Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne (Gelsdorf)

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Die Kommandozentrale im Jahr 1998.
In dieses Loch - das Foto stammt aus dem Jahr 1991 - wurde der Bunker hineingebaut.
Der Hügel mit der Erde, die für den Bau des Bunkers ausgehoben wurde, erhielt aus der Bevölkerung mehrere Spitznamen - u.a. wurde er als "Cheops-Pyramide" bezeichnet. Das Foto stammt aus dem Jahr 1991.
In der Kaserne steht eine von dem Bildhauer Rudolf P. Schneider aus Kreuzberg angefertigte Bronze-Büste von Philipp Freiherr von Boeselager. Rechts und links der Büste: Oberst Lutz Kuhn (von links), Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Generalmajor Axel Binder und Oberst Stefan Gansemer.
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Die Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne im Gewerbepark Grafschaft-Gelsdorf ist Sitz des Kommandos Strategische Aufklärung. Herzstück der Kaserne ist ein Schutzbau („Bunker“) mit einer Nutzfläche von 4856 Quadratmetern, davon 1912 Quadratmeter Bürofläche. Von den sechs Bunker-Stockwerken werden die vier oberen als Büros genutzt, in den beiden unteren Geschossen befindet sich u.a. die Klimaanlage. Der Bunker ermöglicht – unter anderem wegen seiner autonomen Stromversorgung – einen Closed-Door-Betrieb von sieben bis 14 Tagen. Das Kasernengelände, auf dem sich auch ein Hubschrauberlandeplatz und ein Feuerwehrgebäude mit Atemschutz-Übungsstätte befinden, hat eine Grundfläche von 16,5 Hektar, davon elf Hektar Grün- und je zwei Hektar Wald- und Verkehrsfläche. Die nutzbare Fläche ist 3,75 Hektar groß. In der Kaserne in Gelsdorf und am Standort „Westend“ in Bad Neuenahr sind etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt – davon etwa 270 militärische. Das Feuerwehrgebäude soll – Stand August 2019 – bis 2029 für 7,7 Millionen Euro erweitert werden. Bis 2026 soll ein sieben Millionen Euro teures Stabsgebäude neu gebaut werden. Um seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeitplatznahe Plätze zur Kinderbetreuung anbieten zu können, würden die Verantwortlichen gerne eine Kindertagesstätte betreiben. Weil das aus rechtlichen Gründen nicht statthaft ist, wird nach einem externen Träger gesucht, der eine solche Einrichtung schafft und der dort acht Betreuungsplätze für die Kinder von Mitarbeitern der Bundeswehr vorhält.


Lage

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Leitung

Kommandeur: Generalmajor Werner Sczesny (seit März 2021, Vorgänger: Generalmajor Axel Binder (bis März 2021), Jürgen Setzer (ab Oktober 2012), Thomas Berghoff (2010 bis Oktober 2012)

stellvertretender Kommandeur: Dag Baehr

Chronik

200 Millionen Mark wurden während der 1990er Jahre in den Bau der Kaserne investiert. Dabei ist ein Bunker mit einer Nutzfläche von 5000 Quadratmetern als Kommandozentrale gebaut worden, der hinter einem Sicht- und Splitterschutz aus Erdwällen 36 Meter in die Tiefe reicht. Für seinen Bau wurden 240.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Die Erde, der beim Bau der Bundeswehr-Kaserne mit dem darunter liegenden Bunker direkt an der Autobahn 61 ausgehoben wurde, ist damals zu einem weithin sichtbaren Hügel aufgeschüttet worden, der gleich mehrere Spitznamen erhielt:[1]

  • „Hubertus-Hügel“ (der damalige Bürgermeister der Gemeinde Grafschaft hieß Hubert Kolvenbach),
  • „Hermanns-Denkmal“ (nach dem damaligen Ortsvorsteher Hermann-Josef Linden) und
  • „Kleiner Sankt Bernard“ (nach dem damaligen Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbands Grafschaft, Anton-Friedrich Bernads).
  • Und als „Cheops-Pyramide“ fand der Hügel sogar Eingang in die Akten des Bundesverteidigungsministeriums.

