Peter Marx
Der Architekt Peter Marx (* 30. Mai 1871 in Trier; † 21. Dezember 1958 ebenda) entwarf Privat-, Sakral- und Geschäftsbauten. Mindestens 71 Kirchen und Kapellen entwarf er während seiner beruflichen Tätigkeit oder er gestaltete sie um. Bei der Erweiterung mittelalterlicher und barocker Kirchen war Marx bestrebt, alte Bauteile zu erhalten und neue dem historischen Erscheinungsbild anzupassen. Im Kreis Ahrweiler baute er vier Kirchen:
- 1904: Katholische Pfarrkirche „St. Martinus“ Heppingen
- 1907/08: Katholische Pfarrkirche „St. Barbara“ Ramersbach
- 1911/12: Katholische Pfarrkirche „St. Nikolaus“ Königsfeld
- 1924: Katholische Pfarrkirche „St. Katharina“ Karweiler
Vita[1]
Peter Marx wurde als Sohn des katholischen Tuchfabrikanten Nicolas Marx und dessen Ehefrau Barbara, geb. Preil, in Trier geboren. In seiner Kindheit lebte er zeitweise in Mayen; von 1883 bis 1886 besuchte er die Trierer Realschule. Nach einer Lehre als Bautechniker für Hoch- und Tiefbau bei Kommunalkreisbaumeister Massing in Trier zog er zunächst nach Köln, wo er bei dem Architekten Clemens Hermann Riffart und später bei dem Bauunternehmer Nikolaus Defourny arbeitete. 1890 begann Peter Marx ein Studium der Architektur in Brüssel, wo er auch einige Zeit arbeitete. Nach einer Interimszeit in Trier ab 1892, Studienreisen nach Wien, Italien, Frankreich, Schottland und Großbritannien sowie dem Militärdienst in den Jahren 1894 und 1895 war Marx vor der Jahrhundertwende zwei Jahre lang in New York tätig, bevor er 1898 nach Berlin zog, wo er sein Studium beendete.
Im Jahr 1904, dem Jahr seines 33. Geburtstags, begann Peter Marx mit dem Bau seiner ersten Kirche im Kreis Ahrweiler. Den kannte er möglicherweise bereits aus seiner Kindheit, als er einige Jahre in Mayen wohnte. Nach Abschluss seines Architekturstudiums in Trier sechs Jahre vor Baubeginn in Heppingen hatte Marx in Trier ein Architekturbüro eröffnet und geheiratet, bevor er im Jahr zuvor in Trier mit Ehefrau Laura Gusenburger in ein von ihm selbst entworfenes Wohnhaus gezogen war.
Vor dem Bau der heutigen Kirche hatten die Heppinger Gottesdienste in Beul oder Heimersheim mitgefeiert – oder aber in der Kapelle des Pantaleonshofes. Die letzte Messe ist dort allerdings 1894, zehn Jahre vor Beginn des Baus der Martinuskirche, gefeiert worden. Danach wurde die Kapelle wegen Baufälligkeit geschlossen. Mit dem Ziel eines Neubaus ist dann 1898 ein Kirchbauverein gegründet worden. Dass es tatsächlich zum Neubau kam, haben die Einwohner vor allem der Spendenbereitschaft von Anton Kreuzberg und dem Apollinaris-Brunnen zu verdanken. So konnte die im neugotischen Stil errichtete St.-Martinus-Kirche nach 15 Monaten Bauzeit, am 11. November 1905, feierlich eingeweiht werden.
