Katholische Pfarrkirche „St. Michael“ Reifferscheid
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Die katholische Pfarrkirche „St. Michael“ Reifferscheid, von dem Architekt Lambert von Fisenne entworfen und von 1893 bis 1895 erbaut, ist das Gotteshaus der Katholischen Pfarrgemeinde "St. Michael" Reifferscheid. An der Außenfassade sind die drei Bauepochen zu unterscheiden, in denen die Kirche entstand: der gotische Turmschaft, dessen alte Schallöffnungen wiederhergestellt wurden, der neugotische Bau von 1895 nach den Plänen von Lambert von Fisenne aus den Jahren 1893 bis 1895 (aus dieser Zeit stammt auch das obere Turmgeschoss) sowie die Spuren des Umbaus (Seitenschiffe) der Jahre 1971 bis 1973.[1]
Standort
Chronik
Aus Überresten geht hervor, dass in Reifferscheid um 1200 eine romanische Kirche gebaut wurde. Von dieser Kirche ist heute nur noch der Taufstein erhalten. Nach 1450 folgte eine spätgotische Anlage, die Maße von 5,3 Metern in der Breite und 6,5 Metern in der Länge hatte. 1633 mussten Turm und Kirche neu eingedeckt werden. 1711 schlug ein Blitz in den Turm ein. Das Feuer entwickelte eine solche Hitze, dass drei Glocken schmolzen. Die Kirche selbst blieb weitgehend erhalten; ihr Zustand war aber derart schlecht, dass die Gemeinde 1779 wegen schwerer Schäden am Dach einen kompletten Neubau plante. Der aber aber wurde nicht realisiert, so dass das Kirchenschiff noch 30 Jahre später ohne Dach war.
So stürzten Gewölbe und Langhaus im Jahr 1801 ein. 1802 kam es doch zu einem Neubau, der aber von Anfang an zu klein dimensioniert war. Es war flachgedeckt und hatte eine Länge von 9,30 und eine Breite von 8 Metern. Der spätgotische Chor war erhalten geblieben.[2]
Im 19. Jahrhundert war die Kirche zu klein geworden, und es wurde ein Neubau geplant. Am 2. Oktober 1893 ist der Grundstein zum Bau der im Jahr 1896 eingeweihten heutigen Kirche gelegt worden, die nach Plänen des Gelsenkirchener Architekten Lambert von Fisenne errichtet und am 17. Juni 1896 von Bischof Michael Felix Korum geweiht wurde.
Von 1971 bis 1973 ist die Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert worden. Um mehr Raum zu schaffen, sind außerdem die Mittelsäulen des Langhauses entfernt und die Decke an Eisenträgern über dem Gewölbe aufgehängt worden. Auf die Basen der entfernten Mittelsäulen wurden Zelebrationsaltar und Taufbecken aufgesetzt. Die Ausmalung aus dem 19. Jahrhundert wurde im Zuge der Baumaßnahme rekonstruiert.
Ausstattung
Von den drei Altären, mit denen die Kirche 1745 ausgestattet wurde, sind nur noch die Skulpturen von St. Michael, dem Schutzpatrons der Kirche, und von St. Nikolaus erhalten. Die Figur von St. Michael, der einen Drachen tötet, wurde in den neugotischen Hauptaltar integriert. Dieser ist ein Flügelaltar, auf dessen linker Seite Abraham dargestellt ist, der seinen Sohn Isaac opfert, und auf der rechten Seite Melchisedech, der Brot und Wein opfert. Die beiden mittleren Tafeln stellen die St. Margareta von Antiochien mit einem an einer Kette gefesselten Drachen dar, den St. Nikolaus, den von Pfeilen durchbohrten St. Sebastianus und St. Katharina von Alexandrien mit ihren Attributen, dem zerbrochenen Rad, einem Schwert und einem Palmzweig.[3]
An der linken Apsiswand befindet sich das von der Vorgängerkirche erhaltene spätgotische Sakramentshäuschen mit der Darstellung des Schmerzensmannes. Dort werden Reliquien des heiligen Kreuzes und von St. Apollonia aufbewahrt. Aus der Kirche des 19. Jahrhunderts stammt die neugotische Kanzel mit den Darstellungen der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und ihrer Symbole. Aus der gleichen Zeit stammen die neugotischen Kreuzwegbilder und der Schrein mit einer Pietà beim Eingang.
Der Ambo aus Galvanokupfer wurde 1991 von Georg Gehring angefertigt. Auf ihm ist St. Michael dargestellt, der die Seelen wiegt. Der Osterleuchter aus Bronze von 1995 stammt aus einer Münchner Werkstatt und stellt den auferstandenen Christus dar.
