Wadenheim
Wadenheim, ein Stadtteil von Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler im Kreis Ahrweiler, ist - neben Beul und Hemmessen - einer der drei kleinen Orte, aus denen im Jahr 1875 die Gemeinde Neuenahr gebildet wurde. Die Bürgergesellschaft Wadenheim und der von ihr veranstaltete Wadenheimer Sommerklaaf zeigen, dass es auch heute noch eine Wadenheimer Identität gibt.
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Chronik
In Wadenheim, Hemmessen und Beul kam beim Ahr-Hochwasser vom 21. Juli 1804 niemand um. Aber die Wohnungen wurden dort größtenteils verwüstet und Obstbäume und Getreide herausgerissen. Die aus Vorsorge rund um diese Dörfer herum angepflanzten Kopfweiden fingen die von der Ober- und Mittelahr herabgetriebenen Bauhölzer und sonstigen großen Trümmerstücke auf und verhinderten, dass sie in die Wohngebiete eindrangen und Häuser beschädigten. Kraft und Höhe des Wassers waren aber doch so groß, dass in Hemmessen, das auch vom Wasser des Ahrweiler Mühlenteichs überflutet wurde, sämtliche Wohnungen, in Beul zwei Drittel und in Wadenheim die Hälfte der Gebäude zum Teil erheblich beschädigt wurden. Wadenheim bestand zu dieser Zeit aus 75, Hemmessen aus 46 und Beul aus 39 Häusern. Das Vieh konnte bis auf eine Kuh und zwei Schweine gerettet werden. Die oberhalb von Hemmessen stehende Landmühle wurde so stark beschädigt, dass sie lange Zeit nicht genutzt werden konnte. Die Zahl der Hochwassergeschädigten in den drei Dörfern belief sich auf 199. Bei 76 von ihnen waren die Wohnhäuser schwer beschädigt. Die Ernte des Jahres 1804 war für viele Familien verloren. Auf den überfluteten Äckern, Wiesen und Gärten lagerten sich Schlamm, Steine und Grind ab und machten sie für lange Zeit unbrauchbar. Der Gutsbesitzer Graf Schaesberg musste einen Schaden von 2661 Francs auf 221 Ar hinnehmen, das Gut der ehemaligen Münstereifeler Jesuiten einen Schaden von 1342 Francs auf 111 Ar und Graf Metternich einen Schaden von 760 Francs auf 63 Ar. Darüber hinaus gab es 121 sehr arme Geschädigte. Die in früheren Jahren häufig weggeschwemmte, aber immer wieder erneuerte Knüppelbrücke zwischen Wadenheim und Beul wurde auch diesmal fortgerissen. Im Gehölz rund um die Dörfer wurden 16 Hochwasserleichen gefunden - darunter die Witwe Roßbach aus Marienthal. Die letzte Leiche ist erst am 13. September 1804 entdeckt worden. Außerdem hatten sich dort Särge verfangen, die aus oberhalb liegenden Friedhöfen herausgerissen worden waren.[1]
Hemmessen, Wadenheim und Beul schließen sich am 9. Juni 1875 zur Gemeinde Neuenahr zusammen. Grund hierfür ist der zunehmende Badebetrieb des seit 1858 bestehenden Mineralbades.[2]
Im Jahr 1992 wurde das der 1000-jährige Bestehen gefeiert, im Jahr 2017 das 1025-jährige. Beide Male wurde nicht die Gründung, sondern die erste urkundliche Erwähnung gefeiert: Der deutsche Kaiser Otto III. war erst zwölf Jahre alt, als er im Jahr 992 eine Urkunde unterzeichnete, mit der er einen Wildbann am rechten Ahrufer bei Vuadenheim vergab. Auf diesem Stück Pergament ist die Existenz eines Dorfes mit dem Namen „Wadenheim“ erstmals urkundlich vermerkt. „Eine Ansammlung elender Hütten und Zelte hat es hier vermutlich schon vorher gegeben“, sagte Hans-Jürgen Ritter in seinem Festvortrag anlässlich des 1025-Jährigen am 20. Mai 2017 vor 80 Gästen im Sitzungssaal des Rathauses Bad Neuenahr-Ahrweiler. Für die Herkunft des Namens Wadenheim präsentierte Ritter eine neue Erklärung: Der Name „Wadenheim“ habe seinen Ursprung darin, dass römische Legionäre einige Häuser an einer Furt durch die Ahr als „prope vadum“, also als „nahe an der Furt“, bezeichneten. Daraus sei dann Wodem und schließlich Wadenheim entstanden. Eine Furt durch die Ahr habe es wohl gegeben, durch die ein Nord-Süd-Weg hin zur nahen Aachen-Frankfurter Heerstraße geführt habe. Bürgermeister Guido Orthen überreichte Wilfried Sommer, dem Vorsitzenden der Bürgergesellschaft Wadenheim e.V., die Ehrenurkunde der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, mit der das große bürgerschaftliche Engagement der Wadenheimer Bürger gewürdigt wurde. Blicke in die Geschichte seien notwendig, sagte der Bürgermeister, aber diese sollten nicht zur Glorifizierung der Vergangenheit dienen, sondern helfen, das Heute zu verstehen. Mit dem Festakt wurde eine Ausstellung „1025 Jahre Wadenheim“ eröffnet. In Bilderrahmen und Vitrinen wurden dort Stücke aus dem Wadenheimer Leben vor allem der jüngeren Vergangenheit gezeigt. Die alte Junggesellen-Fahne und das „Heulesbuch“ der Junggesellen waren ebenso zu sehen wie der Philipp-Büchler-Pokal, der verdienten Wadenheimern in den ersten Jahren der Bürgergesellschaft verliehen wurde. Auf alten Fotos waren die mondänen Neuenahrer Hotels aus der Blütezeit des Kurbetriebs zu sehen, ebenso die 1938 zerstörte Synagoge Bad Neuenahr, der Winzerverein und der 1879 fertiggestellte Bahnhof mit der Elektrischen gleislose Bahn davor, die bis 1917 Bad Neuenahr, Ahrweiler und Walporzheim miteinander verband.[3]
Weitere Fotos
Siehe auch
- Wadenheimer Straße (Bad Neuenahr)
- Wadenheimer Platz
- Wadenheimer Ruh
- Wadenheimer Sommerklaaf
- Wetterstation Wadenheim
Mediografie
- Bürgergesellschaft Wadenheim e.V. (Hrsg.): 1000 Jahre Wadenheim 992-1992 (Festschrift), verantwortl. für den Inhalt: Helmut Knechtges, 1992
- Arnulf Krause: Wo Wado daheim war. Zu einigen Ortsnamen im Ahrgebiet, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2010, S. 136
- Josef Ruland: "... bis zum Dorf Wadenheim an die Brücke..." Betrachtungen zur Neuenahrer Geschichte anläßlich „1000 Jahre Wadenheim", in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1993
- Thomas Weber: Festakt und Vernissage: Eine Ansammlung elender Hütten im Bad Neuenahrer Rathaus, general-anzeiger-bonn.de vom 22. Mai 2017
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Quelle: Hans Frick: Das Hochwasser von 1804 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955
- ↑ Quelle: kuladig.de: Historischer Ortsteil Hemmessen
- ↑ Quellen: Thomas Weber: Festakt und Vernissage – Eine Ansammlung elender Hütten im Bad Neuenahrer Rathaus, general-anzeiger-bonn.de vom 22. Mai 2017, und Jochen Tarrach: Wadenheim wird 992 erstmalig erwähnt – Ein Grund zum Feiern: Vor 1025 Jahren taucht das Dorf im Herzen von Bad Neuenahr auf einer Urkunde auf, in: Rhein-Zeitung vom 23. Mai 2017