Der Schutzbau wurde ab September 1990 gebaut - für das frühere Amt für Nachrichtenwesen der Bundeswehr, das mit seinen Vorläufern seit 1956 in Bad Neuenahr-Ahrweiler angesiedelt war. 1996 zogen die ersten Soldaten in die Kaserne ein. Bis 2000 ging sie nach und nach in Betrieb.

Um den Bunker rankten sich etliche Legenden - unter anderem wurde spekuliert, es gebe eine Verbindung zum Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland im nahen Marienthal.

Im Dezember 1991 gab es eine Razzia auf der Baustelle, deren Bauherr die Bundesrepublik Deutschland war; die Bauverwaltung lag allerdings beim Land Rheinland-Pfalz: 20 Mitarbeiter von Arbeitsamt, Kripo, Zollfahndung und Kreisverwaltung Ahrweiler rückten an, um die Papiere der Bauarbeiter zu kontrollieren. Dabei stellte sich heraus, das im Bunkerloch zahlreiche Schwarzarbeiter arbeiteten - Ausländer ohne Papiere und Asylbewerber ohne Arbeitserlaubnis.

1996 erhielt der Bunker seinen Deckel. Von da an wurde die „Cheops-Pyramide“ immer kleiner. Heute gibt es nur noch einen kleinen Rest von ihr.

Die Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne wurde als Nachfolgerin des einst in Bad Neuenahr angesiedelten Amtes für Nachrichtenwesen gegründet.

Seit 2002 verbindet die Kaserne in Gelsdorf alle Mittel der Aufklärung in den Teilstreitkräften der Bundeswehr.

Seit 7. Oktober 2009 heißt die bis dahin als „Liegenschaft Gelsdorf“ bezeichnete Bundeswehranlage des Kommandos Strategische Aufklärung (KSA) in Grafschaft-Gelsdorf offiziell „Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne“. Der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung kam mit General Wolfgang Schneiderhan, Generalinspekteur der Bundeswehr, eigens nach Gelsdorf, um zusammen mit Baronin Rosa Maria von Boeselager, der Witwe des Namensgebers, eine entsprechende Namenstafel am Kaserneneingang zu enthüllen. Der damalige Hausherr, Brigadegeneral Friedrich Wilhelm Kriesel, sagte, es sei „heutzutage nicht einfach, eine Kaserne nach einem Menschen zu benennen, doch Philipp Freiherr von Boeselager sei als Überlebender des Widerstandes gegen Hitler und durch seinen Einsatz beim Neuaufbau von Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland über jeden Zweifel erhaben“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am Tag nach der Namensgebung. Weiter berichtete die RZ: In der jungen Bundesrepublik sei von Boeselager der neuen Bundeswehr gleich in vielfältiger Weise verbunden gewesen. Seine Integrität und sein charakterliches Vorbild machten ihn zu einem würdigen Namensgeber für die Gelsdorfer Kaserne.

