SPD-Ortsverein Oberwinter, Rolandswerth und Unkelbach

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Titelblatt der Jubiläumsschrift „100 Jahre SPD-Ortsverein Oberwinter“
Karl Schmitz gehörte zu den Sozialdemokraten, die den Ortsverein nach der Naziherrschaft wiederbelebten.

Das Gründungsdatum des SPD-Ortsvereins Oberwinter, Rolandswerth und Unkelbach lasse sich wohl nicht mehr ermitteln, erklärte der damalige Ortsvereinsvorsitzende Winfried Glaser bei der Jubiläumsfeier anlässlich des 75-jährigen Bestehens im Juni 1998. Man gehe vom Jahr 1920 aus. Schirmherrin und Laudatorin der Jubiläumsveranstaltung im Schützenhaus war die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger.


Mitgliederzahl

Juni 1998: mehr als 100

Februar 2001: 100

Januar 2014: 72

Chronik[1]

Zweieinhalb Jahre nach dem ersten Weltkrieg und nachdem Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausgerufen hatte, bildeten sich im März 1921 im ganzen Reich Ortsgruppen - darunter die „Ortsgruppe Oberwinter“ mit Valentin Seeger als Vorsitzendem. Die Gründer setzten sich für Arbeiterrechte, Acht-Stunden-Arbeitstag und Frauenwahlrecht ein. Aber schon 1923/24 kam die Parteiarbeit zu Erliegen. Denn mehr als 30 Familien von Bahnbeschäftigten, die nicht unter französischem Kommando arbeiten wollten, wurden über Nacht ausgewiesen. Sie nach kamen teils nach Schleswig-Holstein, teils nach Mecklenburg.

1930 erfuhren die Sozialdemokraten aus dem Hafenort, dass sie politisch unerwünscht waren: In diesem Jahr wurde ihnen der Zutritt zu einer öffentlichen Versammlung untersagt. Bei der Neugestaltung der Gemeindevertretung wurden Anfang August 1933, also nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Vertreter der Arbeitergemeinschaft Otto Gründel und Josef Assenmacher sowie Heinrich Hüsch für katholische Berufsgruppen aus dem Gremium ausgeschlossen. Damals galt nicht nur das SPD-Parteiverbot, sondern das generelle Verbot für alle Parteien neben der NSDAP.

Mitte der 1930er griff die Nazi-Propaganda auch in Oberwinter; die NSDAP hatte einen breiten Zulauf. In den Gottesdiensten schrieben Spitzel die Predigten mit. Bei den Wahlen nach der Machtergreifung „halfen“ Parteianhänger den Wählern gerne beim Einwurf der Stimmzettel in die präparierten Urnen: Je nach Einwurfswinkel gelangten Stimmzettel nicht in die Auszählung.

Nach der Naziherrschaft, im Mai 1946, wurde die Sozialdemokratie in Oberwinter zu neuem Leben erweckt - unter anderem von Peter Günther, Heinrich Hauenschild, Karl Schmitz und Peter Wüst. Acht Mitglieder soll der Ortsverein bei seiner Wiedergründung am 1. November 1946 gezählt haben. Zu den Themen der ersten Nachkriegsjahre zählten der Kampf gegen die Demontage durch die Alliierten, die Opposition gegen die Wiederaufrüstung und das Schaffen von Wohnraum. Im Jahr 1969 zählten die Sozialdemokraten zu den Initiatoren des Protests gegen die konfessionelle Trennung für die Gemeinschaftsschule.

In den 1970er setzen sich die Sozialdemokraten für den Erhalt des gewachsenen Orts- und Landschaftsbildes und wehrten sich gegen den Bau eines zwischen Sinzig und Bad Breisig geplanten Atomkraftwerks und gegen die „Rolandstadt“, also gegen die Bebauung der Rheinhänge, den vierspurigen Aubau der Bundesstraße 9 und die linksrheinische ICE-Strecke.

Unter dem in Oberwinter lebenden Wolfhart von Stackelberg demonstrierte die SPD-Kreistagsfraktion im Jahr 1985 dagegen, dass Dr. Peter Simmer, der während der Nazizeit Landrat des Kreises Ahrweiler gewesen war, in die im Kreishaus Ahrweiler hängende Landräte-Galerie aufgenommen wird.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten drehte sich die Oberwinterer Kommunalpolitik um Arp-Museum und Hafen, um Fachhochschule und Jugendraum, um den Denkmalschutz für das Alte Rathaus und den Nahverkehr.

Mehr als 100 Mitglieder zählt der Ortsverein Oberwinter im Juni 1998. Und viele folgten der Einladung des Vorstandes. Darunter Schirmherrin Dr. Annemarie Renger und MdB Hans Wallow. Als Gäste kamen Mdl Bernd Lang, Remagens Bürgermeister Lorenz Denn, Oberwinters Ortsvorsteherin Ute Kreienmeier und die SPD-Stadtratssprecherin und SPD-Vorsitzende aus Remagen, Christine Wießmann, sowie Kripps Ortsvorsteher Jürgen Blüher.

Gründungsväter des Ortsvereines waren: Otto Gründel, Nikolaus Günther, Heinrich Hauenschild, Gottlieb Noack, A. Reichardt, Valentin Seeger und Reiner Schmitz. Die politischen Themen seinerzeit waren der Acht-Stunden-Arbeitstag und das Frauenwahlrecht. „Als ein Zünglein an der Waage in einem Parteienmischmasch“, sagte Karl Schmitz zur SPD der 1920er Jahre. Bald schon mussten auch Oberwinterer SPDler in den Untergrund, andere wieder ließen sich vom Nationalsozialismus blenden.

Im Mai 1946 erweckten unter anderem Peter Günther, Heinrich Hauenschild, Karl Schmitz und Peter Wüst die Sozialdemokratie im Hafenort zu neuem Leben. "Kampf gegen die wirtschaftliche Demontage durch die Alliierten und klare Opposition gegen die Wiederaufrüstung" schrieben sie sich ins Arbeitsprogramm. Im Streit um die "förderale Neugliederung" entschieden sich die Oberwinterer Sozialdemokraten zum Anschluß an Nordrhein-Westfalen. Aber dazu kam es nicht.

Die Vorsitzenden: Valentin Seeger (1920-1927), Nikolaus Günther (1927-1933), von 1933 bis 1945 Parteiverbot durch die Nazis, Heinrich Hauenschild (1946-1950), Karl Schmitz (1950-1978), Winfried Glaser (1978-1981), Henri Bülow (1981-1986), Hans Metternich (1986-1992) und seither Winfried Glaser.[2]

Bei einer Mitgliederversammlung im Dezember 2013 stellte der Ortsverein seine Kandidatenlisten für die Ortsbeirats-, Stadtrats- und Kreistagsen im Rahmen der Kommunalwahl 2014 auf. Daneben galt es, einen Ortsvorsteherkandidaten für Oberwinter zu wählen. Drei Mitglieder hatten sich bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Schließlich entschied sich das Gremium für Angela Linden-Berresheim. Der langjährige Vorsitzende Winfried Glaser freute sich, dass der Ortsverein mit Erwin Schneider wieder einen Ortsbeiratskandidaten für Unkelbach benennen konnte.[3]

Wie in jedem Jahr, hängten die Sozialdemokraten aus dem Hafenort auch bei ihrem Neujahrsempfang im Januar 2013 im Alten Rathaus das Porträtfoto von Willy Brandt auf, das ihnen der SPD-Ehrenvorsitzende im Jahr 1976 mit einer persönlichen Widmung schenkte. Winfried Glaser, Vorsitzender des Ortsvereins, konnte zu dem Empfang neben Mandatsträgern aus dem Ortsbeirat Oberwinter und dem Stadtrat Remagen auch Staatssekretärin Beate Reich, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Remagen, den Landtagsabgeordneten Marcel Hürter, den SPD-Kreisvorsitzenden Bernd Lang und den Stadtbeigeordneten Joachim Titz (CDU) begrüßen. "Für unseren Ortsverein war 2013 ein gutes Jahr", zog Glaser Bilanz. Der Ortsverein habe sechs neue Mitglieder bekommen. Mit nunmehr 72 Mitgliedern sei er hinter dem SPD-Ortsverein Bad Neuenahr-Ahrweiler der zweitgrößte SPD-Ortsverein im Kreis Ahrweiler. Hauptrednerin Christine Wießmann, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, sagte: „Die SPD ist seit vielen Jahren der Ideengeber im Rat. Nahezu jeder Antrag, den wir eingebracht haben, wurde auch umgesetzt.“ Als Beispiele für die Impulse, die von den Sozialdemokraten ausgegangen seien, nannte sie den Seniorenbeirat der Stadt Remagen, die Inkraftsetzung eines Stadtentwicklungskonzeptes, die Integrierte Gesamtschule Remagen, die Einstellung einer Schulsozialarbeiterin und auch die Ansiedlung des RheinAhrCampus Remagen. Auch der LebensKunstMarkt Remagen und das Historische Dreieck verdanken ihre Namen der SPD, sagte Wießman. Als Ziele für die Zukunft nannte Wießmann den Erhalt und die Gestaltung des Stadtzentrums und der Ortskerne, die bürgerfreundliche Überplanung der Bundesstraße 9 und die Integration anderer Kulturen. Außerdem forderten die Sozialdemokraten ein Tourismuskonzept, in das die Ortsteile stärker einbezogen würden. Gleiches gelte für die Wirtschaftsförderung. Vordringliches Ziel der Oberwinterer SPD bei der Kommunalwahl 2014 sei die Ablösung von Ortsvorsteher Norbert Matthias durch die SPD-Kandidatin Angela Linden-Berresheim, sagte der Vorsitzende Winfried Glaser. Für 60-jährige SPD-Mitgliedschaft zeichnete Winfried Glaser bei dem Empfang Karl-Heinz Lülsberg mit der goldenen Ehrennadel aus. Seit fünf Jahrzehnten war Luzie Faßbender dem Ortsverein treu. Seit 40 Jahren engagierten sich Ute Metternich, Ingeborg Stammler, Alfred Dittrich und Herbert Mehring. Und seit einem Vierteljahrhundert Jahren waren Andreas Bieber, Jörg Ottersbach und Sabine Junge dem Ortsverein treu.[4]

