Katholische Pfarrkirche „St. Laurentius“ Oberwinter

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Kirche Owi M.jpg
Relief des Pfarrpatrons St. Laurentius mit Eisengitter und Flammen über dem Hauptportal
Laurentius Oberwinter 10.jpg
Altar
Blick zurück zur Empore
Orgel
Altartisch
Kirche Owi 2.jpg

Die Katholische Pfarrkirche „St. Laurentius“ Oberwinter, ältestes Gebäude von Oberwinter, wird im Jahr 1131 erstmals erwähnt. Dank des Choranbaus mit den beiden Schiffen, 1865/66 nach Plänen des Kölner Baumeisters Vincenz Statz errichtet, gilt die Kirche als typisches Beispiel einer gotischen Dorfkirche.


Standort

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Eigentümerin

Katholische Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Oberwinter

Ausstattung

In der Kirche befindet sich ein Sakramentshaus, also eine verschließbare Wandnische zur Aufbewahrung und Zurschaustellung von Hostien, aus der Zeit um 1630. Dabei handelt es sich um eine Stiftung des katholischen Theologen und Kanonikers Johannes Cholinus (1565 bis 1629), der von 1612 bis 1629 Probst des Bonner Cassius-Stiftes und Archidiakon (Bischofsvertreter) in Bonn war. Vor dem Patronatsfest (10. August) des Jahres 2022 wurde die Restaurierung des Sakramentshauses, das in St. Laurentius als Tabernakel genutzt wird, abgeschlossen. Die Initiative zu dieser Instandsetzung ging vom Kirchbauverein „St. Laurentius“ aus. Nachdem Pfarrverwaltungsrat und Bischöfliche Behörde zugestimmt hatten, wurde die Diplom-Restauratorin Susanne Runkel aus Demerath mit der Restaurierung Aufgabe betraut. Hildegard Ginzler berichtete im General-Anzeiger über Runkels Arbeit:

Sie untersuchte den architektonischen Rahmen um das schwarze Durchsteckgitter und legte frühere Farbfassungen frei. Auf dem Tuffstein fand sie auch „Reste von Rosa- und Ockertönen, aber zu wenig, um daraus auf den Originalzustand schließen zu lassen“, so Runkel. Deshalb und weil diese Töne nicht zur aktuellen Farbgestaltung der Kirche passen, empfahl sie in Abstimmung mit der Denkmalpflege, die vorhandene „Sichtfassung“ der marmorierten schwarzen Säulen mit goldenem Knorpelwerk, die graue Grundtönung, Vergoldungen und schwarze Schriftfelder beizubehalten. Nach einer gründlichen Reinigung festigte sie lockere Farbschichten und ergänzte Fehlstellen. Vergoldungsstellen wurden, wo nötig, ergänzt und durch eine Ölvergoldung geschlossen und poliert. Besondere Sorgfalt legte Susanne Runkel auf die Erneuerung des „Lamm Gottes“ am Kopf des Denkmals, wo sie die oxidierte Silberfarbe freilegte. Der durch Hochwasser geschädigte Engel am Fuß des Sakramentshauses wurde neu vergoldet, seine versilberten Flügel gereinigt.[1]

Gold auf Schwarz leuchteten nach der Restaurierung auch wieder die Großbuchstaben der Inschriften. Unter dem Lamm sind das die Worte „Hic Deum adora!“ („Hier bete Gott an!“) und über dem Engel „Johannes Cholinus Praepositus Bonn Archidiaconus“.

Geschichte

Die erste Erwähnung einer Kirche in Oberwinter fällt in das Jahr 1131. Papst Innozenz II. bestätigte dem Bonner Cassius-Stift damals den Besitz von rund 40 Kirchen, darunter den Besitz von Oberwinter mit „Kirche und Zehnt“. Von dieser Kirche gibt es einen skizzenhaften Kupferstich von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1636 sowie Zeichnungen des Geometers Michael Hasselbeeck (1789), Nicolaus Christian Hohe (1858) und W. Rahn (1863). Die einzige textliche Beschreibung der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses von Oberwinter stammt vom Oberwinterer Pastor Johann Wald, der die Kirche im Lagerbuch der Pfarrgemeinde von 1845 als „klein, dunkel, ungesund feucht“ und „ohne alles Ansehen“ beschreibt.

So wurde am 19. März 1865 der letzte Gottesdienst in der alten Kirche gefeiert. Am 24. März wurde morgens in feierlicher Prozession das Allerheiligste in die Notkirche getragen, die im unteren Schulsaal eingerichtet worden war. Noch am gleichen Tag wurde mit dem Aufbrechen der Steinplatten und dem Abnehmen der Glocken begonnen. Das Mauerwerk der alten Kirche, der Friedhofsmauer und des Vogelschen Hauses wurde, weil es sich um große Basaltsteine handelte, für die Fundamente der neuen Kirche verwendet. Den Bauplan entwarf Vincenz Statz aus Köln. Sein erster Entwurf des Baumeisters fand jedoch keine Zustimmung, weil die Kirche danach sehr lang und schmal geworden wäre. Im Auftrag des zuständigen Ministeriums wurde dem Baumeister die Auflage gemacht, in einem neuen Entwurf eine Verbreiterung zu berücksichtigen. Ende Oktober 1864 trafen die Pläne ein, und unter dem 31. Oktober 1864 hatte auch die Königliche Regierung in Koblenz keine Einwände mehr gegen die Verwirklichung der Pläne. Kreisbaumeister Clotten wurde von der Regierung in Koblenz mit der Kontrolle des Baues beauftragt. Andreas Reitz, von 1851 bis 1861 Pfarrer in Oberwinter, setzte sich sehr für den Neubau ein. Seinen Bemühungen war es zu verdanken, dass bereits 9500 Taler gesammelt werden konnten. Unter Pfarrer Johann Wald wurde die neue Pfarrkirche gebaut. Am 15. Mai 1865 wurde mit den Maurerarbeiten begonnen. Vier Wochen später, am 11. Juni 1865 (Dreifaltigkeitstag), wurde an der südlichen Ecke der Kirche an der Kirchgasse in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus nah und fern der Grundstein eingesetzt. Die Junggesellen trugen den mit Blumen und Girlanden geschmückten Grundstein zum vorgesehenen Platz. Auf dem Weg von und zur Baustelle wechselten Böllerschüsse, Musik und Gesang einander ab. Definitor Arnold Stumpf aus Sinzig segnete den Grundstein. Dank günstiger Witterung konnte das neue Gotteshaus bereits am 30. September 1866 eingesegnet werden. Bischof Dr. Matthias Eberhard nahm am 14. Mai 1872 die feierliche Konsekrierung vor. Die neue Kirche war an den alten Chor angebaut worden.[2]

Der einzige Kriegsschaden, den Oberwinter während des Zweiten Weltkriegs tragen musste, betraf Dach und Fenster der St.-Laurentius-Kirche. Die Fenster wurden nach dem Krieg von der Firma Binsfeld aus Trier nach Entwürfen des Glasmalers Rudolf Schilling ausgeführt. Seine Gemälde erzählen vom Leben und Sterben des Pfarrpatrons St. Laurentius. 1953 wurden dann im Kirchenschiff von der gleichen Firma das Muttergottesfenster, das Josefsfenster und in der Taufkapelle das Sebastianusfenster eingesetzt. Sie sind diskreter in ihrer Farbfülle als die Fenster des flammenden Maßwerks im Chor.[3]

Am 13. Juli 1952 wurden die vier neuen Stahlglocken geweiht:[4]

  1. die Kreuzesglocke erinnert an die Kirche der alten Pfarrei Birgel, die im 12. Jahrhundert eine Kreuzesreliquie erhielt und im 18. Jahrhundert zerfiel,
  2. die Marienglocke,
  3. die St.-Laurentius-Glocke führt die Tradition der ersten Glocke von 1434 weiter und mahnt, der Toten der vergangenen Kriege zu gedenken, und
  4. die vier Glocke mit der Gravur „führt sie zu Christus, dem König" wurde St. Tarzisius geweiht, dem Schutzheiligen der Ministranten, Akolythen, Arbeiter und Erstkommunionkinder.

Im Jahr 1954 wurde die Kirche grundsaniert, eine weitere Grundsanierung begann im Jahr 2005. Denn die Hochwasser des Rheins haben der Kirche immer wieder zugesetzt. In früheren Zeiten sollte die Kirche wegen Hochwasserschäden bereits abgerissen werden; aber die damalige Bezirksregierung ließ das aus denkmalschützerischen Gründen nicht zu. Die Heizungsanlage aus dem Jahr 1952, die völlig veraltete Elektroanlage, der Fußboden und der Innenputz wurden ab Januar 2005 erneuert. Der Putz wurde bis zu einer Höhe von 2,5 Metern durch einen neuen Mineralputz ersetzt. Der alte Putz war nämlich an vielen Stellen – insbesondere am 1525 erbauten Chor – von Salzausblühungen gesprengt worden. Das Hochwasser von 1993 hatte 1,50 Meter hoch in der Kirche gestanden; sogar der Verstärker stand damals im Wasser.

Auch der aus kleinen Kacheln und PVC-Belag bestehende Fußboden im Quer- und Mittelschiff war durch die Wassereinbrüche in Mitleidenschaft gezogen worden. Insbesondere im Bereich der Bänke hatten sich etliche Kunststoffplatten gelöst und stellten Stolperfallen dar. Der Unterbau des Bodenbelages hatte, wie Probebohrungen ergeben hatten, nur eine Dicke von sechs bis zwölf Zentimetern. Er wurde auf einer etwa 330 Quadratmeter großen Grundfläche auf 80 Zentimeter verstärkt. Alles in allem wurden dabei ungefähr 180 Kubikmeter Erde abgetragen. Bei der Auskofferung stießen Arbeiter auf Stücke des Fundaments der alten Kirche. Anstelle des alten Belages sollten Basaltkacheln verlegt werden. Als Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt waren 314.000 Euro veranschlagt. Nach Zahlungen der Diözese Trier waren von der Pfarrgemeinde 107.000 Euro aufzubringen.[5]

Im August 2016 feierten die katholischen Gläubigen aus Oberwinter das 150-Jährige ihrer Pfarrkirche. Genauere Informationen über den Vorgängerbau gab es bis dahin nicht. Eine Ausstellung der Vereinigung Rathaus Oberwinter und Archiv anlässlich des Jubiläums sollte diese Lücke füllen. Der Heimatforscher Hans Atzler hatte die Kirchensanierung im Jahr 2005 nämlich genutzt, um auf Spurensuche zu gehen. Nachdem im Zuge dieser Sanierung die Bodenplatten entfernt worden waren, fand Atzler einen Teil der Fundamente der alten Kirche. Atzler begleitete die damaligen Bauarbeiten und dokumentierte die Befunde. Als besonderen Fund bezeichnete Atzler die sogenannte „Baunaht“, die sich an das etwa das 11,20 Meter lange und 1,40 Meter breite Westfundament anschließt und Beleg für eine Erweiterung sei. Auch ein Säulenfuß, der in der Mitte des Südfundaments steht und der eine von insgesamt sechs runden Säulen getragen hat, zählte zu Atzlers Funden. Außerdem fand er Verputzstücke und den Rest einer Verzierung der alten Kirche. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentierte er beim Kirchenjubiläum mit einer Ausstellung unter dem Titel Baugeschichte und Erweiterung der Kirche St. Laurentius vor 150 Jahren im Alten Rathaus der Öffentlichkeit auf insgesamt elf Tafeln in Text und Bild. Der Wetterhahn, der bis 1993 auf der Turmspitze stand, sowie zwei Zargen von Kirchenbänken aus dem Jahr 1768 mit der Inschrift „Gerichts Scheffen und Flotzen Herren“ ergänzten die Ausstellung. Mit Hilfe von Christian Schmiedel, Peter Zeller und des Verlegers Norbert Kessel erschien daneben eine Dokumentation in der Reihe Oberwinterer Geschichte(n).[6]

Geläut

1952 wurden die vier vom Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation gefertigten Stahlglocken im Glockenturm von St. Laurentius aufgehängt. Ihre Ankunft in Oberwinter war mit einem großen Festzug gefeiert worden. Die Inschrift der größen der vier Glocken lautet: „Laurentius heiße ich, die Toten beklage ich, die Heimkehrer rufe ich, euch alle mahne ich.“ Sie misst 1,42 Meter Durchmesser und wiegt 1080 Kilogramm. Die kleinste Glocke hat einen Durchmesser von 92 Zentimetern und wiegt 380 Kilogramm.

Im Mai 2020 mussten die Glocken der St.-Laurentius-Kirche eine Woche lang schweigen. Denn ganz oben im Kirchturm arbeiteten Techniker am Glockenwerk. Denn beim Anläuten der vier im Glockenturm hängenden Stahlglocken hatte es zuvor ungewöhnliche Geräusche gegeben. Deshalb schaltete der Pfarrverwaltungsrat die Glockensachverständige des Bistums Trier ein, Birgit Müller. Sie stellte fest, „dass der Zahn der Zeit ganz schön an den alten Stahljochen, an denen die Glocken im Glockenwerk hängen, genagt hatte“, wie die Rhein-Zeitung (RZ) berichtete, „und zwar so sehr, dass die Joche ersetzt werden müssen.“ Deshalb wurden Joche aus Eichenholz eingebaut, die sehr viel beständiger seien als ihre stählernen Vorgänger. „Die werden uns alle überleben“, zitierte die RZ Philipp Hörz den Turmuhren- und Glockentechnik-Experten aus Biberach. Mit Kettenzügen hatten er und sein Team die Glocken nacheinander vorsichtig hinabgelassen, bevor die neuen Joche eingepasst wurden. Lager und Glockenklöppel wurden dabei ebenfalls ersetzt. Die neuen Klöppel seien leichter als ihre Vorgänger, erklärte Hörz, das schone die Glocken. Gesamtkosten der Maßnahmen: etwa 30.000 Euro. Der Zustand der Glocken selbst sei „noch in Ordnung, hieß es in der Rhein-Zeitung weiter. Aber: „Die eine oder andere Ecke ist schon dran“, sagte Glockenexperte Hörz.[7]

Sonstiges

Der Kirchbauverein „St. Laurentius“ Oberwinter sammelt Gelder zur Erhaltung der Kirche.

Weitere Bilder

Außen

Innen

Siehe auch

Kirchbauverein „St. Laurentius“ Oberwinter

Mediografie

Weblinks

Fußnoten

  1. Quelle: Hildegard Ginzler: Der Engel strahlt wieder in altem Glanz - Kirchenhistorisches Kleinod in der Oberwinterer Pfarrkirche St. Laurentius. Fast 400 Jahre altes Sakramentshaus aufwendig restauriert, in: General-Anzeiger vom 6. August 2022
  2. Quelle: Hermann Comes: Pfarrkirche Oberwinter 100 Jahre alt, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1968
  3. Quelle: Hermann Bauer: Die katholische Pfarrkirche von Oberwinter, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1956
  4. Quelle: Hermann Bauer: Die katholische Pfarrkirche von Oberwinter, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1956
  5. Quellen: Rhein-Zeitung vom 7. Dezember 2004 und 18. Februar 2005
  6. Quelle: Christoph Lüttgen: Rathausverein Oberwinter präsentiert Ausstellung von Hans Atzel über Sankt Laurentius – Die spannende Geschichte der Kirche, general-anzeiger-bonn.de vom 24. August 2016
  7. Quelle: Petra Ochs: Glocken von St. Laurentius blieben stumm – In der Oberwinterer Kirche ersetzt Eichenholz jetzt schwere Eisenträger, in: Rhein-Zeitung vom 16. Mai 2020
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