Karmeliterkloster „St. Antoniusstein“ (Tönisstein)
Vom ehemaligen Karmelisterkloster „St. Antoniusstein“ oberhalb von Bad Tönisstein im Tönissteiner Tal existieren heute vor Ort nur noch einige Mauerruinen. Unterhalb des Klosters standen eine vom Wasser des Tönissteiner Bachs angetriebene Getreide- und Ölmühle sowie eine Ökonomie.
Standort
Gründungslegende
Im Jahre 1389 fand nach einer Überlieferung ein Hirte aus Kell im heutigen Tönissteiner Tal eine Pietà (Gnadenbild) mit St. Antonius dem Großen in einem brennenden Dornbusch. Nach anderer Beschreibung leuchtete ein seltsames Licht in dem besagten Busch, dem sich dann der mutige Hirte näherte. Nachdem das Bild dreimal in die Kirche von Kell gebracht und daraus wieder zum Fundort hin „verschwand“, wurde eine der Gottesmutter, St. Antonius dem Großen und St. Wendelinus geweihte Kapelle an diesem heiligen Ort errichtet und am 17. Januar 1390, am Feste des St. Antonius, eingeweiht.
Chronik[1]
Bad Tönisstein, unterhalb von Wassenach in einem Seitental des Brohltals gelegen, diente den Kölner Kurfürsten einst als repräsentative Sommerresidenz. Ein marode gewordener Brunnentempel, unter dem die Kurfürsten- und die Angelika-Quelle entspringen, zeugt heute noch vom Prunk dieser Zeit. Trotzdem fährt schon lange niemand mehr ins historische Heilbad Tönisstein zur Kur. Der Name dieses ehemaligen Bades geht auf eine Kapelle zurück, die fromme Bewohner auf der Höhe gelegenen Ortes Kell Ende des 14. Jahrhunderts gut 500 Meter oberhalb des Tempels im Talgrund bauten und unter anderem dem Eremiten St. Antonius weihten. Der wurde in der Region auch „Tönis“ genannt oder, weniger respektvoll, „Ferkeltünn“. Der Schutzpatron der Bauern und ihrer Nutztiere, aber auch der Schweinehirten und Metzger wird nämlich häufig zusammen mit einem Schwein dargestellt.
Die Kapelle entwickelte sich bald, obwohl ziemlich abgelegen, zu einem gut frequentierten Wallfahrtsziel. Und so entschlossen sich die Karmeliter, einem im Mittelalter gängigen und auch heute noch funktionierenden Geschäftsmodell folgend, in der Nähe der Kapelle ein Kloster zu bauen, dessen Bewohner die Pilger betreuen sollten.
Der Bau der Kapelle geht dabei auf eine Legende zurück. Sie besagt, dass Hirten aus Kell um das Jahr 1388 in einem Dornenbusch auf den Hügeln oberhalb des Brohltals mehrfach ein Licht flackern sahen. Aber die Hirten fürchteten sich und wagten es lange Zeit nicht, sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Dann aber überwand doch ein Hirte seine Furcht, schaute in den Dornbusch hinein und fand dort ein Bild der Mutter Gottes, die den Leichnam ihres Sohnes in ihren Armen hält. Davor sah der Hirte St. Antonius in Gebetshaltung.
Diese Nachricht lockte neugierige Einwohner von Kell zu dem Dornenbusch. Die brachten die Schmerzensmutter dann in ihre Pfarrkirche „St. Lubentius“. Auf unerklärliche Weise kehrte die Skulptur aber mehrfach an ihren Fundort, zu dem Dornenbusch im Tönissteiner Tal, zurück. Die Gläubigen von Kell deuteten das als Wink der Himmelskönigin und beschlossen, neben dem Busch eine Kapelle zu bauen, in der die Skulptur der Schmerzensmutter ihren Platz finden sollte.
Nachdem die Bevölkerung fleißig gespendet hatte, konnte bereits 1389, also im Jahr nach dem Fund der Skulptur, mit dem Kapellenbau begonnen werden. Schon am ]]17. Januar]] 1390, Tönis‘ Namenstag, segnete Weihbischof Hubert von Trier die Kapelle zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes sowie der Heiligen Antonius und Wendelinus ein und vertraute sie der priesterlichen Obhut des Keller Pfarrers an.
