Gerberzunft Adenau

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Die 1603[1] gegründete Gerberzunft Adenau ist die älteste der Adenauer Zünfte. Neben den Gerbern gehörten ihr Schuster, Sattler und Kürschner an. Die Zünfte nahmen zu ihrer Blütezeit wirtschafts- und sozialpolitische Aufgaben für ihre Mitglieder wahr. Die ökonomische Funktion der Zünfte bestand in der Sicherung der wirtschaftlichen Existenz ihrer Mitglieder, auch durch kartellartige Zugangsbeschränkungen; die Schaffung und Aufrechterhaltung eines gemeinschaftlichen Bewusstseins war stets eine wichtige soziale Funktion. Darüber hinaus widmeten sich die Zünfte bereits früh der sozialen Fürsorge für die Hinterbliebenen der Zunftmitglieder. Schuster, Sattler, Löhrer, Kürschner und ähnliche zählten neben den eigentlichen Gerbern, die in Rot- und Weißgerber unterschieden wurden, zusätzlich zu den in der Zunft vertretenen Berufszweigen. Die Bedeutung der Adenauer Zünfte hat sich wesentlich gewandelt. Bereits seit der Aufhebung des Zunftzwanges in der nachnapoleonischen Ära ist die ursprüngliche Zunftbedeutung eher einer repräsentativen gewichen. Heute ist die Mitgliedschaft in einer Zunft nicht mehr an die Ausübung eines der zunfttypischen Berufe gebunden. Mitgliedschaften in mehreren Zünften sind zulässig. Ziel der Adenauer Zünfte ist es heute, die Traditionen aufrechtzuerhalten und zu pflegen.So ist das Bild der Zünfte geprägt durch ihr Auftreten bei Festen und Veranstaltungen, etwa beim Heimatfest oder dem Volkstrauertag. Zunftmeister oder Fahnenträger führen bei diesen Anlässen die Traditionsfahne mit. Mit ihrer Aufschrift „Eintracht macht stark“ deutet sie auf den Zusammenhalt der Zunftmitglieder und die Bedeutung der Zunft als eine Einheit bildende Schutzvereinigung ihrer Mitglieder zur Zeit ihrer Gründung hin.[2]


Mitgliederzahl

Februar 2013: 30

Februar 2016: 35

Ziele

Die Zünfte nahmen einst wirtschafts- und sozialpolitische Aufgaben ihrer Mitglieder wahr. Die ökonomische Funktion der Zünfte bestand in der Sicherung der wirtschaftlichen Existenz ihrer Mitglieder („Genossen“) – auch durch Zugangsbeschränkungen. Die Schaffung und Aufrechterhaltung eines gemeinsamen Bewusstseins war eine wichtige soziale Funktion. Auch die soziale Fürsorge für die Hinterbliebenen der Zunftmitglieder war wichtig. Schuster, Sattler, Löhrer und Kürschner zählten neben den eigentlichen Gerbern, die in Rot- und Weißgerber unterschieden wurden, zu den in der Zunft vertretenen Berufszweigen.

Heute ist die Mitgliedschaft nicht mehr an die Ausübung eines der zunfttypischen Berufe gebunden, die Bedeutung der Zünfte hat sich wesentlich gewandelt. Seit der Aufhebung des Zunftzwanges in der nachnapoleonischen Ära ist die ursprüngliche Zunftbedeutung nicht mehr gegeben.

Die Gerber waren seit ihrer Frühzeit eine besonders angesehene Zunft. In ihren Reihen gab es viele reiche und geachtete Leute. Als Zeichen für das Renommee der Zunft galt etwa, dass ihre Mitglieder das Privileg innehatten, bei der Fronleichnamsprozession unmittelbar hinter dem Baldachin mit der verehrungswürdigen Reliquie zu schreiten.

