Antweiler
Antweiler, ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort, mit den Wohnplätzen Alte Burg und Haus Ginsterberg ist eine Gemeinde der Verbandsgemeinde Adenau im Kreis Ahrweiler. Über den Ursprung des Ortsnamens herrscht bis heute Unklarheit. Möglicherweise geht er auf „Dorf am Ahrberg“ oder auf „Ort zum Verweilen am wogenden Wasser“ zurück.
Lage
Entwicklung der Einwohnerzahl[1]
1601: 180 Einwohner
1815: 266
1843: 307
1846: 307
1871: 277
1905: 317
1939: 457
1950: 614
1997: 615 Einwohnern
Dezember 2004: 610
Bürgervertreter
- Ortsbürgermeister: Peter Richrath (2014-2019, 2019-2024), Vorgänger: Egon Honerbach (2004-2014), Heinz Werthessen (bis 2004)
- Erster Beigeordneter: Matthias Blum (2014-2019), Vorgänger: Richard Schäfer (2009-2014)
- Beigeordneter: Melanie Ulrich (2014-2019), Vorgänger: Wilfried Lamberty (2009-2014)
- Gemeinderat Antweiler
Politische Gruppierungen
CDU-Ortsverband Antweiler/Wershofen/Dorsel/Hümmel
Vereine
- Ehrenamtliche Helfer/Renterteam Antweiler
- Eifelverein Antweiler e.V.
- Fastelovendsverein „Kaschemme Jecke“ Antweiler
- Förderverein der Margaretha-von-Arenberg-Grundschule Antweiler
- Förderverein Regenbogen Antweiler e.V.
- Frauengemeinschaft Antweiler
- Freiwillige Feuerwehr Antweiler
- Gesangverein "Cäcilia" Antweiler/Müsch
- Hegering Antweiler
- Jugendgruppe Antweiler - Müsch
- Junggesellenverein Antweiler e.V.
- Karnevalsfreunde Antweiler - Müsch
- Kirchenchor „Cäcilia“ Antweiler/Müsch
- Landfrauen Antweiler
- Limbachtaler Musikanten e.V.
- Möhnenverein Antweiler
- Oberahrtaler Sportfreunde e.V.
- Rentnerteam Antweiler
- Schullandheimverein Antweiler e.V.
- Spielinitiative Antweiler
- Traktor-Oldtimer-Club Oberahr/Antweiler e.V.
- VdK-Ortsverband Antweiler
- Verein zur Heimatpflege Antweiler e. V.
Glaubensgemeinschaften
Öffentliche Einrichtungen
- Bücherei Antweiler
- Dorfplatz Antweiler
- Feuerwehrgerätehaus Antweiler
- Jugendraum Antweiler (beherbergt die Jugendgruppe Antweiler)
- Kindertagesstätte „Regenbogen“ Antweiler
- Kriegsopfergedenkstätte Antweiler
- Margaretha-von-Arenberg-Grundschule Antweiler
- Dorfgemeinschaftshaus Antweiler
Veranstaltungen
- Die Alte Mühle Gillig beteiligt sich alle zwei Jahre am Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag)
- Germanenfest Antweiler
- Kinderbörse "Kunterbunt" Antweiler
- Kirmes Antweiler
- Musikalischer Adventsmarkt Antweiler
Gewässer
