. Aus dem Berg erhob sich früher ein kegelförmiges Basaltgebilde, das den Berg überragte. Diese Erhebung bildete mit rund 288 Metern über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt von Niederlützingen. Von weitem sah es aus, als säße ein Hut auf dem Berg. Daher der Name „Kapp“. Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dort Basalt abgebaut, der dann mit Fuhrwerken durch den Ort und danach über den alten Lammertalsweg nach Brohl zum Rhein transportiert worden ist.
Mehrmals verpachtete die Gemeinde den Bruch an Unternehmer, darunter 1855 an eine Düsseldorfer Firma und um 1860 an ein niederländisches Unternehmen. Größere Bedeutung erlangte der Basaltabbau in Niederlützingen seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. 1873 verpachtete die Gemeinde einen Teil des Steinbergskopfes an den Fabrikanten Wilhelm Dulheuer. Der Pachtvertrag lief über 50 Jahre. Dulheuer zahlte 7000 Thaler Pachtgebühr. Zwei Jahre später schlossen Gemeinde und Unternehmer einen zweiten Pachtvertrag, mit dem Dulheuer auch den zweiten Teil des Steinbergskopfes für 50 Jahre übernahm.
Der Pächter schuf in den nachfolgenden Jahren die Voraussetzungen für einen großräumigen Basaltabbau. So wurde zum Beispiel eine Schneise vom Steinberg aus bis ins Vinxtbachtal quer durch den Wald geschlagen. Über diesen sogenannten „Bremsberg“ wurde der Basalt ins Tal transportiert. Im Vinxtbachtal wurden ebenfalls Schienen verlegt - bis hinunter zur Vinxtbach-Mündung in den Rhein. Von dort aus wurde das Gestein auf Schiffe verladen und weiter transportiert. Außerdem ließ Dulheuer Unterkünfte für die Arbeiter sowie Material- und Werkzeughütten bauen. Gearbeitet wurde im Tagebau. Im Sommer begannen die Arbeiten morgens gegen 7 und endeten abends um 19 Uhr. Im Winter war die Arbeitszeit kürzer. Manchmal machten Frost und Kälte den Abbau unmöglich; dann wurde die Arbeit vorübergehend eingestellt.
Im Jahr 1888 ging das Unternehmen Dulheuer in die heute noch bestehende Linzer Basalt AG über, die dann den Basaltabbau am Steinbergskopf betrieb. In den Anfangsjahren arbeiten nicht viele Leute im Steinbruch. Später wurde die Abbaumenge kontinuierlich gesteigert, so dass 40 bis 50 Männer auf dem Steinbergskopf ihr Brot verdienten.
Die Arbeit war hart und gefährlich. An Seilen befestigt, hingen die Arbeiter in der Basaltwand. Anfangs brachen sie den Basalt mit Spitzhacke, Eisenstangen und Hammer aus der Wand heraus. Nach der Jahrhundertwende wurde vermehrt Sprengstoff eingesetzt. Nach jeder Sprengung musste ein Arbeiter in die Wand klettern und die Steine herausbrechen, die zwar gelockert, aber nicht hinunter gefallen waren. Der so gebrochene Basalt wurde von Lehm und anderem Gestein getrennt und anschließend klein geklopft. Ende des 19. Jahrhunderts hatte man dann Brecher errichtet, die das Gestein maschinell auf die gewünschte Größe zerkleinerten. Danach verlud man den Basalt auf Wagen und transportierte ihn ab. Hierzu waren eigens Schienen im Bruch verlegt worden. Pferde zogen die Wägelchen bis zum Bremsberg. Dort befand sich neben Aufenthalts- und Geräteräumen auch eine Anlage, mit der die Wagen ins Tal befördert wurden. Sie bestand aus einem großen Eisenrad, über das ein dickes Drahtseil bis ins Vinxtbachtal hinunter lief. Außerdem waren zwei Schienenstränge bis ins Vinxtbachtal verlegt worden. Über einen Schienenstrang fuhr ein beladener Wagen talabwärts, über den anderen kamen leere Wagen auf den Berg. Die Anlage war so konstruiert, dass die talabwärts fahrenden Wagen die leeren Wagen auf den Berg hinauf zogen. In den ersten Jahren wurden die Wagen per Pferdeeisenbahn zum Rhein transportiert, ab 1883 wurde dann eine Dampflokomotive eingesetzt, das „Däller Füppchen“.
Der Steinberg-Basalt wurde zum größten Teil zu Schotter und Splitt für Straßen- und Bahnbauarbeiten verarbeitet. Größere Steine, die gebrochen wurden, gebrauchte man zur Befestigung von Uferböschungen und zum Bau von Hafenanlagen. Viele Lieferungen ging in die Niederlande. Es waren sogenannte „Senksteine“, die beim Bau von Dämmen verwendet wurden.
Im Laufe der Jahrzehnte war der Steinbergskopf nahezu völlig verschwunden; statt dessen klaffte ein riesiges Loch. Daher mussten die Wagen zunächst mit einer Seilwinde auf das Plateau gezogen werden, ehe sie zum Bremsberg geschafft werden konnten. Der Abfall, der bei der Zerkleinerung des Basaltgesteins entstand, sowie Lehm und Gestein, das man nicht gebrauchen konnte, wurden auf einen Geröll- und Schuttplatz transportiert. Der Untergrund des heutigen Niederlützinger Sportplatzes zum Beispiel besteht aus Schutt vom Steinbergskopf.
Ein Unglück an Heiligabend des Jahres 1929 beendete den Basaltabbau „an der Kapp“ abrupt: Wie jeden Tag, hatten sich die Arbeiter zum Gebet in der Aufenthaltshütte versammelt. Während des Gebets hörten sie plötzlich ein lautes Krachen und Brechen. Die Leute liefen nach draußen und sahen, wie die Grube einstürzte und alles unter den Erdmassen begrub: Gleise, Wagen und Werkzeug. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt keine Menschen im Bruch. In den nachfolgenden Monaten bemühten sich die Betreiber, die Arbeit wieder aufzunehmen. Doch sämtliche Versuche scheiterten. Die Grube wurde stillgelegt. Noch brauchbare Gerätschaften sind an die Andernacher Firma Smaritschnik verkauft worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde kurzzeitig über einen erneuten Basaltabbau am Steinbergskopf nachgedacht; realisiert wurden diese Pläne aber nicht.
Mediografie
- Achim Schmitz: Als am Steinbergskopf noch Basalt abgebaut wurde. Aus der Geschichte von Niederlützingen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1986
- Anton Simons: Rückblick: Ein Bergsturz beendete 1929 den Basaltabbau in der Region, ga.de, 28. Dezember 2021 (komplett berücksichtigt)