Johannes Müller (Musiker)
Johannes Müller (* 24. Dezember 1864 in Kochshof bei Altenberg (Bergisches Land), † 18. Januar 1942 in Ahrweiler) war bis zu seinem Tode der erste hauptamtliche Kirchenmusiker und Küster der Katholischen Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Ahrweiler. Müller, Gründungsmitglied der Are-Künstlergilde[1], wirkte in Ahrweiler als Komponist, Küster, Organist und Chorleiter, aber auch als Winzer und Kunsthändler. Müller wurde auf dem Ahrtor-Friedhof Ahrweiler beigesetzt, wo ein Grabmahl mit Bronzebüste an ihn erinnert. Die Johannes-Müller-Straße zwischen Oberhutstraße und Marktplatz Ahrweiler trägt seinen Namen.
Vita
Schon früh äußerte der bergische Bauernsohn den Wunsch, Kirchenmusiker zu werden. Sein Anliegen wurde stets gefördert. So lernte er die „Allgemeine Musiklehre“ in Köln, konnte dabei im Dom die Chormusik studieren, später besuchte er die Kirchenmusikschule in Aachen.
Nach Abschluss seiner Studienzeit entschied sich Müller, ein Angebot als Organist und Küster der katholischen Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Ahrweiler anzunehmen, das auf eine Anregung des damaligen Dechanten Peter Josef Seul zurückging. Im Jahr 1891 zog Müller in das inzwischen abgerissene kleine Küsterhaus gegenüber der Sakristei der Pfarrkirche am Markt 17 (Ecke Markt/Adenbachhutstraße). Kurze Zeit später erwarb er am Adenbach einen Weinberg.
Als Küster durfte Müller den Organisten vertreten und 1904 mit dem damaligen Organisten, Lehrer Bappert, kostenlos die neue Georg Stahlhuth-Orgel zum Üben nutzen. Ende 1904 übertrug man ihm die Ämter von Küster, Organist und Chorleiter. Im Jahr 1905 gründete Müller mit Dechant Jakob Spurzem den „Marienchor", einen Damenchor, dessen Dirigent er wurde. Erst im Jahr 1912 erhielt Müller vom Kirchenvorstand einen neuen Arbeitsvertrag, der die Aufgaben des Küsters und Kirchenmusikers genau regelte. Zeitweilig dirigierte Müller auch den Schülerchor des Realgymnasiums Ahrweiler-Neuenahr und den ehemaligen Quartettverein der Kreisstadt Ahrweiler.
Die Arbeit im eigenen Weinberg brachte ein dringend notwendiges Zubrot für den Unterhalt seiner sechsköpfigen Familie. Aber die Winzerei inspirierte ihn auch und ermöglichte es ihm, neue schöpferische Kräfte für seine Kompositionen zu sammeln. Seinen Wein verkaufte er auch nach außerhalb. Mit Rucksack und Kartons bepackt, stellte er sein Produkt persönlich per Eisenbahn den Kunden zu. „Johannes Müller schreibt nicht nur weitum die besten Messen, sondern er keltert auch einen der besten Weine“, sagte einmal ein befreundeter Geistlicher aus Bonn. Während dieser Reisen entdeckte er wertvolle sakrale Figuren, Gemälde und Kunstgegenstände, mit denen er ebenfalls gelegentlich handelte.
Sein Opus 1 als Komponist datiert im Jahr 1887. Der erste Druck, eine Messe zu Ehren des Jesuskindes (Opus 8), erschien im Jahr 1909 bei L. Schwann (Düsseldorf) und J. Fisher & Broth., 7 und 11 Bible House (New York). Seine Kirchenämter behielt er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1933 im Alter von 69 Jahren. Sein Sohn Peter Müller übernahm das Amt des Küsters und Organisten. Den Kirchenchor leitete Johannes Müller selbst bis zu seinem Tod im Jahr 1942 weiter.
Müller starb, fast 78 Jahre alt, am 18. Januar 1942, nachdem er in Ahrweiler bei Glatteis gestürzt war. Wenige Tage später wurde er in einem städtischen Ehrengrab am Hochkreuz auf dem Ahrtor-Friedhofs beigesetzt.
Müllers kompositorisches Werk umfasst geistliche Lieder, festliche Hymnen und Motetten, Mess-Ordinarien sowie weltliche Gedichts- und Balladenvertonungen und Volksliedbearbeitungen für Männerchor, gemischten Chor und Frauenchor. Das Gesamtwerk erschien im Dezember 2000 in einem Band von Gisbert Stenz, der vom Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ herausgegeben wurde. Der Titel lautet: „Es muss doch klingen!“ – Johannes Müller und sein musikalisches Werk.
Mediografie
- Ernst Karl Plachner: Zwei schöpferische Musiker der alten Ahr-Stadt - Philipp Gretscher - Johannes Müller, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1938, S. 138
- Ernst Karl Plachner: Johannes Müller zum 100. Geburtstag, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1965
- Gisbert Stenz: "Es muss klingen!" Johannes Müller und sein musikalisches Werk. Werkverzeichnis, hrsg. v. Heimatverein "Alt-Ahrweiler" e.V., Bad Neuenahr-Ahrweiler 2001
- Hans-Georg Klein: Johannes Müller, in: ders.: Ahrweiler Lebensbilder, 160 Seiten, 69 Abbildungen, 2014, 19,95 Euro, ISBN 978-3-930376-91-9, Seiten 90 f.
- Sebastian Kirschner: Ahrweiler Sankt-Laurentius- Kirche: Der Palestrina von der Ahr, general-anzeiger-bonn.de vom 21. Januar 2015
- Günther Schmitt: Der Ahrweiler Komponist Johannes Müller wurde vor 150 Jahren geboren – Ein Leben für die Musik, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Januar 2015
- Anton Simons: Prominente Weihnachts-Geburtstagskinder: Sein erstes Werk widmete er dem Jesuskind, ga.de, 24. Dezember 2021
Weblink
alt-ahrweiler.de: Johannes Müller (komplett eingearbeitet)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Die ARE-Künstlergilde besteht seit 75 Jahren – 1. Teil – Die Künstler gründeten die Vereinigung mitten im Ersten Weltkrieg, blick-aktuell.de vom 18. Juli 2016