Ahr-Hochwasser vom 21. Juli 1804
Das Ahr-Hochwasser vom 21. Juli 1804, also aus der Zeit der französischen Besatzung, forderte 63 Todesopfer und richtete schwere Verwüstungen an. So wurde zum Beispiel die Mühle Walporzheim vollständig weggeschwemmt.[1] Die St.-Antonius-Kapelle Green wurde vom Hochwasser fast komplett weggerissen. Von dem Dörfchen Laach ließ das Hochwasser nur wenig stehen: 15 Wohnhäuser und 20 Scheunen oder Ställe sowie Kapelle und Brücke wurden fortgeschwemmt. Sechs Wohnhäuser wurden sehr stark beschädigt. 14 Menschen kamen ums Leben, unter ihnen eine sechsköpfige Familie (Vater, Mutter und vier Kinder). Die Laacher Mühle wurde ebenfalls zerstört. Die Glocke aus der ehemaligen Kapelle wurde an einem Wohnhaus aufgehängt[2], wo sie bis zum Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 hing.
Chronik
Am Tag vor dem Hochwasser waren im Einzugsgebiet der Ahr mehrere Gewitter mit starken Regenfällen niedergegangen. Am Unglückstag selbst, einem Samstag, regnete es in der gesamten Eifel. Nette und Brohlbach führten Hochwasser, und der Üßbach beschädigte Gebäude in Bertrich schwer. Diese drei Flüßchen entspringen, ebenso wie einige Zuflüsse der Ahr, insbesondere die des Trierbachs, des Adenauer Bachs und des Kesselinger Bachs, allesamt auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche der Hocheifel. An der Ahr waren die Folgen dieser anhaltenden Niederschläge am größten. An der oberen Ahr — in der Gegend um Müsch und Antweiler — begann das Gewitter gegen 3 Uhr, unterhalb von Kreuzberg bis zum Rhein hinunter zwischen 4 und 5 Uhr. Hans Frick beschreibt:
- Infolge von überaus starken Wolkenbrüchen goß der Regen unaufhörlich nieder, und das ganze Gebiet war mehrere Stunden „in Feuer und Wasser verwandelt". In weniger als vier Stunden trat eine allgemeine Überschwemmung ein. Die mit einem solchen Naturereignis vertrauten Ahrtalbewohner hatten inzwischen die gewöhnlichen Vorkehrungen getroffen. Aber dieses Mal war jede Vorsorge unnütz. Dem Flußlauf entlang erreichte die Flut zwischen 6 und 10 Uhr eine Höhe, wie sie bis dahin wahrscheinlich noch nicht erlebt wurde.
Frick:
- Da die Bäume in den Niederungen, unter ihnen viele Obstbäume, meist entwurzelt und zum Verderben der talabwärts gelegenen Häuser und Brücken mit gewaltiger Kraft abgetrieben wurden, stürzten fast sämtliche Brücken ein, auch die von Stein, im ganzen zusammen mit der in einer anderen Tabelle gezählten Sinziger Brücke, 30 Stück. Adenau und Müsch verloren je drei Brücken, Schuld und Dernau je zwei.
Johann Joseph Eichhoff, Unterpräfekt des Arrondissements Bonn, hatte das Katastrophengebiet, weil es keine Verbindung zur Oberahr gab, unmittelbar nach dem Hochwasser nur bis Kreuzberg besichtigen können. Am 25. Juli 1804, vier Tage nach dem Hochwasser, berichtete er nach Koblenz, die Flut habe dem Ahrtal „Entsetzen, Tod und Zerstörung“ gebracht. Frick berichtete weiter:
- Neben den Nutzbäumen wurden ganze Weinberge in den Niederungen fortgeschwemmt und die Felder, Gärten und Wiesen derart mit Sand und Kies zugeschüttet, daß der Unterpräfekt Eichhof in seinem Bericht nach Koblenz die Ansicht aussprach, sie könnten niemals wieder urbar gemacht werden. Er befürchtete daher, daß die Zahl der Dörfer beiderseits der Ahr wegen der verringerten Lebensmöglichkeiten auf ein Drittel zusammenschmelzen werde. Natürlich war in der Ahrniederung auch die ganze Getreideernte vernichtet.
