Interessengemeinschaft „Unsere lebenswerte Stadt“ Bad Neuenahr-Ahrweiler

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„Sehschule“ im Juli 2016 am Johannisberg in Bad Neuenahr
„Sehschule“ im Juli 2016 am Johannisberg in Bad Neuenahr
Die Interessengemeinschaft kritisierte den Abriss des Hauses Winnen in Hemmessen im Herbst 2019.

Die 2014 im Barocksaal des Hotels „Westend“ in Bad Neuenahr gegründete Interessengemeinschaft „Unsere lebenswerte Stadt“ Bad Neuenahr-Ahrweiler widmet sich grundsätzlichen Fragen der Stadtgestaltung von Bad Neuenahr-Ahrweiler und möchte möglichst viele ortstypische alte Gebäudefassaden erhalten. Historische Gebäude dürften nicht beliebig abgerissen und durch charakterlose neue Wohnbauten ersetzt werden.


Vereinsziele

Über die Vereinsziele hieß es in einem Beitrag der Rhein-Zeitung:

Stück für Stück verändert sich die Kurstadt. Alte Häuser mit schmucken Gründerzeitfassaden verschwinden und machen Platz für moderne Zweckbauten mit Eigentumswohnungen. Günstiger Wohnraum für junge Familien verschwindet ebenso aus dem Stadtbild wie die schönen, verzierten Hausfassaden. ... Diesen Trend aufzuhalten, ist der Grundgedanke der Bürgerinitiative „Unsere lebenswerte Stadt“.[1]

Markus Hartmann, Gründer der Initiative, kritisierte bei einer Veranstaltung im Januar 2015, jeder baue, wie er wolle, ohne Stil und Klasse. Er forderte dazu auf, geschichtsbewusst und respektvoll mit der historischen Bausubstanz von Bad Neuenahr umzugehen und nicht immer nur auf möglichst hohe Renditen zu schauen. In Bad Neuenahr sei bald nur noch Platz für gut betuchte ältere Leute mit Eigentumswohnungen. Diese Tatsache gelte aber nicht nur für die Badestadt, sondern treffe zum Beispiel auch auf Ahrweiler und Heimersheim zu. „In unserer Stadt muss es ein munteres Miteinander der Generationen geben“, forderte Hartmann.

Chronik

Die Gründung der Bürgerinitiative war für Juli 2014 geplant. Ein Schwerpunkt der Initiative werde die Stadtentwicklung sein, sagte der Initiator, der zu dieser Zeit 48-jährige Pastoralreferent Markus Hartmann, im Juli 2014 dem General-Anzeiger.[2]

„Eigentlich sind wir 50 Jahre zu spät“, sagte Markus Hartmann, bei einer Versammlung von Mitgliedern und Interessierten im Januar 2015 angesichts der zahlreichen - auch in anderen Städten zu beobachtenden - Bausünden vergangener Jahrzehnte. Der General-Anzeiger berichtete von der Versammlung:

31 Großbaustellen, so Hartmann, würde die von ihm ins Leben gerufene Gruppe in der Kreisstadt aktuell "beobachten". Alte, schöne Gebäude würden zu Gunsten von ästhetisch eher uninteressanten Gebäudekomplexen verschwinden. "Eine Stadt reißt sich ab und verliert ihr Gesicht", so Hartmanns Fazit. Jeder baue, wie er wolle - häufig ohne Rücksicht auf die vorhandene Nachbarbebauung. Es gebe einen ausgeprägten "Bauherrenindividualismus", der in der Kreisstadt von großer Goldgräberstimmung begleitet werde. Eigentumswohnungen würden "auf Kosten des Stadtbildes, der Stadtgeschichte und anderer sozialen Schichten und Generationen hochgezogen". Kurzum: Die Rendite regiere die Bauszene.[3]

Gleichzeitig gebe es in Bad Neuenahr einen Reichtum an Baukultur und zahlreiche Eigeninitiativen für den Erhalt des Stadtbildes. "Jedes Haus erzählt eine Geschichte", sagte Hartmann. Und diese Geschichten sollten noch vielen Generationen erzählt werden können. Bei der Versammlung wurden außerdem vier geplante Arbeitskreise (AK) und deren Leiter vorgestellt:

  1. Im Rahmen einer "Sehschule" werde der Architekturfotograf Axel Hausberg die Stadt und ihre Häuser genau unter die Lupe nehmen.
  2. Der Gartenbauarchitekt Jürgen Lorenz werde mit seinem Arbeitskreis das Stadtgrün beobachten und Vorschläge für dessen Gestaltung entwickeln.
  3. Ein Netzwerk werde von dem Architekt Michael Unger geleitet. Es mache sich auf die Suche nach Handwerkern, die traditionelle Baukunst beherrschen.
  4. Als Leiter der Bürgeriniative werde Markus Hartmann den Überblick über sämtliche Aktivitäten behalten.

Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler und den kommunalen Gremien geplant. Am 1. April 2015 begann die praktische Arbeit der Bürgerinitiative mit einem ersten Stadtrundgang zum Thema „Modernes Wohnen in historischer Bausubstanz“. Drei weite Rundgänge sollten noch im Jahr 2015 folgen. Für 2016 soll es einen Kalender mit den schönsten Häusern der Stadt geben.

BI kämpft für den Erhalt des Pavillons am Bahnhof

„Sehr zufrieden ist die Bürgerinitiative (BI) „Lebenswerte Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler“ damit, wie sie bereits nach knapp mehr als einem Jahr intensiver Arbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen und beachtet wird“; das berichtete die Rhein-Zeitung am 11. Dezember 2015 von der zweiten Jahresversammlung der zu dieser Zeit 16 Mitglieder zählenden BI im Hotel Krupp in Bad Neuenahr. Bei den Veranstaltungen der BI seien mehr als 100 Teilnehmer gezählt worden. „Unsere BI wird zugleich geliebt und gehasst“, sagte Markus Hartmann, der Initiator der BI. Die einen würden die Veranstaltungen und Pressemeldungen der Initiative als informativ und kompetent bezeichnen, für die anderen sei sie ein Verein von ewigen Nörglern. Bad Neuenahr-Ahrweiler sei auf dem besten Wege, vieles von dem, was sie ausmacht, und damit sich selbst aufzugeben. Wenn ein Ort nicht wertschätzend mit seiner Geschichte umgehe und das platt macht, was Identität schafft, sei eines Tages jede Attraktivität verloren. Als aktuelles Beispiel für die Arbeit der BI führte Hartmann den Erhalt des aus den 1950er-Jahren stammenden Pavillon am Bahnhof Bad Neuenahr an. Im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes wolle die Stadtverwerwaltung dieses für seine Zeit so typische kleine Bauwerk abreißen. Der Kampf um den Erhalt des Pavillons werde einer der Aktionspunkte der BI im Jahr 2016 sein. Die kritischen architekturgeschichtlichen Rundgänge durch die Stadt sollen im Frühjahr und Sommer 2016 fortgesetzt werden. Weiter denke der Vorstand über Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Bürgerwerkstätten sowie über Diskussionsforen und Vorträge nach. Eine Städtefahrt nach Siegen sei bereits konkret in Vorbereitung.

BI kämpft für den Erhalt des Gebäudeensemble im und am Kurpark Bad Neuenahr

Die Interessengemeinschaft setzt sich dafür ein, dass das Gebäudeensemble im und am Kurpark Bad Neuenahr im Zuge der von der Stadt geplanten Neugestaltung des Areals erhalten bleibt. Insbesondere die Konzerthalle gelte es vor dem Abriss zu bewahren. Die Initiative sieht zwar die Notwendigkeit einer Modernisierung der baulichen Anlagen im Kurpark. Die aber müsse „mit Fingerspitzengefühl und unter Wahrung der einst von Architekt Hermann Weiser erbrachten planerischen Leistung“, wie der General-Anzeiger (GA) berichtete. Im GA hieß es weiter:

Weiser hatte 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs seine Entwürfe eingereicht und war zum Zuge gekommen. 289 Architekten hatten sich immerhin an der Ausschreibung beteiligt. Die Jury entschied sich seinerzeit für seine Pläne, die jedoch erst 1933/34 mit dem Bau der Konzerthalle und 1938 mit dem Bau der Kolonnaden zur Umsetzung kamen. Allerdings wich die Gestaltung erheblich von Weisers Plänen ab. Grund: Die NS-Behörden standen den Gestaltungsvorstellungen Weisers eher skeptisch gegenüber. Vom 1927 prämierten Plan blieb also nicht allzu viel übrig ...[4]

Mediografie

Weblinks

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Bürgerinitiative engagiert sich für liebenswerte Stadt - Neue Bewegung organisiert sich, Rhein-Zeitung vom 31. Januar 2015
  2. Quelle: Victor Francke: Stadtplanung in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Initiative will andere Baupolitik, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Juli 2014
  3. Quelle: Victor Francke: Erhalt alter Bausubstanz in Bad Neuenahr - Der Vorwurf: Die Stadt reißt sich ab, general-anzeiger-bonn.de vom 31. Januar 2015
  4. Quelle: Victor Francke: Kurpark Bad Neuenahr: Bürger wehren sich gegen Abriss, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Februar 2017
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