Pferdesegnung Hain

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Die Pferdesegnung Hain findet alljährlich an Pfingsten an der St.-Wendelinus-Kapelle Hain statt. Jahr für Jahr kommen dann Besucher aus nah und fern in den kleinen Ort, um vor der Kapelle unter freiem Himmel einen Gottesdienst zu feiern. Sie beten für die Gesunderhaltung des Viehs, für gedeihliche Witterung, eine gute Ernte und empfangen den Segen von St. Wendelinus, dem Schutzpatron der Hirten, Bauern und Landarbeiter. Bis zu 100 Pferde säumten in den vergangenen Jahren die Hauptstraße bis zum Burgberg hinauf. In den Seitenstraßen parkten Traktoren, Planwagen und Pferdeanhänger, und an der blumengeschmückten Kapelle warteten Fußpilger.


Chronik

„Reiten sie ein, so reiten sie aus - reiten sie aus, so reiten sie ein - dann sind es die Ritter von Bassenheim.“ Diese Verse geben kurz den Inhalt einer Sage wider, wonach die Ritter von Bassenheim, die einstigen Herren im oberen Brohltal, ihre Pferde mit Hufeisen in entgegengesetzter Richtung beschlagen ließen, um ihre Feinde zu täuschen. Wenn jetzt alljährlich am Pfingstmontag eine lange Prozession von Pferden nach Hain kommt, dann sind die Hufe richtig aufgeschlagen und die Pferde herrlich geputzt und mit glänzendem Zaumzeug ausgestattet.[1]

Die Herren derer von Bassenheim waren vor der Invasion durch die Franzosen im Jahre 1794 die Herren der Burg Olbrück und die Herrscher über das sogenannte Zissener Ländchen. Am Fuße dieser Burgruine, deren Bergfried noch gut erhalten ist und das Wahrzeichen des Brohltals ist, liegt am Berghang der 250-Seelen-Ort Hain mit der schmucken Wendelinus-Kapelle. Während auf der Burg bereits im frühen Mittelalter eine Kapelle stand, die heute noch in den Ruinen zu erkennen ist, wurde in der Ortsmitte von Hain erst 1730 eine Kapelle erbaut. Nachdem sie baufällig geworden war, wurde im Jahr 1938 an ihrem Standort eine neue Kapelle erbaut.

Die Bewohner von Hain bestritten ihren Lebensunterhalt in früherer Zeit nahezu ausschließlich aus der Landwirtschaft. Deshalb lag es nahe, für diese Kapelle einen Schutzpatron zu wählen, der dem Landleben nahe stand. So entschieden sich die Gläubigen aus Hain für St. Wendelinus, der als Königssohn das väterliche Schloss verließ, um in Armut unerkannt als Schweinehirt und Schäfer ein bescheidenes Leben zu führen. Wie es oft in der Volksfrömmigkeit der Fall ist, geht von den Attributen - man sieht ihn abgebildet mit Schafen - der Segen bzw. das Patronat auf andere Tiere der Landwirtschaft über. St. Wendelinus lebte im Südwesten der Diözese Trier; in St. Wendel wurde er begraben. Dort ist es schon lange Zeit Brauch, alljährlich am Pfingstmontag die Pferde zu segnen.

Der 1995 verstorbene Pfarrer Karl Scholtes, am 14. September 1910 in St. Wendel geboren, kam im Jahre 1951 als Pastor zur Katholischen Pfarrgemeinde "St. Antonius Abt" nach Oberzissen, zu der auch der Filialort Hain gehört. Pfarrer Scholtes war erfreut, an seiner neuen Wirkungsstätte den Schutzpatron seines Heimatortes anzutreffen. Und so führte er kurz nach Beginn seiner Amtszeit in seiner neuen Pfarrei den frommen Brauch seines Heimatortes ein, so dass sich seither alljährlich am Morgen des Pfingstmontags in Oberzissen eine große Anzahl Reiter mit und mit Pferden bespannte Kutschen einfinden, die sich in einer Prozession vom Tal hinauf nach Hain begeben. Dort wird dann unter freiem Himmel am Altar vor der Wendelinus-Kapelle die Festtagsmesse zelebriert wird. Eine Musikkapelle aus der Umgebung gibt dem Gottesdienst den gebührenden festlichen Rahmen.

Pastor Matthias Wiebel, der Pfarrer Karl Scholtes im Jahr 1958 ablöste, hielt diesen Brauch bei, obwohl das Pferd wegen des technischen Wandels in der Landwirtschaft immer mehr seine Bedeutung als Nutztier verlor. So wurden auch die Traktoren in die Prozession einbezogen, um den Segen für die Arbeit auf dem Feld zu erhalten, den der Priester am Ende des Gottesdienstes mit Weihwasser spendet.

Die Zahl der Freizeitreiter wurde immer größer und Reitervereine wurden gegründet. Aus deren Reihen schlossen sich der Reiterprozession bald viele Pferdefreunde aus der weiteren Umgebung vom Rhein bis zur Hohen Acht an, so dass die Zahl der Teilnehmer an der Prozession wieder stieg. Auch Pastor Hans-Peter Müssenich, dem 1996 die Pfarrei Oberzissen als eine Pfarrgemeinde der Seelsorgeeinheit Niederzissen/Oberzissen/Wehr anvertraut wurde, setzte mit Kaplan Theo Welsch diesen Brauch fort. Im Jahr 1997 kam Dr. Ralph Hildesheim als Kaplan in diese Seelsorgeeinheit. Als Naturfreund und Pferdeliebhaber fühlte er sich den Freizeitreitern in besonderem Maße verbunden. Da sein priesterlicher Berufsweg einen Wechsel nach spätestens drei Jahren vorsah, führte er im Jahr 2002 die Pferdesegnung zum letzten Mal durch.

Video

Siehe auch

Mediografie

Fußnoten

  1. Quelle: Hans Schmitz: Hain das „kleine St. Wendel“ in der Osteifel - Seit nahezu 50 Jahren Pferdeprozession am Pfingstmontag, Manuskript vom Mai 2002
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