Kinder von Tschernobyl e.V. Sinzig
Der 1992 gegründete und 2011 aufgelöste Verein Kinder von Tschernobyl e.V. Sinzig war einer von 50 Vereinen in Rheinland-Pfalz, die Tschernobyl-Kindern Ferienaufenthalte in Rheinland-Pfalz ermöglichen. Er organisierte Erholungsfahrten für strahlengeschädigte Kinder aus Weissrussland im Kreis Ahrweiler und Hilfstransporte in die Hauptstadt Minsk. Im Jahr 2001 wurde der Verein mit der Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler ausgezeichnet.
Gründung und Entwicklung
Der gemeinnützige Verein wurde am 26. November 1992 von Henriette Maaskersting aus Franken und der Sinzigerin Gabi Mohr formell gegründet, nachdem bereits im Sommer 1992 erstmals 74 Kinder aus Weißrussland, die in der Nähe des Unglücksreaktors von Tschernobyl (GAU am 26. April 1986) leben, einen vierwöchigen Erholungsaufenthalt bei Gastfamilien in Sinzig, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Umgebung verbracht hatten. Diese Initiative stand unter der Schirmherrschaft des Ministers für Arbeit und Soziales des Landes Rheinland-Pfalz.
Mit einer Festveranstaltung im Sinziger Freiwegheim wurde im Juni 2002 das zehnjährige Bestehen des Vereins gefeiert. 60 Mitglieder zählte der Verein zu dieser Zeit. Mehr als 700 Kindern zwischen sechs und 16 Jahren aus dem weißrussischen Belarus ermöglichte der Zusammenschluss bis dahin Ferien bei Gasteltern im Ahrkreis. Die Kinder aus der Gegend um Tschernobyl leiden an einem geschwächten Immunsystem, sind deshalb besonders anfällig für Krankheiten. Finanziert wurde die Arbeit des Vereins aus Spendengeldern und von den Gasteltern selbst. Zahlreiche Ärzte und Zahnärzte aus dem Kreis Ahrweiler boten dem Verein ihre Dienste kostenfrei an.
Am 21. Februar 2011 beschlossen die Mitglieder bei einer Versammlung in der Winzergaststätte Bad Bodendorf die Auflösung des Vereins. Vorher hatte die bisherige Vorsitzende Henriette Maaskersting mehrfach erklärt, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht länger für dieses Amt zur Verfügung steht. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin fand sich jedoch nicht. Hinzu kam, dass auch die übrigen Vorstandsmitglieder ohne Maaskersting als Motor des Vereins nicht weiter machen wollten. Während der Versammlung dankte Maaskersting allen Mitstreitern, zeigte sich aber auch tief betroffen davon, dass es mit dem Verein nicht weitergeht. Seit seiner Gründung im Jahr 1992 hat der Verein insgesamt fast 1200 Kindern aus der Katastrophenregion um Tschernobyl Ferienaufenthalte im Kreis Ahrweiler ermöglicht. Noch Ende Januar 2011 hatte der Verein im Haus "St. Peter" Sinzig ein Treffen der rheinland-pfälzischen Tschernobyl-Initiativen ausgerichtet.[1]
Als sich das Unglück des Super-GAUs am 26. April 2016 zum 30. Mal jährte, hatte Henriette Maaskersting eine Messe in der katholischen Pfarrkirche „St. Peter“ Sinzig bestellt, an der viele Gasteltern teilnahmen. Das brachte Anna Jüngling aus Heimersheim auf die Idee, dass sich ehemaligen Gasteltern noch einmal zum Gedankenaustausch treffen könnten. Henriette Maaskersting, die ehemalige Vereinsvorsitzende, griff die Idee auf und hatte bald 28 Anmeldungen für das Treffen. Ende Mai 2016 trafen sich die einstigen Gasteltern dann im Pfarrheim Franken. Die Rhein-Zeitung berichtete von dem Treffen:
- Die Erinnerung an „ihre“ Gastkinder ist bei keinem der Anwesenden verblasst. Sie alle fühlen sich durch die Besuche der Kinder in hohem Maße menschlich bereichert. Und viele haben immer noch Kontakt zu ihren Schützlingen, die bei ihnen teilweise über viele Jahre jeweils für vier Wochen zu Besuch waren.[2]
Fußnoten
- ↑ Quelle: General-Anzeiger vom 23. Februar 2011
- ↑ Quelle: Judith Schumacher: Erinnerung an Tschernobyl ist noch lebendig – Einstige Gasteltern des ehemaligen Vereins kamen zusammen, in: Rhein-Zeitung vom 31. Mai 2016