Kreuzweg am Kalvarienberg Ahrweiler

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XII. Station: „Jesus wird erhöhet und stirbt am Kreuze“
Eingang zur Grabkapelle
XIV. Station: Das „heilige Grab“ in der Krypta unter dem Westjoch der ehemaligen Klosterkirche

Der denkmalgeschützte Kreuzweg am Kalvarienberg Ahrweiler zeichnet mit 14 im gotischen Stil erbauten Stationen von der Ecke Brückenstraße/Kalvarienbergstraße über die Kalvarienbergstraße bis in die Krypta des Klosters Calvarienberg den Leidensweg Jesu nach – vom Todesurteil am Palast des Pilatus bis zu Richtstätte und Grablegung auf dem Berg Golgatha. Im unteren Teil jeder Station wird das jeweilige Ereignis auf dem Leidensweg Jesu beschrieben, in Form von Steinreliefs wird im oberen Teil die Station bildlich dargestellt. Eigentümerin des Kreuzwegs ist die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Noch heute ist Kreuzweg am Calvarienberg häufig Ziel von Pilgergruppen – insbesondere während der Fastenzeit.


Chronik

Viele Kreuzwege besaßen anfänglich lediglich einen Anfangs- und einen Endpunkt. Dann aber setzten sich Sieben-Stationen­-Bittwege durch. Laut Pfarrchronik stand im Jahr 1440 in Ahrweiler einer der ersten „Sieben Fußfälle“ genannten Pilgerwege. Schon damals übernahmen wohlhabende Bürger der Stadt die Instandhaltung der Stationen. Wie auch in anderen Städten, befand sich die erste Station dieses Kreuzwegs an einem Stadttor; in Ahrweiler war dies das Ahrtor. Die Stationen zwei bis sechs flankierten den Weg zum Calvarienberg. Die siebte Station, eine spätgotische Kreuzigungsgruppe aus Eiche, hing früher über dem Altar der alten Kapelle, bevor sie ihren Platz in der Klosterkirche fand. Außer der Figur der Maria Magdalena ist die Figurengruppe bis heute erhalten. Bei dem Gekreuzigten und bei St. Johannes handelt es sich möglicherweise um Arbeiten des Kölner Bildhauers und Stadtsteinmetzen Til­man von der Burch, von dem auch die Triumphkreuzigungsgruppe in der katholischen Pfarrkirche „St. Peter“ in Sinzig stammt. Die Figur der Muttergottes stammt wohl aus einer anderen Werkstatt. Ein 220 Zentimeter hohes Kreuztragungsrelief „Veronika reicht Christus das Schweißtuch", ebenfalls ein Stationsmotiv eines früheren Kreuzwegs, ist ebenfalls bis heute erhalten und war lange im Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu sehen. Dieses Relief wird dem im Ahrtal tätigen Fassmaler und Steinmetzen Jacob Abel zugeschrieben.

Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 die Anzahl von 14 Stationen an. Nur wenige Monate später, am 18. Mai 1732, wurde der Grundstein für die erste Kreuzwegstation am Ahrtor gelegt. Ahrweiler Familien betätigten sich als Sponsoren. Wer eine Station stiftete, konnte dies mit dem Familienwappen unter dem Giebel deutlich machen. Die Familienwappen sind noch heute gut zu erkennen, aber nicht alle können heute einem bestimmten Familiennamen zugeordnet werden. Die Kreuzwegstationen in Ahrweiler entsprechen einer häufig anzutreffenden Übergangsform vom Heiligenhäuschen mit flacher Figurennische hin zur großen Stationskapelle mit nahezu lebensgroßen Figuren. Nachdem der Stadtrat Ahrweiler am 24. Juli 1897 beschlossen hatte, zur Neuanlage der Auffahrt zum Kloster einige städtische Parzellen zu verkaufen oder mit dem Kloster zu tauschen, wurde die Stationen I. bis X. an den neu entstandenen Zufahrtsweg versetzt. Ab 1999 wurde der Kreuzweg unter Beteiligung des Landeskonservators saniert – mit Hilfe von Spenden und Zuschüssen der öffentlichen Hand. Wesentlich älter als die Kreuzwege sind Nachbildungen des Heiligen Grabes. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verliert sich allerdings deren eigenständige Bedeutung und Neuanlagen gibt es seitdem nicht mehr oder nur noch vereinzelt. Aber das „Heilige Grab" hat sich bei den 14-Stati­onen-Kreuzwegen als letzte Station etabliert. Unter dem Westjoch der Klosterkirche in Ahrweiler befindet sich eine dreischiffige zweijochige Krypta aus dem Jahr 1627. Seit 1680 befindet sich dort das „Heilige Grab".[1]

Sonstiges

Auf einer bronzenen Infotafel an der ersten Kreuzweg-Station heißt es:

Den Wallfahrtsweg zum Kalvarienberg säumten bereits im 16. Jahrhundert 7 Kreuzwegstationen. 1732 Errichtung der gegenwärtigen 14 Stationen. Manchmal etwas derbe, aber ausdrucksvolle Steinreliefs. Wappen im Giebelbereich deuten auf die Spender, meist Ahrweiler Familien. Die 4. Station mit dem Ahrweiler Stadtwappen stammt wohl vom Rat. Grosse Kreuzigungsgruppe an der Nordwand der Kirche.