Zwei Jahre später, im Jahr 1907, begann Marx der Planung der Ramersbacher Kirche, seines zweiten Projekts im Kreis Ahrweiler. Dieses Gotteshaus entwarf er nicht nur, sondern er leitete auch dessen Bau. Dennoch war dieses Jahr, in dem Marx seinen 36. Geburtstag feiern konnte, ein trauriges; denn seine Frau starb bei der Geburt des ersten Kindes. Im Jahr darauf, am 2. August 1908 um 16 Uhr, wurde feierlich der Grundstein für den 35.000 Mark kostenden Kirchenneubau gelegt. Der Bedeutung dieses Festes entsprechend, hatten die Dorfbewohner ihre Häuser mit Fahnen und Tannengrün geschmückt. Der Bauplatz war mit Fahnen, Wimpeln und Girlanden dekoriert. Pfarrer und Gläubige aus Nachbarpfarreien waren gekommen, um an dem seltenen Ereignis teilzunehmen. Die Grundsteinlegung nahm Dechant Jakob Spurzem vor.
Hauptfestredner war außer dem neuen Pfarrer Heinrich Rech der Pfarrer Georg Brach, dem die Initiative zum Kirchneubau in erster Linie zu verdanken war. In der Ortschronik von Ramersbach kann man noch heute nachlesen: „Beim Lied ‚Großer Gott wir loben dich‘ nahm jeder der Anwesenden einen dreifachen Hammerschlag auf den Grundstein vor und legte nach seinen Verhältnissen eine entsprechende Geldspende auf den bereitgestellten Opferteller. Begünstigt vom schönen Wetter, nahm die Feier einen erhebenden Verlauf.“ Das der heiligen Barbara gewidmete Gotteshaus ragt aus den Kirchenbauten jener Zeit heraus, weil sie ist die einzige Kirche im gesamten Bistums Trier ist, die in ihrer Ausstattung Jugendstil-Elemente aufgreift. An die Vorgängerin der St.-Barbara-Kirche erinnern heute noch drei Flachreliefs. Sie stellen St. Sebastianus, St. Nikolaus und St. Katharina dar und wurden an der Predigtkanzel der neuen Kirche angebracht.
Während er in Heppingen und Ramersbach Neubauten entworfen hatte, plante Marx drei Jahre später, dem Jahr seines 40. Geburtstags, für Königsfeld die Erweiterung einer bereits etwa 700 zuvor erbauten spätromanischen Basilika. Mindestens 71 Kirchen und Kapellen entwarf Marx während seiner beruflichen Tätigkeit oder er gestaltete sie um. Bei der Erweiterung mittelalterlicher und barocker Kirchen war er stets bestrebt, alte Bauteile zu erhalten und neue dem historischen Erscheinungsbild anzupassen. Von St. Nikolaus in Königsfeld blieben Chor, Mittelschiff und südliches Seitenschiff erhalten. Sie wurden von Marx durch einen quer zur bisherigen Achse gerichteten Erweiterungsbau erheblich vergrößert.
Der Bau, an dem sich auch Gläubige aus den zur Königsfelder Pfarrei gehörenden Gemeinden Schalkenbach mit Vinxt und Dedenbach beteiligten, war finanziell ein echter Kraftakt. Eine Familie stiftete sämtliche nötigen Steine - Rheinische Grauwacke vom Letteschberg in Schalkenbach. Königsfelder Bauern leisteten Hand- und Spanndienste, und ein Bauer stellte kostenlos sein Pferd zur Verfügung. Die Bevölkerung war zum großen Teil arm, spendete aber trotzdem reichlich. Hochaltar und Fenster wurden gestiftet, und Schreiner zimmerten kostenlos Bänke und Türen.
Bevor Marx 1924, dem Jahr seines 53. Geburtstags, sein nächstes Projekt im Kreis Ahrweiler in Angriff nehmen konnte, leistete er in Russland Kriegsdienst und engagierte sich als Separatist. Der Bau der St.-Katharina-Kirche in Karweiler - Marx arbeitete zu dieser Zeit in einer Bürogemeinschaft mit dem Trierer Architekten Peter Gracher - war zugleich sein letztes Projekt im Kreis Ahrweiler.
