Römisches Museum Remagen
Das am 10. Juni 1905 eröffnete Römische Museum von Remagen befindet sich in einer ehemaligen Kapelle aus dem 15. Jahrhundert an der Kirchstraße 9. Dort sind Fundstücke aus dem römischen Kastell RIGOMAGUS aus dem ersten bis vierten Jahrhundert n. Chr. zu sehen. Inschriften, Grabbeigaben und Münzen gewähren Einblicke in das Leben der römischen Soldaten am Rhein. Im Keller der ehemaligen Kapelle wurden drei aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. stammende mächtige Säulenbasen freigelegt, die dem Kommandanturgebäude des römischen Kastells zugeschrieben werden. Die Nachbildung einer gotischen Wappentafel über dem Eingang erinnert an das aus dem Jahr 1539 gebaute und 1810 abgerissene frühere Rathaus von Remagen.
Anschrift und Lage
53424 Remagen
Kontakt
Telefon 02642 20159
Öffnungszeiten
Vom 18. März bis Oktober Mittwoch bis Sonntag 15-17 Uhr
für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 02642 201-59 (Kurt Kleemann)
Chronik
Im 19. Jahrhundert wurden in Remagen viele Funde aus der Römerzeit geborgen. Sie wurden zunächst im Ratssaal aufbewahrt und gezeigt. Als im Jahre 1900 eine Ausgrabung weitere Fundstücke zutage förderte, entschloss man sich, eine gotische Kapelle aus dem 15. Jahrhundert zum Museum umzubauen. Während der Umbauarbeiten wurden 1903 große Säulenbasen knapp unter dem Fußboden gefunden. Sie gehörten zum Eingangsbereich der "Principia", dem Stabsgebäude des römischen Kastells. Sie sind mit ihren Fundamenten in situ, also unmittelbar am Ort, erhalten und durch einen Keller zugänglich gemacht worden. Die Westfassade der Kapelle wurde mit vier großen Fenstern den Zwecken des Museumsbaues angepasst.
Am 10. Mai 1905 öffnete das neue „Heimatmuseum“. Im 2. Weltkrieg wurde es schwer beschädigt und eine Vielzahl von Exponaten ging verloren. Das beweist ein von Eugen Funk zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstelltes Inventarbuch des Museums, das erst 1970 wiederentdeckt wurde. Durch Diebstahl, Brand- und Wasserschäden stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde das Museum im Jahr 1976 geschlossen. Seit 1989 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Ausstellung
Besucher des kleinen Museums haben die Möglichkeit, in kurzer Zeit viel über Leben und Tod in einem römischen Hilfstruppenkastell zu erfahren. Alle Ausstellungsstücke wurden in Remagen gefunden, so kann man einen Eindruck davon bekommt, was von der römischen Kaserne und Zivilsiedlung, die drei Jahrhunderte überstanden, übrig ist und wie die moderne Archäologie diese Überreste auswertet.
Im Keller wird der Besucher durch acht Gräber in die Begräbnissitten des 1. und 2. Jahrhunderts eingeführt. Im Erdgeschoss wird das tägliche Leben der Soldaten vorgestellt – überwiegend durch Inschriften. Auf der Empore sind Fundstücke aus Keramik, Glas, Terrakotta und Metall als Beispiele römischer Handwerkskunst zu sehen.
Viele der Kleinfunde sind wertvoll für die Forschung. Sie erzählen ihre eigene Geschichte. In Remagen wurde eine ganze Anzahl von Inschriften gefunden. Eine der kleinsten ist zugleich eine der interessantesten. Sie wurde in den noch feuchten Ton eines Krugbodens geschrieben, bevor dieser getrocknet und gebrannt worden ist. Die Schrift ist eine römische Kursive, die nur wenige Spezialisten lesen können:
- quisquis amat / pueros sene / finem puellas / rationem sacli / no refert!
F. Bücheler übersetzte diese Inschrift 1907 frei: „Wer Knaben liebt und Mädchen ohne End, mit dessen Beutel geht es bald zu End.“ Er wies auf vergleichbare Graffiti in Pompeji hin. Doch vielleicht gibt es noch eine einfachere Erklärung: Möglicherweise diente der Krug als Spardose.
Von solchen Graffiti auf Wänden und Gegenständen ist die römische Schreibschrift bekannt. Auch auf den bekannten Wachstäfelchen lassen sich manchmal Texte entziffern, die mit einem Griffel hineingeritzt wurden. Es wurden auch Tintenfässer und Schreibfedern aus Stahl gefunden.
Weitere römische Funde
Nur wenige Schritte vom Römischen Museum entfernt befindet sich die katholische Pfarrkirche „St. Peter und Paul“. Im Kirchhof steht ein spätromanisches Pfarrhoftor mit Reliefs, die die acht Todsünden darstellen. Einige dieser Bilder, beispielsweise ein feuerspeiender Drache, wurden in wiederverwendete römische Steine („Spolien“) gemeißelt.
In der Eingangshalle der Kirche stehen zwei römische Altäre für Jupiter (IOM), die ihm die Benefiziarier Sextus Senius Secundinus und Titus Farfenna Ianuarius gestiftet haben, als sie an die Straßenstation nach Remagen abkommandiert worden waren. Die Steine sind 1969 beim Einbau der Heizung unter dem Boden der Kirche gefunden worden. Der Kirchturm steht wahrscheinlich auf den Resten eines spätantiken Festungsturms.
In der Stützmauer am Deichweg unterhalb der Kirche gewähren zwei Bögen einen Blick auf das spätantike Mauerwerk. Erhalten ist nur noch der Kern mit den charakteristischen Ausgleichslagen aus Ziegelplatten. Die Steine der Fassade fielen wohl schon im Mittelalter Steinräubern zum Opfer. Auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus wurde Ende 2004 ein Stück der römischen Festungsmauer rekonstruiert.
Die Römer in Remagen
Noch immer gibt es keine Klarheit darüber, wann das erste römische Hilfstruppenkastell in Ricomagus errichtet wurde. Keramik- und Münzfunde lassen vermuten, dass es um das Jahr 43 n. Chr. angelegt wurde, als die Truppen am Rhein umstrukturiert wurden, weil Kaiser Claudius Britannien erobern ließ.
Im Jahr 1900 wurde ein Stück Palisade ausgegraben, deren Balken dendrochronologisch auf die Jahre zwischen 6 vor und 6 nach Christus datiert wurden. Wer baute diese Palisade? Gab es ein germanisches oder gallisches Dorf? Antworten auf diese Fragen erhofft man sich in Remagen von weiteren Ausgrabungen.
Im Kastell Ricomagus war eine cohors equitata, eine gemischte Infantrie- und Kavallerieeinheit mit einer Sollstärke von 500 Mann. Während des Bataveraufstandes 69/70 n. Chr. wurde das Kastell zerstört und später wieder aufgebaut. Einheiten aus Pannonien, Thrakien und Spanien taten in Remagen Dienst. Wahrscheinlich im ausgehenden 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell zu einer Festung ausgebaut. Der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus erwähnt, dass das „Rigomagum oppidum“ den Germaneneinfall von 355 unzerstört überstanden habe.
Über Remagen im 5. Jh. ist nicht viel bekannt, außer dass es dort eine christliche Gemeinde mit einer Kirche gab.
Weitere Bilder
Siehe auch
Portal "Römer an Rhein und Ahr"
Mediografie
- Hermann-Josef Fuchs: Römisches Museum in ehemaliger Kapelle. Sammlungsstätte ruft Remagens 2000jährige Vergangenheit wach, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1990
- Kurt Kleemann: Das Römische Museum Remagen, Rheinische Kunststätten Heft 401, Köln 1994, ISBN 3-88094-759-7, 32 Seiten, 2,30 Euro
- Kurt Kleemann: 100 Jahre Römisches Museum Remagen (1905 - 2005), in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2005
- Bernhard Kossmann: Vom Heidentempel zum christlichen Gotteshaus und Heimatmuseum, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1966
- Michael Schmitz: Das Hospital/Römische Museum, in: Rheinische Heimatpflege, Jg. 48, Heft 3/2011, S. 195-204
- Christian Koniecki: Auf den Spuren der Vergangenheit Remagens: Die Römer sind und bleiben unter uns, rhein-zeitung.de, 8. Oktober 2020