Chronik

In einer landesfürstlichen Bestätigung vom 20. Februar 1647 gewährt der Erzbischof und Kurfürst von Köln unter Berufung auf bereits früher gewährtes Recht von 1603 dem Marktflecken Adenau vier Jahrmärkte und weitere Wochenmärkte „zum besseren Gedeihen“. Dies sind: ein erster Fastenmarkt, der Palmmarkt, der Johannesmarkt im Sommer und der Johannis-Enthauptungsmarkt im Herbst. Die Adenauer Gerberzunft hat ein Rundsiegel mit einem Bild ihres Schutzpatrons St. Blasius, dem Lamm Gottes und einem Hinweis auf eine wahrscheinliche Kooperation mit der Zunft von Prüm, in Form des dortigen Wappens. Erzbischof und Kurfürst Clemens August bestätigt in einer Urkunde vom 26. März 1732 die Satzungen der Zunft erneut.

Die Mitglieder treffen sich jährlich am 2. Februar, dem Namenstag von St. Blasius, dem Schutzpatron der Zunft, zum Patronatsfest. Am 2. Februar 2013 besuchten die Zunftmitglieder eine heilige Messe in der Katholischen Pfarrkirche "St. Johann Baptist", die von Pfarrer Rainer Justen zelebriert wurde. Albert Sesterheim wurde anschließend im Amt des Zunftmeisters bestätigt. . Er führt die Insignien der Zunft – Zweispitz und Schärpe – in den Farben Rot und Weiß. Der ehemalige Zunftmeister Walter Bell wurde zum Geschäftsführer gewählt. Die Versammlung gedachte des verstorbenen Zunftmitgliedes Hans Thon.

Beim Jahreskonvent am Patronatstag von St. Blasius im Februar 2016 teilte Zunftmeister Bert Schäfer mit, die Mitgliederzahl sei auf 35 gestiegen. Nach dem obligaten Besuch der heiligen Messe trafen sich die Mitglieder in der „Blauen Ecke“. Drei Mitglieder wurden dort für besonders lange Zugehörigkeit mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet: Albert Sesterheim und Hans Hermanns für je 57-jährige Mitgliedschaft sowie Helmut Schmitz für 56-jährige Mitgliedschaft. Zum neuen Zunftmeister wurde Walter Beyer gewählt. Er war bereits in früheren Jahren Zunftmeister. Von seinem Vorgänger übernahm er die Insignien: Dazu zählen insbesondere der Zunftmeisterhut mit rot-weißem Federbesatz und die Schärpe in Rot-Weiß, ebenso die historische Zunftlade, in der alte Dokumente aufbewahrt werden. Den Mitgliedern präsentiert wurde ein Kassen- und Beitragsbuch mit Namen ehemaliger Mitglieder und Aufzeichnungen der Protokolle ehemaliger Konvente. Dieses Buch war zu dieser Zeit 101 Jahre alt. Nach dem gemeinsamen Zunftgebet, bei dem der Schutzpatron St. Blasius um seinen Segen gebeten wurde, sprach man den „Schößchen“ zu: Doppelbrötchen aus Weizenmehl, die traditionell mit einer Wurst verzehrt werden.[3]

Beim Jahreskonvent im Februar 2017 in der „Blauen Ecke“ wurde Walter Bell zum Zunftmeister gewählt. Dieses Amt hatte er bereits in früheren Jahren. Er übernahm die Insignien – Zunftmeisterhut mit rot-weißem Federbesatz, Schärpe in Rot-Weiß und die historische Zunftlade, die alte Dokumente enthält. Nach dem gemeinsamen Zunftgebet um den Segen von St. Blasius verzehrten die Mitglieder traditionell die Schößchen, Doppelbrötchen aus Weizenmehl, mit Wurst.[4]

AW-Landrat Dr. Jürgen Pföhler zeichnete die Gerberzunft ebenso wie die Hammer- und die Wollweberzunft im Mai 2017 mit der Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler aus. Die drei Zünfte, die in den vergangenen Jahrhunderten in Adenau das wirtschaftliche Leben bestimmten, würden auch heute noch eine wichtige Rolle in der Stadt spielen, lobte der Landrat bei einer Feierstunde anlässlich der Übergabe der Auszeichnung im Kreishaus in Ahrweler. Die Traditionen der alten Handwerkerorganisationen würden in Adenau auch heute noch liebevoll gepflegt und an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Zudem würden sich die Zünfte in vielfältiger Weise für ihre Stadt engagieren. Ein gelungenes Beispiel sei der Zunftbrunnen am neu gestalteten Pferdemarkt. 25.000 Euro hätten die Zünfte gesammelt, um ihrer Heimatstadt diesen Blickfang mit den drei Zunftwappen an der Hauptstraße zu schenken. Die Bänke rundum hätten sich zu einem beliebten Treffpunkt für Alt und Jung entwickelt.[5]