Orgel
Im Juli 2010 segnete Weihbischof Dr. Alfred Kleinermeilert im Rahmen eines Gottesdienstes die neue Orgel der Kirche ein. Pfarrer Gerold Rosenthal erinnerte in seiner Predigt an die zahlreichen Diskussionen innerhalb der Pfarrei, die schließlich zum Kauf des Instrumentes führten. In den Jahren zuvor war die alte Klais-Orgel (Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG Bonn) in der Kirche immer störanfälliger geworden. Der Orgelsachverständige des Bistums Trier hatte geraten, nicht weiter in Reparaturen zu investieren, sondern eine neue Orgel zu kaufen. Rund 150.000 Euro für eine neue Orgel hätte die Pfarrei jedoch nicht aufbringen können. So beschloss der Verwaltungsrat in Abstimmung mit dem Pfarrgemeinderat, sich nach einem gebrauchten Instrument umzuschauen.
Bei einem Wuppertaler Händler fand die Pfarrgemeinde eine 1905 von der englischen Firma „Nelson & Co.“ gebaute Orgel, die den Anforderungen der Reifferscheider entsprach. Die Nelson-Orgel mit zwei Manualen und 13 Registern ist rein mechanisch ausgelegt. Über ein Schwellpedal kann die Lautstärke stufenlos geregelt werden. Allerdings musste ein neues Gehäuse angefertigt werden, eine komplette Überarbeitung des Instruments war nötig und dann musste die Orgel in der Kirche aufgebaut und intoniert werden. Alles in allem kostete das die Pfarrgemeinde 90.000 Euro. Der Kauf wurde durch Rücklagen, Spenden, Eigenleistungen und eine zinslose Anleihe von 16.000 Euro finanziert. Die Gemeinde muss die Anleihe zurückzahlen und darüber hinaus 20.000 Euro aufbringen.
Beim Einweihungsgottesdienst wurde das Instrument von Klaus-Dieter Holzberger gespielt. Er begleitete den von Resi Weiler geleiteten Kirchenchor "Cäcilia" der Katholischen Pfarrgemeinde Schuld.[4]
Geläut
Vom 13. bis ins 15. Jahrhundert hatte die Kirche vier Glocken. Die älteste noch vorhandene Glocke – sie wir heute als Totenglocke genutzt – stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die drei übrigen ursprünglichen Glocken schmolzen beim Brand 1711. Bereits 1712 erhielt die Kirche zwei neue Glocken, darunter die Michaelsglocke, eine weitere im Jahr 1767. Die Michaelsglocke wurde im Jahr 1788 gegen eine neue Glocke ausgetauscht. So hat die Kirche heute vier Glocken.[5]
Weitere Bilder
Heiligenskulpturen
Siehe auch
Mediografie
- Gerold Rosenthal: Pfarrkirche St. Michael Reifferscheid, in: Die Kirche mitten im Ort. Kirchen und Kapellen in der Verbandsgemeinde Adenau, hrsg. von der Verbandsgemeinde Adenau, Adenau 2001, S. 97−99, ISBN 3-9804818-5-9
- Gerold Rosenthal: Die Pfarrkirche St. Michael, in: Die Orgelweihe. Pfarrkirche und Pfarrei, hrsg. von der Katholischen Pfarrgemeinde "St. Michael" Reifferscheid, Reifferscheid 2010
Weblinks
- reifferscheid-hocheifel.de: Pfarrei "St. Michael"
- Wikipedia: St. Michael (Reifferscheid)
- glasmalerei-ev.de: Reifferscheid, Kath. Kirche St. Michael
Fußnoten
- ↑ Quellen: Wikipedia: St. Michael (Reifferscheid), Version vom 23. Februar 2016, und Jochen Tarrach: Gewölbe wird von schwebenden Säulen getragen – Ursprünge der Kirche St. Michael in Reifferscheid reichen bis ins 13. Jahrhundert, in: Rhein-Zeitung vom 13. Juni 2016
- ↑ Quelle: Wikipedia: St. Michael (Reifferscheid), Version vom 23. Februar 2016
- ↑ Quelle: Wikipedia: St. Michael (Reifferscheid), Version vom 23. Februar 2016
- ↑ Quelle: Rhein-Zeitung vom 13. Juli 2010
- ↑ Quelle: Jochen Tarrach: Gewölbe wird von schwebenden Säulen getragen – Ursprünge der Kirche St. Michael in Reifferscheid reichen bis ins 13. Jahrhundert, in: Rhein-Zeitung vom 13. Juni 2016