Schadensbilanz
In den Berichten an die (damals französische) Regierung wurden 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen oder Ställe, 18 Mühlen und 8 Schmieden als vollständig zerstört genannt. 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen oder Ställe, zwei Mühlen und eine Schmiede waren schwer beschädigt. 78 Pferde und Zugrinder wurden als ertrunken gemeldet, viel anderes Vieh muss ertrunken sein. Die Weinberge und Obstbäume im Ahrtal wurden weitgehend zerstört. Nahezu alle Brücken stürzten ein, fast 30 Brücken wurden genannt. Dies galt auch für die Steinbrücken, darunter die Ahrbrücke in Rech.
Das Unwetter hauste auch in einigen Seitentälern der Ahr, insbesondere in den Tälern von Trierbach, Adenauer Bach und Kesselinger Bach sowie deren Nebenbächen. Im Trierbachgebiet wurden Bauler, Nohn, Kirmutscheid und Hoffeld schwer beschädigt, im Bereich des Adenauer Bachs Adenau, Gilgenbach, Lückenbach, Leimbach und Niederadenau und im entlang des Kesselinger Bachs Staffel, Kesseling, Denn und Weidenbach. Tote gab es dort allerdings nicht. In Bauler, Nohn, Hoffeld und Gilgenbach wurde je eine Brücke zerstört. In Staffel wurde die Kapelle schwer beschädigt. Am stärksten traf die Flut Adenau, Kesseling und Denn. In Adenau wurden drei Brücken, 43 Wohnhäuser und drei Scheunen oder Ställe fortgerissen und 60 Wohngebäude so stark beschädigt, dass sie einzustürzen drohten. Möbel und andere Gegenstände, die sich darin befanden wurden entweder fortgeschwemmt oder unbrauchbar gemacht. In Kesseling wurden zwei Wohngebäude und Scheunen oder Ställe zerstört und je elf schwer beschädigt. Außerdem wurde ein „Pottaschemagazin" samt Waren fortgespült. In Denn riss der Dennbach fünf Wohnhäuser, fünf Scheunen oder Ställe, zwei Mühlen und eine Schmiede fort und beschädigte außerdem je acht Wohngebäude und Scheunen oder Ställe. In den sechs übrigen Dörfern wurden insgesamt drei Brücken, acht Wohnhäuser, 14 Ställe oder Scheunen und - in Niederadenau - eine Mühle zerstört. Neun Wohngebäude und sechs Scheunen oder Ställe sind erheblich beschädigt worden.
In Bauler, am Trierbach gelegen, rutschen bei dem Hochwasser ganze Berge ab, was noch heute zu sehen ist.[3]
Dorsel
Am ehemaligen Pfarrhaus von Dorsel wurde nach dem Hochwasser eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Hochwasser mit folgender Inschrift angebraucht:
- 1804, den 21. Julius, nachmittags 3 Uhr, stürzte bei einem schrecklichen, von Norden kommenden Gewitter das Wasser in Strömen aus den Wolken, wodurch der Grund von vielen Äckern bis auf die Felsen fortfloß, von den Bergen, besonders hier unter der Kirche und der Stahlhütte, große Erdmassen, Sand, Hecken und Stauden hinabgeschafft wurden, die Ahr von einem Berge zum andern strömte, die Stahlhütte plötzlich ausgelöscht und die Mühlen- und Hüttenklausen samt der sehr starken steinernen Hüttenbrücke fortgerissen wurden ...[4]
Müsch
Trierbach und Ahr stiegen so schnell an, dass Müsch, also das Dorf, an dem der Trierbach in die Ahr mündet, innerhalb von zwei Stunden vollständig überschwemmt war. Außer drei Brücken wurden dort acht Wohnhäuser, 22 Scheunen und Ställe, zwei Mühlen und etliche Wohnhäuser samt Mobiliar fortgerissen und sechs sehr schwer beschädigt. Vier Menschen starben.[5]
Antweiler
In Antweiler gab es keine Toten. Aber dort wurden sechs Wohnhäuser, acht Scheunen und Ställe und zwei Mühlen zerstört sowie 42 Wohnhäuser erheblich beschädigt.[6]
Schuld
In Schuld gab es zwei Todesopfer. Außerdem wurden dort sieben Wohnhäuser und sieben Scheunen oder Ställe sowie zwei Mühlen, zwei Brücken und 15 Wohnhäuser schwer beschädigt.[7]
Insul, Dümpelfeld, Liers und Hönningen
Insul, Dümpelfeld, Liers und Hönningen kamen vergleichsweise glimpflich davon. Für das höher gelegene Pützfeld werden in den Quellen gar keine Schäden genannt. Sieben Wohnhäuser, sieben Scheunen und Ställe, drei Mühlen (zwei davon in Hönningen) und zwei Brücken in Insul und Dümpelfeld gingen verloren. Weitere elf Wohnhäuser sowie drei Scheunen und Ställe sind erheblich beschädigt worden. In Liers wurde lediglich eine Scheune zerstört.[8]
Brück
Unterhalb der Einmündung des Kesselinger Bachs in die Ahr in Brück war das Unheil besonders groß. 14 Wohnhäuser, 14 Scheunen und Ställe sowie eine Mühle sind dort fortgeschwemmt worden, elf Wohnhäuser und ebensoviele Scheunen und Ställe wurden schwer beschädigt. Von 12 Häusern am rechten Ahrufer von Brück war nach der Flut keine Spur mehr zu sehen. Eine fünfklöpfige Familie, die in ihrem Haus geblieben war, eine dreiköpfige Familie und eine Witwe ertranken.[9]
Kreuzberg
In Kreuzberg machte die Flut vier Wohnhäuser, fünf Scheunen und Ställe, drei Mühlen und eine Schmiede dem Erdboden gleich. Je 25 Wohnhäuser und Scheunen oder Ställe wurden schwer beschädigt, vier Menschen ertranken. Wie Johann Joseph Eichhoff berichtete, ...
- hatte der Müller in der prächtigen Mühle, die dem Anton Belderbusch aus Bonn gehörte, in Erkenntnis der drohenden Gefahr eines seiner Kinder, das verkrüppelt war, ergriffen und, von der Mutter gefolgt, bereits den Fuß aufs Land gesetzt, als das Haus, in dem sich noch zwei Töchter, sein Bruder und ein Kind aus dem Dorfe befanden, durch den Stoß großer Bäume getroffen, vor den Augen der Eltern zusammenbrach und alles unter sich begrub. Auch wurden alle Papiere des Friedensgerichtes Ahrweiler, die sich zu Kreuzberg im Hause des Kanzlisten befanden, fortgespült.[10]
Altenburg
„In Altenburg hauste die Hochflut entsetzlich“, berichtet Hans Frick. 15 Menschen ertranken. Von 45 vorhandenen Wohnhäusern wurden 17 völlig zerstört, 23 zum Teil sehr stark beschädigt. Die Mühle des Grafen Kesselstatt und 23 Scheunen und Ställe sowie eine Brücke fielen ebenfalls der Ahr zum Opfer. Das Hochwasser riss auch die Kapelle samt Glocke mit sich. Lediglich der Altartisch blieb erhalten. [11]
Altenahr
Altenahr hingegen kam glimpflich davon: Eine Brücke, zwei Häuser, zwei Scheunen oder Ställe, eine Schmiede und eine Pottaschefabrik mit Ware im Wert von 15.000 Francs wurden vernichtet, sieben Häuser und ebensoviele Scheunen oder Ställe erheblich beschädigt. Tote gab es dort nicht.[12]
Reimerzhoven
In Reimerzhoven gingen eine Brücke, neun Wohnhäuser und elf Scheunen oder Ställe verloren. Zwei weitere Häuser sind schwer beschädigt worden. Nur ein Gebäude blieb unversehrt. Menschenleben waren dort nicht zu beklagen.[13]
Laach
Auch vom kleinen Laach ließ die Flut nur wenig übrig. 15 Wohnhäuser und 20 Scheunen oder Ställe sowie Kapelle und Brücke waren dort fortgeschwemmt und die Laacher Mühle zerstört. Sechs weitere Wohnhäuser sind sehr stark beschädigt worden. Unter den 14 Todesopfern war eine sechsköpfige Familie. Das aus dem Jahr 1504 stammende Glöcklein der Laacher Kapelle hing bis zum Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 in einer Wohnhaus-Fassade.[14]
Mayschoß
In Mayschoß vernichtete die Ahr eine Brücke, acht Wohnhäuser und ebensoviele Scheunen oder Ställe sowie eine Schmiede. 55 Wohngebäude und 55 Scheunen oder Ställe sind stark beschädigt worden. Sämtliche Einwohner konnten sich retten.[15]
Rech
Die Sachschäden in Rech, wo das Wasser acht Fuß (2,50 Meter) über der St.-Johannes-von-Nepomuk-Brücke stand, waren geringer. Die Brücke und vier Wohnhäuser stürzten ein, darunter das Pfarrhaus, sieben Scheunen oder Ställe und eine Mühle ein, weitere fünf Wohnhäuser und fünf SchDeunen oder Ställe wurden erheblich beschädigt. Der 18 Fuß über dem normalen Wasserstand der Ahr gelegene Stotzheimer Hof verschwand ebenfalls völlig. Fünf Recher fanden den Tod - alle in dem zerstörten steinernen Pfarrhaus: der Geistliche, sein Küster und seine Magd. Die Leichen einer Frau und eines Säuglings, die sich ebenfalls im Pfarrhaus aufgehalten hatten, wurden später in der Nähe von Remagen aus dem Rhein gezogen. Pfarrer Johann Mayer[16], der erste Pfarrer von Rech, hatte einigen gefährdeten Nachbarn noch aus dem Fenster heraus die Generalabsolution erteilt. Seine Leiche wurde erst am 18. Mai 1805 bei Marienthal gefunden und am 19. Mai 1805 beigesetzt.[17]
Dernau
Unter sämtlichen Orten des Ahrtals gab es in Dernau die weitaus größte Zahl schwer beschädigter Gebäude, nämlich 103 Wohnhäuser und ebensoviele Scheunen oder Ställe. Zwei Brücken und ein Wohnhaus, drei Scheunen oder Ställe und eine Schmiede wurden völlig zerstört. Zwei Dernauer Juden kamen in ihrem Haus mit 16 Stück Hornvieh ums Leben.[18]
Marienthal
In Marienthal kamen zwei Menschen ums Leben. Außerdem wurden dort eine Brücke, sieben Wohnhäuser und eine Mühle vernichtet. Drei weitere Wohnhäuser sind schwer beschädigt worden. Von den sieben zerstörten Häusern blieben zunächst drei stehen - in sehr bedrohlichem Zustand allerdings. Die Witwe Roßbach wollte zusammen mit ihrem ältesten Sohn noch eine Kiste mit ihren kleinen Habseligkeiten in Sicherheit bringen, als das steinerne Haus, ähnlich wie die Mühle in Kreuzberg, von auf der Ahr treibenden Baumstämmen zum Einsturz gebracht wurde. Mutter und Sohn fanden den Tod; ihre Leichen wurden später bei Hemmessen) aus dem Wasser gezogen und den beiden weiteren Söhnen der Witwe zur Bestattung übergegeben. Die beiden jungen Männer waren dem Tod durch Ertrinken dadurch entgangen, weil sie, als das Haus einstürzte, gerade damit beschäftigt waren, das Vieh auf eine Anhöhe zu treiben. Ein junger Mann, der das Haus der Nachbarin einstürzen sah, rettete sich durch Schwimmen auf einen Baum nahe der Unglücksstelle. Dort brachte er die gesamte Nacht zu, bis es seinen Eltern gelang, ihn aus dem Wasser zu ziehen. Die zur Domäne gehörende Mühle wurde schwer beschädigt, aber das Gebäude blieb stehen. Das Gebäude des zwei Jahre zuvor säkularisierten Augustinerinnen-Klosters, das unversehrt geblieben war, diente geretteten Menschen und Tieren nach der Flut als Aysl.[19]
Walporzheim
Walporzheim blieb von Menschen- und Gebäudeverlusten verschont.[20]
Ahrweiler
Anders in Ahrweiler, wo die Ahr durch das Obertor in die Innenstadt floss. In der Nacht von Samstag auf Sonntag stand die gesamte Stadt bis zum zweiten Stockwerk im Wasser. Alle im Keller und im Erdgeschoss lagernden Lebensmittelvorräte, Waren und Gegenstände verdarben oder wurden fortgespült. Außer vielen Toten führte die Ahr Häusertrümmer und riesige Baumstücke mit sich, die Häuser in der Altstadt stark beschädigten, so dass mehrere von ihnen einstürzten und ihre Trümmer mitgerissen wurden. Auch eine Mühle und eine Brücke wurden fortgerissen. Ein Teilstück der Stadtmauer wurde vom Holz durchstoßen, so dass das Wasser ablaufen konnte. Unter den sieben Ertrunkenen war ein Vater von sechs Kindern.[21]
Wadenheim, Hemmessen und Beul
In Wadenheim, Hemmessen und Beul kam niemand um. Aber die Wohnungen wurden dort größtenteils verwüstet und Obstbäume und Getreide herausgerissen. Die aus Vorsorge rund um diese Dörfer herum angepflanzten Kopfweiden fingen die von der Ober- und Mittelahr herabgetriebenen Bauhölzer und sonstigen großen Trümmerstücke auf und verhinderten, dass sie in die Wohngebiete eindrangen und Häuser beschädigten. Kraft und Höhe des Wassers waren aber doch so groß, dass in Hemmessen, das auch vom Wasser des Ahrweiler Mühlenteichs überflutet wurde, sämtliche Wohnungen, in Beul zwei Drittel und in Wadenheim die Hälfte der Gebäude zum Teil erheblich beschädigt wurden. Wadenheim bestand zu dieser Zeit aus 75, Hemmessen aus 46 und Beul aus 39 Häusern. Das Vieh konnte bis auf eine Kuh und zwei Schweine gerettet werden. Die oberhalb von Hemmessen stehende Landmühle wurde so stark beschädigt, dass sie lange Zeit nicht genutzt werden konnte. Die Zahl der Hochwassergeschädigten in den drei Dörfern belief sich auf 199. Bei 76 von ihnen waren die Wohnhäuser schwer beschädigt. Die Ernte des Jahres 1804 war für viele Familien verloren. Auf den überfluteten Äckern, Wiesen und Gärten lagerten sich Schlamm, Steine und Grind ab und machten sie für lange Zeit unbrauchbar. Der Gutsbesitzer Graf Schaesberg musste einen Schaden von 2661 Francs auf 221 Ar hinnehmen, das Gut der ehemaligen Münstereifeler Jesuiten einen Schaden von 1342 Francs auf 111 Ar und Graf Metternich einen Schaden von 760 Francs auf 63 Ar. Darüber hinaus gab es 121 sehr arme Geschädigte. Die in früheren Jahren häufig weggeschwemmte, aber immer wieder erneuerte Knüppelbrücke zwischen Wadenheim und Beul wurde auch diesmal fortgerissen. Im Gehölz rund um die Dörfer wurden 16 Hochwasserleichen gefunden - darunter die Witwe Roßbach aus Marienthal. Die letzte Leiche ist erst am 13. September 1804 entdeckt worden. Außerdem hatten sich dort Särge verfangen, die aus oberhalb liegenden Friedhöfen herausgerissen worden waren.[22]
Sinzig
In Sinzig wurden von der „großen Brücke über die Ahr" nicht nur das Holz fortgespült, aus dem sie zusammengesetzt war, sondern auch die Steinpfeiler, auf denen sie lagerte. Weil am gleichen Tag auch die Brücken über die Nette bei Weißenthurm und über den Brohlbach in Brohl einstürzten, war die linksrheinische Straße zwischen Koblenz und Bonn dreimal unterbrochen.[23]
Fluthilfe und Wiederaufbau[24]
Das Hochwasser lief verhältnismäßig schnell ab. Weil alle Mühlen zerstört oder zumindest betriebsunfähig worden waren, drohte in den Orten, die von der Flut heimgesucht worden waren, Hungersnot. Johann Joseph Eichhoff, Unterpräfekt des Arrondissements Bonn, ordnete deshalb sofortige Hilfsmaßnahmen an. Nachbardörfer, die von der Flut verschont worden waren, mussten Lebensmittel herbeischaffen und Hilfskräfte zur Bergung der Menschen- und Tierleichen zur Verfügung stellen. Bei seinem Vorgesetzten in Koblenz erwirkte Eichhoff die Erlaubnis, für den Bau von Notbrücken Holz aus den Wäldern entnehmen zur dürfen. Außerdem stellte er den Hochwassergeschädigten öffentliche Hilfe in Aussicht. François de Chaban, Präfekt des Département de Rhin-et-Moselle, besichtige das von der Flut getroffene Ahrtal ebenfalls und war von den Ausmaßen des Unglücks derart überwältigt, dass er auch die weiter entfernten Bürgermeistereien seines Departements dazu verpflichtete, eine ihrer Größe entsprechende Zahl von Hilfskräften mit Schaufeln und Hacken zu stellen. An dem Hilfwerk wurden sogar eine Reihe von Mosel-Bürgermeistereien beteiligt. Die Bürgermeisterei Winningen etwa musste 30 Mann an die Ahr entsenden - davon Winningen zehn, Kobern acht, Güls sechs und Lay vier sowie Bisholder und Wolken je einen Mann. In den Quellen ist einmal von einer Gesamtzahl von 832 Helfern die Rede, von denen 472 nach Antweiler, Schuld und Mayschoß sowie 119 nach Ahrweiler beordert wurden.
Chaban erreichte auch, dass der französische Staat für das Ahrtal 120.000 Francs aus Steuergeldern und Holz aus den Gemeindewäldern im Wert von 40.000 Francs zur Verfügung stellte. Napoleon stellte aus seiner Privatschatulle 30.000, die Kaiserin stellte 4800 Francs zur Verfügung. Auf einen Aufruf Chabans hin wurden im Departement etwa 40.000 Francs gesammelt, außerhalb noch einmal 5500 Francs. Für die Jahre 1804 und 1805 wurden den Flutgeschädigten 75.000 Francs Steuern nachgelassen. So standen für den Wiederaufbau von Gebäuden, Straßen und Brücken sowie zur Regulierung des Flußlaufs in den Jahren von 1804 bis 1806 insgesamt 245.000 Francs zur Verfügung. Der Ahrweiler Bürgermeister Kriechel, der zum Spezialkommissar für die Beseitigung der Hochwasserschäden ernannt worden war, machte Vorschläge für die Verwendung der Gelder und zahlte sie aus. Trotzdem verlief der Aufbau schleppend. Im April 1806, also fast zwei Jahre nach der Überschwemmung, war noch der Wiederaufbau von 43 Wohnhäusern, 62 Ställen und 62 Scheunen ausgeschrieben.
Siehe auch
Mediografie
- Aktensammlungen aus der napoleonischen Besatzungszeit im Staatsarchiv Koblenz, Abt. 256 II, Nr. 66a u. 68 (Wesentliche Stücke darin sind in französischer Sprache abgefaßte Berichte über die Ortsbesichtigungen, die unmittelbar nach dem Hochwasser entweder von dem damaligen Unterpräfekten des Arrondissements Bonn, Eichhof, und von den deutschen Bürgermeistern der betroffenen Mairien vorgenommen wurden, ferner eine tabellarische Zusammenstellung, in der für 32 Ortschaften des heutigen Kreises Ahrweiler und für die Stahlhütte bei Dorsel, die fortgerissenen wie die beschädigten Brücken, Wohnhäuser, Scheunen, Ställe, Mühlen und Schmieden sowie die ertrunkenen Menschen und Zugtiere zahlenmäßig erfasst sind. Weitere bis 1806 reichende Berichte betreffen die Entschädigungen und Wiederaufbauten.)
- Rheinische Antiquarius, Band III, 10 unter Rech (S. 138) und Laach (S. 165)
- Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- Hans Frick: Das Hochwasserunglück des Jahres 1804 im Ahrtal, in: Rhein- und Ahrzeitung vom 26. Juli 1929 und in Koblenzer Heimatblatt (Wochenbeilage des Koblenzer Generalanzeigers) vom 22. September 1929
- Bad Neuenahr und das Hochwasser von 1804, in Rhein- und Ahrzeitung vom 5. Oktober 1929 (zu den Hochwasserschäden in Wadenheim, Beul und Hemmessen)
- Karl-August Seel: Die Ahr und ihre Hochwässer in alten Quellen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1983
- Petra Ochs: Als die Ahr Tod und Verwüstung brachte - Wie aus einem lieblichen Flüsslein ein reißender Strom werden kann, in: Rhein-Zeitung vom 18. Juni 2014, S. 28, pdf/1 Seite
- Daniel Robbel/Dirk Unschuld: Laach: Die Glocke unter dem Dach – Ein religiöses Überbleibsel in profanem Umfeld, in: dieselben: 111 Orte im Ahrtal, die man gesehen haben muss, mit zahlreichen Fotografien, Broschur, 240 Seiten, ISBN 978-3-7408-0850-1, Emons-Verlag 2020, 16,95 Euro, S. 152 f.
- Thomas Roggenkamp/Jürgen Herget: Historische Hochwasser der Ahr. Die Rekonstruktion von Scheitelablüssen ausgewählter Ahr-Hochwasser, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015, Seiten 150-154, pdf/5 Seiten
- Leonhard Janta: Leserbrief zur Hochwasserkatastrophe: Bild und Zeitzeugenaussage des Hochwassers anno 1804, blick-aktuell.de, 10. August 2021
- Schon in früheren Zeiten wurde das Ahrtal von Hochwasser heimgesucht - Teil 2: Das Hochwasser von 1804 - Als das Wasser Entsetzen, Tod und Zerstörung brachte, blick-aktuell.de, 24. August 2021
- Anton Simons: 63 Menschen starben: Flut von 1804 überschwemmte das Ahrtal in weniger als vier Stunden, ga.de, 21. Juli 2022
Weblink
Wikipedia: Hochwasser der Ahr am 21. Juli 1804
Fußnoten
- ↑ Quelle: Jakob Rausch: Ahrweiler besaß zwölf Mühlen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1965
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreis Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: ''Im Jahr 1140 wird der Ort zum ersten Mal erwähnt, in: Rhein-Zeitung vom 18. Januar 2019
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quellen: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955, und Ignaz Görtz: Altenburg und seine Kapellen, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1965
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ siehe auch: Peter Schug: Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau, Ahrweiler und Remagen, 1952
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955