Dieter Schewe
Dieter Schewe (* 14. Juli 1924 in Recklinghausen; † 16. Januar 2014 in Oberwinter) aus Oberwinter ist einer der Väter des deutschen Sozialversicherungssystems. Sinzig hat ihm die Rettung des Zehnthofs Sinzig zu verdanken.
Vita
Dieter Schewe wurde am 14. Juli 1924 als Jüngstes von drei Geschwistern in Recklinghausen geboren. Mutter Maria Schewe arbeitete ab 1908 als eine der ersten Lehrerinnen am Gymnasium Rhein-Herne-Kanal. Der Vater war Oberinspektor und als Vorsitzender des Vinzenzvereins in der Jugendfürsorge aktiv. Im Alter von 17 Jahren wurde Schewe zur Wehrmacht eingezogen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er in Göttingen Jura. Später leitete er die Abteilung "Sozialversicherung und Sozialbeirat" im Bundesarbeitsministerium in Bonn und gehörte zu den Protagonisten der Rentenreformen von 1957 und 1972. Im Jahr 1978 kam Schewe nach Sinzig, sah den maroden Zehnthof und kaufte ihn.[1]
Die Rhein-Zeitung berichtete über ein Interview anlässlich von Schewes 80. Geburtstag im Jahr 2004:
- "Ich habe ganz Europa erlebt", sagt er heute, spricht von Erlebnissen in Russland und der Ukraine, seiner Verwundung, von Gelbsucht und Fleckfieber. "Reine Glückssache, dass ich noch lebe", sagt er und verweigert weitere Aussagen, weil es "im Grunde unmöglich ist, sich Nazizeit oder Krieg heute vorzustellen. Die Verhältnisse waren eben absurd."
Nach dem Krieg studierte Dieter Schewe in Göttingen Jura. Zusammen mit Prof. Walter Bogs, seinem Mentor, schrieb er im Jahr 1953 das Gutachten für eine Rentenreform. Die Rhein-Zeitung berichtete:
- Schewe betrachtete die Schaffung eines Sozialsystems als Lebensaufgabe und macht klar, "dass die Bundesrepublik ohne ausgeglichene Einkommensverteilung nicht funktionieren kann". Schewe ist stolz darauf, dass "Adenauer meine Gedanken zur Rentenreform umgesetzt hat", und hält nichts von Lobbyisten. "Es geht um die besseren Argumente zur rechten Zeit. Man muss nicht aus allem eine große Philosophie oder Reform machen."
Später wurde Schewe Leiter der Abteilung "Sozialversicherung und Sozialbeirat" Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung in Bonn. Er gehörte zu den Protagonisten der Rentenreformen von 1957 und 1972, arbeitete am Sozialgesetzbuch mit und wurde einer der Väter des Bildungsurlaubs.
Turniertanz war 16 Jahre lang das gemeinsame Hobby von Dieter und seiner Ehefrau Eve-Elisabeth Schewe, die gemeinsam vier Kinder bekamen. Als Dieter Schewe im Jahr 1978 nach Sinzig kam und den dahinsiechenden Zehnthof sah, wollte er das Areal kaufen. Drei schlaflose Nächte, dann war er sich mit der Stadt einig. Über Jahre wurde der Gebäudekomplex unterhalb des Kirchplatzes renoviert.[2]
Verwandtschaftliche Beziehungen
- Sohn von Maria Schewe
- zwei Geschwister
- verheiratet mit Eve-Elisabeth Schewe
- Vater von Joachim Schewe
Auszeichnung
Für seine Verdienste wurde Schewe mit dem Goldenen Siegel der Stadt Sinzig ausgezeichnet.[3]
Veröffentlichungen
- Geschichte Sinzigs und seiner Königspfalzen
- Die Geschichte der sozialen und privaten Versicherung im Mittelalter in den Gilden Europas, 2000
- Königs- und Klosterweine der Rhein-Ahr-Region, 150 S., Verlag "Geschichtsforschungen im Rheinland" 2005, 14 Euro, ISBN 3-98094382-8
- Der Zehnthof in Sinzig im 19. Jahrhundert - Ein rheinischer Traum aus Hohenzollerns Königsschlössern, Köln u.a.: Studio 1995, XIV, 205 S., ISBN 3-89564-020-4
- Wie es vor 777 Jahren zum Bau der Burg Landskron kam – Die untere Ahr in den Kämpfen zwischen Staufern und Welfen, Königen und Erzbischöfen um 1200, in: Landkreis Ahrweiler (Hrsg.): Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1984, Seiten 127-134
Mediografie
- Detlev Zöllner: Dieter Schewe zum 75. Geburtstag, in Sozialer Fortschritt – Unabhängige Zeitschrift für Sozialpolitik hrsg. Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, Bonn, 48. Jahrgang, Heft 7/Juli 1999
- Anton Simons: „Offene Gärten der Ahr“ - Spaziergang durch Lenné-Garten am Geburtstag des Zehnthof-Retters, ga.de, 14. Juli 2024
Weblink
Fußnoten
- ↑ Quelle: Trauer um Dieter Schewe - Der Retter des Sinziger Zehnthofes ist tot, in: General-Anzeiger vom 21. Januar 2014
- ↑ Quelle: Rhein-Zeitung vom 14. Juli 2004
- ↑ Quelle: Rhein-Zeitung vom 21. Januar 2014