Filialkirche „St. Andreas“ Ahrbrück
Die katholische Kirche „St. Andreas“ in Ahrbrück wurde von 1963 bis 1967 mit großer Unterstützung aus der Bevölkerung nach Plänen eines Architekten aus Brück und unter Verwendung heimischer Grauwacke gebaut und im Herbst 1967 eingeweiht. Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 ist die Kirche so schwer beschädigt worden, dass sich das Bistum Trier für ihre Profanierung entschied.
Standort
Ausstattung[1]
Während der Kirchenbau größtenteils von Bistum und Staat finanziert wurde, musste die Kirchengemeinde die Innenausstattung im Wesentlichen selbst finanzieren. Ein in Brück lebender Amateurschnitzer schuf unentgeltlich das große Holzkreuz mit Christusfigur.[2] Bei der Innenausstattung der schlicht gehaltenen Kirche wurden Tuffsein und andere heimische Materialien bevorzugt. Ein Altar und ein Tabernakel waren von Anfang an vorhanden. Nach und nach wurden dann abhängig von der Finanzlage und dem Spendenaufkommen die übrigen Ausstattungsgegenstände beschafft:
- Kreuzweg
- Fensterbilder
- Erneuerung des Marienaltars
- Austausch des alten Tabernakels durch einen größeren
Kreuzweg
Die Kreuzwegstationen wurden 1986 aufgehängt.[3] In ihrer ersten Fassung begannen sie im linken Bereich des Kirchenschiffes und endeten im Altarbereich. Mitte der 1990er-Jahre wurden sie umgehängt; seitdem ziehen sie sich über beide Seiten der Kirche.
Fensterbilder[4]
- Freie Komposition, Meer andeutend, Jakob Schwarzkopf, 1991, Fenster in der Rückwand, Antik-, Opalglas/Blei/Schwarzlot
- Der reiche Fischfang (Lk 5,1-11), Jakob Schwarzkopf, 1991, Fensterwand im Schiff, Antik- ,Opalglas/Blei/Schwarzlot
- Flammen, Jakob Schwarzkopf, 1991, Fenster im Chor, Antik-, Opalglas/Blei/Schwarzlot
- Flammen, Jakob Schwarzkopf, 1991, Fenster im Chor, Antik-, Opalglas/Blei/Schwarzlot
- St. Rochus von Montpellier, Anbetung der Hl. Drei Könige, St. Katharina von Alexandrien, Jakob Schwarzkopf, 1991, Fensterwand im Seitenschiff, Antik-, Opalglas/Blei/Schwarzlot
- Freie Komposition, Meer andeutend, Jakob Schwarzkopf, 1991, Fenster in der Rückwand, Antik-, Opalglas/Blei/Schwarzlot
Die Fenster wurden von dem Glasmaler Jakob Schwarzkopf (* 18. August 1926 in Koblenz; † 11. Juli 2001 in Trier) gestaltet, einem der bedeutendsten deutschen Glasmaler des 20. Jahrhunderts, und die Ausführung fand durch die Firma Binsfeld aus Trier statt. Nach der Straßenseite sind die Fenster über den Portalen, der Ahrseite sowie im Chorraum überarbeitet und verglast. Die Portalfenster greifen dabei das Motiv der Straßenseite auf: Das Blau des Wassers symbolisiert das „Arbeitsfeld“ des „Menschenfischers“ des von Jesus berufenen Jüngers, jedes Christen, der beauftragt und gesandt wird, die Botschaft des Evangeliums aus der Kirche hinauszutragen und Menschen für Jesus zu gewinnen, auch wenn die Wogen manchmal hochschlagen. Die sich nach unten hin verdichtenden rot und grün dominierenden Farben der Chorfenster (Altarraum) weisen auf Pfingsten hin, das Fest der Geistausgießung und Begabung.
Die drei Fenster auf der Ahrseite schließlich zeigen drei Beispiele eines „christlichen Lebens“ in den drei Schutzheiligen des Ortes, der St. Katharina (für den Ortsteil Brück), der Muttergottes („Stella maris“ für den Ortsteil Pützfeld) und des St. Rochus (für den Ortsteil Ahrbrück). In der Andreaskirche ist somit auch die Einheit der Gemeinde Ahrbrück symbolisiert. Mit diesen Fenstern birgt die Andreaskirche ein Beispiel moderner Glasmalerei. Vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung benötigten der Künstler Jakob Schwarzkopf und die Firma Binsfeld (Trier) fast drei Jahre.