Wolfhard Klein wurde im Sommer 2022 zum neuen Zunftmeister gewählt. Von seinem Vorgänger Bert Schäfer übernahm er die Insignien, insbesondere der Zunftmeisterhut, einen Zweispitz mit rotweißem Federbesatz, und die rot-weiße Schärpe sowie die historische Zunftlade, in der alte Dokumente verwahrt werden. Eine Neuerung sieht vor, dass neben dem aktuellen Zunftmeister jeweils ein sogenannter Jungmeister gewählt wird, der damit auf das Amt des nachfolgenden Zunftmeisters vorbereitet wird. Peter Körtgen und Bert Schäfer wurden bei der Sitzung für ihre engagierte Arbeit mit dem Stich einer Adenauer Ansicht von Wolfgang Pantenburg geehrt. Ulrike Walden berichtete anlässlich der Sitzung außerdem aus der Geschichte der Zunft:

Die Gerberzunft ist die älteste der Adenauer Zünfte. Das Jahr 1647 ist festgehalten. Möglicherweise gab es bereits früher eine Zunft der Gerber in Form einer Bruderschaft. Aber das ist nicht eindeutig dokumentiert. Die Gerber waren seit ihrer Frühzeit immer eine sehr angesehene Zunft. In ihren Reihen gab es viele reiche und geachtete Leute. Ihre Mitglieder hatten beispielsweise das Privileg, bei der Fronleichnamsprozession unmittelbar hinter dem Baldachin mit der verehrungswürdigen Reliquie zu schreiten. Heute ist die Mitgliedschaft in einer Zunft nicht mehr an die Ausübung eines der zunfttypischen Berufe gebunden. Auch Mitgliedschaften in mehreren Zünften sind zulässig und auch üblich. Die Gerberzunft pflegt die Gemeinschaft mit den beiden anderen Adenauer Zünften, der Wollenweberzunft und der Hammerzunft.[6]

Sonstiges

Informationen und Anschauungsmaterial zu Aufgaben, Geschichte und Bedeutung der Adenauer Zünfte gibt es im Heimat-, Zunft- und Johanniter-Museum Adenau.

Mediografie

  • Karlheinz Korden: Adenaus Zünfte unter die Lupe genommen, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1978
  • Karlheinz Korden: Alte Tradition liebevoll gepflegt — die Adenauer Gerberzunft, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1979
  • Die Zünfte, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1982
  • Wald diente auch der Lederherstellung - Lohe aus Eichenrinde war lange zum Gerben nötig, in: Rhein-Zeitung vom 27. Juni 2014
  • Werner Dreschers: Die Adenauer Zünfte: Historie trifft Zukunftsperspektive. Ein überzeugendes Beispiel für soziale Verantwortung, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2019, Ahrweiler 2018, 290 Seiten, S. 72-75
  • P. Romes: Die Adenauer Gerberzunft heute, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1978

Fußnoten

  1. Quelle: Gabi Geller: Ehrenplakette des Kreises für Ärzte, Zünfte und Imker – Feierstunde im Kreishaus würdigt gesellschaftliches Engagement, in: Rhein-Zeitung vom 19. Mai 2017
  2. Quellen: Rhein-Zeitung vom 8. Februar 2013 und vom 18. Februar 2016
  3. Quelle: Rhein-Zeitung vom 18. Februar 2016
  4. Quelle: Rhein-Zeitung vom 8. Februar 2017
  5. Quelle: Gabi Geller: Ehrenplakette des Kreises für Ärzte, Zünfte und Imker – Feierstunde im Kreishaus würdigt gesellschaftliches Engagement, in: Rhein-Zeitung vom 19. Mai 2017
  6. Quelle: Ulrike Walden: Hinter dem Tunnel sprudeln Ideen - Ahrbrück, Hönningen und Kesseling planen ihre Zukunft gemeinsam: Workshop gab Impulse, in: Rhein-Zeitung vom 6. Juli 2022
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