Bürgermeisterwahl Verbandsgemeinde Altenahr 2019
Die parteiunabhängige Cornelia Weigand wurde am Sonntag, 10. März 2019, als Nachfolgerin von Achim Haag (CDU) zur Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr gewählt. Sie erhielt 3245 Stimmen (60,9 Prozent) der abgegebenen gültigen Stimmen. CDU-Kandidat Thomas Karutz erhielt 2087 Stimmen (39,1 Prozent). 9195 Wahlberechtigte waren in den zwölf Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde mit ihren 38 Dörfern und Unterdörfern zu den Urnen gerufen worden, die Wahlbeteiligung lag bei 58,4 Prozent.
Chronik
Achim Haag erklärte bei einer Personalversammlung im Dezember 2017, dass er nach drei Amtsperioden nicht erneut für das Bürgermeister-Amt kandidieren wolle. Er wolle rechtzeitig Klarheit schaffen, sagte er. So hätten alle Parteien genügend Zeit, sich um geeignete Kandidaten zu bemühen. Er sei von seinen Parteifreunden zwar gefragt worden, ob er erneut antreten wolle, sagte Haag, doch er habe eine weitere Kandidatur abgelehnt. „Dann wäre ich am Ende der Wahlperiode 71 Jahre alt, und das muss nicht sein.“ Haags letzte Amtshandlung als Bürgermeister ist die Einführung seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin am 31. Mai 2019. Für ihn beginne mit dem Ende seiner Amtszeit ein neuer Lebensabschnitt, auf den er sich freue. Als Volljurist wolle er nicht die Hände in den Schoß, sondern mit seiner Frau eine Kanzleigemeinschaft eingehen, in der er sich dem Öffentlichen Recht und dem Strafrecht widmen will. Aber er werde auch mehr Zeit für sein Ehrenämter haben; Haag ist Präsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft auf Bundesebene und Chef des DRK-Kreisverbands Ahrweiler.[1]
Der CDU-Gemeindeverband Altenahr legte sich im Juni 2018 auf Thomas Karutz als Bürgermeisterkandidat fest. Der FDP-Ortsverband Mittelahr sprach später eine Wahlempfehlung für Karutz aus.
Im Oktober 2018 erklärte die Diplom-Biologin Cornelia Weigand ihre Kandidatur für die Nachfolge von Achim Haag. SPD und Grüne unterstützen die parteilose Kandidatin. Von den Freien Wählern gibt es eine Wahlempfehlung für Weigand.[2]
Wahlanalyse
Mit Cornelia Weigand wurde nicht nur erstmals eine Frau an die Spitze einer der insgesamt acht Hauptkommunen gewählt, sondern mit ihr wurde auch eine CDU-Bastion zum Einsturz gebracht. Nach den Städten Sinzig und Stadt Remagen musste die CDU im Kreis Ahrweiler mit Weigands Wahl binnen zwei Jahren das dritte hauptamtliche Bürgermeisteramt an einen parteilosen Kandidaten abgegeben. Das Altenahrer Rathaus sei dabei „das erste im Kreis Ahrweiler, in das eine Frau als Chefin einzieht“, stellte Günther Schmitt im General-Anzeiger fest.[3]
Trotz stürmischen Wetters am Wahlsonntag war die Wahlbeteiligung mit 58,4 Prozent relativ hoch. In den insgesamt 17 Stimmbezirken hatte CDU-Kandidat Karutz lediglich in Kalenborn und Freisheim die Nase vorn. In Liers erhielten beide Kandidaten jeweils 60 Stimmen. Ingrid Näkel-Surges, Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands, war sichtlich enttäuscht von der Niederlage, die ihre Partei hinnehmen musste, lobte aber den engagierten Wahlkampf beider Bewerber. Sie war es doch, die 13 Monate zuvor mit ihrem Vorstand Karutz „quasi als Hoffnungsträger der Union aus dem Hut gezaubert hatte“ (General-Anzeiger). Die CDU biete Cornelia Weigand eine konstruktive, vertrauensvolle Zusammenarbeit an, sagte sie. Enttäuscht war auch der CDU-Kreisvorsitzende Horst Gies. Der Landtagsabgeordnete sagte, er werde aber auch mit der künftigen VG-Bürgermeisterin zusammenarbeiten. „Der Wahlsieg von Cornelia Weigand ist phänomenal, das Ergebnis sensationell“, sagte Winfried Schmitz, Sprecher der SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Altenahr. Johannes Fuhrmann von Bündnis 90/Die Grünen ergänzte: Er finde es klasse, dass Cornelia Weigand mit ihrer sachlichen Art so weit gekommen ist. Die Wahlsiegerin selbst machte das Ergebnis „halbwegs sprachlos“, wie sie es formulierte, nachdem Amtsinhaber und Wahlleiter Achim Haag das vorläufige amtliche Endergebnis verkündet hatte. Sie dankte für einen fairen, offenen und konstruktiven Wahlkampf. „Eine große Aufgabe liegt vor mir“, sagte sie, „sie lässt sich nur bewältigen, wenn wir konstruktiv zusammenarbeiten.“ Frieder Bluhm kommentierte in der Rhein-Zeitung (RZ):
- In der CDU-Bastion Altenahr gewinnt mit Cornelia Weigand eine Frau, die parteilos, unterstützt von SPD, Grünen und Freien Wählern, ins Rennen gegangen ist. Man weiß gar nicht, wohinter man das größere Ausrufungszeichen setzen soll: hinter parteilos oder Frau.[4]
Der 47-Jährigen sei, so Bluhm weiter, „etwas Bemerkenswertes gelungen, das für die etwas betuliche Verbandsgemeinde Altenahr so etwas wie Aufbruchstimmung erzeugen dürfte.“ Beide Kandidaten hätten die Schwachpunkte der Verbandsgemeinde Altenahr klar benannt. Sie lägen insbesondere bei der digitalen Infrastruktur und beim ÖPNV. Und beide hätten „erkannt, dass es neben den vom Tourismus geprägten Orten im Ahrtal auch noch die Höhenorte gibt, die sich abgehängt fühlen.“ Beide hätten aber auch „vom Wir-Gefühl gesprochen, das die Verbandsgemeinde brauche“, merkte RZ-Redakteur Bluhm weiter an. Deshalb seien es nicht die Wahlprogramme gewesen, die für die Wähler den Ausschlag gegeben hätten. Den Ausschlag habe vielmehr Weigands Wahlkampf gegeben: „Man traut ihr mehr als ihrem Mitbewerber zu, nicht nur die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch Antworten und Lösungen zu finden.“
Einerseits Verwaltungschefin, versteht sie sich in ihrer künftigen Rolle als Impulsgeberin. Um etwas zu bewegen, braucht sie die Politik und auch die Ortsgemeinden hinter sich. Bewegt hat sie schon jetzt etwas: Sie hat nicht weniger als eine Bastion zum Einsturz gebracht.
Frieder Bluhm, Redakteur bei der Rhein-Zeitung, suchte nach Ursachen und Gründen für den fulminanten Wahlerfolg von Cornelia Weigand, mit dem in dieser Deutlichkeit wohl kaum jemand rechnete, und für das Scheitern von Thomas Karutz:
- War es die breite Front aus SPD, Grünen und Freien Wählern, die ihm den Weg ins Rathaus versperrt hat? Oder waren die 24 Jahre des amtierenden CDU-Bürgermeisters Achim Haag einfach zu lang? ... War der 38-Jährige vielleicht der falsche Kandidat?[5]
Ingrid Näkel-Surges, Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Altenahr, sagte im Gespräch mit Bluhm: „Ich hatte ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet“. Programmatische Gründe für die Wahlschlappe könne sie nicht erkennen. Eigentlich sei Karutz der ideale Kandidat gewesen: „jung, verheiratet, mit Kind“. Es habe aber auch Leute gegeben, denen der Kandidat zu jung gewesen sei, so Näkel-Surges.
Weitere Fotos
Mediografie
- Günther Schmitt: Wahl in Altenahr: Cornelia Weigand will Verbandsbürgermeisterin werden, general-anzeiger-bonn.de vom 10. Januar 2019
- Günther Schmitt: Bewerberin mit Marathonerfahrung: Cornelia Weigand will Altenahrer Verbandsbürgermeisterin werden, general-anzeiger-bonn.de vom 16. Februar 2019
- Günther Schmitt: Bürgermeisterwahl in Altenahr: Klare Vorstellungen für die Zukunft Altenahrs, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Februar 2019
- Günther Schmitt: Nachfolge von Verbandsbürgermeister Achim Haag – Sonntag wählt die Verbandsgemeinde Altenahr, general-anzeiger-bonn.de vom 8. März 2019
Weblink
Fußnoten
- ↑ Quellen: Günther Schmitt: Keine vierte Wahlperiode – Achim Haag bis 2019 im Amt, general-anzeiger-bonn.de vom 19. Dezember 2017, und Günther Schmitt: Nachfolge von Verbandsbürgermeister Achim Haag – Sonntag wählt die Verbandsgemeinde Altenahr, general-anzeiger-bonn.de vom 8. März 2019
- ↑ Quelle: Günther Schmitt: Bürgermeisterkandidatin in Altenahr: SPD und Grüne sind für Cornelia Weigand, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Oktober 2018
- ↑ Quelle: Günther Schmitt: Die Bürger der Verbandsgemeinde Altenahr haben gewählt: Cornelia Weigand wird Bürgermeisterin, general-anzeiger-bonn.de vom 10. März 2013
- ↑ Quelle: Uli Adams/Frieder Bluhm: Weigand erobert Altenahrer Rathaus im Sturm – 47-jährige parteilose Kandidatin setzt sich überraschend deutlich gegen den CDU-Mitbewerber durch, und Frieder Bluhm: „CDU-Bastion zum Einsturz gebracht“ (Kommentar), beides in: Rhein-Zeitung vom 11. März 2019
- ↑ Quelle: Frieder Bluhm: CDU Altenahr rätselt: Woran hat's gelegen? Parteilose Wahlsiegerin Cornelia Weigand bereitet sich auf Amt der VG-Bürgermeisterin vor, in: Rhein-Zeitung vom 12. März 2019