Katholische Pfarrkirche „St. Johannes d. T.“ Brohl
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Die Katholische Pfarrkirche „St. Johannes d. T.“ Brohl wurde von 1887 bis 1891 erbaut. In einer Meldung anlässlich der Feier zum 125. Jahrestag der Kirchweihe in der Rhein-Zeitung vom 4. Mai 2016 hieß es: „Seit 125 Jahren wird in der Johanneskirche das heilige Messopfer für die Lebenden und Verstorbenen gefeiert, die Sakramente der Taufe, Firmung und Ehe werden gespendet und die Gläubigen in der Beichte mit Gott versöhnt. Die Glocken der Johanneskirche rufen stets zu Gebet und Gottesdienst.“
Standort
Ausstattung
- Eine Skulptur der St. Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute, die aus der alten Kapelle von 1680/81 stammt, erinnert an den Kupfererz-Abbau auf dem Eiberg.[1]
- eine Skulptur des St. Matthias, die im Jahr 1922 von der St.-Matthias-Schützenbruderschaft Brohl/Rhein 1867 e.V. gestiftet wurde[2]
- Ebenfalls aus der alten Kapelle stammt die St.-Mauritius-Glocke von 1787, die heute als Wandlungs-Glocke dient.[3]
- das sogenannte „Stifter-Fenster“ aus der alten Kapelle, das die St.-Matthias-Schützenbruderschaft Brohl/Rhein 1867 e.V. aus Anlass ihres 150-jährigen Gründungsfestes aufwendig restaurieren ließ[4]
Der Kirchenpatron
In der Brohler Kirche, die am 6. Mai 1891 vom damaligen Trierer Bischof Michael Felix Korum feierlich konsekriert und Johannes dem Täufer geweiht wurde, finden sich mehrere Darstellungen des Kirchenpatrons - zum Beispiel im Mittelfenster gleich über dem Hochaltar. Anfang der 1950er Jahren von dem Glasbildner Alois Stettner aus Koblenz-Pfaffendorf geschaffen, zeigt dieses Fenster in strahlenden Farben den auf Christus weisenden Patron. 2300 D-Mark hat das Fenster damals gekostet. Ein Teil dieses Geldes wurde mit dem Erlös aus dem Verkauf des Bleis der alten Fenster beglichen. Als am Nachmittag des 8. Februar 1945 in der Nähe der Kirche zwei Bomben explodierten, zerbarsten nämlich sämtliche Fenster der Kirche. Johannes der Täufer wird in Brohl aber auch als fast mannshoher Säulenheiliger dargestellt. Und ein Bild des vierflügeligen Hochaltars zeigt die Predigt des Johannes am Jordan, ein weiteres seine Enthauptung.
Der St.-Josefs-Altar
Stifter des am 24. Mai 1954 geweihten St.-Josefs-Altars mit einer Figurengruppe des Bildhauers Hanns Matschulla aus Ahrweiler war der Fabrikant Josef Boltersdorf (1879-1952).[5] Das Holz, das Matschulla für die Figurengruppe verwendete, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Matschulla hatte es in Lantershofen erworben, wo es in einer Kelter verbaut war. Der Bildhauer war vom Stifter beauftragt worden, für die Brohler Kirche eine Heilige Familie zu schaffen, in der St. Josef auf eine besondere Weise hervorragt. „Das verlangte eine thematisch ebenso außergewöhnliche wie – man möchte sagen: taktvolle – Lösung“, heißt es in einem bereits vor Fertigstellung und Einweihung des Altars veröffentlichten Artikel mit dem Titel Ein Werk Matschullas für die Brohler Kirche – Ein Stiftaltar mit dem hl. Josef im Mittelpunkt – Das Modell im Atelier, „denn zumeist ist die Madonna oder Christus Hauptgestalt der Familie, hier allein hieß es, dem hl. Josef Platz und Raum und Bedeutung zu geben“. Hans Matschulla habe dies „in einer Lösung des Dreiecks gefunden, wie jede große künstlerische Gestaltung zugleich ins archaische Maß des Einfachen mündet.“ Weiter heißt es in dem Artikel:
- Er richtete die Gestalt des Josef hoch auf im Zimmermannsrock und mit der Säge in der Linken, und die beiden anderen Gestalten der hl. Familie rückte er daneben, ohne eine zu entwerten. Christus ist sitzend dargestellt, etwa in jenem Alter, als er bei den Schriftgelehrten war, und in der Tat hält er eine Schriftenrolle in der Linken. Das ließ Maria daneben rücken, die bewundernd neben dem Sohne sitzt, der ihr Ehre machte und schon auf seinem Wege war, auf seinem schmerzensvollen Wege zu Golgatha. Das rechtfertigt dieses Aufblicken zu ihm. Doch jede Form des Zurücksinkens ins Allzu-Mütterliche mildert er durch die Strenge ihres Kinntuches. ... Am Fuß der Gruppe ist ein Tabernakel mit den Symbolen der Ähre und der Traube als Gleichnisse von Brot und Wein eingelassen.
