Versenkung des Fährschiffs „Franziska“ am 9. Februar 1945 in Kripp durch einen Bomben-Volltreffer
Bei einem Angriff am 9. Februar 1945 auf die Eisenbahnbrücke über die Ahr in Sinzig kamen 31 B-26-Bomber der 322. Bomb Group zum Einsatz, die bei geschlossener Wolkendecke vier Freifallbomben vom Typ 500 GP und 59 Bomben vom Typ 2000 GP abwarfen. Die Bomben schlugen etwa einen Kilometer nordöstlich des Zieles auf. Die in Kripp am Ufer liegende Autofähre „Katharina“ erhielt um 16.15 einen Volltreffer und sank. Auch Häuser an der damals so genannten Rheinstraße wurden getroffen. Durch den Angriff starben in Kripp außerdem 16 Menschen; drei weitere Menschen starben in Linz. Zwei 907-kg-Bomen durschschlugen in Linz das Eisenbahn-Viadukt, detonierten aber nicht. Nachdem das Hochwasser abgeflossen war, wurden sie entschärft. In Kripp wurden 18 Häuser zerstört, zwei weitere in Linz. Bei dem Luftangriff wurden 18 Bomber durch Flakfeuer beschädigt; aber alle Flugzeuge kehren zu ihrer Basis zurück.[1] Zur Erinnerung an die Menschenopfer, die der Bombenangriff in Kripp forderte, wurde am 30. Oktober 2007 auf dem Friedhof Kripp die Gedenkstätte für die Zivilopfer des 2. Weltkrieges aus Kripp eingeweiht.
Chronik[2]
Es war krachend kalt draußen am 9. Februar 1945 und der Rhein führte Hochwasser. Minus 20 Grad zeigte das Thermometer, der Pegel Andernach 8,38 Meter. Die Kripper mussten ihre Lebensmittelkarten deshalb mit dem Nachen in der alten Schule abholen. Die „Franziska“ hatte ihren Fährbetrieb nach Linz hinüber eingestellt. Sie lag nun vor dem Haus Deubener, wo sie von Fährmeister Peter Valentin festgemacht worden war. Anders als Remagen, war Kripp bis dahin von Bombenangriffen weitgehend verschont geblieben. Aber das sollte sich an diesem Tag, vier Wochen, bevor der Krieg für die Menschen links des Rhein zu Ende ging, ändern.
Von der zwischen Amiens und Paris gelegenen Luftwaffenbasis A-61 Beauvais/Tille in Frankreich stiegen kurz nach Mittag 36 US-Bomber vom Typ „Marauder“ (deutsch „Plünderer“) in den Himmel auf. Ihre Ladung: insgesamt 63 Bomben - 59 von dem je 907 Kilogramm schweren Typ 2000 GP und vier vom je 227 Kilogramm schweren Typ 500 GP.
Die Piloten wussten, dass die Deutschen diese strategisch wichtige Brücke und die Ludendorff-Rheinbrücke in Remagen energisch verteidigten. Die Bomber flogen deshalb auf mehr als 5000 Metern Höhe. Die Wahrscheinlichkeit, dort von einer Granate getroffen zu werden, war relativ gering - insbesondere an Tagen wie diesem, an denen die Wolkendecke nahezu vollständig geschlossen ist. Dann sind die Flugzeuge von unten aus nicht sichtbar. Bombenabwürfe aus dieser Höhe und bei diesen Sichtverhältnissen haben aber den Nachteil, dass sie weit um das Ziel herum streuen und große „Kollateralschäden“ verursachen, wie man das heute nennt.
Gegen 15.46 Uhr gab es in Kripp Fliegeralarm, wie so oft in diesen Tagen. Die Menschen flüchten in ihre Keller, wo sie wenig das Brummen der mit je zwei 1920 PS starken Doppelsternmotoren ausgestatteten Bomber hören, die gerade ihre todbringende Last abwerfen. Aber die Bomben verfehlen die Ahrbrücke. Stattdessen geht der Bombenregen einen Kilometer ostnordöstlich der Brücke nieder, im unteren Teil von Kripp. Innerhalb kürzester Zeit fiel nahezu die gesamte Häuserfront entlang der Rheinpromenade in sich zusammen. Und die Autofähre „Franziska“ versank nach einem Volltreffer in den Fluten. Fährmeister Peter Valentin und seine Frau Katharina starben ebenso wie weitere 14 Kripper – darunter mehrere Kinder. Drei weitere Menschen starben in Linz. 18 Häuser wurden in Kripp, zwei weitere wurden in Linz zerstört.
Die Bombenopfer werden in den Tagen danach auf dem Friedhof an der Quellenstraße beerdigt. Einige fanden in den Gräbern ihrer Familien die letzte Ruhe, andere in einem Massengrab gleich neben dem Mausoleum, das der damals in Kripp lebende italienische Graf Giaocchino Napoleon Taveggi im Jahr 1906 hatte bauen lassen. Seitdem war dort aber niemand beigesetzt worden. Auf Initiative des Kripper Bürger- und Heimatvereins wurde der marode gewordene Kuppelbau deshalb saniert und im November 2007 vom damaligen katholischen Pfarrer Dr. Johannes Georg Meyer und seinem evangelischen Kollegen Udo Grub als Gedenkstätte für die Bombenopfer des 9. Februar 1945 eingesegnet. Im dem Mausoleum steht, von außen sichtbar, eine kupferne Tafel mit den Namen der 15 Todesopfer aus Kripp.
Todesopfer des Bombenangriffs
- Constanze Breuer (52 Jahre, Ehefrau von Wilhelm Breuer),
- Joseph Klüner (50 Jahre, Orientteppichhändler),
- Florentine Klüner (18 Jahre, Tochter von Joseph Klüner),
- Ernst Krampe (67 Jahre, Reichsbahnbetriebsführer),
- Sophia Krampe (67 Jahre, Ehefrau von Ernst Krampe),
- Johann Wilhelm Schürheck (65 Jahre, Maschinist),
- Margareta Schürheck (64 Jahre, Ehefrau von Johann Wilhelm Schürheck),
- Bernhard Söller (2 Jahre),
- Peter Valentin (* 31. Januar 1895 in Kripp) – wohnhaft in Kripp, Rheinstraße 9, verheiratet, katholisch, Fährmeister
- Katharina Valentin, geb. Breuer (* 27. März 1897 in Kripp) – wohnhaft in Kripp, Rheinstraße 9, verheiratet, Hausfrau, Ehefrau von Peter Valentin),
- Max Werner (68 Jahre, Kaufmann),
- Katharina Hoffmann geb. Krampe (39 Jahre),
- Renate Hoffmann (11 Jahre),
- Wolfgang Hoffmann (7 Jahre),
- Juliane Denn geb. Kutscher (65 Jahre, Witwe) und
- Gertrud Lammer (in Köln ausgebombt, bei Verwandten in Kripp lebend).
Weitere Fotos
Mediografie
- Rolf Plewa: Der Tag, an dem die „Franziska“ sank, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Februar 2005
- Willy Weis/Hildegard Funk: Bombeninferno 9. Februar 1945, geschichte-kripp.de
Fußnoten
- ↑ Quelle: Bombenagriffe auf die Ahr-Eisenbahnbrücke nördlich Sinzig und Anmerkungen zu den Bombenopfern vom 9. Februar 1945 in Kripp, in: Wolfgang Gückelhorn (Hrsg.): „Kriegsende und dann ...?“ Der Kreis Ahrweiler 1944 bis 1946, Aachen: Helios Verlag 2015, ISBN 978-3-86933-134-8, 258 Seiten, fest gebunden, 519 Abb., Großformat DIN A 4, 21 x 28,7 cm, S. 35 und 38
- ↑ Quellen: Rhein-Zeitung vom 30. Januar 2015, Rhein-Zeitung vom 9. Februar 2015, und Anton Simons: 16 Tote durch US-Bomber - Remagen erinnert an Luftangriff vor 75 Jahren, general-anzeiger-bonn.de, 4. Februar 2020