Internat Calvarienberg Ahrweiler

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Der Calvarienberg war 1838 nicht nur das erste Ursulinenkloster in der Diözese Trier, vielmehr war die klösterliche Internatsschule im Bistum auch die erste Höhere Schule für Mädchen. Das mit dem Ende des Schuljahres 2016 geschlossene Mädchen-Internat sah seine Aufgabe darin, „berufstätige Eltern, die ihre Kinder gut versorgt wissen wollen, zu unterstützen und unseren Schülerinnen ein christliches Menschenbild zu vermitteln", wie Generaloberin Schwester Maria Monheim einmal der Rhein-Zeitung sagte.[1]


Chronik

Anfangs blieben die „Pensionärinnen“, wie die Bewohnerinnen genannt wurden, in der Regel ein oder zwei Jahre auf dem Berg. Wobei Internat und Schule eine räumlich und pädagogisch untrennbare Einheit bildeten, „eine kleine in sich geschlossene Welt“, wie Dr. Michael Riemenschneider in einem Beitrag für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2016 schrieb.

Die Lage des Kalvarienbergs inmitten einer reizvollen Landschaft und die für die damalige Zeit moderne und großzügige Anlage der Gebäude sowie die anerkannte pädagogische Betreuung der Kinder durch die Ursulinen gewährleisteten dabei einen regen Zustrom von Mädchen aus wohlhabenden bürgerlichen und adeligen Kreisen, schreibt Riemenschneider weiter.

Mit 30 Schülerinnen begann der Internatsbetrieb. Jahrzehntelang belief sich die Zahl auf um die 150. Im Jahr 1874 waren es 185 Mädchen, 1929 sogar 405. Anfangs stammten die jungen Frauen aus wohlhabenden bürgerlichen und adeligen Kreisen. Auch einige Mädchen aus Ahrweiler besuchten die Schule und wohnten im Internat. Die meisten Schülerinnen kamen jedoch zunächst aus dem Rheinland und Westfalen. Dank des guten Rufs, den sich die Einrichtung erwarb, erweiterte sich der Einzugsbereich aber bald auf das ganze Reich. Und auch aus Nachbarländern, sogar aus Übersee fanden Mädchen den Weg in das Pensionat auf dem Kalvarienberg.

Erziehungsziel war dort nicht, die Mädchen auf ein Leben als Nonne vorzubereiten, sondern für das bürgerliche Leben. Dennoch wurde in den „Bedingungen zur Aufnahme“ Wert auf ein „Zeugnis der Moralität“ gelegt, das vom heimatlichen Pfarrer auszustellen war. Später forderten die Ursulinen von Aspirantinnen außerdem Referenzen, ein ärztliches Attest, Schulzeugnisse und Bescheinigungen von Geburt, Taufe und Firmung gefordert.

Essbesteck sowie Bettzeug - mindestens drei Leintücher und sechs Kissenbezüge - mussten die Mädchen von daheim mitbringen. Was die Kleidung betraf, gab es klare Vorgaben. „Im Sommer: an Sonntagen hellgraue Kleider, zu welchen der Stoff in der Anstalt gekauft wird; an Festtagen weiße Kleider mit blauer Ceinture, kleine weiße Kragen, hellblaue seidene Halstücher oder Bänder und schwarzseidene Schürzen; an Werktagen rosa Kattun-Kleider und schwarzwollene Schürzen; - im Winter: an Sonn- und Werktagen schwarze Kleider und das Übrige wie im Sommer.“

Die Demokratie der Weimarer Republik brachte dann eine Lockerung auch der Uniformvorschriften auf dem Kalvarienberg. Werktags waren im Sommer dunkelblaue Röcke und weiß gestreifte Kieler Blusen sowie dunkelblaue Matrosenkragen zu tragen; an Sonntagen konnte es, so Riemenschneider, entweder die gleiche Uniform sein oder ein weißes Matrosenkleid mit weißem Matrosenkragen. Während der Wintermonate waren grundsätzlich blaue Kieler Kleider zu tragen, an Werktagen mit blauen, sonntags mit weißen Kragen. Die Röcke mussten mindestens bis unters Knie reichen. Für den Fall, dass Kleider den Anforderungen der Nonnen entsprachen, behielt sich die Anstalt vor, sie auf Rechnung der Zöglinge ändern zu lassen.

Trotzdem blieben die Sitten streng: In den 1920er-Jahren waren Bubenkopf-Frisuren in Mode. Auf dem Kalvarienberg waren sie aber nur bis zur Quarta erlaubt. Dreimal jährlich – im Sommer sowie an Weihnachten und Ostern gab es Ferien. Dazwischen durften die Internatsschülerinnen maximal dreimal sonntags Besuch empfangen und mit ihren Eltern, „niemals aber mit jungen Herren, auch nicht mit ihren Brüdern“. Jeden Sonntag durften sie ihren Eltern schreiben.

Die Zeit der Uniformen endete erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Stattdessen war nun „einfache, unauffällige Kleidung in gedeckten Farben“ gefordert, wobei „alle grellen Farben wie rot, grün, gelb und Ähnliches nicht gestattet“ waren. Kleidung, die den Vorgaben nicht entsprach, wurde an die Eltern zurückgeschickt.

