Wilhelmstraße 9 (Bad Neuenahr-Ahrweiler)
Das Gebäude an der Wilhelmstraße 9 in Ahrweiler sei „ein gepflegtes Haus mit bewegter Geschichte und vor allem für Generationen von Ahrweilern mit vielen positiven Erinnerungen verbunden“, schrieb der Heimatforscher Karl Heinen in der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Standort
Baubeschreitunb
Das Haus wurde im Heimatstil erbaut, der zur Bauzeit des Hauses en vogue war. Die Obergeschosse sind, bis auf den verschieferten Giebel, ganz in Fachwerk ausgeführt, das hier sehr dekorativ genutzt wurde. „Rheinische Beispiele alter Art findet man hier nicht“, schreibt Karl Heinen, die Vorbilder für dieses Haus seien „eher im Norddeutschen zu suchen.“ Der muschelbekrönte Mittelerker ist eine Spielform der Renaissance. Haustür und Ladenfenster sind 2022 noch ursprünglich. Der Treppenturm an der Rückseite sei ebenfalls „ein Element vergangener Jahrhunderte“, schreibt Karl Heinen weiter.
Chronik[1]
Das Haus wurde im Jahr 1907 von der Familie Badorf erbaut, die dort ein Café unterhielt. Der noch heute vorhandene Vorplatz diente dabei als Außensitzfläche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in den ehemaligen Caféräumen ein Lebensmittelgeschäft eingerichtet, das zunächst von der Familie Hörsch und später als Dependance des Lebensmittelgeschäftes Strohe (Ahrhutstraße) betrieben wurde. In den späten 1960er-Jahren ist das Ladenlokal umgebaut und als Lokal „Grotte“ geführt worden. Von Mitte der 1970er bis 1984 waren Karin und Jörg Blechschmidt die Inhaber. Karl Heinen erinnert sich:
- Unvergessen für die Jugend der damaligen Zeit ist die gemütliche Atmosphäre: Alles war mit Möbeln vom Trödel eingerichtet, die Grotten vermittelten Intimität. Gleichzeitig war man mitten im Geschehen. Das Ehepaar war für Ahrweiler eine Sensation, Jörg immer ein wenig geschminkt und mit geclipsten Wimpern, Karin in einem langen Kleid mit Leopardenmuster, den Kuli immer „griffbereit“. Die jungen Leute fühlten sich dort sehr wohl.
Nachdem Karin und Jörg Blechschmidt das Lokal aufgegeben hatten, übernahmen Holger Ernst und Monika Ratschkowski den Treffpunkt. Karl Heinen:
- Trödelgemütlichkeit und Schummerlicht waren nicht mehr angesagt und so wurde der Laden neonhell im Stil der 80er- und 90er-Jahre verändert. Was blieb, waren die Grotten und die Beliebtheit bei der Jugend.
1994 war diese Are dann auch vorbei, das Ehepaar Dr. Hauser kaufte das Haus, und da es schon etwas verwahrlost war, wurde es von Grund auf saniert. In die Lokalräume kamen verschiedene Institutionen, unter anderem ein Kinderhort.
Außerdem wohnten in dem Gebäude:
- 1926/1927 Anton Badorff (Kaufmann) und Adolf Pilati (Verwaltungs-Assistent)
- 1936/1937 Witwe K. Badorf (Geschäfsinhaberin) und Julius Gies (Schriftsetzer)
- 1953/1954 Peter Hörsch (Transportunternehmung), Elisabeth Johanna Plachner (Musiklehrerin) Josef Pulvermacher (Vertreter) und Maria Schuster (Rentnerin)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Karl Heinen: Die Wilhelmstraße im Wandel der Zeit, Teil 58: Wilhelmstraße Nr. 9, in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ausgabe 20/2022, S. 28. pdf/1 Seite