Fleischer-Innung des Kreises Ahrweiler

Aus AW-Wiki

Ladenlokal der ehemaligen Bio-Metzgerei Schmitz in Remagen
Firmenschild an einem Fahrradständer vor dem ehemaligen Ladenlokal der Metzgerei Meister in Ahrweiler


Die Fleischer-Innung des Kreises Ahrweiler fusionierte im März 2022 im Hotel „Moselblick“ in Winningen mit den Fleischer-Innungen Koblenz, Mayen, Cochem-Zell und Rhein-Lahn mit insgesamt 49 Mitgliedern zur Fleischer-Innung Mittelrhein. Dagmar Groß-Mauer aus Kempenich, ab 2013 Obermeisterin der Fleischer-Innung des Kreises Ahrweiler und zugleich auch Landesinnungsmeisterin des Fleischerverbandes Rheinland/Rheinhessen, wurde zur Obermeisterin gewählt.[1]


Vorstand

Obermeister: Dagmar Groß-Mauer (seit 2013), Vorgänger: Bernd Groß (Kempenich) (12 Jahre lang bis November 2013)

stellvertretender Obermeister: Frank Schmitz (ab November 2013), Vorgänger: Dieter Gemein (bis November 2013)

Beisitzer: Herbert Wieland (seit Spätherbst 2013)

Gründung und Entwicklung

Die Innung wurde im Jahr 1925 von 26 Fleischermeistern in Remagen gegründet. 1966 zählte die Innung 71 Mitglieder.[2]

Die Innung feierte im November 2011 in der Zehntscheuer Ahrweiler ihr 90-jähriges Bestehen. Obermeister Bernd Groß sagte während der Feier, die Innung habe allein in den 25 Jahren zuvor 43 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Der Fachverband sei kurz nach dem Ersten Weltkrieg von 26 Fleischermeistern aus dem Kreis in Remagen gegründet worden. Nach einem Mitgliederhoch in den 1960er-Jahren (71 Fachbetriebe) habe sich die Zahl bis 2011 wieder bei 26 Betrieben eingependelt. „Jedes Jahr schließen im Ahrkreis zwei Fleischereien für immer die Ladentür zu“, sagte der Obermeister. Die Gründe dafür sah er in fehlenden Betriebsnachfolgern, verändertem Kauf- und Essverhalten, aggressiver Preisgestaltung von Handel und Industrie sowie einer immer größer werdenden Flut an Auflagen, Vorschriften und Kontrollen. Trotzdem blickt Groß optimistisch in die Zukunft: Das Fleischerhandwerk werde nicht sterben.[3]

Elf Betriebe erhielten bei der 90-Jahr-Feier die Goldene Ehrennadel für mehr als 50-jährige Innungsmitgliedschaft. Alfred Conrady aus Altenahr und Dieter Gemein aus Löhndorf wurden für 50-jährige Meister- oder Berufstätigkeit ausgezeichnet. Willy Thiesen aus Adenau wurde als ehrenamtlicher Probeentnehmer der Selbstkontrolle mit einer Urkunde geehrt. Siegfried Marhöfer aus Bad Breisig erhielt die Silberne Ehrennadel, Obermeister Bernd Groß gar die Goldene Ehrennadel für Ehrenamtsträger.

22 der insgesamt 24 Betriebe, die der Fleischer-Innung des AW-Kreises angehören, nahmen im Jahr 2011 an der freiwilligen Selbstkontrolle teil, wie es bei der Jahreshauptversammlung 2012 hieß. 57 Wurstproben wurden eingereicht, 50 prämiert: 39 schlossen mit der Note sehr gut und elf mit gut ab. Die hohe Beteiligungsquote und die Ergebnisse wertete Obermeister Bernd Groß bei der Jahreshauptversammlung 2012 als "bemerkenswertes Indiz für den hohen Qualitätsstandard", wie die Rhein-Zeitung am 22. März 2012 berichtete. Ein weiteres Thema der Sitzung war der immer gravierender werdende Fachkräftemangel. „Wir sind mehr denn je gefordert, unser gutes Personal dauerhaft zu binden und mit Einsatz der neuen Medien junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern“, sagte Landesinnungsmeister Günter Schütz. Sorgen bereitet den Mitgliedern auch der Berufsschulunterricht. Im März 2012 gibt es im Kreis Ahrweiler eine Fachklasse mit 13 Schülern. Landesinnungsmeister Schütz berichtete von Verhandlungen mit der Schulbehörde und favorisierte den Blockunterricht anstelle einer Konzentration an den Standorten Boppard und Neuwied. Zum Meisterbeisitzer im Gesellenprüfungsausschuss wurde Guido Braun, zu Stellvertretern wurden Heinz Ropertz jun., Daniel Gemein und Dagmar Groß-Mauer gewählt.

