Caspar Clemens Pickel
Von dem Baumeister und Architekt Caspar Clemens Pickel (* 8. April 1847, † 7. November 1939) stammt eine Vielzahl von Gebäuden im Kreis Ahrweiler.
Vita
Pickel wurde am 8. April 1847 als Sohn eines Kottenheimer Basaltgrubenbesitzers geboren und trat nach Schulbesuch und Studium in Koblenz und Berlin 1867 in das Düsseldorfer Architektenbüro von August Rincklage ein, das er 1883/84 übernahm. Pickels Hauptschaffensphase erstreckt sich auf die Jahre 1874 bis 1914/15, also die Zeit der Gründerjahre und des wilhelminischen Historismus zwischen Reichsgründung 1870/71 und 1. Weltkrieg. In diesen Jahren schuf er ein 103 Objekte umfassendes Werk, dessen Schwerpunkt neben öffentlichen, besonders im Bereich der sozialen Fürsorge angesiedelten, Bauten vor allem auf dem Gebiet des Sakralbaus lag, der allein ca. 60 Kirchen und Klöster ausmacht. Pickel erfreute sich des Rufs als eines der fähigsten Baumeister seiner Zeit, dessen Bekanntheit weit über die Rheinlande und Westfalen hinaus bis nach Berlin reichte. Für sein Werk wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil; so erhielt er 1898 vom Papst den Orden des Hl. Silvester, 1903 den Preußischen Kronenorden und wenige Jahre später den Roten Adlerorden. Seine Heimatgemeinde Kottenheim verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde und in Adenau, wo er die Marienkapelle Adenau erbaut hatte, wurde eine Straße nach ihm benannt.
Mit dem Untergang der alten Gesellschaftsordnung nach dem 1. Weltkrieg endet auch Pikkels eigentliches Schaffen. Zu den allgemeinen Umwälzungen kamen persönliche Rückschläge und ein körperliches Leiden, die aus dem einst gefeierten Baumeister einen zurückgezogenen alten Mann machten. Auch war der Historismus in seiner Spätphase, der auch Pickel angehört, nicht mehr fähig, Grundlage für ein neues Stilempfinden zu sein: Bauhaus und neue Sachlichkeit bedeuteten eine radikale Abwendung vom bisher Gültigen. Bis zu seinem Tod am 7. November 1939 lebte Pickel im Hause seines Sohnes in Düsseldorf: Seine geistige Regsamkeit hatte sich der 92-Jährige bis zum Schluß bewahrt.
Im Gebiet des Kreises Ahrweiler befinden bzw. befanden sich eine ganze Reihe Pickelscher Bauten. Sie zeigen, dass er es nicht nur verstand, Neues zu produzieren, sondern auch Alt und Neu harmonisch zu verbinden:
- den Um- und Erweiterungsbau der Katholischen Pfarrkirche „St. Peter und Paul“ Remagen (1900-04),
- den Neubau der Katholischen Pfarrkirche „St. Johannes Nepomuk“ Kripp (1900-03),
- die Erweiterung des 1865 von J. H. Gossert begonnenen St. Anna-Klosters Remagen (1904-06) und
- den Bau des Krankenhauses „Maria Stern“ Remagen (1904-06),
- Marienkapelle Adenau (1895),
- die Katholische Pfarrkirche „St. Johannes d. T.“ Brohl (1890),
- die St.-Maria-Virgines-Kapelle Dedenbach (1885),
- die Katholische Pfarrkirche „St. Lambertus“ Kirchdaun (1909) und
- die Katholische Pfarrkirche „St. Dionysius“ Ringen (1896).
- den alten Teil der Katholischen Pfarrkirche „St. Barbara“ Weibern (1888-1892)
Mediografie
- Michael Schmitz: Caspar Clemens Pickel und Remagen. Zum 50. Todestag des Baumeisters und Architekten, Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1989
- Manfred Rutkowski: Auf den Spuren eines Architekten: Dedenbacher Kapellenverein hat das Schaffen von Caspar Clemens Pickel in der Region erforscht, rhein-zeitung.de, 27. Mai 2021
- Manfred Rutkowski: Pickel und seine prächtigen Bauwerke. Kapellenverein Dedenbach stieß auf Spuren des berühmten Architekten. Eine Reise durch den Kreis, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2022/23, 432 Seiten, Ahrweiler 2022, S. 314-317