Grafschaft

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Die Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Grafschaft bei einer Übung

Die verbandsfreie Gemeinde Grafschaft ist eine der acht Hauptkommunen des Kreises Ahrweiler. Die 11.461 Einwohner[1] (2020) zählende Gemeinde hat eine Fläche von 57,55 Quadratkilometern.


Einwohnerzahl

1970: 5916

2013: 10.783

2016: 11.094[2]

2020: 11.461[1] (31.05.2020)

Bürgervertreter

Beigeordnete (ab 2019):

  1. Michael Schneider (CDU)
  2. Martina Münch (SPD)
  3. Ingo Derz (FWG)

Kommunalverwaltung

Ortsbezirke

Politische Gruppierungen

Vereine

Pfarrgemeinden

Die Gemeinde Grafschaft umfasst sieben katholische Pfarrgemeinden, die sich zur Pfarreiengemeinschaft Grafschaft zusammengeschlossen haben:

Kindertagesstätten

In der Gemeinde Grafschaft gibt es sechs Kindertagesstätten:

Schulen

In der Gemeinde Grafschaft gibt es drei Schulen:

Gewerbe

In der Grafschaft gibt es zwei Gewerbegebiete: den Gewerbepark Grafschaft-Gelsdorf und den Innovationspark Rheinland oberhalb von Beller.

Sonstiges

Chronik

Das Gebiet der heutigen Gemeinde Grafschaft wurde im Volksmund lange vor der offiziellen Benennung im Jahr 1974 „Grafschaft“ genannt. Während des Mittelalters wechselten die Landesherren mehrfach wegen Erbstreitigkeiten und Eroberungen. Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem heutigen Gemeindegebiet fünf kleinere eigenständige Länder. Alle diese Herrschaftsgebiete fielen weg, als im Jahre 1794 französische Kriegsheere das Gebiet eroberten und besetzt hielten. Mit einer vollkommen neuen Gebietseinteilung schuf man die Grundlage auch für eine neue Verwaltungsgliederung. 1816 wurde der Regierungsbezirk Koblenz gegründet, der sich aus 16 Landkreisen zusammensetzte. Auf der Grafschaft, die nun zum Kreis Ahrweiler gehörte, bestanden die in der französischen Besatzungszeiten gebildeten Mairien als Bürgermeistereien in ihren alten Grenzen fort.

Die heutige Gemeinde Grafschaft wurde 16. März 1974 aus dem Zusammenschluss der zwölf bis dahin selbstständigen Gemeinden Bengen, Birresdorf, Eckendorf, Gelsdorf, Holzweiler, Karweiler, Lantershofen, Leimersdorf, Nierendorf, Ringen, Vettelhoven und Kalenborn gegründet. Weil die damalige Verbandsgemeinde Ringen mit 5916 Einwohnern keine Überlebenschance hatte, wurden für die Zukunft der Grafschaft drei Vorschläge gemacht:

  1. Angliederung der zwölf Ortsgemeinden an die Verbandsgemeinde Altenahr
  2. Aufteilung auf die Stadt Remagen, die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Verbandsgemeinde Altenahr
  3. Zusammenschluss mit der im Jahr zuvor gegründeten Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und Gründung einer Verbandsgemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler-Land.

Aber keiner dieser Vorschläge fand auf der Grafschaft Sympathien. Die Landesregierung in Mainz sah 1970 den vollständigen Anschluss der zwölf Gemeinden an die neue Kreisstadt vor. Noch im selben Jahr kam es zu einem Vertrag zwischen der Verbandsgemeinde Ringen und der neuen Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler über einen Zusammenschluss nach der Kommunalwahl 1974. Aber die Bewohner der Grafschaft wehrten sich gegen diesen Plan. Zuerst regte sich Widerstand in Gelsdorf, dann folgte Holzweiler. Zu dieser Zeit wurde im Gemeinderat Gelsdorf erstmals über eine Großgemeinde Grafschaft diskutiert. Diese Idee wurde von den Dörfern aufgenommen und nach Mainz transportiert. Lediglich Kalenborn und Lantershofen waren gegen dieses Szenario. Die Kalenborner wollten zur Verbandsgemeinde Altenahr; dieser Wunsch wurde später Wirklichkeit. Und die Lantershofener wollten der Kreisstadt zugeschlagen werden. Bad Neuenahr-Ahrweiler aber hatte an dem direkt angrenzenden Dorf noch an den übrigen Orten der Grafschaft Interesse. Unter seinem ersten Bürgermeister Rudolf Weltken bangte die Kreisstadt um ihre Finanzen. Weltken und sein Ringener Bürgermeister-Kollege Otto Leininger wandten sich deshalb nach Mainz, woraufhin der damalige Ministerpräsident Helmut Kohl einlenkte. Und so wurde am 16. März 1974 die Gemeinde Grafschaft gegründet.

