St.-Rochus-Kapelle Breidscheid
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Ein Drittel der Bewohner von Breidscheid starb, als dort in den Jahren von 1626 bis 1628 die Pest wütete. Die Opfer, die in die Pestkapelle Breidscheid gebracht wurden, und die Gebete, die dort gesprochen wurden, sollten weitere Pestepidemien vom Dorf fernhalten. Darum stehen auf dem Barockaltar dieser Pestkapelle links und rechts die Statuen der beiden Pestheiligen St. Sebastianus und St. Rochus. An den Wänden des Chores stehen barocke Holzfiguren dieser Heiligen. Die Rundbogentür im Westen weist das Baujahr 1630 auf. Die Glocken - die erste stammt aus dem Jahr 1707 und trägt die Inschrift: „S. Rochus, S. Sebastianus heischen ich“ - und ihr Geläut sollten ebenfalls die Pest abhalten. Ein Basaltlava-Kreuz an der Ostwand der Kapelle trägt die Inschrift „INR CRUX S.S. MISSIONISIS 1638“. Es wurde zehn Jahre nach dem Ende der Pest angefertigt.
Standort
Trierer Straße (Bundesstraße 257)/Ecke In der Dell
Architektur
Bei dem Kirchlein handelt es sich um einen lang gestreckten Verputzbau mit dreiseitig geschlossenem Chor. Es hat ein durchgehendes steiles Satteldach und einen viereckigen Dachreiter mit achtseitigem Helm. Auf den Langseiten des Gotteshauses befinden sich zwei Flachbogenfenster, in den Schrägwänden des Chors jeweils ein rechteckiges Fenster.
Innenausstattung
Der Altar aus der Bauzeit der Kapelle stammende Altar hat einen Tuffstein-Einsatz. Die Sitzbänke wurden gemäß einer Inschrift an einer Sitzbank im Kirchenschiff im 18. Jahrhundert angefertigt. Die Kommunionbank hingegen stammt aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Am Westeingang steht ein zweitüriger Aufsatzschrank aus dem Jahr 1749. Im Innenraum der Kirche sind außerdem die alten Beschläge, der Türklopfer und das aus der Zeit um 1630 stammende Schloss an der Westtür sowie ein Ovalbild (Öl auf Leinwand) von St. Aloysius interessant.
Chronik
Mit Hilfe der Spende einer Breitscheiderin konnte im Jahr 1966 das Dach neu gedeckt werden. Anfang der 1970er-Jahre wurde der alte Putz ersetzt. Auch der anschließende Außen- und Innenanstrich sowie die Restaurierung der Figuren, Bilder und Fresken aus dem frühen 17. Jahrhundert in ihrer ursprünglichen Farbgebung wären ohne Eigenleistungen und Spenden der Bewohner nicht möglich gewesen. Die Kapelle wurde in den Jahren 1995 und 2004 renoviert. 1998 wurde Breitscheid dank dieses bürgerschaftlichen Engagements mit dem Kapellenpreis der Verbandsgemeinde Adenau ausgezeichnet.
Die Heimatfreunde Breidscheid e.V. haben den Gedenkstein an der Kapelle im Frühjahr 2008 mit einer neuen Kupfertafel versehen. Die Platte war im Laufe der Zeit verloren gegangen. Die Heimatfreunde ließen eine neue Platte angefertigen und den überlieferten Originaltext eingravieren. Der Breidscheider Gemeinderat hatte nämlich im Jahr 1913 beschlossen, zum Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 einen Befreiungsstein mit Inschrift und den eingemeißelten Jahreszahlen 1813-1913 aufzustellen. Zur gleichen Zeiit wurde hinter dem Stein eine sogenannte Kaiserlinde gepflanzt. Im alten Breidscheider Gemeindebuch heißt es dazu:
- "Der Gemeinderath beschließt, zum Andenken und des 25. Regierungsjubiläums seiner Majestät des Kaisers und Königs und an die Gedenktage aus der großen Zeit der Befreiungskriege, einen geeigneten Platz zur Pflanzung einer Linde mit einem einfachen Gedenkstein und Inschrift - Errichtet zur Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813 im 25. Regierungsjahr des Kaisers und Königs Wilhelm II. - und das ganze mit einem einfachen Holzzaun zu umgeben."
Mit einer Messe an der Kapelle feierten die Breidscheider im August 2020, während der Corona-Pandemie, ihre Kirmes. Pfarrer Rainer Justen und Lektor Thorsten Chalas begrüßten etwa 30 Gläubige zur Messe auf der Wiese. Besondere Beachtung galt an diesem Tag drei restaurierten Statuen in der Kapelle. Die Kölner Restauratorin Susanne Runkel hatte die Statuen, die bereits seit Generationen ihren Patz in der Kapelle haben, restauriert. Sie stellen Jesus und Maria dar, mit dem für die Entstehungsepoche üblichen sichtbaren Herzen in der Brust. „Das Alter der Statuen kann mit gut 100 Jahren angenommen werden“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 22. August 2020. Derselben Epoche gehöre auch die dritte Statue an, die St. Sebastianus zeige. Er wird in Breidscheid mit Pfeilen in der Hand dargestellt, anders als die sonst übliche Darstellung mit den Pfeilen im Leib. Eine Palme signalisiert, dass er als Märtyrer gestorben ist. Mit St. Sebastianus, für den jährlich im Januar in Breidscheid Halbkirmes gefeiert wird, gebe es neben dem für die Kapelle namensgebenden St. Rochus, der im Altar dargestellt wird, ein zweites Patrozinium. „Die Heimatfreunde Breidscheid widmen sich sehr intensiv der Pflege des heimischen Brauchtums und erhalten unter anderem Bildstöcke, die sehr sorgfältig gepflegt und restauriert werden“, berichtete die RZ weiter.
Weitere Bilder
Siehe auch
Portal „Pest-Epidemien im Bereich des heutigen Kreises Ahrweiler“
Mediografie
- Karl Egon Siepmann: Die Kirche mitten im Dorf, 2001, herausgegeben von der Verbandsgemeinde Adenau
- Jakob Rausch: Breidscheid, Adelshof, Dorf und Kapelle, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1968
- Kapellen in Adenau und Breidscheid restauriert, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1980