Weil die Zahl der Wallfahrer, die die Kapelle besuchten, im Laufe der Jahre immer mehr wuchs, genehmigte Johann Becke, Propst von St. Georg zu Köln und päpstlicher Kommissar, am 29. April 1465 die Errichtung des Klosters, die von Johann II. als Diözesanoberer am 20. Juni 1465 unter Wahrung der Rechte der Keller Pfarrkirche bestätigt wurde, so dass am 31. Juli 1465 die Klostergründung durch Johannes, den „Magister generalis“ des Karmeliterordens, vollzogen worden ist.
Dank reicher Zuwendungen durch den Adel konnte 1494 mit dem Bau des Klosters begonnen werden. Unter den Schenkungen war auch die des Adeligen Rollmann von Geisbüsch seiner in der Keller Gemarkung liegenden „Güter, Renten und Pächten dem Kirchlein unserer schmerzhaften Mutter zu Tönisstein“ von 1463. Die Urkunde dieser Schenkung befindet sich heute im Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz in Koblenz. 1498, also vier Jahre nach Baubeginn, wurden die Arbeiten abgeschlossen.
Zu Heilzwecken verwendeten die Karmeliter auch das Wasser der Quelle Helpert im Pöntertal, das 1501 erstmals als „Heylborn“ (Heilbrunnen) in den Andernacher Annalen urkundlich erwähnt und 1565 von Dr. Johann Winter aus Andernach empfohlen wurde. Seit 1620 hieß auch der entstehende Kurort wie das Kloster „Tönisstein“.
Mehr als 300 Jahre diente er Karmelitermönchen als Sitz, bevor das Kloster am 5. Februar 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. Das Gnadenbild ist zuvor feierlich in die Kirche nach Kell überführt worden, wo es noch heute von Wallfahrern aus der Region verehrt wird, die Jahr für Jahr in der Zeit um das Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli nach Kell pilgern.
Obwohl das Klostergebäude im Jahr 1819 von der preußischen Regierung auf Abbruch verkauft wurde, stehen heute noch einige bis zu acht Meter hoch aufragende Ruinen. Teile des ehemaligen Klosterkellers sind ebenfalls noch erkennbar. Der größte Teil der Kloster-Ausstattung aber ging verloren, anderes wurde verkauft oder gelangte in Kirchen der Umgebung. Ein Bußkreuz etwa, das im Jahr 1750 für das Kloster Antoniusstein angefertigt worden war, gelangte im Jahr 1868 nach Rheinbrohl. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand es dort in einer Bußkapelle auf dem Marktplatz; heute gehört es zur Ausstattung der Rheinbrohler Pfarrkirche „St. Suitbertus“.
Eine hölzerne St.-Antonius-Skulptur aus dem nach ihm benannten Kloster gehört heute einer Brohler Familie. Dieses in grob-bäuerlicher Schnitzarbeit gearbeitete Standbild war bei der Auflösung des Klosters zunächst ebenso verloren gegangen wie eine Statue des heiligen Wendelin. Trassarbeiter entdeckten die Antonius-Figur dann um 1870 unter auf dem Speicher ganz in der Nähe stehenden Nonns-Mühle. Matthias Schmitz aus Brohl, der mit seinem Pferdefuhrwerk täglich Trass zum Brohler Hafen transportierte, stellte die Skulptur an seinem unterhalb der Burg Brohleck stehenden Haus auf. Die Orgel des Klosters kam in den Jahren um 1820 in die St.-Viktor-Kirche nach Oberbreisig, wo sie bis 1883 Dienst tat.
Weitere Fotos
Siehe auch
Mediografie
- Werner Fußhöller: Wandern auf geschichtsträchtigen Pfaden rund um Bad Tönisstein. Kutschen- und Kurfürsten-Weg führte ins Breisiger Ländchen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2021, Ahrweiler 2020, S. 232-234
- Anton Simons: Lost Place im Brohltal: Das verlassene Kloster der Karmeliter, ga.de, 28. Juni 2021 (vollständig für diesen Artikel ausgewertet)
- Hans-Jürgen Jansen: Die Steine des Heiligen Antonius - Mittelalterliche Erzählung zwischen Rheineck, Sinzig, Wolfsschlucht und Krayer Hof, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2022/23, 432 Seiten, Ahrweiler 2022, S. 383-385
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Quellen: Werner Fußhöller: Das ehemalige Kloster Antoniusstein im Brohltal, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2010, Ahrweiler 2009, S. 166-168, u.a.