Marienaltar
Die erste Version des Marienaltars wurde 1976 errichtet. Eine Holzfigur stand auf einer Steinplatte mit zwei Säulen. Die Steinplatte trägt die Aufschriftplatte: „Maria, Königin des Friedens“. Ende der 1980er Jahre wurde die Figur durch eine neue Marienstatue ausgetauscht. Die neue Figur, eine Schenkung ortsansässiger Gemeindemitglieder, ist aus Lindenholz gefertigt und orientiert sich an der Madonna von Fatima. Die alte Figur wurde im Pfarrhaus, der ehemaligen Schule, in Ahrbrück aufgestellt.
Tabernakel
Der ursprüngliche Tabernakel wurde um 2008 ausgetauscht und stand von da an in der Sakristei. Die Anschaffung eines neuen Tabernakels für die St.-Andreas-Kirche beschäftigte bereits 20 Jahre zuvor die früheren Ortspfarrer Schneider und Neisius. Der erste konkrete Entwurf wurde 2002 von dem Kirchenarchitekten und Bildhauer Paul Nagel, Wesseling, angefertigt. Nach Beratungen mit dem Verwaltungsrat, dem Pfarrgemeinderat, der Bauabteilung des Bistums Trier und der Diözesanbaukommission beschloss der Verwaltungsrat St. Petrus, Kesseling, im Jahr 2007 die Auftragserteilung.
Die senkrechte Betonung der Form des Tabernakels steht in Verbindung mit der gesamten Chorwandfläche und dem darüber hängenden Kreuz. Bei der Wandfläche von sieben Metern Breite und zwölf Metern Höhe in Giebelform, die eine aufstrebende Form zeigt, ebenso wie das Kreuz mit Korpus, wurde aus architektonischen und ästhetischen Gründen gleiches in der Form des Tabernakels verwirklicht.
Der Sockel aus Tuffstein (dem gleichen Material wie Altar, Ambo, Gabentisch und Sitze für Priester und Messdiener) mit seinen mehr oder weniger großen Einschlüssen von dunkelgrauen Basaltstücken wurde in die Tabernakelgestaltung einbezogen.
Der Tabernakel mit seinem achteckigen Grundriss steht auf vier in Bronze gegossenen Muscheln als Zeichen der Reinheit und hat als Bekrönung eine plastische Traube (Sinnbild für Christus), aus der als Abschluss ein Kreuz als Zeichen der Erlösung hervorgeht. Die Größe des Tabernakels ist so angelegt, dass ein Ziborium, drei Hostienschalen und eine Custodia (Aufbewahrungsgefäß für die große Hostie) darin untergebracht werden können. Die beiden Türen lassen sich um 180 Grad öffnen. Zur Aussetzung und Anbetung des Allerheiligsten findet im vorderen Teil auch noch eine Monstranz Platz. Die geöffneten Türen gewähren so einen optischen Schutzraum. Der rechte Türflügel zeigt einen Engel, der ein Weihrauchfass schwenkt. Es erinnert an die Weihrauchgabe der Heiligen Drei Könige an das Gotteskind in der Krippe. Die linke Tür zeigt auf der Innenseite einen Engel mit einer großen Osterkerze.
Die Innenflächen des Tabernakels sind mit 24-karätigem Blattgold vergoldet. Der Tabernakel ist mit einem Vorhang, einem Conopeum und einer zusätzlichen Ablage ausgestattet. Die Bodenplatte besteht aus Padouk-Holz. Vor dem Tabernakel, auf der Tuffsteinsäule, ist eine Ablage aus patiniertem Messing mit einer gefassten Padoukplatte angebracht, die als Intarsie zwei Blätter eines Ölbaumzweiges enthält. Die Platte dient zum Abstellen des Allerheiligsten oder der Ziborien oder Hostienschalen, zur Ehrenbezeugung vor und nach dem Herausnehmen. Unter dieser Ablage befindest sich eine in Bronze gestaltete Taube.
