Gebrüder Rhodius GmbH & Co. KG Burgbrohl
Die Unternehmensgruppe Gebrüder Rhodius GmbH & Co. KG Burgbrohl ist mit 479 Mitarbeitern[1] eines der größten mittelständischen Unternehmen der Region. Die Unternehmensgruppe umfasst die Rhodius Schleifwerkzeuge GmbH & Co. KG und die Rhodius Mineralquellen und Getränke GmbH & Co. KG Burgbrohl.
Anschrift
56659 Burgbrohl
Kontakt
Telefon 02636 920700 (Zentrale)
Geschäftsführung
Geschäftsführende Gesellschafter:
Geschäftsführer: ?, Vorgänger: Werner Dietz (13 Jahre bis Januar 2003)
Marketingleiter: Rolf Hübner
Unternehmensgeschichte
Alles begann im Jahre 1827, als der in Linz am Rhein beheimatete Christian Rhodius gemeinsam seinen drei Brüdern Carl Christian, Engelbert und Friedrich Eduard sowie dem Bonner Chemie- und Technologie-Professor Dr. Karl Gustav Bischoff in Burgbrohl eine Bleiweiß-Fabrik gründete. Christian Rhodius und seine Brüder entstammten einer Unternehmer-Familie, die in verschiedenen Bereichen tätig war und seit 1805 diverse Bergbaugruben und Hüttenbetriebe in der Region besaß. Bereits 1820 hatten sie in Linz ein Vitriolhüttenwerk erbaut. "Vitriol" war ein kristallisiertes, kristallhaltiges Sulfat von Zink, Eisen oder Kupfer, das als Grundstoff für die Textilfärberei diente.
Bischoff und die Gebrüder Rhodius erwarben in Burgbrohl die in der Nähe des Brohlbachs befindliche kohlensäurehaltige Fellbuhrquelle. Zum einen dachte man an die Errichtung eines "Wasserversandgeschäfts", zum anderen hatte man vor, die Kohlensäure zur Herstellung von Bleiweiß, ein Farbpigment für gut deckende Malerfarbe, zu verwenden. Außerdem erwarben die Gebrüder mehrere Grundstücke im Bereich der heutigen Kirchstraße in Burgbrohl. Dort sollte die Bleiweiß-Fabrik entstehen. Unverzüglich wurde mit der Produktion von Malerfarbe begonnen. Produktionsstandort war zunächst Linz, wo die Gebrüder Rhodius eine Bleihütte besaßen.
"Vermutlich im Jahr 1830 begann man mit dem Bau einer Fabrik westlich der Kirchstraße", heißt es in einer Jubiläumsfestschrift. Nachdem die Gebäude fertig gestellt waren, wurde der Produktionsstandort von Linz nach Burgbrohl verlagert. Die Bleiweiß-Produktion war so erfolgreich, dass sich das Unternehmen schnell vergrößerte. So arbeiten im Jahre 1836 bereits 40 Arbeiter bei den Gebrüdern Rhodius in Burgbrohl. In den nachfolgenden Jahren hielt die Expansion des Unternehmens an, sodass vermutlich bereits Mitte der 1840er Jahre am östlichen Dorfende eine zweite Produktionsanlage gebaut wurde. Ab 1851 produzierte das Unternehmen neben Bleiweiß auch die Malerfarbe Zinkweiß.
In den 50er Jahren schufen sich die Gebrüder Rhodius ein weiteres unternehmerisches Standbein, als sie damit begannen, einen Trass-Steinbruch auszubeuten. Das Jahr 1859 brachte einen großen Einschnitt in der Firmenhistorie: Am Pfingstsamstag, 11. Juni 1859, ereignete sich im Einzugsbereich von Brohlbach und Vinxtbach sowie des Hellenbachs bei Sinzig ein starkes Unwetter. Mehrere Dutzend Menschen kamen um, zahlreiche Familien verloren Hab und Gut. Die Bleiweiß-Fabrik der Gebrüder Rhodius wurde ebenfalls größtenteils zerstört, in den nachfolgenden Jahren allerdings wieder aufgebaut und nach und nach zu einer der ersten Adressen für Farb-Pigmente im Deutschen Kaiserreich ausgebaut. Ein beträchtlicher Teil der Farben-Produktion wurde ins Ausland exportiert.
Einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte bildete das Jahr 1883: Weil die Kohlensäure-Menge aus den Tagesquellen der Nachfrage nicht mehr genügte, wurde eine neue Quelle mit enormen Ressourcen erbohrt. Die Gebrüder Rhodius nutzten sie nicht mehr nur für ihre Farben-Produktion, sondern verkauften auch Kohlensäure. Mittels eines speziellen Verfahrens wurde die Kohlensäure verflüssigt, in eiserne Flaschen gepresst und schließlich veräußert.
Obwohl sich das Burgbrohler Unternehmen ständig weiterentwickelte, blieb der Firmensitz des Unternehmens Rhodius bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Linz. Die damaligen Firmeninhaber Rudolf und Gustav Rhodius zogen mit ihren Familien dann jedoch nach Burgbrohl und verlegten 1903 auch die Verwaltung dorthin. Im Jahre 1907 beschäftigte das Familienunternehmen 207 Arbeiter. Es war ein Jahr, in dem die Firmeninhaber ihre Produkt-Palette erneut erweiterten: Die Produktion von Mennige und Glätte wurde aufgenommen. Zunächst wurden diese Produkte in Säcken und Fässern verkauft, später in Containern und Silo-Wagen.
Mitte der 1920er Jahres trat Rudolf Rhodius III., Sohn des oben erwähnten Rudolf Rhodius II., als Teilhaber in das Unternehmen ein. Er wollte das Profil der Firma als Spezialist für Farben stärken und erweiterte das Fabrikations-Programm 1937 mit der Übernahme einer traditionsreichen Lackfabrik in Fulda, die fortan als „Rhodius & Co., Lack- und Farbwerke Fulda“ weiter existierte. In den 1950er Jahren stellte die Firma Rhodius die Bleiweiß-Produktion ein und suchte nach anderen Möglichkeiten unternehmerischer Tätigkeit. Diese wurden auch gefunden, denn 1952 nahm das Unternehmen als eines der ersten in Europa die Produktion hochtouriger Schleifscheiben auf. Maßgeblich daran beteiligt war Manfred Rhodius, unter dessen Regie es 1955 gelang, verkaufsfähige Produkte herzustellen und diese am Markt zu platzieren. Seitdem wurde diese Unternehmenssparte ständig weiter ausgebaut, und die Firma Rhodius ist heute größter Hersteller von Trenn- und Schruppscheiben in Deutschland und exportiert in mehr als 100 Länder der Welt.
Was sein Vorfahre Christian Rhodius seit 1827 bereits einige Jahre gemacht hatte, griff Manfred Rhodius im Jahre 1957 wieder auf: die Produktion von kohlensäurehaltigen alkoholfreien Getränken. Im Jahre 1958 suchte der amerikanische Getränkekonzerrn ”Pepsi Cola” deutsche Linzenznehmer und fand in Rhodius einen Vertragspartner. Sie investierten rund eine Million Mark und errichteten eine neue Fabrik am Ortsausgang von Burgbrohl, die noch im selben Jahr die Produktion aufnahm. Die Pepsi-Cola-Lizenz betrab zunächst nur Gebiete in Rheinland-Pfalz, dann auch angrenzende Gebiete in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Hessen. Im Jahr 2012 wurden das Ruhrgebiet und das Sauerland ins Pepsi-Cola-Vertriebsgebiet integriert. Im Jahr 1959 wurde eine zweite Pepsi-Fabrik in Aachen unter Rhodius-Regie gebaut. Das Vertriebsgebiet konnte auf Bonn und Trier erweitert werden - mit eigenen Niederlassungen in Godesberg und Wittlich. In den folgenden Jahren vergrößerte sich die Produktion durch die Aufnahme weiterer alkoholfreier Getränke. 1974 erfolgte die Entscheidung zur Abfüllung eines eigenen Mineralwassers und eigener Erfrischungsgetränke unter der Dachmarke "Rhodius". 1977 gelang es Rhodius Mineralquellen als erster Firma, Mineralwasser in Dosen abzufüllen. Sie ist in diesem Bereich auch heute noch mit etwa 60 Prozent Marktührer im Lebensmittelhandel. Mit 300 Millionen Füllungen erreicht Rhodius Mineralquellen pro Jahr einen Umsatz von 75 Millionen Euro.[2]
Das dritte Standbein verschaffte sich Rhodius mit der Übernahme einer Lizenz zur Produktion von Stypopor-Verpackungen von der BASF im Jahr 1961. 1967 wurde das frühere Gelände der Brohltal AG erworben, in dem heute das Werk II mit den Produktbereichen Farben, Putze und Dämmstoffe untergebracht ist. Der Lackbereich gehörte mit dem Erwerb einer Lackfabrik in Fulda seit 1937 zum Firmenbesitz. Durch Zukäufe von Firmen erfuhr dieser Bereich eine wesentliche Verstärkung. Nach der Wende 1989 entschloss sich die Firmenleitung 1990 zum Kauf einer Lackfabrik in Magdeburg. Nach dem Wegfall von wichtigen Kundenbeziehungen im Osten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sowie Einbrüchen bei der Ostdeutschen Industrie musste die Magdeburger Lackproduktion nach Fulda verlagert werden. Doch es waren schon längst die Weichen für alternative Nutzungsmöglichkeiten der Magdeburger Lackfabrik gestellt. Das Firmengelände wurde in einen Gewerbepark umgewandelt.
