Interessengemeinschaft gegen eine Frankensiedlung (Nierendorf)

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Die Mitglieder der 2015 entstandenen Interessengemeinschaft gegen eine Frankensiedlung in Nierendorf befürchten, sollte das vom Verein "Frankensiedlung Nithrindorp" geplante Freilichtmuseum tatsächlich gebaut werden, ein Lärm- und Verkehrsaufkommen, das für die Bewohner von Nierendorf und Birresdorf unzumutbar wäre.


Chronik

Nachdem der Gemeinderat Grafschaft das Vorhaben des Vereins Nithrindorp in der Legislaturperiode 2009-2014 grundsätzlich begrüßt hatte, zeigte er sich bei einer Sitzung im Juli 2015 irritiert über die wenige Tage zuvor veröffentlichten Pläne zum Bau der geplanten Frankensiedlung auf einem 12.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Birresdorf und Nierendorf. Auch zahlreiche Grafschafter hatten sich nach der Vorstellung der Pläne im General-Anzeiger an Bürgermeister Achim Juchem gewandt, um zu fragen, ob der Bau der frühmittelalterlichen Siedlung bereits beschlossene Sache sei. Anwohner befürchteten nämlich, dass die Siedlung derart viele Besucher anlocken könnte, dass es zu Verkehrsproblemen kommt. Juchem stellte klar, das Projekt sei bislang nicht in den zuständigen Gremien behandelt worden. Weil für die Freifläche, auf der die Siedlung entstehen soll, kein Bauplanungsrecht bestehe, müsse der Verein zunächst einen Bauantrag stellen. Weil er bislang nicht vorliege, habe sich der aktuelle Gemeinderat noch nicht mit dem Thema befasst. Bis zum Erteilen einer möglichen Baugenehmigung würden mindestens zwei Jahre vergehen. "Das bedeutet ganz konkret, dass in einem aufwendigen, mehrstufigen und kostenintensiven Verfahren zunächst der Flächennutzungsplan der Gemeinde geändert und dann mit Blick auf die Frankensiedlung ein Bebauungsplan erlassen werden muss", so Juchem. An dem Verfahren müssten Umweltverbände, Fachbehörden und Öffentlichkeit, insbesondere die Anlieger, beteiligt werden. Der General-Anzeiger (GA) berichtete:

Sowohl die Bearbeitung der Frage einer Erschließung des Areals, der Verkehrsführung oder auch der Schaffung von Parkplätzen erfordere einen erheblichen Aufwand und führe zu Kosten, so der Bürgermeister. Diese Kosten seien jedoch nicht von der Gemeinde, sondern in diesem Fall vom Verein "Frankensiedlung" zu begleichen. Unter dem Strich befinde sich das Projekt - auch wenn bereits seit Jahren hierüber mit wechselnden Standorten gesprochen werde - für den neuen Standort zwischen Birresdorf und Nierendorf in der Anfangsphase mit offenem Ausgang.[1]

Über die Einwohnerfragestunde während der Ratssitzung hieß es im GA:

Es hatte gleich mehrere Anfragen zur geplanten Frankensiedlung gegeben. Wohlwollend war keine. Satt dessen wurde von einem "Wahnsinnsprojekt" gesprochen, das man am besten "auf dem Mond errichtet". Alleine in Birresdorf unterzeichneten 27 Bürger einen Brief gegen das Vorhaben.

Im Oktober 2015 war der Verein Frankensiedlung den Gegnern des Projekts "Panikmache" vor. Vereinschef Mathias Heeb sagte, die Widersacher würden unangebrachte Argumente ins Feld führen. Wenn mit Kinderlärm, im Dorf randalierenden Jugendlichen, Belästigung durch Rauchentwicklung und Lärm verursachendes Handwerk und Landwirtschaft argumentiert werde, fehle ihm dafür jedes Verständnis, sagte Heeb der Rhein-Zeitung (RZ). Kinder und Jugendliche würden bei dem Projekt eine große Rolle spielen, so Heeb: „Kinder und Jugendlichen einen außerschulischen Lernort zu bieten, ohne die gewohnten Zwänge, ist ein Kerninhalt des Konzeptes“, sage er der RZ. Die geplante Frankensiedlung sei eine Chance für die Region sei, das das Leben der Dörfer und Vereine der Grafschaft und im Kreis Ahrweiler bereichere. Mit einem Korngarten, in dem regionale Kornsorten des frühen Mittelalters eingesät werden sollen, solle der Verein ab Frühjahr 2016 Schulklassen einen Einblick in die frühe Geschichte der Landwirtschaft bieten. Nachdem das Projekt am 24. September 2015 nochmals in einer Bauausschusssitzung vorgestellt wurde, hatte die Gemeinde Grafschaft ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben, das vom Verein bezahlt wird.[2]

Am 24. November 2015 übergab die Interessengemeinschaft dem Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem eine Liste mit den Unterschriften von mehr als 400 Gegnern des Projekts. "Ein Projekt mit bis zu 18 Gebäuden, Stromanschluss, Starkstromleitungen und Wasseranschluss in der Absicht zu errichten, dort Entschleunigungskurse für gestresste Manage anzubieten, die sich möglicherweise jeweils bis zu drei Tagen wie in einem Hotelbetrieb aufhalten, passt nicht in ein Landschaftsschutzgebiet", hieß es bei der Übergabe im Rathaus der Gemeinde Grafschaft in Ringen. Wolfgang Reuß, Armin Dußing und Klaus-Peter Linn, die Sprecher der Gruppe, unterstellten dem Verein, er verfolge mit dem Projekt kommerzielle Interessen. In jedem Fall werde es Verkehrsprobleme geben. Denn 15.000 Besucher jährlich (bei 300 Öffnungstagen wären das 50 Besuchern pro Tag) würden Verkehrs- und Parkraumprobleme verursachen. Dazu Lärm- und Geruchsemissionen, wie insbesondere die Anwohner in unmittelbarer Nähe befürchteten. Die nächste Bebauung sei lediglich 170 Meter von der geplanten Siedlung entfernt. Im schlimmsten Falle ende das Vorhaben "in einer Bauruine." Bürgermeister Achim Juchem erinnerte die Projekt-Gegner daran, dass im Frühjahr 2015 mit den Ergebnissen eines Lärmgutachtens gerechnet werde, das auf Kosten des Vereins "Nithrindorp" in Auftrag gegeben werde. Die Initiative warf dem Verein zudem vor, "bewusst mit Fehlinformationen zu arbeiten". Der Vorsitzende des Vereins "Frankensiedlung Nithrindorp", Mathias Heeb, konterte im Gespräch mit dem General-Anzeiger: "Es ist schon bedauerlich, mit welchen Unterstellungen und wie unqualifiziert gegen das Projekt vorgegangen wird."[3]

Fußnoten

  1. Quelle: Victor Francke: Frankensiedlung in Nierendorf - Der Rat weiß von nichts, general-anzeiger-bonn.de vom 25. Juli 2015
  2. Quelle: Frieder Bluhm: Panikmache beim Thema Frankensiedlung: Verein Frankensiedlung Nithrindorp wehrt sich gegen aus seiner Sicht unangebrachte Argumente, in: Rhein-Zeitung vom 20. Oktober 2015
  3. Quelle: Victor Francke: Interessengemeinschaft in der Grafschaft - Widerstand gegen die Frankensiedlung wächst, general-anzeiger-bonn.de vom 25. November 2015
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