Trinkwasser-Hochbehälter auf der Linder Höhe

Aus AW-Wiki

Lind - Heinz Grates (56).jpg
Lind - Heinz Grates (7).jpg
Lind - Heinz Grates (4).jpg
Lind - Heinz Grates (3).jpg
Lind - Heinz Grates (8).jpg
Lind - Heinz Grates (59).jpg

Der Trinkwasser-Hochbehälter auf der Linder Höhe wurde am Freitag, 17. Juli 2015, eingeweiht - als Wasserversorgungsanlage, die sich aus Wind- und Sonnenkraft selbst mit Energie versorgt. AW-Landrat Dr. Jürgen Pföhler und der rheinland-pfälzische Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese nahmen die Anlage in Betrieb. „Diese Kombination ist bundesweit einmalig und zeigt vorbildlich, wie die Wasserwirtschaft zur Energiewende und damit zum Klimaschutz beitragen kann“, sagte Griese beim offiziellen Start der Pilotanlage des Zweckverbands Wasserversorgung Eifel-Ahr. Weil der Einsatz selbst erzeugter erneuerbarer Energien den teuren Kauf von Fremdenergie reduziere, trage er langfristig zu stabilen Wasserpreisen bei. Windkraft- und Fotovoltaik-Anlage würden zusammen jährlich rund 40.000 Kilowattstunden Strom erzeugen, hieß es bei der Inbetriebnahme. Dies entspreche etwa dem Stromverbrauch von zehn vierköpfigen Familien oder 2,5 Prozent des Stromverbrauchs des Zweckverbands. Ziel des Zweckverbands sei, durch weitere Anlagen in Zukunft 20 Prozent seines Stromverbrauchs mit erneuerbaren Energien zu erzeugen.


Standort

Die Karte wird geladen …

Sonstiges

Der neue Hochbehälter versorgt die Gemeinde Lind mit ihren Ortsteilen Lind, Obliers und Plittersdorf sowie die Gemeinde Kirchsahr mit ihren Ortsteilen Binzenbach, Burgsahr, Hürnig und Kirchsahr mit Trinkwasser. Die alten dezentralen Hochbehälter in Lind, Obliers, Plittersdorf und Kirchsahr, die nicht mehr den Anforderungen entsprachen, haben damit ausgedient. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer 30 Meter hochragenden Windkraftanlage kann der Behälter an sonnig-windigen Tagen sogar mehr Elektrizität produzieren, als er für seinen eigenen Betrieb benötigt. Um die Fledermäuse zu schützen, wurde die Windkraftanlage mit Vertikalrotoren ausgestattet. Außerdem wird die Messstation überwacht, um Flugbewegungen von Fledermäusen feststellen zu können und um zu kontrollieren, ob von den Rotorblättern eine Gefahr für Fledermäuse ausgeht. Die Baukosten für den 300 Kubikmeter fassenden Hochbehälter einschließlich der notwendigen Anschluss- und Transportleitungen beliefen sich auf 1,4 Millionen Euro. Das Land beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von 700.000 Euro und finanzierte ein Darlehen über 30 Prozent der Baukosten.

Protest aus der Bevölkerung

Einigen Anwohnern war die Anlage allerdings ein Dorn im Auge – insbesondere deshalb, weil Bürger im Jahr 2011 den Bau eines nur halb so hohen Aussichtsturms verhindert hatten. Eine kleine Protestbewegung formierte sich am Tag der Einweihung und argumentierte, die Rotorblätter würden Lärm erzeugen und der Hochbehälter verschandele die Landschaft. Die in direkter Nähe zur Anlage montierte Liege für Wanderer sei blanker Hohn. Als „Respektlosigkeit vor dem Votum der Bürger“ bezeichnete Werner Zavelberg den Bau der Windkraftanlage: „Den Aussichtsturm haben wir verhindert, jetzt steht dieses Monstrum da.“[1]

Flügel reißt ab

In der Nacht vom Samstag, 14., auf Sonntag, 15. November 2015, vier Monate nach der Inbetriebnahme, brach von der 24 Meter hohen Windkraftanlage einer der vier fünf Meter langen Rotorflügel ab, streifte die Solaranlage und blieb auf dem Sockel der Anlage liegen. Ein weiteres Stahlteil – die zwei Meter lange und etwa 30 Kilogramm schwere Halterung des abgerissenen Flügels – schlug, 70 Meter vom Windrad entfernt, auf einer benachbarten Weide ein und verletzte dort möglicherweise ein Schaf. Der Eigentümer und Betreiber der Anlage, der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr – Verbandsvorsteher ist Landrat Jürgen Pföhler – hatte die Panne nicht publik gemacht, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 21. November 2015. Warum der Flügel zu Boden stürzte, sei „unerklärlich“, sagte Verbandsgeschäftsführer Theo Waerder der Rhein-Zeitung, „irgendetwas muss sich gelöst haben.“ Möglicherweise sei ein Verarbeitungs- oder Montagefehler die Ursache. In jedem Fall sei „ein solcher Schaden nach fünf Monaten Laufzeit nicht akzeptabel.“ Auch der Hersteller, die Amperius Vertikal Windkraftanlagen der KD Maschinenbau GmbH in Breitenworbis (Thüringen), habe für den Vorfall keine Erklärung, berichtete die RZ. Nun werde der Vorfall von Experten des Fraunhofer-Instituts untersucht.[2]

Mehr als einen Monat später, in einem Leserbrief vom 17. Dezember 2015 in der Rhein-Zeitung, rügt Werner Zavelberg, die Kreisverwaltung Ahrweiler hülle sich weiterhin in Schweigen. In dem Leserbrief hieß es weiter:

Die Bürger von Lind hatten sich in einem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen die Errichtung eines ca. 20 Meter hohen Beton-Aussichtsturmes ausgesprochen. Anschließend haben sich die Bürger in einem Bürgerentscheid mit einer Wahlbeteiligung von über 80 Prozent gegen die Errichtung eines 13 Meter hohen Holzturms entschieden. Mehr Demokratie geht eigentlich nicht. Und noch nicht mal ein halbes Jahr später stellen Landrat und der Verbandsgemeindebürgermeister einen Antrag auf Errichtung eines doppelt so hohen Windrades. Das Windrad hat einen in der Ahreifel herausragenden Aussichtspunkt verschandelt. Das Windrad musste wegen starker Lärmbelästigung mehrfach abgeschaltet und demontiert werden. Und dann noch der abgebrochene Flügel.

Auch gut zwei Monate nach dem Zwischenfall sei unklar, wie es zu der Panne kommen konnte, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 27. Januar 2016; es gebe lediglich eine Vermutung. Zu dieser Zeit stand auf der Linder Höhe nur der Mast; der schadhafte Rotor war demontiert worden. „Wir haben ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet und einen Sachverständigen bemüht“, sagte Theo Waerder, Geschäftsführer des Zweckverbandes, der RZ. Der Hersteller der Anlage, die Amperius Vertikal Windkraftanlagen der KD Maschinenbau GmbH in Breitenworbis (Thüringen), habe zugesichert, die Anlage in einen „absolut betriebssicheren Zustand“ zu bringen. Der Zweckverband habe dem Hersteller eine Frist gesetzt: Ende Februar „wollen wir wissen, wie er vorgehen will“, so Waerder, der einen Material- oder Montagefehler für denkbar hielt. Das Pilotprojekt werde nicht wegen des Zwischenfalls beendet.[3]

Ende Juli 2016 herrscht in Lind weiterhin Unklarheit über die Ursache des Unfalls und über die Zukunft der Windkraftanlage, die nach wie vor stillsteht. Das wurde bei einer Bürgerfragestunde während einer Gemeinderatssitzung deutlich. Ortsbürgermeister Helmut Hengsberg sagte während der Sitzung, es sei nicht länger hinnehmbar, dass der Gemeinde jegliche Informationen zum Stand der Dinge vorenthalten werden. So sei zum Beispiel ein Brief an die Kreisverwaltung Ahrweiler vom 15. März 2016 mit Bitte um Antworten bis heute unbeantwortet geblieben. Die Gemeinde habe dem Bau des Windrades zugestimmt, weil sie damit zur Energiewende beitragen wollte. Als Pilotprojekt sei die Anlage mit 700.000 Euro vom Land gefördert worden. „Aber aus dem Pilotprojekt wurde ein Katastrophenprojekt!“, so Bürgermeister Hengsberg. „Wir haben hier die Verkehrssicherungspflicht, der Ahrsteig verläuft nur wenige Meter entfernt, wir wollen wissen, was Sache ist“, so Hengsberg. Die Gemeinde habe ihre Einwilligung zum Bau der Anlage unter den Voraussetzungen gegeben, dass Standsicherheit, Lärmschutz und Leistung gewährleistet sind. „Wegen des Lärms musste die Anlage bereits auf weniger Umdrehungen heruntergefahren werden.“ Der Gemeinderat beschloss deshalb einstimmig, „rechtlichen Expertenrat einzuholen“, wie die Rhein-Zeitung (RZ) am 28. Juli 2016 berichtete. Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr antwortete auf RZ-Anfrage: „Der Hersteller der Kleinwindanlage in Lind hat nach dem Schaden vom November 2015 von seinem gesetzlichen Nachbesserungsrecht Gebrauch gemacht und Anfang Juli eine neue, veränderte Windanlage montiert. Diese Anlage wird jedoch erst nach Abschluss weiterer Prüfungen in enger Abstimmung mit der Baugenehmigungsbehörde in Betrieb genommen. Diese Prüfungen dauern derzeit noch an.“