Die Gebrüder Rhodius GmbH & Co.KG, die heute - Stand: April 2013 - in der sechsten Generation geführt wird, besteht aus neun rechtlich selbstständigen Tochterunternehmen im In- und Ausland mit vier Schwerpunkten:
- Rhodius-Mineralquellen und Getränke,
- Rhodius Qualitäts-Schleifmittel,
- Rhodius Chemie-Systeme, Farben, Putz und Dämmstoffe sowie die
- Lackfarben Heinrich Wagner AG.
Alle Unternehmen werden von Burgbrohl aus zentral koordiniert. Von den insgesamt 450 Mitarbeitern des Rhodius-Konzerns sind 400 in Burgbrohl beschäftigt.
Ex-Geschäftsführer muss drei Jahre hinter Gitter: Ein zu dieser Zeit 52-jähriger Ex-Geschäftsführer von Rhodius gestand im Juni 2015 vor dem Landgericht Koblenz, sein jährliches Einkommen mit illegalen Tricks fast verdoppelt zu haben. Zuletzt verdiente er brutto gut 500.000 Euro. Er schädigte seinen ehemaligen Arbeitgeber um insgesamt 2,7 Millionen Euro. Die Anklage warf ihm Untreue und Steuerhinterziehung vor. Als er 2002 Chef wurde, habe das Unternehmen vor der Pleite gestanden. Als er 2012 ging, habe Rhodius „das beste Ergebnis seiner Geschichte“ erzielt, sagte der Angeklagte dem Gericht. 2007 begann der Angeklagte, sein Jahreseinkommen immer weiter zu erhöhen. Dazu machte er gemeinsame Sache mit dem vier Jahre älteren Prokuristen eines Dosenherstellers aus Berlin und einem Berater aus Hongkong mit einer Briefkastenfirma in Freiburg. Der Angeklagte vereinbarte mit dem Prokuristen, dass dieser künftig Rhodius zu günstigeren Preisen Dosen liefert. Der Preisnachlass solle jedoch nicht Rhodius zugute kommen, sondern ihm persönlich (40 Prozent), dem Prokuristen (35 Prozent) und dem Berater (25 Prozent). Um die Betrugsmasche zu vertuschen, engagierte er den Berater und ließ ihm üppige Honorare zukommen – bis 2010 rund zwei Millionen Euro. Die Leistung des Beraters bestand darin, zwei Millionen Euro auf Konten in Luxemburg zu verteilen. Eine weitere Betrugsmasche hatte sich der Angeklagte beim Entsorgen von PET-Abfällen ausgedacht: Der Berater sorgte dafür, dass Rhodius die Abfälle dem Anschein nach nicht mehr an eine Entsorgungsfirma lieferte, sondern an den Berater, der dann die Entsorgungsfirma belieferte. Dafür kassierte der Berater eine Provision von insgesamt 700.000 Euro. 60 Prozent davon behielt er selbst, 40 Prozent überwies er auf das Konto des Rhodius-Managers. Berater und Prokurist legten ebenfalls Geständnisse ab. Der ehemalige Rhodius-Manager erstattete seinem früheren Arbeitgeber nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Euro.[3] Die drei Männer wurden am Mittwoch, 17. Juni 2015, zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Der frühere Geschäftsführer der Rhodius-Verwaltungsgesellschaft musste drei Jahre in Haft. Zwei Jahre Haft zur Bewährung setzte das Gericht bei dem ehemaligen Prokuristen eines Berliner Verpackungsherstellers an. Er muss außerdem 150.000 Euro an eine gemeinnützige Organisation zahlen. Wegen Beihilfe verurteilte die Kammer den damaligen Geschäftsführer der Hongkonger Firma ebenfalls zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Er muss insgesamt 250.000 Euro an drei Organisationen zahlen. Das Gericht kam mit dem Strafmaß den Forderungen der Staatsanwaltschaft nach,. Die Verteidiger hatten auf geringere Strafen plädiert.[4]