Als das Internat mit dem Projekt DFB-Eliteschule des Fußballs für Mädchen und Frauen am Calvarienberg Ahrweiler eine letzte Hochzeit erlebte, durften seine Bewohnerinnen längst Hose tragen – und das nicht nur auf dem Spielfeld. Ab 2006 wohnten sechs bis acht auswärtige von ihnen auf dem Berg, die neben dem Schulunterricht am Training des U17-Juniorinnen-Bundesligisten Sportclub 07 Bad Neuenahr und zusätzlich an individuellen Übungseinheiten des DFB-Elitestützpunktes teilnahmen.

Wegen des Nachwuchsmangels bei den Nonnen konnten die Ursulinen ihr Internat dann aber nur noch mit angestelltem Personal führen. Was ihnen zusätzliche Kosten brachte. Denn in den Jahrzehnten zuvor hatten die Schwestern für „Gotteslohn“ gearbeitet. Aber auch die Nachfrage nach Internatsplätzen ging zurück. So kam es, dass das Internat mit dem Ende des Schuljahres 2016, nach mehr als 175 Jahren, geschlossen wurde.

Das Internat in Trägerschaft der Congregation der Ursulinen vom Calvarienberg Ahrweiler werde innerhalb von drei Jahren „schrittweise geschlossen“, berichtete der General-Anzeiger (GA) am 13. November 2013. Die Einrichtung werde erst dann komplett geschlossen, wenn die 36 Schülerinnen, die im November 2013 im Internat wohnen, ihr Abitur gemacht haben. Bei den Realschülerinnen sei das ähnlich, da dort keine Neuen aus den Klassen fünf und sechs aufgenommen worden seien. Das habe das Generalkapitel der Ursulinenkongregation beschlossen. Gerüchte um eine Schließung oder Verstaatlichung der beiden Schulen habe Generalassistentin Schwester Gisela Büsgen unterdessen „entschieden dementiert“. Auch das Halb- bzw. Tagesinternat des Trägers, das Kinder nach Schulschluss bis 16.30 Uhr betreut und Mittagessen sowie Hausaufgabenbetreuung bietet, stehe nicht zur Disposition. Die Ordensschwester sagte dem GA:

Zwischen dem Betreiben eines Internates und der Trägerschaft von Schulen besteht hinsichtlich der Finanzierung ein grundsätzlicher Unterschied. Für das Internat muss der Träger alleine aufkommen, es gibt weder öffentliche Finanzhilfe vom Land oder der Kommune noch regelmäßige Zuschüsse vom Bistum. Da wir keine Schwestern als Erzieherinnen einsetzen können und unser Internat nur mit bezahlten Kräften geführt wird, müssten wir von den Eltern mehr als 1000 Euro monatlich bekommen, um kostendeckend zu arbeiten. Das ist aber den Familien nicht zuzumuten, vor allem auch in Anbetracht der vergleichsweise einfachen Einrichtung, denn unser altes Gemäuer hat höchstens einen Harry-Potter-Bonus.[2]

Die Unterbringung ihrer Kinder im Internat kostet deren Eltern im November 2013 520 Euro monatlich. Dabei können Schülerinnen das Internat nur dann nutzen, wenn sie das Private Gymnasium der Ursulinen Calvarienberg Ahrweiler oder die Private Realschule der Ursulinen Calvarienberg besuchten.

Die an das Internat angeschlossene DFB-Eliteschule des Fußballs für Mädchen und Frauen am Calvarienberg Ahrweiler sei ebenfalls nicht von der Schließung betroffen, sagte Generaloberin Schwester Maria Monheim der Rhein-Zeitung (RZ). In diesem Leistungszentrum, das zum Schuljahr 2006/07 in Kooperation mit dem DFB gegründet worden war, wurden fußball-talentierte Mädchen betreut. Im November 2013 waren in diesem Internat fünf Mädchen untergebracht. Insgesamt gab es zu dieser Zeit 36 Internatsschülerinnen, die größtenteils aus angrenzenden Bundesländern kamen.

Die Schließung des Internats war intern schon lang zuvor diskutiert worden: „Seit Jahren gibt es ein hohes Defizit. Wirtschaftsberater raten uns bereits seit zehn Jahren, das Internat zu schließen“, verriet Generaloberin Monheim der RZ weiter. Die Ursulinen müssten für die Kosten des Internatsbetriebs allein aufkommen, also ohne öffentliche Zuschüsse. Dabei würden insbesondere die Personalkosten zu Buche schlagen - insbesondere seit aus den Reihen der eigenen Schwestern keine Erzieherinnen mehr zur Verfügung stehen. Um seine Kosten zu decken, müsste der Orden mindestens 200 Euro auf den Monatsbeitrag von derzeit 520 Euro aufschlagen; das aber wolle der Orden den Eltern nicht zumuten. Nachlassende Nachfrage nach Internatsplätzen komme hinzu.[3]

Siehe auch

Mediografie

Weblink

http://www.internat-calvarienberg.de

Fußnoten

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