Stifterfenster
Aus der Vorgängerkirche stammt ein Stifterfenster mit den Namen der 19 Stifter der alten Brohler Kapelle. Das wurde auf Anregung der St.-Matthias-Schützenbruderschaft anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Schützengesellschaft für 6000 Euro saniert. Der in Berlin stammende Hauptsponsor ist Nachfahre eines dieser Stifter. Das Fenster befindet sich in einem Rahmen unterhalb der Orgelempore.
Chronik[6]
Der Düsseldorfer Architekt Caspar Clemens Pickel fertigte im Frühjahr 1887 die Bauzeichnung für die heutige Kirche an. Am 9. Juli 1887 wurde sie dem bischöflichen Generalvikariat vorgelegt. Weil die Bistumsverwaltung rasch antwortete, konnte zügig mit dem Bau begonnen werden. Für die Pfarrgemeinde bedeutete der Bau einen finanziellen Kraftakt; die Baukosten betrugen 110.779,94 Mark. Der Einsatz der Bevölkerung war groß; insbesondere wurde viel Baumaterial – Lava und Sandstein – gespendet. Deshalb konnte die Kirche bereits am 19. März 1890 vom Remagener Dechant Franz Carl Müller eingesegnet werden. Am 6. Mai 1891 ist die Kirche von Bischof Michael Felix Korum feierlich konsekriert und dem Pfarrpatron St. Johannes der Täufer geweiht worden. Die im Jahr 1680 im Berghang (heutige Ecke Burg- und Bergstraße) erbaute alte Kapelle wurde daraufhin abgerissen. Noch heute (Stand: Mai 2016) macht an dieser Stelle regelmäßig die Fronleichnamsprozession Station.
Im Jahr 1892 erhielt die Kirche eine Orgel. Und am 13. März 1933 wurde in dem Gotteshaus erstmals eine Heizung in Betrieb genommen. 1944 mussten die Bronzeglocken für die Rüstungsproduktion abgegeben werden. Am 8. Februar 1945, nachmittags um halb fünf Uhr, verlor die Kirche durch zwei in der Nähe explodierende Bomben sämtliche Fenster. 1949 erhielt die Kirche Eisenglocken, die später durch neue Bronzeglocken ersetzt wurden.
Pfarrer Koenigs ließ die zerborstenen Fenster durch eine Notverglasung ersetzen. 1950/51 wurden im Chor wieder bunte Glasfenster eingesetzt. Der Glasbildner Alois Stettner aus Koblenz-Pfaffendorf schuf das Mittelfenster für den Hochchor. Es zeigt den Kirchenpatron Johannes den Täufer als Wegweiser auf Christus, das Opferlamm. „Das Motiv findet sich schon in jenem berühmten Isenheimer Altar des Matthias Nietgard gen. Grünewald“, schrieb Leo Stausberg in einem Artikel in der Bonner Rundschau vom 13. Oktober 1959 mit dem Titel Neue Fenster in der Brohler Pfarrkirche - Zehn Fenster im Langhaus behandeln ornamental symbolische Themen. In Stausbergs Beitrag heißt es weiter:
- Über dem linken Seitenaltar, einem Marienaltar des Bildhauers Terkatz (†), wurde sinngemäß die Heimsuchung Mariens in zwei figürlich und farbig ansprechenden Fenstern dargestellt, eine Stiftung des Frauen- und Müttervereins. Den Karton hierzu entwarf der Brohler Maler Josef Krahforst. Der gleiche Künstler gestaltete über dem von Bildhauer Hanns Matschulla geschaffenen Stiftsaltar der Hl. Familie des verstorbenen Josef Boltersdorf, in einem Fensterpaar die Verlobung Mariens mit St. Josef. Die unteren Rauten zeigen die Flucht nach Ägypten und Josefs Tod. Für die zehn Fenster des Langhauses waren ornamentale Fenster vorgesehen, die in Symbolen besondere Themen behandeln sollten. Auf einen Themenzyklus wurde dabei verzichtet. Maßgeblich war die Intention des jeweiligen Stifters. Diese Langhausfenster sind kürzlich eingesetzt worden. In ausgewogenem Wechsel von rotem, blauem, grünem und gelbem Antikglas beleben sie den Kirchenraum und stimmen ihn festlich. Die Symbole führen zu zeitnahen Betrachtungen. Da sehen wir auf der Männerseite ein Dreikönigs-, Johannes-, Bernhard-, Kolping- und Nikolausfenster. Auf der Frauenseite entsprechen diesesn ein Marien-, Jungfrauen-, Gesetzes-, Caritas- und Cäcilienfenster. Trotz der Vielfalt der Motive ist ein einheitlicher Gesamteindruck erzielt worden. Die Deutung der Symbolik ist durch die beigegebene Beschriftung gewährleistet.