Die geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Karl Tack und Gerald Lichter sowie Geschäftsführer Martin E. Davies (Rhodius Schleifwerkzeuge) ehrten bei einer Jubiläumsfeier im November 2016 auf Schloss Burgbrohl langjährige Mitarbeiter. 25 Jahre gehörten der Rhodius-Firmengruppe an: Jutta Hedrich, Andreas Stoll, Irfan Yüksel (alle Rhodius Mineralquellen) und Anke Bläser, Claudia Juchem, Birgit Hennig, Rüdiger Seibold, Walter Steinke und Nihat Yayla (alle Rhodius Schleifwerkzeuge). Seit 40 Jahren hielten Gerd Porz (Rhodius Mineralquellen), Hans-Peter Bell, Silvia Schick und Werner Schneider (alle Rhodius Schleifwerkzeuge) der Firmengruppe die Treue.[5]
Am 23. Juni 2017 wurde Dr. Karl Tack als Geschäftsführender Gesellschafter verabschiedet. Er gab den Staffelstab an seine zu dieser Zeit 36-jährige Tochter Frauke Helf und an seinen 34-jährigen Sohn Hannes Tack weiter.
Während einer kleinen Jubiläumsfeier im November 2019 auf Schloss Burgbrohl ehrte die Geschäftsführung sieben Mitarbeiter, die der Firma seit 25 oder 40 Jahren die Treue gehalten haben. 25 Jahre gehörten Kerstin Jensen (Gebrüder Rhodius) und Waldemar Oplatschkin (Rhodius Mineralquellen) der Firmengruppe an. Seit 40 Jahren hielten Birgit Bous, Heinrich Keller und Peter Reiferscheid (alle Rhodius Mineralquellen) sowie Petra Novotny (Gebrüder Rhodius) und Karl-Heinz Hüllen (Rhodius Schleifwerkzeuge) der Firmengruppe die Treue.[6]
Siehe auch
Bebauungsplan „Betrieb Rhodius“ Burgbrohl
Mediografie
- Karl Holtz: Rhodius fast 150 Jahre im Brohltal. Industrieller Familienbetrieb mit vielseitigen Interessen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1974
- Hildegard Ginzler: Rhodius-Gebäude in Burgbrohl: Jeanet Hönig überzieht 900 Quadratmeter mit dem "größten Kunstwerk der Eifel", general-anzeiger-bonn.de vom 20. Mai 2013
Weblinks
- http://www.rhodius.de (Mineralwasser)
- http://www.rhodius.biz (Schleifscheiben)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Niki Radtke: 4000 Menschen arbeiten in zwölf Betrieben - Hitliste der größten Arbeitgeber, in: Rhein-Zeitung vom 13. Oktober 2012
- ↑ Quelle: Tief in der Region verwurzelt - Unternehmensgruppe Gebrüder Rhodius steht auf zwei Standbeinen, in: Rhein-Zeitung vom 13. April 2013
- ↑ Quelle: Hartmut Wagner: Millionenuntreue: Ex-Rhodius-Chef legt Geständnis ab - 52-Jähriger verdoppelte illegal sein jährliches Einkommen auf bis zu 500 000 Euro, rhein-zeitung.de vom 5. Juni 2015
- ↑ Quelle: Mineralwasserhersteller im Borhltal - Haftstrafe für Ex-Manager von Rhodius, general-anzeiger-bonn.de vom 18. Juni 2015
- ↑ Quelle: Firmengruppe Rhodius ehrt langjährige Mitarbeiter – Dank für viele Jahre Einsatz – Geschäftsführung hatte zu Feier ins Schlosshotel Burgbrohl eingeladen, blick-aktuell.de vom 22. November 2016
- ↑ Quelle: Firmengruppe Rhodius ehrt langjährige Mitarbeiter – Jubilarfeier für langjährige Mitarbeiter, blick-aktuell.de, 26. November 2019