Glocken
Die Glocken von St. Andreas wurden am 5. Mai 1979 in der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid gegossen. Am 27. Mai 1979 wurden die Glocken in Ahrbrück geweiht. Die Namensgebung orientierte sich an den Schutzheiligen der Ortsgemeinde und der Ortsteile.
St. Andreas
- Ton: dis
- Durchmesser: 132 cm
- Gewicht: 30 Zentner
- Inschrift: „Heiliger Andreas, unserer Kirche Schutzpatron, bitte für uns an Gottes Thron.“
Diese Glocke wird beim Tod eines männlichen Mitglieds der Gemeinde geläutet.
St. Katharina
- Ton: ais
- Durchmesser: 89 cm
- Gewicht: 9 Zentner
- Inschrift: „Heilige Katharina, Fürsprecherin, führ im Glauben zu Gott uns hin.“
St. Maria
- Ton: gis
- Durchmesser: 99 cm
- Gewicht: 13 Zentner
- Inschrift: „Maria, Jungfrau und Jesu Christ, Lob sei Dir, da Du unsere Mittlerin bist.“
Die Glocke wird beim Tod eines weiblichen Mitglieds der Gemeinde geläutet.
St. Rochus
- Ton: fis
- Durchmesser: 111 cm
- Gewicht: 17 Zentner
- Inschrift: „Heiliger Rochus, von uns hoch verehrt, du hast Gottes Ehr gemehrt.“
Chronik[5]
Die Gemeinde Ahrbrück wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebildet. Eine eigenständige Kirchengemeinde gab es nie; Ahrbrück gehörte vielmehr zur Pfarrei „St. Petrus“ Kesseling. Doch die Bewohner von Brück, Ahrbrück und Pützfeld wollten ein Gotteshaus als Ersatz für die Notkirche „Maria Frieden“ bauen. So wurde im Jahr 1962 unter dem damaligen Pastor Alfons Scholz der Grundstein gelegt und mit tatkräftiger Unterstützung durch die Dorfbevölkerung bis 1967 gebaut. Die Baukosten betrugen 450.000 Mark. Ahrbrücker Handwerksbetriebe arbeiteten unentgeltlich. Am 29. Oktober 1967 ist die Kirche eingeweiht worden.
Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021
Bei dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde sie schwer beschädigt. 95 Zentimeter hoch stand das Wasser im Erdgeschoss, die Unterkirche war komplett geflutet. Die Gläubigen aus dem Ort wollten die Kirche anschließend sanieren, das Bistum Trier nicht.
Dieter Hupperich schrieb Ende 2021 in einem Brief an den Trierer Bischof Stephan Ackermann:
In einer Zeit, in der die Zahl der Kirchenaustritte signifikant ansteigt, sollte es ein Zeichen der Hoffnung und des Neubeginns nicht nur für unsere geschundene Gemeinde sein, wenn die Sanierung der St.-Andreas-Kirche durch das Bistum Trier in Angriff genommen wird.
Tausende von Autofahrern führen täglich an den schärenden Wunden vorbeit, die die Kirche und das benachbarte Pfarrhaus darstellten. Und sie hätten den Eindruck, dass diese Gebäude vom Bistum aufgegeben worden seien. Florian Dienhart, Bischöflicher Kaplan und Sekretär in Trier, antwortete:
- Was die Fortschritte in Sachen Bau und Sanierung der Gebäude, Kirchen und Kapellen betrifft, ist die Lage wesentlich komplexer, als dies oftmals in den Medien dargestellt werden kann.
Bischof und Bistum wurden aber mit Hochdruck an guten Lösungen für die Kirchen und Gemeinden arbeiten - auch was die Situation in Ahrbrück und der Pfarreiengemeinschaft Altenahr beträfe. Ein vom Bistum in Auftrag gegebenes Gutachten ergab, dass eine Sanierung der Kirche rund 1,7 Millionen Euro kosten würde. Ihr Abriss wurde etwa 400.000 Euro kosten.
Bei einer Versammlung am 4. April 2022 haben der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, Vertreterinnen und Vertreter des Bischöflichen Generalvikariats in Trier sowie Pfarrer Axel Spiller rund 100 Interessierte über die geplante Profanierung (Entweihung) und die Niederlegung der Filialkirche St. Andreas sowie die Niederlegung des angrenzenden Pfarrhauses informiert. „Es ist ein schmerzlicher Abend für mich als Bischof“, versicherte Ackermann den Gläubigen im Versorgungszelt an der Denntalschule. „Aber ich kann einen Wiederaufbau der Gebäude, so wie sie einmal waren, nicht verantworten. Ich muss das große Ganze in den Blick nehmen.“ Trotz dieser Entscheidung, der intensive Überlegungen und der Austausch mit Verantwortlichen vor Ort vorausgegangen sind, sei das „Kapitel Ahrbrück“ damit nicht abgeschlossen, so der Bischof. Der freiwerdende Platz könne für neue Dinge genutzt werden, etwa für einen kleinen sakralen Gedenk- oder Gebetsraum, der mit Fenstern der bisherigen Kirche bestückt ist. „Wir vom Bistum unterstützen kreative Ideen von Ihnen gerne mit unserem Know-How, wenn Sie das möchten“, versprach Ackermann. Aufgrund des Standortes sei der Gebäudekomplex bei künftigen Starkregenereignissen bedroht, erklärte Bistumsarchitekt Thomas von der Stein anhand eines vorliegenden unabhängigen Sachverständigengutachtens: „Das Pfarrhaus liegt gemäß der vorläufigen Kartierung der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord im Überschwemmungsgebiet der Ahr; die Kirche befindet sich in unmittelbarer Nähe zu diesem Gebiet.“ Es sei anzunehmen, dass bei weiteren Hochwasserereignissen die Gebäude wieder geflutet werden, wie dies bereits 2016 geschehen sei. Das Gutachten führe Schäden auf, die durch die Flut an der Kirche, dem im Kellergeschoss befindlichen Pfarrheim und dem angrenzenden Pfarrhaus entstanden sind, und belege einen wirtschaftlichen Totalschaden. Der Wiederaufbau bei ausschließlicher Berücksichtigung der Flutschäden beliefe sich für das Kirchengebäude auf geschätzte 2,5 Millionen Euro. Zwar könnten die Kosten mit bis zu 80 Prozent durch den Aufbauhilfefonds des Landes getragen werden; die verbleibende Summe müsste allerdings die Kirchengemeinde aufbringen, deren finanzielle Lage dies nicht in vollem Umfang zuließe, wie die zuständige Rendantin Carmen Perling darlegte, selbst wenn die Kirchengemeinde einen Zuschuss zu diesem Eigenanteil in Höhe von 60 Prozent vom Bistum erhielte. Sonderzuschüsse ließe die geplante Haushaltssicherung des Bistums nicht zu, ergänzte Ackermann. Hinzu kämen weitere notwendige Renovierungsmaßnahmen an der Kirche, die unabhängig von den Flutschäden in den nächsten fünf bis 20 Jahren behoben werden müssten, sagte von der Stein: der Umstieg auf andere, nachhaltigere Energieträger (etwa 60.000 Euro) und die Neueindeckung des Dachs mit einhergehender Schadstoffsanierung inklusiver neuer Dämmung (insgesamt etwa 270.000 Euro). Diese Maßnahmen an dem Kirchengebäude seien nicht vom Aufbauhilfefonds abgedeckt. Die Kirchengemeinde müsste die Kosten tragen und erhielte einen Zuschuss des Bistums in Höhe von 60 Prozent. Zur negativen Bilanz hinzuzurechnen seien hohe Unterhaltskosten (Heizung, Küsterdienst, Anlagenpflege) der Gebäude, die die Kirchengemeinde leisten müsse. Die geplante Niederlegung des Kirchengebäudes wurde auf etwa 570.000 Euro geschätzt; für das Pfarrhaus 183.000 Euro. Diese Summen würden mit bis zu 80 Prozent vom Aufbauhilfefonds getragen. Die verbleibende Finanzierungslücke für die Kirchengemeinde werde mit 60 Prozent vom Bistum Trier bezuschusst. Auch ohne Filialkirche ist für Katholikinnen und Katholiken in Ahrbrück der regelmäßige Besuch eines Gottesdienstes möglich: In der Marienwallfahrtskapelle, die etwa 500 Meter von der St.