Das Fenster kostete 2300 D-Mark. Ein Teil dieser Kosten wurden mit dem Erlös aus dem Verkauf des Bleis der im Krieg zerstörten alten Fenster beglichen.
Kurz nach dem 24. Juni 1952 konnte mit der langersehnten Innenrenovierung der Kirche begonnen werden, von der der damalige Pfarrer Nikolaus Poetz schrieb:
- Der Vorstand ist einstimmig der Meinung, daß die Restaurierungsarbeiten nicht länger aufgeschoben werden können, da besonders in der warmen Jahreszeit der Kalk von dem Gewölbe riesel, so daß die Bänke dauernd weiß bestäubt sind, und die Kleider der Kirchenbesucher aussehen, als ob es geschneit hätte.
An eine Ausmalung wurde damals nicht gedacht, sondern lediglich an eine Tönung in warmen Farben, die die Architektur des Innenraums betont. Die Gesamtkosten lagen bei etwa 100.000 D-Mark.
Am 18. Mai 1954 wurde der 1952 bei Hanns Matschulla bestellte St.-Josef-Altar abgeholt und aufgestellt.
Zwei Weltkriege und die Industrie hatten dem Gotteshaus derart stark zugesetzt, dass es von 1979 bis 1991 in sechs Bauabschnitten für rund 1,51 Millionen Mark saniert wurde.
Weitere Bilder
Außen
Grabmal der Burggräfin Johannetta von Rheineck
Kriegsopfer-Gedenkstätte neben der Kirche
Innen
Dieser Altarflügel zeigt die Enthauptung des Kirchenpatrons St. Johannes der Täufer
St.-Antonius-Relief
Heiligenfiguren
Statue des St. Nikolaus
Statue des St. Johannes
Fenster
Dieses Bleiglasfenster beruht auf einem Entwurf von Josef Krahforst.
Siehe auch
Katholische Pfarrgemeinde „St. Johannes d. T.“ Brohl
Mediografie
- Verwaltungsrat der Katholischen Pfarrgemeinde „St. Johannes d. T.“ Brohl (Hrsg.): 100 Jahre Pfarrkirche St. Johannes der Täufer Brohl (Festschrift), 52 Seiten, Brohl 1991
- Leo Stausberg: Die Mauritiusglocke zu Brohl. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1958
- Leo Stausberg: Das Grabmal der Burggräfin Johanetta von Rheineck in Brohl, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1954
- Seltenes Spektakel: Aus flüssiger Bronze wird eine Glocke, rhein-zeitung.de vom 28. August 2011
Weblink
glasmalerei-ev.de: Brohl-Lützing, Kath. Kirche St. Johannes
Fußnoten
- ↑ Quelle: Werner Fußhöller
- ↑ Quelle: Werner Fußhöller
- ↑ Siehe: Leo Stausberg: Die Mauritiusglocke zu Brohl. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1958. Die in diesem Artikel genannte Jahreszahl 1840 falsch ist. Es handelt sich vermutlich um einen Zahlendreher. Denn Brohl gehörte bis 1804 zur Pfarrei „St. Stephan“ Gönnersdorf und war bis 1869 Vikarie von „St. Marien“, bevor Brohl selbstständige Pfarrei wurde
- ↑ Quelle: Werner Fußhöller
- ↑ Quellen: Werner Fußhöller u.a.
- ↑ Quellen: Jochen Tarrach: Pfarrkirche in Brohl ist erst 125 Jahre alt – Explodierende Bombe zerstörte 1945 die Glasfenster von St. Johannes der Täufer, in: Rhein-Zeitung vom 9. März 2016, u.a.