Mehr als 6000 Soldaten des Militärischen Nachrichtenwesens der Bundeswehr rund um die Welt würden künftig vom Kommando Strategische Aufklärung (KSA) in der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne bei ihren Einsätzen geleitet, berichtete die Rhein-Zeitung am 18. Januar 2013. Im Rahmen von einer Umstrukturierung innerhalb der Bundeswehr sei auch das KSA "komplett neu aufgestellt". Zusätzlich zum bisherigen Namen erhalte es den Zusatz „Fähigkeitskommando für Militärisches Nachrichtenwesen“. Mit einem feierlichen Appell auf dem Kasernengelände in Gelsdorf setzte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielsen, am 17. Januar 2013 die neue Struktur des Kommandos in Kraft und bestätigte den bisherigen KSA-Chef, Brigadegeneral Jürgen Setzer, als Kommandeur des neu zugeschnittenen Kommandos mit Dienststellen in Flensburg, Stadum, Nienburg, Frankenberg, Rheinbach, Daun, Donauwörth, Hof und Euskirchen. Das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen ist Gelsdorf künftig ebenfalls unterstellt. Die Neuordnung solle, so Vizeadmiral Nielsen, dem gewachsenen Stellenwert der Militärischen Aufklärung Rechnung tragen. Die Einheiten der immer kleiner werdenden Bundeswehr würden künftig nach ihren Fähigkeiten eingeteilt und unterstellt. Dadurch sollen Kräfte gebündelt und straffere Befehlsstrukturen geschaffen werden. Herzstück dabei seien die neuen Fähigkeitskommandos für die Bereich Logistik, Führungsunterstützung, Territoriale Aufgaben und Militärisches Nachrichtenwesen. Das KSA in Gelsdorf sei nun die zentrale Leitstelle der Bundeswehr für das gesamte Militärische Nachrichtenwesen. Die Eloka-Bataillone (Elektronische Kampfführung), die Fernmeldeaufklärungsabschnitte und das ehemalige Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr wurden ins KSA, das nun mehr als 6000 militärische und zivile Mitarbeiter zählt, eingegliedert. Brigadegeneral Jürgen Setzer, der weiterhin die Spitze des neuen Kommandos Strategische Aufklärung bildet, kündigte bei dem Neujahrsappell an, durch Auflösungen bisheriger Einheiten, etwa der beiden Fernmeldebereiche 91 in Flensburg und 93 in Daun, werde ab April 2013 mit der Einführung der neuen Struktur begonnen. Dem KSA in Gelsdorf sind dann ein Eloka-Bataillon mit Hauptsitz in Stadum, die Zentralstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung in Hof, das Auswertezentrum Eloka in Daun, die Zentrale für Abbildende Aufklärung in Gelsdorf, die Schule für Strategische Aufklärung in Flensburg sowie die Zentrale für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen unterstellt.[2]

Im Sommer 2016 eröffnete das Kommando Strategische Aufklärung in Gelsdorf einen Infopunkt als zentrale Ansprechstelle für Bundeswehrangehörige und deren Familien. „Dort werden künftig alle wichtigen Dienstleistungen, Infos und relevanten externen Angebote für Fragen rund um den Dienst in der Bundeswehr und allen sozialen Belangen am Standort bereitgestellt“, berichtete die Rhein-Zeitung am 5. August 2016. Bundeswehrangehörige und ihre Familien sollen dadurch insbesondere bei Standortwechseln und während der Einsatzphasen unterstützt werden, typische Herausforderungen zu meistern. Dazu gehörten die Suche nach einer Wohnung, nach einem Kindergartenplatz und nach einer neuen Arbeitsstelle für den Partner. In solchen Situationen solle es künftig leichter werden, Beratung und Hilfe zu finden. Die Eröffnung des Infopunkts im Rahmen der Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ diene der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bundeswehr. Ganz oben auf der Agenda stünden moderne Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen, die zu weniger Versetzungen und einer besseren Karriereplanung führen sollen, Angebote für eine flexible Kinderbetreuung, der Aufbau eines bundeswehrinternen Binnenarbeitsmarktes und moderne Unterkünfte für die Truppe.

Am Donnerstag, 25. März 2021, wurde die Leitung des Kommandos Strategische Aufklärung von Generalmajor Axel Binder auf Generalmajor Werner Sczesny übertragen. Sczesny war von 2013 bis 2016 Stellvertretender Kommandeur des Kommando Strategische Aufklärung. Entgegen der Tradition fand die Übergabe nicht im Rahmen eines feierlichen Appells, sondern aufgrund der Corona-Pandemie in kleinem Rahmen statt. Die Übergabe führte der Inspekteur Cyber- und Informationsraum, Vizeadmiral Dr. Thomas Daum, durch. Im Zuge des Kommandowechsels wurde Generalmajor Binder nach 43 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Binder habe das Kommando Strategische Aufklärung durch große Veränderungen geführt, hieß es in einer Pressemitteilung anlässlich seiner Verabschiedung:

Auf der einen Seite wurde das Kommando Strategische Aufklärung zum Aufklärungs- und Wirkungskommando ausgerichtet, auf der anderen Seite nimmt das im Kommando Strategische Aufklärung beheimatete Joint Intelligence Center heute eine zentrale und steuernde Rolle im Militärischen Nachrichtenwesen der Bundeswehr ein.[3]

Weitere Fotos

Siehe auch

Mediografie

Weblink

Wikipedia: Kommando Strategische Aufklärung

Fußnoten

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