Falder-Heiligenhäuschen Westum
Das Falder-Heiligenhäuschen (von „Falltor“, ehemaliges Tor der Ortsbefestigung) steht an der Ecke Krechelheimer Straße/Drosselweg im Oberdorf von Westum. Der in dem 1896 erbauten Heiligenhäuschen befindliche Bildstock stammt aus dem Jahr 1782. An den Innenwänden befinden sich Dekorfliesen aus Sinziger Produktion.
Standort
Chronik
1996 wurde das 100-jährige Bestehen des Häuschens mit einem Nachbarschaftsfest gefeiert. Das Kreuz selbst, aus Trachyt geschlagen, ist von 1782 und damit wesentlich älter. 1995 erhielt das kleine Kapellchen auf Beschluss des Ortsbeirats Westum und der Stadt Sinzig ein neues Schieferdach, 1996 wurde es innen und außen neu gestrichen. Der Westumer Heimatforscher Heinz Schmalz hat sich eingehend mit der Geschichte des Bildstocks sowie des kleinen Kapellchens befasst und Interessantes heraus gefunden. Der Standort des Heiligenhäuschens war einst ein wichtiger Wegekreuzpunkt zwischen Westum, Löhndorf, Königsfeld und dem vermutlich im 30-jährigen Krieg untergegangenen Ort Krechelheim. Früher war es durchaus üblich, an solchen Stellen ein Wegekreuz zu errichten, um auf allen Wegen und in allen Richtungen Gott bei sich zu wissen. Schmalz vermutet auf Grund mündlicher Überlieferung, dass an der beschriebenen Stelle einst ein Holzkreuz stand. Im Jahre 1782 wurde das aus Trachyt gemeißelte, 2,20 Meter hohe Kreuz aufgestellt. Franz Decker und seine Ehefrau Gundula, sie wohnten wohl im Westumer Oberdorf, hatten es in Auftrag gegeben und mit Unterstützung weiterer Mitbürger finanziert. Mehr als 100 Jahre stand es unter freiem Himmel und war damit aller Wetterunbill ausgesetzt. Es war aber stets für die Vorbeiziehenden ein Ort des Innehaltens. Gläubige fanden dort Trost in der Not und Hilfe für ihre Bitten. Noch heute ziehen betagte Westumer nach alter Tradition die Kopfbedeckung, wenn sie das Kreuz passieren.
1896 begannen einige Bürger damit, um das Kreuz herum ein kleines Kapellchen zu bauen und damit dem Ort an der Wegekreuzung zusätzliche Würde zu verleihen. Durch ein kleines, heute allerdings nicht mehr vorhandenes Kniebänkchen sowie einen Betstuhl wurde ein Platz zum andächtigen Verweilen und zum stillen Gebet geschaffen. Durch besondere Kacheln mit geschmackvollen Ornamenten, hergestellt in den Sinziger "Mosaikplatten- und Tonwaren-Fabriken", erhielt das kleine Kapellchen ein besonders schmuckes Aussehen. An der Vorderseite ist die Jahreszahl 1896 angebracht.
Das Heiligenhäuschen war Ziel zahlreicher Prozessionen, Wallfahrten begannen dort, und bei den Fronleichnamsprozessionen diente zuerst das Steinkreuz und später das Kapellchen als Stationsaltar.