Jeanne Lessenich

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Jeanne Lessenich (l.) mit Nadja Hormisch
Jeanne Lessenich am 15. November 1974
Am 12. Januar 2011
Jeanne Lessenich (l.) mit dem Shakuhachi-Meister Jim Franklin
Am 28. September 2011

Die Illustratorin, Autorin und Malerin Jeanne Lessenich (* 29. September 1942 in Remagen, † 9. Mai 2017 in Siegburg) lebte und arbeitete zuletzt in Waldorf.


Vita

Jeanne Lessenich wurde am 29. September 1942 in Remagen geboren. In Niederbreisig, wo ihre Eltern die Gastwirtschaft „Onkel Toms Hütte“ betrieben, wuchs sie auf. 1956 begann sie dort eine Maler-Lehre, dann im Verkehrs-Verlag Remagen eine Ausbildung zum Grafischen Zeichner, der sich von 1959 bis 1962 das Malerei- und Graphik-Studium an den Kölner Werkschulen anschloss. In Frankfurt war sie als Layouter tätig. Ab 1971 arbeitete Lessenich als Art Director in verschiedenen Werbeagenturen, darunter in der Düsseldorfer Kult-Agentur GGK und bei J. Walter Thompson in Frankfurt, bei Grey, DDB und RSCG Butter/Rang in Düsseldorf.[1]

Nachdem sie sich als Illustratorin selbstständig gemacht hatte, zeichnete sie für Magazine wie Playboy und Spiegel sowie für die Bunte und die Zeit. Während ihrer Zeit in der Werbebranche begegnete sie Berühmtheiten, etwa bei einer Werbekampagne für Lux-Seife ein Foto-Shooting mit Geraldine Chaplin und Star-Fotograf David Bailey in London, bei dem eben mal John Lennon anrief.

Prägende Aufenthalte erlebte sie auch in Kanada, in den USA und in Japan. In Kanada lebte sie im Six-Nations-Reservat mit Indianern zusammen. Später arbeitete sie im „American Indian Movement“ mit. Ihre Erlebnisse dort verarbeitete Jeanne Lessenich literarisch in ihrem Buch Nun bin ich die ewig junge Hirschkuh oder der Ajilee Mann. Ebenso prägend war ihre Zeit in Japan. Erst einige Jahre vor ihrem Tod ließ sie sich zu einem Laienmönch des Zen-Buddhismus weihen. Erst ab 1999 beschäftigte sich Jeanne Lessenich wieder intensiv mit der lange bloß sporadisch betriebenen Malerei. Ihr erstes Mal-Atelier richtete sie sich auf Gut Selikum in Neuss ein.

Als Junge geboren, fühlte sich Jean Lessenich früh im falschen Körper. „Ich bin das, was man eine Transsexuelle nennt. Ich wurde bei meiner Geburt als männlich einsortiert und lebe nun mein Leben als etwas anderes“, schrieb sie in ihrer 2012 erschienenen Autobiografie „Die transzendierte Frau“. Ab der Frankfurter Zeit lebte sie als Frau, nahm offiziell den Namen Jean an, nach der Filmdiva Jean Harlow, ließ sich Anfang der 1970er-Jahre in Casablanca operieren. Um ihrer japanischen Lebensgefährtin, die ihr den Weg in den Zen-Buddhismus eröffnet hatte, auf dem Wege einer Heirat einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen, lebte Jeanne Lessenich zwölf Jahre später wieder als Mann. Als solcher kam sie im Jahr 2005 nach Bad Breisig, in ihre alte Heimat, zurück, deren Enge und Biederkeit sie rund 50 Jahre zuvor entflohen war.

Schnell schloss sie dort neue Freundschaften, begeisterte sich für neue Projekte, wie den mit ihr gedrehten Dokumentarfilm 2011: „I Am a Women Now“ von Michiel van Erp. In Waldorf schuf sie insbesondere Naturansichten und Porträts. Als Künstlerin stellte Jeanne Lessenich seit 2003 häufig aus, so in Neuss, Bremen, Ulm, 2008 bei der contempAhRT der Galerie Diede in Burgbrohl, 2011 mit Tuschezeichnungen beim Sommerblut-Festival in Köln und mit Porträts von Freunden in der Essener Galerie Sackers. Sie zeigte ihre Bilder in Bonn, Euskirchen, Nettersheim, 2013 etwa im Mainzer Landtag und im Jugend- und Kulturbahnhof Bad Breisig. Seit 2015 vertreten von der Galerie Rosemarie Bassi in Remagen, hatte sie 2016 eine große Ausstellung mit Patrick Feldmann.

Petra Ochs schrieb in einem Nachruf:

Zuletzt war es eine eher düstere Eifel, die Lessenich dem Betrachter offerierte. Bei ihren „Begehungen der Erde“, wie sie die Streifzüge an Rhein und in der Eifel nannte, sammelte die Künstlerin landschaftliche Impressionen und Stimmungen ein, um diese im heimischen Atelier in Öl oder mit Ei-Tempera-Farben, hie und da kombiniert mit Tuschezeichnungen auf Japanpapier, auf die Leinwand zu bringen. Ihre reduzierten Eifellandschaften gingen dabei eine unnachahmliche Liaison mit Elementen fremder Kulturen ein. Im Sinne des Zen-Buddhismus waren ihre Landschaftsausblicke immer auch göttlich geprägt. „Ich möchte die Zunge des Buddhas in der Landschaft spüren. Darum geht es mir in meinen Bildern“, hat die Malerin einmal gesagt.

Jeanne Lessenich starb am 9. Mai 2017 74-jährig in Siegburg an den Folgen eines Herzanfalls – zwei Tage nach der Eröffnung einer Gemeinschaftsausstellung mit dem Titel „Landfahrer“ im Kulturbahnhof Nettersheim. Jeanne Lessenich wurde auf der Waldruhestätte RheinRuhe beigesetzt.

Veröffentlichungen

  • Nun bin ich die niemals müde junge Hirschfrau oder der Ajilie-Mann, 1983, Edition Suhrkamp
  • Mit den Zähnen am Zweig - Aufzeichnungen des Eremiten aus der Breiten Straße, Eigenverlag, 2004
  • Die transzendierte Frau. Eine Autobiografie, Gießen 2012, Psychosozial-Verlag

Weitere Fotos

Mediografie

Weblinks

Fußnoten

  1. Quellen: Hildegard Ginzler: Eine lebenslang Suchende – Die Illustratorin, Autorin und Malerin Jeanne Lessenich ist mit 74 Jahren gestorben (Nachruf), in: General-Anzeiger vom 17. Mai 2017, und Petra Ochs: Ein erfülltes und turbulentes Künstlerleben – Waldorfer Künstlerin Jean Lessenich starb am Dienstag (Nachruf), in: Rhein-Zeitung vom 16. Mai 2017
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