Norbert Görres

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Veranstaltungsplakat des Gesprächskreises Ahrwein

Der Winzer Norbert Görres (* 8. Juni 1934 in Walporzheim, † 9. Mai 2009 in Dortmund) aus Bad Neuenahr galt als „internationaler Botschafter des Ahrweins“. Im Jahr 2004 war Görres mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Damit ist das Jahrzehnte lange Wirken des Winzers für den Weinbau an der Ahr und dessen weltweiter Einsatz als Fachmann im SES-Senior-Experten-Service Bonn gewürdigt worden. Görres habe mit seinem ehrenamtlichen Engagement aber auch dazu beigetragen, dass sich der Rotwein der Ahrregion international nicht zu verstecken braucht, sagte Hans-Dieter Gassen, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, bei der Übergabe der Auszeichnung. Im Jahr 2005 folgte die Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler.


Vita

Görres wurde auf Umwegen zum Weinexperten. Seine weinbaulichen Erfahrungen sammelte er im eigenen kleinen Familienbetrieb in Walporzheim, im Weingut P.J. Brogsitter und als Betriebsleiter und Kellermeister des Weinguts J.J. Adeneuer. Im Jahr 1980 gründete er das Weingut Sonnenberg an der Heerstraße in Bad Neuenahr auf. Enkel Marc Linden führt das Gut inzwischen in dritter Generation weiter. 1990 war das Weingut von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) mit dem Bundesehrenpreis in Gold ausgezeichnet worden; diese höchste nationale Betriebsauszeichnung war im Ahrtal bis dahin an kein weiteres Weingut verliehen worden.

Ab 1992 machte sich Görres – zusammen mit seinem Winzerkollegen Hans Beu aus Walporzheim – als ehrenamtlicher Berater und Helfer beim Aufbau von Weinbaubetrieben in Usbekistan, Kasachstan und China verdient – zunächst im Auftrag des Senior Expert Service (SES), später in Eigenregie. In der am Gelben Fluss liegenden Provinz Shandong halfen die beiden beim Anlegen von Weingärten und beim Bau eines modernen Kellereigebäudes. In den Weingärten rankten Rebstöcke, die seit Jahren nicht mehr geschnitten worden waren, an Bäumen oder gebrochenen Pfählen empor. In kleinen Gruppen vermittelten Beu und Görres den Chinesen deshalb erst einmal die Grundlagen des Obstbaum- und Rebschnitts. Bis zum Besuch der beiden Deutschen gab es dort lediglich Tafeltrauben; Weintrauben waren den Chinesen unbekannt. Beim zweiten Besuch wenige Monate später hatten Görres und Beu deshalb Stecklinge von europäischen Reben sowie Pflanzenschutzmittel im Gepäck. Rasch stellte sich heraus, dass das Klima am Gelben Fluss für den Weinbau ideal ist. Nach nur einem Jahr hatten die Stecklinge bereits meterlange Wurzeln und konnten aus der Rebschule in die Wingerte verpflanzt werden. Dann ging es an den Bau eines Kellereigebäudes. Auf Wunsch der Chinesen plante der Bad Neuenahrer Architekt Günter Lieverscheidt ein Gebäude, das an Schloss Neuschwanstein erinnerte. Außerdem sollte so gebaut sein, dass Most und Wein auf dem Weg von der Traubenmühle bis zur Abfüllung in Flaschen möglichst wenig gepumpt und möglichst schonend verarbeitet werden können. Nach nur eineinhalbjähriger Bauzeit ging die Kellerei in Betrieb. Die Provinz Shandong machte Görres und Beu deshalb später zu Ehrenbürgern. Und Norbert Görres setzte sie – bereits zu Lebzeiten – ein Denkmal, einer überlebensgroßen Bronzestatue.[1]

Darüber hinaus war Norbert Görres Prüfer der Landwirtschaftskammer und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) sowie Mitglied der Kommission für das Deutsche Weinsiegel und des Deutschen Weinbauverbands. 25 Jahre lang war er Vorsitzender des Weinbauversuchsring Ahr e.V. Zwischen 1966 und 2003 war er bei fünf Flurbereinigungsverfahren als Vorstandsmitglied der Teilnehmergemeinschaften an der Neuordnung von 212 Hektar und damit fast 40 Prozent der Rebfläche an der Ahr maßgeblich beteiligt. Zwischen 1966 und 2003 gehörte Görres außerdem dem Vorstand der Aufbaugemeinschaft Ahrtal an.

Paul Gieler sagte im März 2019 bei einer Veranstaltung des Gesprächskreises Ahrwein, Görres sei seinen Mitstreitern „immer einen Schritt voraus“ gewesen – „“um Beispiel mit neuen weinwirtschaftlichen Verfahren wie Strohabdeckung im Weinberg, Humusversorgung der Böden durch Kompost und einer neuen Terrassenanordnung in der horizontalen Linie.“ Die Wiederbelebung des Anbaus der Frühburgunderrebe zusammen mit dem damaligen Weingutbesitzer Otto Schäfer trage Görres’ Handschrift.

1973 wurde Görres stellvertretender Vorsitzender der Winzer- und Weinbruderschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.. In dieser Funktion gab er den Anstoß zum Bau der 1995 eingeweihten Weinbergskapelle „St. Urban“ Ahrweiler. Auch beim Weinbauverband Mittelrhein und bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz war Görres’ Rat gefragt. Außerdem engagierte sich Görres für Not lebende Waisenkinder in Osteuropa. Stets warnte er vor Experimenten mit dem Ahrwein: „Lasst ihm seine Unverwechselbarkeit, seinen typischen Charakter, er muss erkennbar bleiben“, sagte er immer wieder. Noch im Januar 2009 gründete er – zusammen mit Paul Gieler und Dr. med. Gerhard Kreuter – den Gesprächskreis Ahrwein.

Siehe auch

Mediografie

Fußnoten

  1. Quelle: Andrea Simons: Gesprächskreis Ahrwein – Ein Denkmal für Winzer Norbert Görres in China, general-anzeiger-bonn.de vom 8. März 2019 2019
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