Augustinerinnen-Kloster Marienthal
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Das ehemalige Augustinerinnen-Kloster „St. Marien“ und „St. Johann Evangelist“ in Marienthal wurde im Jahr 1137 als Filiale des Klosters Klosterrath im Limburgischen gegründet - als erstes Ordenshaus im Ahrtal. Französische Truppen plünderten und zerstörten das Kloster im Jahr 1646. Im Jahr 1699 wurde mit dem Neuaufbau begonnen. Dabei ist der Klostergarten erweitert worden. Im Jahr 1802 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation unter Napoleon aufgehoben. Die Vermögensverwaltung für das Kloster oblag lange Zeit dem Rodderhof in Ahrweiler. Die Ruinen des ehemaligen Klosters sind heute als Veranstaltungsort beliebt. Seit 2007 wird dort alle zwei Jahre das Frühburgunder-Forum veranstaltet. Außerdem sind sie Austragungsort des Festivals "Musik & Wein im Ahrtal" und des Ahrwein-Events Absolut Wein.
Standort
Chronik
Mit Erlaubnis des Bischofs von Lüttich und des Erzbischofs von Köln kamen im Jahr 1137 37 Augustinerinnen in das neu erbaute Kloster. 1141 weihte Erzbischof Konrad von Köln die Klosterkirche. Das Kloster stand unter der Aufsicht des Männerklosters Klosterrade. Der Äbtissin, die damals "Meisterin" genannt wurde, stand eine Priorin als Stellvertreterin zur Seite. Die Herren von der Saffenburg, die Grafen von Are, die Herren der Burg Landskron und etliche Adelsfamilien beschenkten das Kloster derart reich, dass es bei seiner Aufhebung durch den französischen Staat äußerst vermögend war. Nachdem die Nonnen im Jahr 1792 aus dem Ahrtal geflohen waren, wurden die Einrichtungsgegenstände weggeschafft. Im Jahr 1802 ist das Kloster offiziell aufgehoben worden.
Im Jahr 1811 ließen die Franzosen die Besitzung versteigern. Die Klostergebäude wurden auf Abbruch verkauft und teilweise niedergerissen. Von der barocken Klosterkirche ist deshalb heute nur noch eine Ruine erhalten. Die Einrichtung ging an Kirchen in der Umgebung. So steht der Altar heute in der Katholischen Pfarrkirche "St. Nikolaus" Aremberg. Auch die Pfarrgemeinden St. Nikolaus und Rochus in Mayschoß, die Pfarrgemeinde St. Luzia in Rech sowie die Pfarrgemeinde St. Johannes Apostel in Dernau übernahmen Teile des Klosterinventars. Große Teile der Klosterbibliothek befinden sich noch heute im Besitz der Katholische Pfarrgemeinden "St. Johannes Apostel" Dernau – darunter die „Concordantiae“ von 1530, eine 1543 in Köln entstandene Fassung des Neuen Testaments, das 1547 in Paris gedruckte Werk „Unio Dissidentum Locorum Scripture Basilie“ und ein 1569 in Köln gedruckter „Commentarius Brevis“.[1]
Im Jahr 1762 - diese Jahreszahl steht neben dem Engelskopf auf dem nördlichen Türsturz aus Mayener Basaltlava - wurde auf dem unteren Teil des Geländes im Hubachtal das Äbtissinnenhaus als schlossähnlicher Pavillon im Rokokostil nach Plänen von Johann Georg Leydel erbaut. Es ist das einzige Gebäude, das die französische Revolution überstand.
Im 19. Jahrhundert wechselte die Klosterruine mehrfach ihren Besitzer. Ein Dr. Merren aus Bonn ließ im Jahr 1910 mitten im Terrassengarten ein stattliches Herrenhaus bauen, das heute „Villa“ oder „Schlösschen“ bezeichnet wird. Als die Ahrtalbahn später zweigleisig umgebaut wurde, kaufte der Eisenbahn-Fiskus das Haus, um es als Verwaltungsgebäude zu nutzen. Ab 1925 beherbergte das ehemalige Kloster eine staatliche Weinbaudomäne, die das Land Rheinland-Pfalz 2004 samt den dazugehörigen Weinbauflächen an die Weingut Kloster Marienthal KG, die Betreiberin des Weinguts Kloster Marienthal, veräußerte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dort zudem für einige Zeit die Bundesschule des Technischen Hilfswerkes (THW) untergebracht. Das Herrenhaus, die Villa Merrens, beherbergte in vergangenen Jahrzehnten außerdem die Verwaltung des ehemaligen Regierungsbunkers, also des Ausweichsitzes der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland, bevor die Villa Verwaltungsgebäude und Baubüro für den Abbau des Ausweichsitzes der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland wurde. Die Ruine des ehemaligen Kirchengebäudes dient heute auch als Konzert- und Veranstaltungsraum.
Siehe auch
- Äbtissinnenhaus des Augustinerinnen-Klosters Marienthal
- fussich Nonn
- St. Augustinus
- St. Johannes Evangelist
Mediografie
- Klaus Flink: Neue Quellen zur Geschichte des Augustinerinnen-Klosters Marienthal/Ahr, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1975, S. 62 ff.
- Arnulf Krause: Kloster Marienthal - Entstehungsort eines der schönsten mittelalterlichen Marienlieder?, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1998
- Heinrich Ruland: Die letzte Äbtissin von Marienthal, in: Heimatkalender für den Kreis Ahrweiler 1957, S. 30
- Josef Ruland: Das Kloster Marienthal an der Ahr – Zu seiner Gründung vor 850 Jahren, in: Rheinische Heimatpflege Ser. NF, vol. 24 (1987), S. 256-260
- wisoveg.de: Das Kloster Marienthal
- Jakob Rausch: Marienthal an der Ahr, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1957
- Christine Schulze: Kloster Marienthal: Vom Nonnenkloster zum Weingut, general-anzeiger-bonn.de vom 3. Juli 2012
- Christine Schulze: Spurensuche im Kloster Marienthal - Die enge Gruft bewahrt ihr Geheimnis, general-anzeiger-bonn.de vom 5. Juli 2012
- Christine Schulze: 875 Jahre Marienthal - vom Nonnenkloster zum Weingut, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2013, Ahrweiler 2012, Seite 82
- Petra Ochs: Marienthal: Eine Ruine voller Leben, rhein-zeitung.de vom 9. November 2015
- Daniel Robbel/Dirk Unschuld: Marienthal: Die Klosterruine Marienthal – Eine Konzerthalle ohne Dach und Glasfenster, in: dieselben: 111 Orte im Ahrtal, die man gesehen haben muss, mit zahlreichen Fotografien, Broschur, 240 Seiten, ISBN 978-3-7408-0850-1, Emons-Verlag 2020, 16,95 Euro, S. 168 f.
- Augustiner-Nonnenkloster Mariental a. d. Ahr., in: Eiflia Sacra 2/1889, S. 152-165
- Beate Au: Marienthal erinnert an Historie des Klosters - Vor 875 Jahren kamen die Augustinerinnen ins Ahrtal, in: Rhein-Zeitung vom 4. Juli 2012, Seite 15
- Kloster Mariental, Kr. Ahrweiler, in: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius 3/10 S 131-134,
Weblink
klosterlexikon-rlp.de: Kloster Marienthal (Dernau)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Jochen Tarrach: Erbe des Klosters Marienthal ist in Dernau – Bibliothek des ehemaligen Klosters wird in der Pfarrgemeinde St. Johannes Apostel aufbewahrt, in: Rhein-Zeitung vom 11. Februar 2016