Beim Neujahrsempfang des Ortsvereins im Januar 2015 wurden langjährige Mitglieder ausgezeichnet: Ursula Pöhler und Cilly Schmitz für 60-jährige, Hiltrud Stümper und Reinhold Vollmer für 50-jährige und der ehemalige Ortsvorsteher und Rathausvereinsvorsitzende Hans Metternich sowie Heinz Wilms für 40-jährige Mitgliedschaft.[5]

Im Oktober 2016 konstituierte sich ein neuer Vorstand. Seine Mitglieder: Winfried Glaser (Vorsitzender), Markus Behnke (Stellvertreter), Jörg Loosen (Stellvertreter und Homepage-Beauftragter), Andreas Bieber (Kassierer), Sabine Junge (Geschäftsführerin) sowie Angela Linden-Berresheim, Regina Löw, Hans Metternich, Heidi Peters, Michael Uhrmacher und Heinz Wilms als Beisitzzer.[6]

Bei einer vom SPD-Kreisvorstand einberufene gemeinsamen Mitgliederversammlung der SPD-Ortsvereine Oberwinter und Oedingen am 23. Juni 2017 im Sitzungsraum von Uhrmachers Restaurant wurden die beiden bis dahin selbstständigen Ortsvereine vereinigt und ein neuer Vorstand gewählt. Unter der Leitung des SPD-Kreisvorsitzenden Marcel Hürter wurden folgende Mitglieder aus Oedingen und Oberwinter in den neuen Vorstand gewählt: Der geschäftsführenden Vorstand mit Winfried Glaser (Vorsitzender), Dr. Markus Behnke (Stellvertreter), Jörg Loosen (Stellvertreter), Andreas Bieber (Kassierer) und Sabine Junge (Geschäftsführerin) blieb unverändert, die Beisitzer Angela Linden-Berresheim, Regina Löw, Hans Metternich, Heidi Peters, Marlies Schwippert, Michael Uhrmacher und Dr. Heinz Wilms bekamen Verstärkung durch Kirk Jatzkowski, Laura Tuchscheerer und Marlies Schwippert.[7]

Beim traditionellen Neujahrsempfang des SPD-Ortsvereins am 12. Januar 2020 im Saal des alten Rathauses in Oberwinter wurde Ursula Pöhler für 65 Jahre Mitgliedschaft in der SPD ausgezeichnet. Für 50-jährige Treue zur SPD wurden Hanna Solmecke und Wilfried Rink mit Goldener Ehrennadel, Blumen und Präsenten ausgezeichnet. Für 20-jährige Zugehörigkeit wurde Regina Löw geehrt, die sich nicht nur in der SPD, sondern auch als Geschäftsführerin im AWO-Ortsverein Oberwinter engagiert.[8]

Im November 2021 wurde das 100-jährige Bestehen des SPD-Ortsverein gefeiert. Dr. Markus Behnke und Dr. Heinz Wilms sind die Autoren einer Chronik, die der Ortsverein anlässlich seines Jubiläums herausgab.[9]

Mediografie

Weblink

http://www.spd-oberwinter.de

Fußnoten

  1. Quelle: 100 Jahre SPD Oberwinter: Markus Behnke und Heinz Wilms würdigen das Jubiläum in Buchform, blick-aktuell.de, 10. Februar 2022
  2. Quelle: Rhein-Zeitung vom 12. Juni 1998
  3. Quelle: Rhein-Zeitung vom 18. Dezember 2013
  4. Quellen: Neujahrsempfang in Oberwinter: Die SPD will den Ortsvorsteher stellen, general-anzeiger-bonn.de vom 12. Januar 2014, und Andreas Wetzlar: SPD Oberwinter will weitere Impulse geben - Wießmann: Partei ist Ideengeber im Rat – Linden-Berresheim kandidiert bei der Wahl zum Ortsvorsteher, in: Rhein-Zeitung vom 13. Januar 2014
  5. Quelle: Andrea Simons: SPD-Neujahrsempfang in Oberwinter - "Anschläge auf die Werte der Demokratie", general-anzeiger-bonn.de vom 12. Januar 2015
  6. Quelle: Rhein-Zeitung vom 25. Oktober 2016
  7. Quelle: Erfolgreiche Zusammenlegung der Ortsvereine Oberwinter und Oedingen, spd-oberwinter.de vom 25. Juni 2017
  8. Quelle: Traditioneller Neujahrsempfang der Oberwinterer SPD – Mitglied seit Ollenhauers Zeiten – Ulla Pöhler wurde für 65-jährige Treue zur Partei ausgezeichnet – Weitere langjährige Genossen geehrt, blick-aktuell.de, 15. Januar 2020
  9. Quelle: 100 Jahre SPD Oberwinter – ein Fest - Buch zur Geschichte präsentiert, blick-aktuell.de, 9. November 2021
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