Über die Bildung der Gemeinde Grafschaft stimmten die Gemeinderäte im Jahr 1974 folgendermaßen ab:

Bengen: zwei Ja-, drei Neinstimmen und eine Enthaltung - der damalige Gemeinderat Bengen votierte für den Fortbestand der Verbandsgemeinde Ringen
Birresdorf: fünf Ja-, zwei Neinstimmen
Eckendorf: einstimmiges Ja
Gelsdorf: einstimmiges Ja
Holzweiler: einstimmiges Ja
Karweiler: sechs Ja- und vier Neinstimmen
Lantershofen: einstimmiges Nein. Der damalige Gemeinderat Lantershofen votierte für die Eingliederung in die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und hilfsweise für den Fortbestand der Verbandsgemeinde Ringen
Leimersdorf: einstimmiges Ja
Nierendorf: fünf Jastimmen, eine Enthaltung
Ringen: sieben Ja- und drei Neinstimmen, eine Enthaltung
Vettelhoven: einstimmiges Ja
Verbandsgemeinde Ringen: 14 Ja- und drei Neinstimmen (mit Kalenborn neu Ja- und sieben Neinstimmen)

In Lantershofen boykottierten fast das gesamte Dorf die erste Wahl des Gemeinderats Grafschaft; lediglich 69 der damals 489 wahlberechtigten Bürgern gingen bei der Kommunalwahl am 17. März 1974 zur Wahlurne. Die neue Gemeinde übernahm das Rathaus der ehemaligen Verbandsgemeinde Ringen.[3]

"Vom Armenhaus des Ahrkreises zum prosperierenden Wirtschaftsstandort" habe sich die Grafschaft entwickelt, attestierte die Rhein-Zeitung am 1. Juli 2014 in einem Beitrag zum 40-jährigen Bestehen der Gemeinde. Eine bedeutende Zäsur in der 40-jährigen Geschichte der Gemeinde sei der Bundestagsbeschluss zum Bonn-Berlin-Umzug im Jahr 1991 gewesen. Die Entscheidung, dass die Bundesregierung vom nahen Bonn ins ferne Berlin umzieht, habe der Gemeinde den Innovationspark Rheinland als Ausgleichsmaßnahme beschert. Anders als Bad Neuenahr-Ahrweiler behielt die Grafschaft die Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne im Gewerbepark Grafschaft-Gelsdorf als Bundeswehrstandort über die Bundeswehrreform hinaus.[4]

Die Einwohnerzahl der Grafschaft hat sich zwischen den 1980er Jahren und 2017 beinahe verdoppelt.[5]

Im Jahr 2005 lag das Gewerbesteueraufkommen in der Grafschaft bei rund 1,5 Millionen Euro, bis 2015 stieg es auf 5,1 Millionen Euro. In ihrer mittelfristigen Finanzplanung, ab 2018, geht die Gemeinde von einem Gewerbesteueraufkommen von deutlich mehr als zehn Millionen Euro aus.[2]

Bei gut 11.000 Einwohnern würden in der Grafschaft unter dem Strich bald rund 4000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, sagte Bürgermeister Achim Juchem im Oktober 2017 dem General-Anzeiger. Außerhalb des Gewerbeparks Grafschaft-Gelsdorf und des Innovationsparks Rheinland gebt es im Gebiet der Gemeinde Grafschaft etwa 500 Arbeitsplätze. Etwa 200 davon würde nauf die Gemeindeverwaltung entfallen; davon seien die meisten in der Verwaltung, in den Kindergärten und im Bauhof beschäftigt. Für den Fall der Fälle gebe es noch Ausbaureserven: für noch einmal rund 1000 bis 1500 Arbeitsplätze im Innovationspark und für noch einmal rund 500 Beschäftigte im Gewerbepark.[2]

2024 soll das 50-jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert werden. Aus diesem Anlass ist auch die Veröffentlichung einer Festschrift geplant.[6]

Siehe auch

Mediografie

Weblinks

Ortsbezirke und Ortsteile der Gemeinde Grafschaft

Bengen • Birresdorf • Eckendorf • Gelsdorf • Holzweiler (mit Alteheck und Esch) • Karweiler • Lantershofen • Leimersdorf (mit Niederich und Oeverich) • Nierendorf • Ringen (mit Beller und Bölingen) • Vettelhoven
Die zu den Ortsbezirken gehörenden Ortsteile sind in Klammern gesetzt.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Margret Zavelberg: Service-Teil: Ausgewählte Angaben zur Struktur des Kreises Ahrweiler, in: Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.): Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2021, 288 Seiten, S. 263-265
  2. 2,0 2,1 2,2 Quelle: Volker Jost: 11.000-Einwohner-Gemeinde boomt – In der Grafschaft stehen die Zeichen auf Wachstum, general-anzeiger-bonn.de vom 5. Oktober 2017
  3. Quelle: Günther Schmitt: Runder Geburtstag: Gemeinde Grafschaft vor 40 Jahren aus der Taufe gehoben, general-anzeiger-bonn.de vom 3. Januar 2014
  4. Quelle: Frieder Bluhm: 40 Jahre Grafschaft: Ein Grund zum Feiern - Gemeinde hat sich zum erfolgreichen Wirtschaftsstandort gemausert, rhein-zeitung.de vom 2. Juli 2014
  5. Quelle: Victor Francke: Zukunftskonzept für die Grafschaft: Einwohner glauben überwiegend an positive Entwicklung, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Februar 2017
  6. Quelle: Lara Becker: 40 Jahre Grafschaft: Vereine sollen Jubiläum stemmen, rhein-Zeitung.de, 17. Oktober 2023
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