Eifelverein Kempenich e.V.
Der Eifelverein Kempenich e.V. wurde im Jahr 1894 gegründet und zum 31. Juli 2015 wieder aufgelöst.
Chronik
Der damalige Bürgermeister Meyer rief im Jahr 1894 die Ortsgruppe ins Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Interesse am Wandern deutlich nach. Ab 1952 gab es den Verein nur noch auf dem Papier. Im Jahr 1977 wurde er jedoch neu gegründet. Vorsitzender war bis 1980 Amtsbürgermeister Theo Sundheimer, dem Günter Kaul folgte. Manfred Becker leitete von 1981 bis 2010 die Geschicke des Vereins. In den 1980er- und 1990er-Jahren erlebte die Ortsgruppe ihre Blütezeit. Die Schutzhütte im Kempenicher Burgwald entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt für Wanderfreunde aus nah und fern. Und im Rahmen von Wochenwanderungen lernten die Teilnehmer deutschlandweit reizvolle Landschaften kennen. Doch dann kämpfte der Verein rund zehn Jahre lang ums Überleben. Es fanden sich keine Wanderer mehr und auch niemand aus der jüngeren Generation, der im Vorstand mitarbeiten wollte.
"Nach längerem Siechtum befindet sich der 116 Jahre alte Verein wieder auf dem Weg der Genesung", berichtete die Rhein-Zeitung am 7. Dezember 2010. Mit einem gesunden Mix von bewährten Führungskräften und Amtsträgern, die in anderen Gremien bereits hinreichend Erfahrung gesammelt haben, wolle der neu gewählte Vorstand "das Wandern wieder salonfähig machen und die Tradition fortführen." Uli Nowak wurde von 21 anwesenden Mitglieder (42 zählte der Verein im Dezember 2010) zum Vorsitzenden gewählt, Stefan Werle zum Stellvertreter und Schriftführer. Thomas Klein wurde Kassenwart, Erwin Müller blieb Wegewart, Norbert Maur Hüttenwart, Klaus Doll und Ulrike Klein fungierten als Wanderwarte.
"Die Ortsgruppe Kempenich im Eifelverein steht wie viele andere Vereine vor der Herausforderung, Aktive für die ehrenamtliche Arbeit zum Wohle ihrer Heimat zu begeistern", hieß es am 9. Juni 2015 in der Rhein-Zeitung (RZ). Deshalb lud der zu dieser Zeit 44 Mitglieder zählende Verein für Donnerstag, 18. Juni 2015, Mitglieder und Bevölkerung für 19 Uhr in den Gasthof Bergweiler ein. Dort solle über Aufgaben und Angebote des Eifelvereins informiert werden. Vertreter des Hauptvereins würden an diesem Abend einen Überblick über das Leistungsspektrum der größten ehrenamtlichen Heimatorganisation in der Eifel mit insgesamt 28.000 Mitgliedern geben, war in der RZ zu lesen. Ziel der Veranstaltung sei es, den vor 121 Jahren gegründeten Ortsverein mit neuem Schwung zu beleben. „Gerade Kempenich zeichnet sich mit dem Brohltal, der Brohltalbahn und der kurz zuvor eröffneten Eifelleiter als Wanderparadies aus, und deshalb muss der Eifelverein wieder an Bedeutung gewinnen“, wurde Hauptgeschäftsführer Manfred Rippinger zitiert. „Für die Kempenicher wäre es sicherlich ein herber Verlust, auf die geführten Wanderungen und die Nutzbarkeit der öffentlich verfügbaren vereinseigenen Grillhütte im Burgwald verzichten zu müssen“, so Rippinger weiter.
Die Vereinsgeschichte endete am 31. Juli 2015 dort, wo sie 121 Jahre zuvor begonnen hatte: im Gasthof Bergweiler: Drei von sieben anwesenden Mitgliedern stimmten dort für die Auflösung, drei enthielten sich, einer votierte mit Nein. Drei der 40 eingeladenen Mitglieder hatten ihr Kommen abgesagt. Mit sieben anwesenden Mitgliedern wurde ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als beim ersten Versuch am 10. Juli 2015; bei dieser Sitzung war die von der Satzung geforderte Zahl von 75 Prozent der Mitgieder bei Weitem nicht erreicht worden. Damals folgten lediglich drei Mitglieder der Einladung. Zuletzt waren nur noch die Wanderführer selbst auf Tour gegangen. Und der Versuch, einen neuen Vorstand zu wählen, scheiterte. Der letzte Vorstand hatte noch dafür gesorgt, dass die vereinseigene Hütte im Burgwald ein neues Dach bekam. Die Hütte und 6000 Euro Barvermögen gingen mit der Auflösung satzungsgemäß in das Eigentum der Gemeinde Kempenich über. Kurt Gros, der bei der Wiedergründung des Vereins im Mai 1977 als Ortsbürgermeister zum Beisitzer gewählt worden war, hatte vorgeschlagen, die Ortsgruppe auf das gesamte obere Nettetal und sämtliche Gemeinden des ehemaligen Amtes Kempenich auszuweiten, fand aber wenig Zuspruch. Uli Nowak, bis 2014 Vorsitzender der Ortsgruppe, begründete: „Natürlich haben wir versucht, uns breiter aufzustellen und mit der Gruppe in Niederzissen zu fusionieren. Aber die laborieren ja auch an den gleichen Symptomen wie wir: Das Thema Wandern wird zunehmend anderweitig besetzt. Gewandert wird in Sportvereinen wie in Hohenleimbach, in einem Wanderverein wie in Weibern oder ganz individuell, indem von dem ständig wachsenden Wanderwegeangebot alleine, in der Familie oder in kleinen Gruppen Gebrauch gemacht wird.“ Reiner Degen aus Weibern fand für seine Anregung, den Verein ruhen zu lassen, ebenfalls keine Mehrheit. Der ehemalige Zweite Vorsitzende Stefan Werle argumentierte: „Ohne rechtsmäßig gewählten Vorstand geht das nicht. Wenn wir heute nicht auflösen, wird das für das Vereinsregister zuständige Amtsgericht jemanden einsetzen, der dies tut. Und dann wird es teuer.“ Für Uwe Witz gab es deshalb zur Auflösung keine Alternative: „Das Grundproblem besteht darin, dass niemand mehr Verantwortung übernehmen will. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern.“[1]
Siehe auch
Fußnoten
- ↑ Quelle: Hans-Josef Schneider: Eifelverein Kempenich löst sich auf - Nach 121 Jahren kam jetzt das endgültige Aus - Kein Interesse mehr am Wanderverein, in: Rhein-Zeitung vom 3. August 2015