Straßen
Ahlenseifen, Ahrtalstraße, Alte Burg, Am Forsthaus, Aremberger Straße, Auf der Hütte, Auf drei Vierteln, Bachstraße, Bahnhofstraße, Bergstraße, Brückenweg, Buchenweg, Eichenbacher Weg, Gartenweg, Im Rüttelsseifen, Katharinenhöhe, Limbachtalweg, Mittelstraße, Mühlenweg, Rodderweg, Rosenweg, Winkelsheck
Sonstiges
- Ahr-Brücke Antweiler
- Alte Mühle Gillig
- Altes Kutscherhaus Antweiler
- ehemaliger Bahnhof Antweiler
- Bergwerksanlage "Grube Wilhelm" Antweiler
- Bildstock am Rodder Weg Antweiler
- Brocher Heiligenhäuschen Antweiler
- Eifelhütte Antweiler
- Eisenschneidmühle Antweiler
- Friedhof Antweiler
- Friedhofskapelle Antweiler
- Haus Ginsterberg (Antweiler)
- Hl.-Antonius Bildstock Antweiler
- Jakobus Bildstock Antweiler
- katholisches Pfarrhaus Antweiler
- Katholische Pfarrkirche "St. Maximin" Antweiler
- Kindergarten-Zweckverband Antweiler
- Mühlengraben Antweiler
- Nikolaus-Lenz-Brücke Antweiler
- Oberer Mühlengraben Antweiler
- Pfarr- und Jugendheim Antweiler
- Schullandheim der Stadt Duisburg (Antweiler)
- Sportplatz Antweiler
- Steffenskreuz Antweiler
- St.-Maximin-Bildstock Antweiler
- Unterer Mühlengraben Antweiler
- Wegkreuz von 1722 (Antweiler)
Gewerbe
- Früchte Blumen Bleuel
- Geflügelhof Haberecht
- Hofladen Leif
- Kreissparkasse Ahrweiler - Geschäftsstelle Antweiler
- Proland Ewald Gillig GmbH Antweiler
- Metall- und Zentralheizungsbau Andreas Schmitz (Antweiler)
- Moog Rekofa GmbH Antweiler
- Volksbank RheinAhrEifel eG - Geschäftsstelle Antweiler
Kulturdenkmäler[2]
Einzeldenkmäler
- Ahrtalstraße; Katholische Pfarrkirche "St. Maximin" Antweiler, barocker Saalbau, 1762; Friedhof: Kreuzigungsgruppe, 18. Jahrhundert; Grabkreuze, 1693, 1795, 18. und 19. Jahrhundert
- Ahrtalstraße 21a; ehemaliges Pfarrhaus, Putzbau, um 1700, erweitert um 1780
- Ahrtalstraße 25; Hakenhof; Putzbau, Mitte des 18. Jahrhunderts, Fachwerkscheune
- Ahrtalstraße 44; Hofanlage; Krüppelwalmdachbau, bezeichnet 1806, Scheunen
Gemarkung
- Bildstock, Relief, 18. Jahrhundert
Wappen
Im Wappen von Antweiler ist alles versammelt, was für den Ort einst bedeutsam war: Die drei gelben Mispeln erinnern die ehemalige Zugehörigkeit zur Herrschaft Arenberg, Buch (Heilige Schrift), Bischofsstab, Mitra und Wandertasche sind die Attribute von St. Maximin, dem Schutzpatrons des Ortes. Hammer und Schlegel schließlich erinnern an die bergbauliche Vergangenheit des Ahr-Ortes.
Ereignisse
Ortsname
Richard Hammes zur Herkunft des Ortsnamens „Antweiler“:
- Der Name Antweiler wird verschieden gedeutet. „Ametwilere“ bedeutet das „Dorf am Ahrberg“, wenn die Herkunft auf die Silben „ara“ = Ahr und „met“ = Berg zurückgeführt wird. Als „Weiler-Ort“ wäre er in die merowingische Ausbauperiode (600-750) einzuordnen. Eine andere Deutung ist die Herleitung von ad,adde = wogendes Wasser und weiler = chwilar = verweilen, also „Ort zum Verweilen am wogenden Wasser“. Die „wogenden Wasser“, sprich Hochwasser, haben Antweiler des öfteren heimgesucht. So ist vermerkt, daß am 30. Mai 1601 ein Unwetter die „Hönerbach“ derartig anschwellen ließ, daß in Antweiler 9 Personen ertranken und 16 Häuser, Scheunen und Ställe weggeschwemmt wurden. Beim Hochwasser 1804 wurden 42 Wohnhäuser beschädigt. 1910 war das Hochwasser noch viel tragischer, die Flut kostete 140 Bahnarbeiter den Tod. Antweiler war zu diesem Zeitpunkt Mittelpunkt und Standort des Baubüros der neuen Bahnstrecke, die von Dümpelfeld nach Jünkerath gebaut wurde.[3]
Chronik
Bereits zu merowingischer Zeit siedelten im Bereich des heutigen Ortes Menschen. Im Jahr 975, als der Trierer Archidiakon Wicfried der Abtei „St. Maximin“ in Trier Ländereien zusprach, die an „Amentwilere“ (Antweiler) und „Musca“ oder „Musche“ (Müsch) angrenzten, wurde Antweiler erstmals urkundlich erwähnt. So konnte der im Jahr 1975 den 1000. Jahrestag seiner Ersterwähnung feiern.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Antweiler einer von zwölf Orten des Herzogtums Arenberg, zu dem später auch Orte wie Kerpen, Kommern und die Saffenburg hinzukamen.
Vor der Franzosenzeit gab es in Antweiler viele Stoffmacher, Wollen- und Leinenweber. Auch Pflasterer („Paweyer“) und Lohgerber („Lohrer“) werden genannt. Sie fanden großenteils Arbeit auf den Arenbergischen Besitzungen.[4]
Beim Ahr-Hochwasser vom 21. Juli 1804 gab es in Antweiler keine Toten. Aber es wurden dort sechs Wohnhäuser, acht Scheunen und Ställe und zwei Mühlen zerstört sowie 42 Wohnhäuser erheblich beschädigt.[5]
Ab 1816 war Antweiler Teil der Bürgermeisterei Aremberg im Kreis Adenau. Vier Jahre später wurde das Bürgermeisteramt in das verkehrsgünstiger gelegene Antweiler verlegt; die Bezeichnung „Bürgermeisterei Aremberg“ als Verwaltungseinheit wurde jedoch bis ins 20. Jahrhundert beibehalten. Erst Ende der 1920er-Jahre wurde sie in „Amt Antweiler“ umbenannt. Mit der Eingliederung des Kreises Adenau im Jahr 1932 in den Kreis Ahrweiler wurde auch das Amt Antweiler dem AW-Kreis zugeordnet. 1970 wurde Antweiler Teil der Verbandsgemeinde Adenau.[6]
Die Eisenindustrie spielte für Antweiler einst eine wichtige Rolle. Am Eingang zum Limbachtal befinden sich noch heute alte Schlackenhalden und Reste ehemaliger Erzgruben. „Aremberger Eisen“ wurde bis ins Ausland verkauft. Und Takenplatten, die in der Eisenhütte Antweiler gegossenen wurden, gehören zu den ältesten deutschen Ziergussstücken. Im Schullandheim Antweiler und in einigen weiteren Gebäuden in Antweiler zieren sie bis heute Wände und Öfen.
Damit junge Familien einen Anreiz haben, in Antweiler zu bleiben oder dorthin zu ziehen, startete die Gemeinde im Jahr 2009 die Aktion „Baby-Bonus“ – auch, um die Bauplätze im Neubaugebiet „Auf Dreiviertel“ besser vermarkten zu können. Jede Familie, die im Ort neu baut oder ein Haus kauft, erhält pro Kind im Vorschulalter 500 Euro. Außerdem pflanzt die Gemeinde für jedes Neugeborene einen Obstbaum.
Beim Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 setzten die Ahr und der normalerweise sanft dahin plätschernde Hühnerbach setzten die tiefer liegenden Ortsteile von Antweiler unter Wasser. 46 Häuser wurden beschädigt, Keller und Erdgeschosse überflutet, Friedhof, Sportplatz, Dorfplatz und Dorfgemeinschaftshaus sowie weitere öffentliche Anlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Wucht der Ahr hat am Ostufer unterhalb der Bahnhofstraße den Ahrtal-Radweg samt Bewuchs und einem großen Teil des Hangs unterspült. Der rutschte auf einer Länge von mehreren Hundert Metern ab. Oben an der Straße fehlte ein Streifen von sechs Metern. Betroffen war auch das Firmengelände des Landhandels Gillig, der auf dem ehemaligen Bahngelände eine Mehrzweckhalle mit Getreideannahme gebaut hat. Mit 4,94 Millionen Euro aus der Wiederaufbauhilfe des Bundes und des Landes wurde der von der Flut weggeschwemmte Hang unter dem Landhandel befestigt. Wichtige Versorgungsleitungen, die im Ahrtalweg lagen, wurden neu verlegt.[7]
Geschichte
Darlehnskassenverein für die Bürgermeisterei Antweiler
Weitere Bilder
Ahrtalstraße 24
Kirmes-Plakat
ca. 1905, im Vordergrund der Bahnhof Antweiler
Siehe auch
Videos bei und nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021
Mediografie
- Franz Egon Kleinjohann: Meister der Antweiler Königsfiguren, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1988
- Peter Neu: Ire haußer und wonungh moissen verlayssen umb der gefair halber. Kriegsnot in Antweiler anno 1594-1606, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2006
- Josef Scheppe: Antweiler vor 200 Jahren, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1970
- Agnes Gillig: Antweiler/Ahr im Wechsel der Jahrhunderte. Begebenheiten, Geschichten, Kommentare, Ahrweiler 1992
- Jan Lindner: Antweiler arbeitet gegen die Landflucht - 600-Einwohner-Gemeinde hat eine intakte Infrastruktur – 200 Arbeitsplätze im Ort, in: Rhein-Zeitung vom 11. November 2015
- Einsatz im Hochwassergebiet Ahrweiler - "Wir mussten immer mit einer Leiche rechnen", donaukurier.de, 10. September 2021
- Frank Bugge: Ahrflut hat in Antweiler für einen großen Hangrutsch gesorgt: Trotz Zuschuss in Millionenhöhe bleiben Sorgen, rhein-zeitung.de, 29. Juli 2022
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Quellen: Werner Dreschers: Von mordenden Geistlichen und üblen Zeiten: Antweiler anno dazumal, rhein-zeitung.de, 8. Februar 2019, und Richard Hammes: Antweiler, in: Karl Egon Siepmann/Richard Hammes/Friedrich Röder/Erich Hilger: Verbandsgemeinde Adenau 1970-1995 – Stein- und Wegkreuze im Raum Adenau, 250 Seiten, Adenau 1995, S. 98
- ↑ Quelle: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Ahrweiler, Koblenz 2011 (PDF; 1,2 MB)
- ↑ Quelle: Richard Hammes: Antweiler, in: Karl Egon Siepmann/Richard Hammes/Friedrich Röder/Erich Hilger: Verbandsgemeinde Adenau 1970-1995 – Stein- und Wegkreuze im Raum Adenau, 250 Seiten, Adenau 1995, S. 98
- ↑ Quelle: Werner Dreschers: Von mordenden Geistlichen und üblen Zeiten – Manfred Luxen referierte zur Geschichte von Antweiler im 18. Jahrhundert – Warum sich ein Kaplan nach Köln absetzte, in: Rhein-Zeitung vom 9. Februar 2019
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Petra Ochs: Antweiler am „wogenden Wasser“ - Bereits zu merowingischer Zeit befand sich hier eine Siedlung – Ort hat 540 Einwohner (Dorfportrait), in: Rhein-Zeitung vom 27. Juni 2014
- ↑ Quelle: Antweiler kommt zurück in die Normalität - Mit Hangrutsch und Hühnerbachverlauf noch zwei Großbaustellen offen, in: Rhein-Zeitung vom 2. Juni 2023