Mit Dagmar Groß-Mauer übernahm im Jahr 2013 erstmals eine Fleischermeisterin die Führung der Fleischer-Innung Ahrweiler. Die Mitgliederversammlung im Dezember 2013 in Altenahr entschied sich einstimmig für die zu dieser Zeit 35-Jährige als Nachfolgerin für ihren Vater Bernd Groß, der die Innung zwölf Jahre lang führte. In ihrer Antrittsrede sagte die neue Obermeisterin:

Wir sind Regionalität! Wir sind strukturell mit dem Landkreis verbunden. Wir haben tolle Mitgliedsbetriebe, in denen jeder Topqualität herstellt und verkauft. Wir haben in der Öffentlichkeit und bei unseren Kunden einen Namen, und der sollte auch bleiben, und zwar Fleischer-Innung Ahrweiler.

Der scheidende Obermeister Bernd Groß hatte zuvor an seine Kollegen appelliert, die unter Druck stehenden Bedientheken zum Alleinstellungsmerkmal für handwerklich hergestellte Produkte aus der Region zu entwickeln. Der stellvertretende Obermeister Dieter Gemein (Sinzig) schied ebenfalls aus dem Vorstand aus. Sein Nachfolger wurde Frank Schmitz (Bad Neuenahr-Ahrweiler). Zum Beisitzer wurde Herbert Wieland (Mayschoß) gewählt. Die Versammlung ehrte zudem Reinhold Olschewski aus Ahrbrück für sein 40. Berufsjahr und wählte Bernd Groß in Anerkennung seines Einsatzes für Innung und Verband zum Ehrenobermeister.[4]

Im Kreis Ahrweiler gibt es im April 2014 nur noch 18 Innungsbetriebe. Allein von Januar bis Mitte April 2014 wurden - teils aus Altersgründen - drei Metzgereien aufgeben. Je weniger Betriebe es sind, umso wahrscheinlicher ist es, dass es bald auch keine eigenständige Innung für den Kreis Ahrweiler mehr geben wird, die die Interessen der hiesigen Fleischer vertreten kann, so Obermeisterin Dagmar Groß-Mauer. Die Zahl der Auszubildenden nimmt ebenfalls immer weiter ab. 2015 werden im gesamten Kreis Ahrweiler nur noch zwei Fleischer-Azubis ihre Lehre beenden. Eine der ersten Aktivitäten von Dagmar Groß-Mauer als Obermeisterin war es deshalb, mit einer eigens für Schulabgänger entwickelten Broschüre für die Ausbildungsberufe im Fleischerhandwerk zu werben. Als weitere Aktion plant sie einen „Ernährungsführerschein“ für Schüler der achten Klassen. Sternekoch Hans Stefan Steinheuer aus Heppingen unterstützt diese Initiative.[5]

Bei einer Lossprechungsfeier im Juli 2014 im Landgasthof "Laacher See" in Wehr erhielten Gesellenzeugnisse: Fabian Neußer (Grafschaft), Sascha Loch (Oberzissen) und Andre Sturm (Altenahr).[6]

Bei einer Innungsversammlung im Herbst 2014 in Altenahr zählt die Innung noch 23 Mitgliedsbetriebe - einschließlich Gast- und Ehrenmitgliedern. Ein Kompliment ging bei der Versammlung an die Kollegen, die am Wettbewerb der regionalen Produkte im Zentrum für Ernährung und Gesundheit der Handwerkskammer teilgenommen haben. Gold für die Fleischwurst und Silber für die grobe Schmierwurst gingen an Daniel Gemein, den Inhaber des Fleischerei-Fachgeschäfts Gemein in Löhndorf. Mit Gold für die luftgetrocknete Salami, Silber für die Chili-Schinken-Schwarzwurst und Bronze für die Chorizo wurde die Metzgerei Ropertz (Ahrweiler) ausgezeichnet. Die Metzgerei Wieland GmbH Mayschoß bekam Gold für ihre Fleischwurst und durchwachsenen Speck. Die Metzgerei Reinhold Olschewski (Ahrbrück) durfte sich über Gold für grobe Teewurst, Pizzafleischkäse, Bierschinken, Fleischwurst und grobe Leberwurst, über Silber für Kochschinken und feine Leberwurst sowie über Bronze für den Knochenschinken freuen. Fleisch- und Wurstwaren Thon (Adenau) wurde mit Gold für Grillwurst, Adenauer Knacker, Pizzafleischkäse, Kochsalami mit Käse und Frischwurst sowie mit Silber für Siedewurst ausgezeichnet. Das Fleischerfachgeschäft Groß (Kempenich) sicherte sich mit Rindersalami und Pfefferbeißern Gold, für Bierschinken und Rindssülze gab es Silber.[7]

Bei der Jahreshauptversammlung der Innung im März 2016 wurden Hubert Schmitz (Remagen) und Heinz Ropertz jun. (Ahrweiler) jeweils für 40 Jahre als Meister im Handwerk geehrt. Georg Damian (Mayschoß) konnte auf 25 Jahre seit seiner Meisterprüfung zurückblicken. Anlässlich 200-Jahr-Feier des Kreises Ahrweiler habe die Fleischerinnung eine AW-Wurst kreiert, sagte Obermeisterin Dagmar Groß-Mauer. Präsentiert und verkostet wird sie am Montag, 11. April, in der Ahr-Akademie in Ahrweiler. Die Schirmherrschaft hat Landrat Dr. Jürgen Pföhler übernommen. Die Versammlung wählte Dagmar Groß-Mauer und Christiane Thon-Schmitz von der Arbeitgeberseite als Mitglieder für den Gesellenprüfungsausschuss.[8]

Bei der Jahreshauptversammlung der Innung im Februar 2017 im Hotel Restaurant Ruland in Altenahr wurden die Vorstandsmitglieder für fünf Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Lediglich Beisitzer Heinz Ropertz jun. schied aus Altersgründen aus dem Gremium aus. Sein Posten wurde nicht neu besetzt. Einstimmig wiedergewählt wurden dagegen Obermeisterin Dagmar Groß-Mauer, ihr Stellvertreter Frank Schmitz, Lehrlingswartin Christiane Thon-Zimmer sowie die Beisitzer Reinhold Olschewski und Herbert Wieland. Sechs der 13 Innungsbetrieben waren bei der Versammlung vertreten.[9]

Die beiden prüfungsbesten Auszubildenden im Fleischer-Handwerk, Miro Oral aus Bad Breisig (Metzgerei Arno Schmitz (Heppingen)) und Laura Albrecht (Fleischerei Albrecht Bad Neuenahr), wurden im Juli 2017 von Achim Gemein, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Ahrweiler, mit dem Förderpreis der Sparkassenstiftung „Zukunft Kreis Ahrweiler“ ausgezeichnet.[10]

„Digitalisierung“ war das Hauptthema bei der Jahreshauptversammlung der Innung im Januar 2018 im Hotel Krupp in Bad Neuenahr. Thomas Weber fasste das Referat von Christoph Krause im General-Anzeiger zusammen:

Krause eilte im Sauseschritt durch die vielen Dinge und Möglichkeiten, die mit der Digitalisierung einhergehen. Anschaulich erläuterte er die Vielfalt der Ideen, mit denen oftmals junger Handwerkernachwuchs den Sprung in die Möglichkeiten der Digitalisierung schaffte. Online einkaufen, vielleicht per Videokonferenz, die Möglichkeiten der sozialen Medien nutzen, neue Wege probieren, bis hin zur beschrifteten Wurst aus dem 3-D-Drucker.[11]

Außerdem zeichneten Obermeisterin Dagmar Groß-Mauer und Geschäftsführer Alexander Zeitler während der Versammlung Klaus Schuld als Ehrenmeister aus. Schuld hatte ein halbes Jahrhundert zuvor die Meisterprüfung bestanden.

Im Sommer 2018 erhielten im Innungsgebiet Ahrweiler lediglich Darius Naumann als einziger Fleischer und Martin Schneider als Fleischereifachverkäufer den Gesellenbrief. „In der Fleischer-Innung des Kreises Ahrweiler stellt man zwar einen neuen Trend hin zu qualitativ hochwertigem Fleisch vom Metzger um die Ecke fest, von einer Kehrtwende ist man gerade nach den jüngsten Preisattacken der Discounter jedoch weit entfernt“, berichtete der General-Anzeiger. Darius Naumann hatte seine Ausbildung bei der Heppinger Metzgerei Friedrichs absolviert, arbeitete im September 2018 aber in einem Supermarkt, um sich dort in Sachen Verkauf fortzubilden. Die einst avisierten Pläne, auch den Meisterbrief zu erwerben, hatte er zu dieser Zeit beiseite gelegt. Martin Schneider lernte das Handwerk des Fleischereifachverkäufers in Remagen, nachdem mit Niklas Gemein dort im Jahr zuvor ein weiterer Azubi den Gesellenbrief des Fleischers erhalten hatte. „Großes Glück für die dort ansässige Metzgerei Faßbender und Ausbilder Hans-Josef Faßbender, denn die beiden jungen Herren gehören zur Familie und haben sich entschieden, am Fortbestand des Betriebes mitzuarbeiten“, wie der General-Anzeiger berichtete. „Bewerbungen für einen der beiden Berufe bekommen wir schon seit Jahren nicht mehr“, verriet Norbert Faßbender und machte klar: „Wir wissen nicht, wie das in Zukunft weitergehen soll.“ Ein Gutes hatte die Situation für Naumann und Schneider: Sie waren als einzige Gesellen der Innung automatisch auch Prüfungsbeste. Das bedeutete, dass ihnen jeweils der mit 500 Euro dotierte Förderpreis der Kreissparkassen-Stiftung zugesprochen wurde.[12]

Bei der Jahreshauptversammlung der Innung im Februar 2019 in Adenau zeichnete Obermeisterin Dagmar Groß-Mauer vier langjährige Kollegen aus: Bruno Nietgen aus Dernau feierte die 50-jährige Wiederkehr seiner Meisterprüfung, Willy Thiesen aus Adenau war bereits 60 Jahre Meister und Gerhard Wieland aus Mayschoß sogar 65 Jahre. Ralf Thon aus Adenau wurde für 40-jährige Berufstätigkeit geehrt. Die Obermeisterin befürchtete, dass es in einem Jahrzehnt im Kreis Ahrweiler nur noch halb so viele Innungsbetriebe geben wird. Die Gründe dafür lägen vor allem im Fleischangebot in Supermärkten und bei Discountern, aber auch an mangelndem Nachwuchs. Mittlerweile werde der Fleischer von der Agentur für Arbeit als Engpassberuf eingestuft. Geschieht dies in zwei Halbjahren in Folge, kann innerhalb der EU nach ausländischen Fachkräften gesucht werden. Damit werde der nächste Schritt gegen den Fachkräftemangel im Handwerk vorbereitet. Beherrschende Themen der nächsten Zeit dürften die Verpackungsverordnung, die Bemühungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung, die Verhinderung des Internetprangers „Topf Secret“, die Ferkelkastration und der Bürokratieabbau sein.[13]

Siehe auch

Fleischereien im Kreis Ahrweiler

Mediografie

Fußnoten

  1. Quelle: Heimische Fleischer schließen sich zusammen - Neue Innung Mittelrhein für die Stadt Koblenz sowie die Landkreise Mayen, Cochem-Zell, Ahrweiler und Rhein-Lahn, in: Rhein-Zeitung vom 10. März 2022
  2. Quelle: Marion Monreal: Eine Spezialität aus Rind- und Schweinefleisch – Der Geschmack des Kreises, general-anzeiger-bonn.de vom 13. April 2016
  3. Quelle: General-Anzeiger vom 8. November 2011
  4. Quelle: Generationswechsel vollzogen: Dagmar Groß-Mauer ist neue Obermeisterin der Fleischer-Innung, in: Rhein-Zeitung vom 23. Dezember 2013
  5. Quelle: Petra Ochs: Eine Frau an der Spitze der Fleischerinnung: Dagmar Groß-Mauer wirbt für eine Zunft, die im harten Wettbewerb steht, in: Rhein-Zeitung vom 13. April 2014
  6. Quelle: Rhein-Zeitung vom 30. Juli 2014
  7. Quelle: Fleischerinnung setzt auf Gemeinschaftsgeist - Innung heimst Medaillen ein, in: Rhein-Zeitung vom 4. Dezember 2014
  8. Quelle: Rhein-Zeitung vom 30. April 2016, und Marion Monreal: Eine Spezialität aus Rind- und Schweinefleisch – Der Geschmack des Kreises, general-anzeiger-bonn.de vom 13. April 2016
  9. Quelle: Thomas Weber: Versammlung in Altenahr: Die Fleischer-Innung bestätigt ihren Vorstand, general-anzeiger-bonn.de vom 26. Februar 2017
  10. Quelle: Rhein-Zeitung vom 24. Juli 2017
  11. Quelle: Thomas Weber: Chancen für Handwerkernachwuchs – Fleischer-Innung im Kreis Ahrweiler lernt über Digitalisierung, general-anzeiger-bonn.de vom 24. Januar 2018
  12. Quelle: Thomas Weber: Handwerk im Kreis Ahrweiler: Fleischer haben massive Nachwuchssorgen, general-anzeiger-bonn.de vom 16. September 2018
  13. Quelle: Thomas Weber: Versammlung der Fleischer-Innung: Ahrweiler Metzger wehren sich gegen Discounter, general-anzeiger-bonn.de vom 7. Februar 2019
Um Serverkosten und sonstige Ausgaben zu begleichen, die durch das AW-Wiki entstehen, werden Google-Anzeigen geschaltet. Cookies sollen dabei gewährleisten, dass Werbung angezeigt wird, die Ihren Interessen entspricht. Mit der Nutzung des AW-Wikis stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu.