Maristenschule Remagen

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Motiv einer historischen Ansichtskarte
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Ihren Anfang nahm die Maristenschule in der Sinziger Präparandie.

Die ehemalige Maristenschule Remagen unterhalb der Apollinariskirche war einst eine Höhere Knabenschule mit angeschlossenem Internat. Die Einrichtung wurde vom katholischen Maristen-Orden geführt. Von seiner Gründung im Jahr 1957 an war in dem ehemaligen Schulgebäude das spätere Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen der Bundeswehr untergebracht. Wegen Platzmangel und der Umstrukturierung der Bundeswehr wurde das Institut im Jahr 2002 in die Krahnenberg-Kaserne Andernach verlegt, bevor das Institut im September 2017 geschlossen worden ist.


Standort

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Geschichte[1]

Das oberhalb der Bergstraße in Remagen stehende Gebäude wurde 1929 erbaut. Die Anfänge der Remagener Maristenschule liegen jedoch in Sinzig: Die Maristen-Schulbrüder übernahmen im Jahr 1922 von der Stadt Sinzig die ehemalige Präparandie an der Lindenstraße in der Nähe des Bahnhofs. Sie richteten in dem Gebäude eine Mittelschule für Knaben ein und bauten sie stufenweise auf­ und aus. 1929 schloss dort erstmals eine Untersekunda mit der Mittleren Reife ab. Drei Jahre zuvor bereits, im Jahr 1926, war ein zu dieser Schule gehöriges Internat eröffnet worden, wozu die Maristen zwei Privathäuser angemietet hatten. Als sich die Zahl der Internatsschüler der 100 näherte, waren die räumlichen Verhältnisse derart beengt, dass die Schule im Herbst 1929 nach Remagen verlegt wurde. Der Neubau von Schulhaus und Internat dort war zu dieser Zeit jedoch noch nicht fertig. Deshalb bezogen die Internatsschüler im September 1929 vorübergehend in der „Waldburg“ auf dem Victoriaberg Quartier, von wo aus die Schüler täglich zum Unterricht zur alten höheren Knabenschule liefen, die an der Stadtmauer stand.

Am 2. Januar 1930 bezog die Schule den leuchtend weißen großzügigen Neubau mit Hauskapelle, Turnsaal mit vielen Geräten, Studierzimmern, Bastelstuben, zwei Büchereien, Schlafsälen für die Internen in Remagen, den Friedrich Bayerath, ein ehemaliger Schüler als hell, freundlich-streng und sehr modern beschrieb. Die riesige Dachterrasse sei ihm „wie ein Stück Autobahn“ vorgekommen, schrieb er in einem Artikel für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler. Aber erst am 19. Juli 1930 wurden die Schule und ihre Hauskapelle, in der die Schulgemeinschaft regelmäßig Gottesdienste feierte, offiziell eingeweiht und eröffnet. Bis zu 170 Schüler füllten in den nächsten Jahren die Schule. Bei gutem Wetter nutzen die Schüler einen auf dem oberhalb des Apollinarisberges inmitten eines Tannenwaldes gelegten Sport- und Spielplatz. Daneben gab es ein schuleigenes Streichorchester und eine von Schülern geleitete hauseigene Theatergruppe, die ein- bis zweimal jährlich auftrat. Bald nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gründete sich innerhalb des Internats eine eigene Formation der Hitlerjugend, und es entstand hierzu bald ein Spielmannszug. Beide Einrichtungen wurden vom Ordens toleriert – „nicht zuletzt wohl auch in der Hoffnung, vom Staat und der Partei ansonsten 'in Ruhe gelassen' zu werden“, wie Friedrich Bayerath vermutet. Dr. Assenmacher war in den Jahren von 1928 bis 1933 Hausgeistlicher und Lehrer an der Schule. Ihm folgte Studienrat Dr. Prein, der die Maristenschule bis zu ihrer Schließung im Jahr 1939 leitete. Am 1. März 1939 zählte die Schule 14 Brüder, einen Hausgeistlichen, drei weltliche Lehrkräfte und 172 Schüler. Davon wohnten 114 Schüler im Internat.

Die Remagener Maristenschule unterstand der behördlichen Aufsicht der Regierung in Koblenz. Die Schulaufsicht hatte der Kreisschulrat in Ahrweiler; in diesen Jahren waren das die Herren Watrinet und Gill.

Verschiedene Kommissionen prüften das Schulgebäude im Herbst 1938 auf seine Verwend­barkeit für andere Zwecke. Als NSDAP-Kreisleiter Meinck aus Ahrweiler das Gebäude mit mehreren Vertretern des Reichsarbeitsdienstes besichtigte, kamen die Herren zu dem Ergebnis, dass sich das Gebäude bestens als Unterkunft und Ausbildungsstätte für den weiblichen Arbeitsdienst eigne.

Als am 24. Januar 1939 auch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) nach Remagen kam, wurde der Unterricht abgebrochen. Dann sind mehrere Brüder und etwa 30 Schüler zu den Schulverhältnissen verhört worden. Der Leiter der Untersuchungskommission händigte dem Direktor der Maristenschule später bei einem Folgetermin ein Schreiben der Gestapo aus, mit dem die Schließung und Räumung von Internat und Schule zum 15. Februar 1939 verfügt wurde. Diese Nachricht wurde noch am gleichen Tag an Frater Direktor Anton Metzger, den Vorsteher der deutschen Maristen-Provinz, weitergeleitet. Der Antrag, die Auflösefrist bis zum 15. März 1939 zu verschieben, wurde abgelehnt. Die Schließung müsse unter allen Umständen bis zum 1. März 1939 erfolgen, weil der Ar­beitsdienst zum 1. April 1939 einziehen solle. So wurde der Schulbetrieb am 1. März 1939 eingestellt. Jeder Schüler erhielt ein Abgangszeugnis. Das Vermögen der Einrichtung wurde beschlagnahmt, später aber wieder freigegeben und zur Verteilung an Niederlas­sungen im In- und Ausland bereitgestellt. Friedrich Bayerath, damals Schüler, erinnert sich:

Über die Auflösung ... waren wir schockiert, wochenlang wie gelähmt. Unsere „Penne", die unser zweites Zuhause war, wurde einfach geschlossen. Als Grund wurden wohl angebliche sittliche Verfehlungen und Devisenvergehen vorgeschoben, was aber beides für Remagen nicht zutraf. Empörung, ja Wut machten sich breit. Die Schüler wurden in alle Winde zerstreut. Verschworene Klassengemeinschaften zerschlagen. Sofern die Schüler aus der Region stammten, wechselten sie auf die Gymnasien Ahrweiler und Linz, einige wenige gingen nach Andernach und Bonn. Das Inventar der Schule wurde verpackt, verkauft oder an eines der noch bestehenden Stammhäuser verschickt.

Friedrich Bayerath selbst besuchte anschließend die Ernst-Moritz-Arndt-Oberschule für Jungen in Bonn. Ende März 1939 verließen auch die Brüder das Haus. Die Fratres aus Remagen hatte die Möglichkeit, in ihr Mutterhaus zurück zu kehren. Weil sie befürchteten, dass es weite­re Repressalien geben würde, ließen sich jedoch einige Brüder von ihrem Gelübte entbinden und bewarben sich als Lehrer an staatlichen Schulen. Einige Einrichtungsgegenstände der Maristenschule wurden an den Reichs­arbeitsdienst verkauft.

Dann zog der weibliche Reichsarbeitsdienst (RAD) in das Gebäude ein, um dort eine Ausbildungsstätte einzurichten. Die ersten neuen Bewohner waren junge Frauen, die in Remagen zu Arbeitsdienstführerinnen aus­gebildet wurden. Marlis Föhr beschrieb im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2002:

In ihren blauen Kleidern im Sommer und den braunen Uniformen mit fe­schen Hüten im Winter brachten die „Maiden" Farbe in die Bergstraße, wenn sie in Scharen zur Stadt eilten. Sonst sah man sie auch auf den Sportplätzen bei sportlichen Aktivitäten.

Aber schon bald musste der RAD die Gebäude für ein Wehrmachtslazarett räumen. Die Klassenräume von einst wurden zu Patienzimmern umfunktioniert, die Fachräume zu Behand­lungs- und Sprechzimmern für kranke und verwundete Soldaten. Und es gab ehemalige Schüler, die sich als Patienten in ihrer ehemaligen Schule wiederfanden. Dort wurden sie von Wehrmachtsärzte, aber auch von Medizinern aus Remagen medizinisch betreut und von Rotkreuzschwestern und Pflegepersonal aus der Umgebung gepflegt. Die Bevölke­rung, vor allem Mädchen und junge Frauen aus der Gegend, organisierten, wie Marlis Föhr in ihrem Beitrag für das Heimatjahrbuch schreibt, „einen Besuchsdienst für Soldaten, die keinen Besuch von Angehörigen zu erwarten hatten.“

Nachdem das Lazarett in Frontnähe verlegt worden war, wurde Kriegsgefangene aus dem Osten „zur weiteren Behandlung“ in die alten Klassenräume gebracht - vermutlich, um sie dort zu foltern. Marlis Föhr schrieb:

In der Folgezeit konnte man „hören" und vermuten, was sich dort abspielte. Die Menschen bekam aber selten jemand zu Gesicht. Nur hin und wieder sah man die Bewacher in der Bergstraße oder auf dem Weg zur Stadt, meistens in braunen Uniformen.

Als Zahl und Intensität der Bombenangriffe zunahmen, wurde die Gebäude der Maristenschule abermals geräumt - zur Erleichterung der Nachbarschaft, die Angst vor eventuellen Racheattacken gehabt hatte.

Bei einem Luftangriff am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1944 erhielt die Hauskapelle einen Bomben-Volltreffer und wurde zerstört. Im ganzen Haus wurden Fenster und Türen zerstört. Das restliche Gebäude aber blieb weitgehend unbeschädigt. Neben der Schule war ein Stollen gegraben worden. Immer mehr Menschen aus der Umgebung suchten dort Schutz vor den immer heftiger werdenden Bombenangriffen, obwohl im Bunker kalt war und Wasser von den Wänden tropfte.

Mit der Einnahme der Stadt am 7. März 1945 durch die Amerikaner endete der Krieg für die Bevölkerung von Remagen. Weil sie befürchteten, dass die Wehrmacht versuchen würde, die Stadt zurück zu erobern, ordneten die Amerikaner zwar noch die Evakuierung von Remagen an. Was aber, wie sich bald zeigen sollte, nicht nötig gewesen wäre. Als die Bewohner der Stadt aus den Dörfern der Umgebung, in denen sie Schutz gesucht hatte, nach Remagen zurückkehrte, mussten sich viele Menschen um eine Wohnmöglichkeit bemühen, denn Remagen war zu 80 Prozent zerstört. Für etliche Familien wurde das Gebäude der Maristenschule zur vorübergehenden Unterkunft. Dazu waren die Kriegsschäden an dem Gebäude so gut es eben ging beseitigt worden. Nachdem es ihnen gelungen war, das eigene Haus wieder bewohnbar machen oder ein neues Wohnaus zu bauen, verließen diese Familien nach und nach das Schulgebäude.

Und so zog die Hosenfabrik Hoenen in die Maristenschule ein, die, in Köln ausgebombt und an der Saar wieder aufgebaut, durch den neuen Status des Saargebiets erneut heimatlos geworden war. Die gab vielen Remagenern Arbeit und Brot. Inhaber Hoenen beteiligte außerdem aktiv am Wiederaufbau des Vereinslebens in Remagen. Auch in Filmstudio zog in einige Schulräume ein, bevor es einen neuen Platz in Mehlem fand.

Im März 1951 übernahm das Institut für Landeskunde den Gebäudekomplex, um dort viel Personal unterzubringen und um Karten und Bücher zu archivieren. „Aus den ehemaligen Schulräumen entstanden Bü­ros, im Erdgeschoss wurden Kartografie und Druckerei und in der Kapelle wurde die Bibliothek un­tergebracht“, schrieb Marlis Föhr. Das von Prof. Dr. Meynen gegründete Institut gehörte zum Reichsamt für Landesaufnahme, das in der letzten Phase des Krieges zunächst von Berlin ins sächsische Worbis verlegt worden war, bevor es unter amerikanischer Oberhoheit nach Scheinfeld umzog. In Landshut war ein weiterer Standort eröffnet worden. Später wurde das Institut in Remagen von der jungen Bundesregierung übernommen. Bevor es Remagen im Jahr 1959 wieder verließ, um sich in Bad Godesberg mit dem Institut für Raumforschung zu einer Bundesanstalt zu vereinigen.

Ab 1959 wurde das Gebäude vom Institut für Wehrmedizinalstatistik der Bundeswehr genutzt, das dort Krankenakten von Soldaten archivierte. Nachdem das Archiv in den 1990er Jahren nach Andernach verlegt worden war, stand das Gebäude jahrelang leer, bevor es von der in Remagen wohnenden Monika Niehaus, Geschäftsführerin der Projekt Ruhrblick GmbH Düsseldorf, in eine Wohnanlage umgebaut wurde: Zwischen 2012 und 2016 entstanden dort auf 4400 Quadratmetern 38 Wohnungen.[2]

Mediografie

Weblinks

Fußnoten

  1. Quellen: Jochen Tarrach: Strenge und Güte vorgelebt - Katholische Maristenschule Remagen: Wechselvolle Geschichte eines Stadtbild prägenden Gebäudes, in: Rhein-Zeitung vom 20. November 2003
  2. Quelle: Jan Lindner: Haus Marienhöhe soll umgebaut werden – Neue Eigentümerin plant altersgerechtes Wohnen oder Pflegeheim – 465 000 Euro Kaufpreis, in: Rhein-Zeitung vom 30. September 2016
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