Demontage nicht ausgeschlossen

Die Reparatur des defekten Windrades sei „längst abgeschlossen“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 19. Januar 2018. Der Hersteller, die Amperius Vertikal Windkraftanlagen der KD Maschinenbau GmbH in Breitenworbis in Thüringen, habe die Anlage nachgebessert. Dabei seien der Mast verfüllt und der Anlagen-Fuß verstärkt worden. Dennoch drehe sich der Rotor bislang nur im Leerlauf. Die finale Prüfung des Windrades mit Leistungs- und der Lärmmessung stehe noch aus, weil der dazu nötige Fachmann erkrankt sei, sagte Theo Waerder, Geschäftsführer des Zweckverbandes, der RZ. Nach Karneval sei es dann aber so weit. Erbringt die Anlage die geforderte Leistung und bleibt sie unter der vorgegebenen Lärmschwelle, könne sie noch im ersten Quartal 2018 wieder in Betrieb gehen. Wegen zu starker Geräuschentwicklung sei die Anlage schon vor dem Unfall auf eine geringere Leistung heruntergefahren worden. „Es gab eine Phase, wo das Unternehmen überlegt hat, die Anlage ganz zurückzubauen“, verriet Waerder der RZ. Das sei auch jetzt noch nicht ausgeschlossen.[4]

Kleinwindanlage wieder im Probebetrieb

Nachdem einem Beweissicherungsverfahren und nach Veränderungen an der Konstruktion durch den Hersteller nahm die Kleinwindanlage im Frühjahr 2018 wieder ihren Probebetrieb auf. Der Hersteller der Anlage hatte von seinem Recht auf Nacherfüllung Gebrauch gemacht. Der Zweckverband verzichtete im Gegenzug darauf, die Ursache der Panne abschließend zu klären.[5]

Siehe auch

Portal "Ver- und Entsorgung"

Mediografie

Kleinwind- und Photovoltaikanlage beim Trinkwasserhochbehälter in Betrieb genommen, energieagentur.rlp.de vom 21. Juli 2015

Fußnoten

  1. Quellen: Sebastian Kirschner: Erster energieautarker Hochbehälter in Lind - Wasserversorgung durch Wind und Sonne, general-anzeiger-bonn.de vom 18. Juli 2015, und Frieder Bluhm: Windrad versorgt Anlage für Trinkwasser - Hochbehälter auf Linder Höhe eingeweiht, in: Rhein-Zeitung vom 18. Juli 2015
  2. Quelle: Frieder Bluhm: Flügel abgerissen: Windrad in Lind außer Betrieb - Ursache auch Tage später noch unklar – Experten auf Fehlersuche angesetzt, in: Rhein-Zeitung vom 11. November 2015
  3. Quelle: Frieder Bluhm: Windrad-Panne: Suche nach der Ursache läuft – Zwischenfall Wasserzweckverband Eifel-Ahr will an Pilotprojekt festhalten, in: Rhein-Zeitung vom 27. Januar 2016
  4. Quelle: Frieder Bluhm: Windrad in Lind steht nutzlos in der Gegend – Warum die Pilotanlage des Wasserzweckverbandes Eifel-Ahr auch zwei Jahre nach der Panne noch nicht läuft, in: Rhein-Zeitung vom 19. Januar 2018
  5. Quelle: Nach Panne 2015: Windrad auf der Linder Höhe läuft wieder – Anlage des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr im Probebetrieb, in: Rhein-Zeitung vom 7. März 2018
Um Serverkosten und sonstige Ausgaben zu begleichen, die durch das AW-Wiki entstehen, werden Google-Anzeigen geschaltet. Cookies sollen dabei gewährleisten, dass Werbung angezeigt wird, die Ihren Interessen entspricht. Mit der Nutzung des AW-Wikis stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu.