Maschinenfabrik Bröhl GmbH Brohl-Lützing
Die 1885 gegründete Maschinenfabrik Bröhl GmbH Brohl-Lützing ist Schiffbau-Zulieferer. Das Unternehmen konzentriert sich vor allem auf Decksmaschinen für Handelsschiffe, den Schwermaschinenbau für die Schwimmbagger- und Ölindustrie im Küstenbereich (offshore) sowie den Anlagenbau für Werften und maritime Anlagen; dazu zählen Schiffslifte, Transfersysteme und Trockendock-Ausrüstungen. Hinzu kommen Ankerwinden, Anker- und Verholwindenkombinationen, Ankerspille, Kettenstopper, Ladewinden, Schwergutwinden, Schiffslifte, komplette Hellinganlagen und spezielle Sondergeräte für Hochseeschiffe, Trockendocks, Bohrinseln, Bohrschiffe und große Bagger. Auch die künstlichen Inseln vor Dubai wurden mit Pumpen aus Brohl aufgespült. In der Spitze war die Belegschaft mehr als 140 Mitarbeiter groß.[1]
Anschrift und Standort
Koblenzer Straße 42/Postfach 84
56654 Brohl-Lützing (Ortsteil Brohl)
Leitung
Geschäftsführer:
- Dipl.-Ing. Anton Bröhl
- Dipl.-Ing. Bernd Kulmus
Chronik
Der 1885 von Anton Bröhl gegründete Familienbetrieb ist heute an drei Standorten tätig: in Brohl, in Rheinbrohl und im Brohltal. Dort arbeiten überwiegend Ingenieure, Techniker und Facharbeiter aus der Region. Damit ist das Unternehmen einer der größten Arbeitgeber der Region. Mehr als 90 Prozent der Produkte werden exportiert – bei einem Jahresumsatz von 40 Millionen Mark.
2016 firmierte das Unternehmen von „Maschinenfabrik Bröhl GmbH & Co. oHG Brohl-Lützing“ auf „Maschinenfabrik Bröhl GmbH Brohl-Lützing“ um.
Im April 2016 trat Bernd Kulmus in das Unternehmen ein; im März 2017 wurde er Geschäftsführer.
Die Bröhl GmbH stellt Insolvenzantrag
Im Mai 2018 stellte die Bröhl GmbH, die zu dieser Zeit an ihren drei Standorten 140 Mitarbeiter beschäftigte, Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ralf Bornemann, ein Rechtsanwalt und Sanierungsberater bei der Bonner Unternehmensberatung dhpg, wurde vom Amtsgericht als Insolvenzverwalter bestellt. Geschäftsführer Bernd Kulmus sagte der Rhein-Zeitung, die Auftragsbücher seien voll, ein Stellenabbau sei nicht geplant und der Geschäftsbetrieb solle ganz normal weitergehen. Grund für die aktuelle Schieflage: Die Bröhl GmbH habe den niedrigen Ölpreis zwischen 2014 und 2016 schmerzlich zu spüren bekommen. Weil die Firma in dieser Zeit und davor nahezu ausschließlich im Offshore-Bereich tätig war, habe sie in diesem Markt große Anteile verloren. Die Unternehmensführung habe versucht, die Firma auf anderen Märkten zu etablieren, sei dabei aber in eine finanzielle Krise gerutscht. Als Folge der Insolvenz soll die Bröhl GmbH restrukturiert, auf anderen Märkten etabliert und auf mehrere Beinen gestellt werden – insbesondere in den Bereichen Ausrüstung für Handelsschiffe, Spezialschiffbau und maritime Anlagen sowie Transportsysteme und Maschinen für die Schwer- und Bauindustrie.[2] Die Gehälter seien durch das Insolvenzgeld bis zum 1. August 2018 gesichert, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Ralf Bornemann der Rhein-Zeitung (RZ) auf Anfrage mit. Danach müsse die Firma die Gehälter wieder selbst zahlen. Bis dahin würden Insolvenzverwalter und Unternehmensführung eine Sanierungslösung entwickeln. Für das Jahr 2019 sollen die Umsätze ausgebaut werden. Bornemann sagte der RZ weiter: Die Bröhl GmbH sei ...
- ... 2015 in eine Strategiekrise geraten. Nach einem Wechsel in der Geschäftsführung sei es zwar gelungen, die Krise zu überwinden und erfolgreich neue Märkte zu erschließen. Auch sei die Firma ihren laufenden Verpflichtungen bislang nachgekommen. Allerdings sei ein hohes Maß an Liquidität nötig, um Aufträge langfristig abarbeiten zu können. Diese Liquidität hätten die Banken der Firma für die Zukunft nicht mehr gewährleistet.[3]
Die Gehälter der Bröhl-Mitarbeiter sind bis zum 1. August 2018 durch das Insolvenzgeld gesichert. Danach muss die Firma die Löhne wieder selbst zahlen. Bis Ende Juni 2018 hatte Insolvenzanwalt Bornemann mit allen Teilhabern – Mitarbeitern, Gläubigern und Lieferanten – gesprochen. Die wesentlichen Teilhaber hätten ihre Unterstützung zugesagt, sagte Bornemann der Rhein-Zeitung. Der Geschäftsbetrieb könne deshalb „gut und uneingeschränkt fortgeführt werden“. Die Auftragsbücher für 2018 seien voll. Für 2019 sollen die Umsätze ausgebaut werden. Nun werde ein Investor gesucht, der sich räumlich nach Deutschland erweitern möchte.[4]
80 der insgesamt 140 Mitarbeiter entlassen
„Die Investorensuche für den insolventen Windenhersteller Bröhl ... ist vorerst gescheitert“, berichtete die Rhein-Zeitung am 2. August 2018. Einige potenzielle Investoren hätten aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens und der damit verbundenen umfangreichen Vorfinanzierungen anstehender Projekte von einem Einstieg bislang Abstand genommen. Deshalb wurden zum 1. August 2018 80 der insgesamt 140 Mitarbeiter entlassen werden. Der Gläubigerausschuss hatte beschlossen, mit den 60 verbleibenden Mitarbeiter die noch anstehenden Aufträge abzuarbeiten.[5]
Siebenhaar übernimmt zwei der drei Werke
Ende Oktober 2018 teilte Insolvenzverwalter Ralf Bornemann mit, dass die Firma Siebenhaar Antriebstechnik mit Hauptsitz in Kassel zwei der drei Werke der insolventen Bröhl GmbH übernimmt. Das 1885 gegründete Unternehmen war zuvor Zulieferer des Bröhl-GmbH. Das neue Unternehmen werde unter dem Namen „Bröhl Offshore und Marinetechnik“ firmieren und in einer ersten Phase 30 bis 40 der zuletzt 60 Mitarbeiter übernehmen. Zunächst sollen die beiden linksrheinischen Werke in Brohl und im Brohltal in das neue Unternehmen überführt werden. Die Zukunft des dritten Werkes in Rheinbrohl sei noch offen, weil es dort Probleme mit dem Brandschutz gebe. Dr. Jamshid Yektai, Geschäftsführer der Siebenhaar Antriebstechnik, sagte, neben dem modernen Inventar seien die Werke mit ihrer Nähe zum Rhein auch aus logistischer Sicht eine „perfekte Ergänzung.“ Ziel sei, „die Firma Bröhl wieder zu ihrem Glanz zurückzuführen.“[6]
Neben dem Hauptsitz in Kassel hat die Siebenhaar Antriebstechnik Dependenzen unter anderem in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und China. Geschäftsführer war zu dieser Zeit 74-jährige Jamshid Yektai, ein gebürtiger Iraner, der seit den 1960er-Jahren in Deutschland lebt.[7]
Mediografie
- Rainer Kresse: Partner der internationalen Schiffahrt: Maschinenfabrik Bröhl GmbH in Brohl-Lützing, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1978, S. 122
- Maschinenfabrik Bröhl hat eine Million Euro in Betrieb investiert - Firmenbesuch des Landrats mit Bürgermeister: Schwermaschinen für Schwimmbagger sowie Gas- und Ölindustrie, Pressemitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 11. November 2011
- Werner Fußhöller: Maschinenfabrik Bröhl seit 1885 in Brohl. Soziale Verantwortung stand schon am Beginn des Unternehmens, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015, Seiten 55-59
- Juliane Keilmann: Maschinenfabrik Bröhl, wirtschaftsgeschichte-rlp.de, gesehen am 29. Mai 2022
- 80 Bröhl-Mitarbeiter verlieren ihren Job – Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler antwortet auf Anfrage von Guido Ernst, in: General-Anzeiger vom 28. September 2018
Weblink
Fußnoten
- ↑ Quelle: Der Kulturverein Brohl hatte zum Vortrag eingeladen - „Die 4 B’s“ - Firmengeschichten, blick-aktuell.de, 27. Mai 2022
- ↑ Quelle: Jan Lindner: Brohler Firma Bröhl meldet Insolvenz an – Unternehmen geriet in Finanzkrise – Alle 140 Mitarbeiter sollen ihre Jobs behalten, in: Rhein-Zeitung vom 18. Mai 2018
- ↑ Quelle: Jan Lindner: Firma Bröhl: Gehälter sind bis August sicher – Nach Insolvenzantrag: So soll das Brohler Traditionsunternehmen neu aufgestellt werden, in: Rhein-Zeitung vom 19. Mai 2018
- ↑ Quelle: Bröhl sucht einen Investor – Traditionsunternehmen will sich neu aufstellen, in: Rhein-Zeitung vom 29. Juni 2018
- ↑ Quelle: Christian Koniecki: Kein Investor: Bröhl entlässt 80 Mitarbeiter – Hersteller schwerer Winden für den Schiffsbau steht vor dem Aus, in: Rhein-Zeitung vom 2. August 2018
- ↑ Quelle: Hoffnung: Firma aus Kassel kauft insolvente Bröhl GmbH – Zwei Werke sollen erhalten bleiben – Vorerst 30 bis 40 Arbeitsplätze geplant, in: Rhein-Zeitung vom 26. Oktober 2018
- ↑ Quelle: Martin Boldt: Iraner plant Neustart für Bröhl – Schon 2019 sollen wieder 50 Fachkräfte in den linksrheinischen Werken arbeiten, in: Rhein-Zeitung vom 9. November 2018