-Andreas-Kirche entfernt steht, würden zwei Mal monatlich Messen gefeiert; einmal im Monat werde die evangelische Auferstehungskapelle Ahrbrück für katholische Gottesdienste genutzt. Für größere Feiern und Vorabendmessen (zwei Mal monatlich) stehe weiterhin die St.-Petrus-Kirche im nahen Kesseling zur Verfügung.[6]
Protest gegen geplanten Abriss geht weiter
„Der Protest gegen den Abriss von St. Andreas in Ahrbrück geht weiter“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 3. Juni 2022. Freiwillige hatten den Innenraum des Gotteshauses gereinigt, in der Nacht zum 1. Mai die Glocken geläutet und Ideen entwickelt, wie die Kirche weiter als Begegnungsstätte für die Gemeinde genutzt werden kann – auch deshalb, weil das Versorgungszelt nicht dauerhaft bleiben könne. „Wir haben die Kraft und das Durchhaltevermögen, dieses Projekt umzusetzen“, sagte Daniel Grunenberg der RZ-Reporterin Ulrike Walden, „die Katastrophe hat uns zusammengeschweißt.“ Mit Unterstützung durch einen Pastoralreferenten seien im Zelt kreative Wortgottesdienste gefeiert worden, bei denen sich jeder einbringen konnte. „Das dürfte auch künftig eine Alternative für jene Menschen sein, die gläubig, aber von der Amtskirche enttäuscht sind“, schrieb Ulrike Walden weiter, „wer nach der Flut zusammen Schlamm geschleppt hat, mag es auch für überholt halten, sich nach Konfessionen voneinander abzugrenzen.“ Über die Woche verteilt habe es im Zelt etliche Veranstaltungen gegeben - Spiele- und Pizzaabende etwa und ein Dorfcafé. Würde die Kirche zu einem Gemeinschaftshaus unfuktioniert, „könnten dort über die jetzigen Zeltangebote hinaus auch noch Ausstellungen, Konzerte, Karnevalspartys und Familienfeste stattfinden.“ Eine gewerbliche Teilnutzung sei ebenfalls denkbar: „Wir haben ja auch keinen Blumenladen mehr“, sagt die Künstlerin Doris Joa. Außerdem sei die Kirche „für Senioren gut erreichbar und obendrein barrierefrei“. Außen an der Kirche war ein Banner aufgehängt worden, auf dem zu lesen war, was die Kirche vielen Ahrbrückern bedeutet. Worte wie „Geborgenheit“ und „Glaube“, „Miteinander“ und „Frieden“, „Beständigkeit“, „Wurzeln“, „Zuflucht“, „Hoffnung“ und „Heimat“ waren dort zu lesen. Eine Abrissbirne („Bistum Trier“) bedrohte das Gotteshaus. Die Initiatoren hofften darauf, dass ihnen das Bistum das Kirchengebäude zu einem symbolischen Preis übereignet. Die Initiatoren waren der Meinung, dass sich die Schäden am Kirchengebäude in Grenzen halten. Der Bau bestehe aus Stahlbeton, die Grauwacke-Blöcke seien „aufgeklebt“. Zunächst werde der Kirchbauverein wiederbelebt, der einst Spenden für den Bau der Kirche sammelte. Ein offener Brief der Initiatoren an den Bischof enthielt einen flammenden Appell:
- Das Bistum Trier hat die einmalige Chance in Ahrbrück, dem langsamen Dahinsiechen und Abwenden von der katholischen Kirche aufgrund von klerikalem Machtmissbrauch und schwachem Umgang mit den Ideen des synodalen Weges entgegenzuwirken und ein Zeichen des Aufbruchs zu setzen – und durch den Erhalt der Kirche den Menschen wieder Kraft zu geben und der Auferstehung am Osterfest ein wahrhaftes Symbol zu verleihen.[7]
Profanierung
Am 16. September 2022 werde in der flutgeschädigten Kirche letztmals ein Gottesdienst gefeiert, vermeldete domradio.de am 8. August 2022. Das kirchliche Gesetzbuch, der „Codex Iuris Canonici“ (CIC), beschreibe diese Verweltlichung von ursprünglich Heiligem. So müsse im Abschiedsgottesdienst – dem (nach Möglichkeit) der Ortsbischof vorstehen sollte - das Allerheiligste aus der Kirche getragen und das Ewige Licht gelöscht werden. Die Reliquien seien aus dem Altar zu entnehmen, und alle liturgischen Geräte und Einrichtungsgegenstände (von Altar über Ambo, Tabernakel, Beichtstuhl etc.) müssten aus dem Gebäude entfernt und „an einem würdigen Ort aufbewahrt“ werden. Sie könnten aber auch an einem anderen Ort ihrer Bestimmung gemäß weiter verwendet werden. Bis zum Ende des Jahres 2022 solle die Kirche dann auch profaniert werden. Danach sollen das Kirchengebäude samt Unterkirche mit Pfarrsaal und Bücherei sowie das angrenzende Pfarrhaus abgerissen werden. Für die künftige Gestaltung des Grundstücks kündigte das Bistum Trier im August 2022 einen Workshop und einen Gestaltungswettbewerb an. Teile des Geländes könnten als Überflutungsfläche genutzt werden, hieß es. Im Raum stand auch ein Gebetsort und ein Ort des Gedenkens an das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021, das im Bistum Trier 59 kirchliche Gebäude, darunter 26 Kirchen und Kapellen, 12 Pfarrheime, 8 Pfarrhäuser, 9 Kitas und 4 weitere Objekte beschädigte.[8]
Während eines Gottesdienstes unter freiem Himmel wurde die Kirche am Freitag, 16. September 2022, profaniert. Weil Boden und Innenwände der Kirche möglicherweise kontaminiert sind, durfte der Gottesdienst nicht in der Kirche gefeiert werden. Deshalb wurde er auf die unterhalb der Kirche gelegene und gleich an die Ahr grenzende Wiese verlegt. Als sichtbares Zeichen der Profanierung war dem Altar in der Kirche zuvor die bei der Einsegnung im Jahr 1967 eingefügte Reliquienplatte aus Schieferstein entnommen worden. Sie lag während der Messfeier wenige Meter von der Ahr entfernt auf dem improvisierten Altartisch. Ulrich Graf von Plettenberg, Bischöflicher Generalvikar des Bistums Trier, Axel Spiller, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Altenahr, und Gerhard Stenz, Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler, zelebrierten die Feier vor etwa 60 Gläubigen. Dass Entweihung und Abrisspläne in Ahrbrück nicht auf ungeteilte Zustimmung sießen, machte ein an der Kirchenfassade angebrachtes Transparent deutlich, auf dem das Bistum als Abrissbirne dargestellt wurde. Ein Verein wollte sich auch künftig für den Erhalt des Gebäudes einsetzen. In einem Gespräch mit dem Generalvikar, das sich an den Gottesdienst anschloss, wünschten sich Ahrbrücker, dass das Gebäude als Ort der Begegnung erhalten bleibt. Bei einem Workshop im November 2022 sollte es um die Zukunft von Gebäude und Gelände gehen. Generalvikar von Plettenberg unterstützte während der Messfeier die Idee, anstelle der Kirche eine Gedenkstätte zur Erinnerung an Leid und Tod im Zusammenhang mit der Flut vom Juli 2021 zu schaffen. Er warb aber auch für Dankbarkeit, weil die St.-Andreas-Kirche doch immerhin fast sechs Jahrzehnte lang für viele Menschen ein Lebensmittelpunkt gewesen sei und weil dort Kinder getauft wurden und ihre Erstkommunion empfangen konnten, weil dort Paare getraut wurden, aber auch Tote in würdiger Umgebung betrauert werden konnten. Die Erinnerungen daran habe die Flut nicht wegspülen können. Dennoch sei klar, dass der Abschied von dem Gotteshaus “niemanden kalt lässt”. Der Generalvikar erinnerte aber auch daran, dass bei der Flut unmittelbar neben der Kirche Menschen starben. Pastor Axel Spiller sagte: „Ein Ort, der Gott geweiht wurde, wird an ihn zurückgegeben.“ Trotzdem sei es „ein trauriger, ein schmerzhafter Tag heute, ein Tag, an dem man weinen möchte“. Immerhin gebe es noch Menschen in Ahrbrück, die sich an den Bau des Gotteshauses erinnern können. Der Geistliche plädierte dafür, dass die Ahrbrücker künftig mehr als bisher “mit der Natur leben” und „der Ahr Raum geben statt ihr immer mehr davon abzuringen.“ Zum Abschluss des Open-Air-Gottesdienstes läuteten noch einmal die Glocken von St. Andreas, und die Gemeinde sang dazu „Großer Gott, wir loben dich“. Künftig stehen den die Gläubigen aus Ahrbrück für Gottesdienste die Wallfahrtskapelle „Sancta Maria Immaculata“ in Pützfeld und die evangelische Auferstehungskapelle Ahrbrück offen, die auch für katholische Gottesdienste genutzt werden kann.[9]
Weitere Bilder
Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021
Profanierung am 16. September 2022
Pfarrer Axel Spiller
Generalvikar Ulrich von Plettenberg
Zustand im Juli 2023
Siehe auch
Videos
Mediografie
- Enttäuschung über geringe Gottesdienst Teilnahme an dem Festgottesdienst – Gemeinde feierte 50 Jahre St. Andreas Kirche, blick-aktuell.de vom 7. November 2017
- Oliver Kelch: Ahrbrück wehrt sich gegen Profanierung nach Flutkatastrophe: "Es darf nicht der schnöde Mammon regieren" (Interview mit Michael Genn), domradio.de, 24. Mai 2022
- Anton Simons: Abriss von St. Andreas in Ahrbrück: Kirchenfenster gehen an Forschungsstelle zur Glasmalerei, ga.de, 25. August 2022
- Sven Westbrock: Von Flut beschädigtes Gebäude - Unbekannte verwüsten Innenraum von ehemaliger Kirche in Ahrbrück, ga.de, 2. Oktober 2023
- Sven Westbrock: Fledermäuse verzögern Abriss von zerstörter Kirche in Ahrbrück, ga.de, 15. Juli 2024
Weblinks
- Wikipedia: St. Andreas (Ahrbrück)
- pfarreiengemeinschaft-ahrbrueck.de: St. Andreas Ahrbrück
- glasmalerei-ev.de: Ahrbrück, Kath. Kirche St. Andreas
Fußnoten
- ↑ Quelle: Wikipedia: St. Andreas (Ahrbrück), Version vom 24. Mai 2022
- ↑ Quelle: Ulrike Walden: Ahrbrücker kämpfen für St. Andreas - Gegen den vom Bistum Trier geplanten Abriss von Kirche und Pfarrhaus hat sich im Dorf Protest formiert, in: Rhein-Zeitung vom 3. Juni 2022
- ↑ St. Andreas auf der Homepage des Bistums Triers, Abschnitt Kreuzwegstationen
- ↑ Quelle: glasmalerei-ev.de: Ahrbrück, Kath. Kirche St. Andreas, gesehen am 17. August 2022
- ↑ Quelle: Ute Müller: Kirche in Ahrbrück arg beschädigt: Wird Bistum sie aufgeben?, rhein-zeitung.de, 15. Februar 2022
- ↑ Quelle: Pressemitteilung der Redaktion Koblenz der Bischöflichen Pressestelle Trier/Julia Fröder vom 5. April 2022, siehe auch: Ulrike Walden: Gotteshaus in Ahrbrück vor dem Abriss: Keine Zukunft für St. Andreas, rhein-zeitung.de, 5. April 2022
- ↑ Quelle: Ulrike Walden: Ahrbrücker kämpfen für St. Andreas - Gegen den vom Bistum Trier geplanten Abriss von Kirche und Pfarrhaus hat sich im Dorf Protest formiert, in: Rhein-Zeitung vom 3. Juni 2022
- ↑ Quelle: Letzter Gottesdienst in flutbeschädigter Kirche in Ahrbrück: Renovierung „nicht vertretbar“, domradio.de, 8. August 2022
- ↑ Quellen: Protest gegen Abriss - Wie geht es mit anderen betroffenen Kirchen weiter?`` (KNA), katholisch.de, 17. September 2022, Schmerzhafter Abschied in Ahrbrück: Letzter Gottesdienst und Entwidmung von Filialkirche Sankt Andreas, bistum-trier.de, 17. September 2022, Jochen Tarrach: Trauriger Augenblick für Gläubige: Ahrbrücker Kirche wird endgültig abgerissen, rhein-zeitung.de, 18. September 2022, Anton Simons: Entweihte St.-Andreas-Kirche in Ahrbrück: Bis zum letzten Glockenschlag, ga.de, 20. September 2022, u.a.