Stationen

I. Station: „Jesus wird zum Tode verurteilt“

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An der Ecke Brückenstraße/Kalvarienbergstraße steht die erste Station (Jesus wird zum Tode verurteilt), daneben eine bronzene Informationstafel zum Kreuzweg. Die Baumgruppe an der ersten Station des Kreuzwegs ist als Naturdenkmal geschützt.

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II. Station: „Jesus wird mit dem Kreuz beladen“

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Die zweite Station (Jesus wird mit dem Kreuz beladen) hat Platz zwischen zwei Mehrfamilienhäusern. Das Relief hat stark gelitten.

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III. Station: „Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuze“

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Auch an der dritten Station (Jesus fällt unter dem Kreuz) hat der Zahn der Zeit genagt. So fehlt hier etwa eine Gesichtshälfte eines Wärters.

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IV. Station: „Jesus begegnet seiner betrübten Mutter“

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V. Station: „Simon von CYRENE hilft Jesu das Kreuz tragen“

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VI. Station: „Die h. Veronika trocknet das Angesicht Jesu ab“

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VII. Station: „Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuze“

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VIII. Station: „Jesus redet zu den weinenden Frauen“

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IX. Station: „Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuze“

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X. Station: „Jesus wird seiner Kleider beraubt“

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XI. Station: „Jesus wird ans Kreuz geheftet“

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XII. Station: „Jesus stirbt am Kreuze“

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Die Kreuzigungsgruppe mit der Inschrift „Jesus stirbt am Kreuze“ an der Nordwand der Kirche ist die zwölfte und mit Abstand größte und eindrucksvollste Station. Die zu Anfang des 18. Jahrhunderts entstandene Gruppe besteht aus fünf überlebensgroßen Kunststein-Figuren: Jesus am Kreuz, neben ihm die beiden Schächer, wie die gemeinsam mit Jesus hingerichteten Kriminellen in der Bibel genannt werden. Zwei weitere Statuen stellen Maria und Johannes dar. Darunter befindet sich ein reich profilierter Sockel.

Die Kreuzwegstationen wurden zu Anfang des neuen Jahrtausends vom Heimatverein restauriert; die Kreuzigungsgruppe wurde jedoch aus Kostengründen ausgespart. Nun werde der Heimatverein "Alt-Ahrweiler" e.V. diese Aufgabe übernehmen, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 5. April 2012. Der Sockel werde in die Restaurierung einbezogen. Der in Ahrweiler lebende Künstler Franz Ulrich, der über jahrzehntelange Erfahrung bei der Restaurierung historischer Objekte verfügt und der bereits an zahlreichen Sanierungen in Ahrweiler beteiligt war, hat ehrenamtlich die künstlerische Leitung der Sanierung übernommen. Da der Kreuzweg unter Denkmalschutz steht, musste eine Genehmigung bei den zuständigen Behörden eingeholt werden, die dem Heimatverein seit Donnerstag, 8. März 2012, vorliegt. Moderne Werkstoffe und Farben dürfen nicht verwendet werden; vielmehr muss die Gruppe mit „artgleichem Material“ restauriert werden. Im Lauf der Jahrzehnte hat nicht nur der Anstrich von Figuren und Sockel Schaden genommen. Bevor neue Mineralfarben aufgetragen werden, werden Figuren und Sockel an diversen Stellen ergänzt. An manchen Stellen hatte der Zahn der Zeit besonders kräftig genagt: "Hier fehlt ein Finger, dort ein Stück im Faltenwurf der Gewänder, und auch im Sockel wartet viel Arbeit", schreibt RZ-Autorin Gabi Geller, einem der beiden Schächer fehlte ein kleiner Finger, dem anderen ein Daumen, und Jesus hatte seine Nase und ein Fingerglied eingebüßt.

Drei verschiedene Schattierungen von Mineralfarbe wurden für den Anstrich verwendet: helles und dunkles Grau sowie ein Ockerton. Der Maler und Lackierer Erhard Küpper übernahm diese Arbeiten, ergänzte Geller am 4. Juli 2012 in einem weiteren Bericht über die Sanierung. Nach dem Einrüsten entfernte Küpper mit einem Sandstrahler den alten Anstrich, um den Tuffstein des Sockels und den Kunststein der Figuren freizulegen. Dabei kam eine Inschrift zum Vorschein: „Didacus Reinbrecht“ ist auf der Standplattform der Marienfigur zu lesen – laut dem Hausgeistlichen Hans-Jürgen Kuhn der Name eines Heiligen. Um die fehlenden Körperteile zu ersetzen, verwendete Küpper Metallkeile zur Versteifung. Darauf modellierte er die fehlenden Gliedmaßen. Ergänzungen nahm er auch am Sockel-Gesims vor, wo Stücke des umlaufenden Gurtbandes fehlten.

Am Freitag, 16. August 2012, übergab der Heimatverein die restaurierte Kreuzigungsgruppe feierlich an die Ursulinen.

Die Figurengruppe soll auch nach der Schließung des Klosters an der weithin sichtbaren Stirnseite des Kalvarienberg-Klosters verbleiben.[2]

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XIII. Station: „Jesus wird vom Kreuze herabgenomen“

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Die 13. Station „Jesus wird vom Kreuze herabgenommen“ ließen Eva-Maria Kreuter und Gerhard Kreuter nach 2001 im Sommer 2012 erneut renovieren, berichtete der General-Anzeiger am 17. August 2012. „Unsere vier Töchter sind hier zur Schule gegangen, eine von ihnen ist hier Lehrerin geworden“, erklärten sie ihre Motivation.

XIV. Station: Das „heilige Grab“ in der Krypta

Sonstiges

Besondere Bedeutung kommt einem 2,20 Meter hohen Kreuztragungsrelief „Veronika reicht Christus das Schweißtuch" aus dem Jahr 1542 zu, das heute im Weißen Turm in Ahrweiler aufbewahrt wird. Dabei handelt es sich um ein Stationsmotiv eines früheren Kreuzwegs. Der etwa 1,60 mal einen Meter große untere rechteckige Teil ist als Hochrelief gestaltet. Ein mehrere Zentimeter breites Schriftband grent es von dem im Bogenfeld darüber befindlichen Flachrelief ab. Im weiten Umkreis gibt es nur wenige Hochreliefs dieser künstlerischen Qualität. Es wird dem im Ahrtal tätigen Fassmaler und Steinmetzen Jacob Abel zugeschrieben. Die Darstellung des Volkes – unter anderem werden dort Landsknechte gezeigt – ist der zeitgemäßen Renaissance-Mode angepasst. Jesus, Veronika, Maria und Maria Magdalena mit ihren biblischen Gewändern sind davon klar abgesetzet. Die fromme Veronika (griech. vera icon = wahres Abbild) wird dabei als einziges Motiv der sieben Stationen nicht in den vier Evangelien erwähnt; dass sie abgebildet wird, beruht wohl auf einer zur Entstehungszeit populären Legende aus dem Bereich der Volksfrömmigkeit. Das obere Flachrelief zeigt einen orientalischen Reiterzug mit Ochsenkarren vor dem Hintergrund eines Gebirges. Der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte im Jahr 1989 beschlossen, das Tuffstein-Relief von seinem damaligen Standort, dem Tordurchgang des Ahrtors, zu entfernen und restaurieren zu lassen. Mit Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz wurde 1991 wurde mit der Restaurierung begonnen. Dabei wurde im Bogenscheitel des Eselsrückens unter mehreren Farb- und Schmutzschichten die Jahreszahl „1542" freigelegt. Bei früheren Renovierungen waren einige Teile des Reliefs zusammenhanglos in das Relief eingesetzt worden. Auch deshalb ist das Reliefs in seine Bestandteile zerlegt und anschließend wieder korrekt zusammengesetzt worden. Die Restauratoren entdeckten bei ihrer Arbeit auch einen Naturklebstoff, der mehrere Jahrhunderte überdauerte, ohne dabei aber das Material anzugreifen.[3]

Weitere Fotos

Mediografie

Weblink

kuladig.de: Kreuzweg Calvarienberg Ahrweiler

Fußnoten

  1. Quellen: Heinz Schönewald: Der Kreuzweg zum Ahrweiler Calvarienberg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2003, und Gabi Geller: Calvarienberg: 14 Stationen erzählen das Leiden Christi – Ursulinen gehen, fast 300 Jahre alter Kreuzweg in Ahrweiler bleibt erhalten, in: Rhein-Zeitung vom 11. April 2017
  2. Quelle: Gabi Geller: Calvarienberg: 14 Stationen erzählen das Leiden Christi – Ursulinen gehen, fast 300 Jahre alter Kreuzweg in Ahrweiler bleibt erhalten, in: Rhein-Zeitung vom 11. April 2017
  3. Quelle: Heinz Schönewald: Der Kreuzweg zum Ahrweiler Calvarienberg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2003
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