Gasthaus Cholin (Bad Bodendorf)

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Das Gasthaus Cholin mit Kirmes-Beflaggung.
Nach dem Umbau zum Wohnhaus
Die Süd-Fassade.
Der Gasthaus-Saal im Obergeschoss
Im Winter
Nach dem Umbau wurde das alte Gasthausschild aufgearbeitet und wieder angebracht.
Vor dem Umbau 1972
Historische Ansichtskarte

Das ehemalige Gasthaus Cholin an der Ecke Bahnhofstraße/Ahrweg in Bad Bodendorf wurde über vier Generationen bis Ende 2014 von der aus Frankreich stammenden Gastwirtsfamilie Cholin geführt. Letzter Wirt war Hans-Peter Cholin (* 27. Juni 1950, † 16. April 2020)[1] Das Gasthaus war Stammlokal des Junggesellenvereins „St. Josef“, des Sportclubs 1919, des Männergesangvereins „Eintracht“ Bad Bodendorf und zahlreicher Kegelclubs. Im Saal im Obergeschoss und in den übrigen Räumen des Gasthauses wurden Kirmesse und andere öffentliche Feste sowie ungezählte Kindtaufen, Hochzeiten, Erstkommunionen, Ehe- und Altersjubiläen gefeiert.


Anschrift

Bahnhofstraße 1

53489 Bad Bodendorf

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Chronik

Die Vorfahren von Peter Cholin stammten aus Frankreich; sie waren Hugenotten. Peter Cholins Urgroßvater Peter Josef Cholin, Bäcker von Beruf, wohnte in Ahrweiler, bevor er 1876 nach Bodendorf zog. Zunächst betrieb er im Haus an der Hauptstraße 75 (Ecke Schulstraße eine Backstube und eine Gastwirtschaft mit einem kleinen Tanzsaal im Obergeschoss. Nach einigen Jahren kaufte er das Grundstück an der Ecke Hauptstraße/Ahrweg und baute dort 1881 einen Gasthof und Nebengebäude. 1889 wurde das Gasthaus Colin eröffnet als Restaurant und Weinhandel. Weinbau, Weinhandel und Spirituosenherstellung gehörten daneben bis zum Ende des Weinbaus in Bodendorf zu den Geschäftsfeldern.

Mit dem Aufkommen des Kurbetriebs im Ort wurden auch Gästezimmer angeboten. Nachdem Peter-Josef Cholin zu Beginn des Ersten Weltkriegs verstorben war, führte sein Sohn Josef Cholin den Betrieb bis zu seinem Tod Ende der 1930er Jahre. Dessen Witwe Gertrud Cholin (geb. Gertrud Fuchs) heirate in zweiter Ehe Matthias Orth. Er führte das Gasthaus während des Zweiten Weltkriegs. Matthias Orth habe sich als Wirt "in dieser lausigen Zeit großer Beliebtheit erfreut", hieß es im Heft 4/2014 der Bad Bodendorfer Dorfschelle, "er spendete Trost, freute sich mit heimgekehrten Soldaten, und jedem zur Front aufbrechenden Mitbürger steckte er eine Flasche Schnaps zu."

Gegen Kriegsende starb Matthias Orth. Nach seiner Heimkehr aus dem Krieg übernahmen Peter Cholin und seine Schwester Walburga den Betrieb. Bald kaufte Peter Cholin einen Weinberg in der Lage "Fuchsloch in der Fils" am Sonnenberg. Er trat nicht dem Winzerverein bei, sondern verarbeitete seine Trauben selbst zu Wein. Mit Hilfe seines Freundes Jakob Fuchs ("Fusse Kobes"), des Vater von Walter Fuchs ("Fusse Walter") und des Großvaters von Rainer Fuchs) brannte er Jahr für Jahr im Januar Schnaps. Die Küche der Gastwirtschaft stand während dieser Zeit unter der Regie von Peter Cholins Ehefrau Anna Cholin. Walburga Cholin ("Cholins Burja") kümmerte sich um die Gäste. 1961 wurde das Gasthaus saniert und umgebaut. Im Zuge dieses Umbaus wurden die Toreinfahrt entfernt und die Kegelbahn erneuert. Im Jahr 1968 las Peter Cholin letztmals Trauben in einem Bad Bodendorfer Weinberg; seitdem gilt er als „der letzte Winzer von Bodendorf“. Das Brennrecht gab er im gleichen Jahr zurück.

Im Jahr 1972 übernahm sein Sohn Hans-Peter Cholin in vierter Generation das Gasthaus und baute es um. Dabei wurden die Toreinfahrt entfernt, eine neue Betondecke eingezogen und die untere Etage zu einem Gastraum umgestaltet.[2] Hans-Peter Cholin hatte zuvor im Seehotel Maria Laach eine Lehre als Restaurantfachmann und Koch abgeschlossen und dort seine spätere Ehefrau Inge Cholin kennen gelernt. In den 42 Jahren, in denen die Beiden den Betrieb führten, hatte auch Gerda Becker eine wichtige Funktion, die schließlich fast 50 Jahre in dem Betrieb Mitarbeiter. Weil Tochter Carmen Cholin (†) kein Interesse daran hatte, den Betrieb zu übernehmen, schlossen Peter Cholin und Ehefrau Inge Cholin das Gasthaus, das sie 42 lange Jahre führten, zum Ende des Jahres 2014. Zwei Investoren erwarben das Anwesen. Sie wollten das Anwesen umbauen, um es dann weiterhin gastronomisch zu nutzen.[3]

Fabian Wohlfarth und Kay Bestmann kauften im Dezember 2014 das ehemalige Gasthaus-Gebäude, modernisierten es und bauten es zu einem Wohnhaus mit vier Mietwohnungen auf rund 500 Quadratmetern Wohnfläche um. Der Gasthof wurde teilweise zurückgebaut, um Raum für eine offene Gestaltung des Innenhofs zu schaffen. Eine Modernisierung der Gastwirtschaft sei für sie keine Option gewesen, sagte Wohlfarth der Rhein-Zeitung. Die Anpassung an die aktuellen Brandschutz- und Schallschutzvorschriften wäre zu aufwändig gewesen. Und ob sich eine Gaststätte rentiert hätte, sei fraglich.[4]

Weitere Fotos

Mediografie

125 Jahre Gasthaus Cholin, in: Die Dorfschelle, 2006, 4, Seite 3-5

Fußnoten

  1. Quelle: Todesanzeige in Rhein-Zeitung vom 24. April 2020, S. 19
  2. Quelle: rlp.museum-digital.de: Gasthaus Cholin vor dem Umbau 1972, gesehen am 2. Februar 2022
  3. Quelle: Gasthaus Cholin: Eine Ära geht zu Ende, in: Dorfschelle 4/2014, Seiten 4 f.
  4. Quelle: Celina de Cuveland: Wie eine alte Kneipe zum neuen Wohnhaus wurde – Fabian Wohlfarth und Kay Bestmann haben den Gasthof Cholin in Bad Bodendorf renoviert, in: Rhein-Zeitung vom 13. September 2019
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