Neben seinem Beruf als Architekt beschäftigte sich Peter Marx mit Denkmalpflege. So arbeitete er bei der Aufnahme und Inventarisierung Trierer Denkmäler mit. Und während seiner Zeit in Rom sammelte er Grundrisszeichnungen früher Kirchen. Dazu verfasste er sogar ein Buch, das allerdings nie veröffentlicht wurde. Von 1918 bis 1923 engagierte sich Peter Marx als Separatist in der Rheinland-Bewegung, die auch Adenau und Brohl Todesopfer forderte. Nachdem er für die Christliche Volkspartei für den preußischen Landtag kandidiert hatte, beteiligte sich Peter Marx 1923 an der Gründung der Rheinischen Republik in Koblenz, deren provisorischer Regierung er angehörte.
Für die Nationalsozialisten galt Marx später, weil er Separatist gewesen war, als Vaterlandsverräter. Deshalb flüchtete er 1933 nach Rom, wo bereits sein Bruder Joseph lebte, und studierte Christliche Archäologie. 1947, nach Naziherrschaft und Krieg, kehrte Marx nach Trier zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1958 lebte, arbeitete und viele seiner Kirchen wieder herstellte, die im Krieg beschädigt worden waren. Große Neubauten übernahm er allerdings nicht mehr.
Die Grabstelle des Ehepaares Marx befindet sich auf dem Trierer Hauptfriedhof. Das von Marx selbst entworfene Grabmal zeigt außer einer Kreuzigungsszene die Heiligen Laurentius und Petrus als Namenspatrone des Ehepaars Marx und die Symbole der vier Evangelisten. Es besteht aus einer Sandsteinstele mit schmiedeeiserner Überdachung und geschmiedeten Seitenteilen.
Marx' Nachlass befindet sich im Bistumsarchiv Trier (Abt. 105, Nr. 4132–4592).
Denkmalpflege
Marx beschäftigte sich auch mit Fragen der Denkmalpflege. Er arbeitete bei der Aufnahme und Inventarisierung Trierer Denkmäler bei der Kommission zur Erhaltung Trierer Privatgebäude mit und schrieb auch Aufsätze zu diesem Themenbereich für die Zeitschrift Kur-Trier. Während seiner Zeit in Rom sammelte Peter Marx Grundrisszeichnungen früher Kirchenbauten und verfasste das Werk Corpus Basilicarum Orbis Christiani, das allerdings trotz positiver Gutachten bedeutender frühchristlicher Archäologen nie veröffentlicht wurde. Es umfasst 710 Seiten Text, 159 Tafeln mit Grundrissen und 15 Karten. Praktisch war Marx häufiger mit der Erweiterung mittelalterlicher oder barocker Kirchen beschäftigt, bei denen er bestrebt war, alte Bauteile möglichst zu erhalten und neue dem historischen Erscheinungsbild anzupassen, zu den Profanbauten in dieser Richtung gehört der Wiederaufbau der Burg Arras.
Veröffentlichungen
- Schloß Monaise, in: Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Heft 2 vom 1. September 1909, S. 109–114
- Die Patheigersche Häusergruppe auf dem Markt, in: Mitteilungen den Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Heft 2 vom 1. September 1909, S. 114 ff.
- Aus der Vergangenheit der Porta Nigra zu Trier, in: Kur-Trier Zeitschrift zur Pflege heimischer Eigenart in den Gebieten der Mosel, der Eifel, und des Hunsrücks, Heft Nr. 1, Januar 1919, S. 9–12
- Von der Römerbrücke zu Trier. In: Kur-Trier, Heft Nr. 3, Mai 1919, S. 38–40
- Corpus Basilicarum Orbis Christiani (unveröffentlichtes Manuskript)
Mediografie
Anton Simons: Architektur im Kreis Ahrweiler: Peter Marx hat 71 Kirchen und Kapellen entworfen, general-anzeiger-bonn.de, 30. Mai 2021
Weblink
Wikipedia: Peter Marx (Architekt)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Wikipedia: Peter Marx (Architekt), Version vom 17. Mai 2020