Gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft Ahrweiler
Bauinteressente, Bauhandwerker und Kaufleute gründeten im Herbst 1919 in Ahrweiler eine Gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft. Die Stadt Ahrweiler förderte diesen Zusammenschluss, indem sie Bauland bereitstellte. In den Jahren 1920 bis 1929 baute diese Genossenschaft in Ahrweiler rund 80 Wohnungen, bestehend aus drei, vier und fünf Räumen in Mehrfamilienhäusern von je zwei bis sechs Wohnungen. Nachdem die Reichsregierung Anfang 1940 neue Grundsätze für den sozialen Wohnungsbau herausgegeben hatte, ergab sich die Notwendigkeit, die Wohnungsbaugenossenschaft Ahrweiler umzuwandeln, mit dem Ziele, den Zuständigkeitsbereich auf den gesamten Kreis Ahrweiler auszudehnen. Dazu schlossen sich am 30. November 1940 der Kreis Ahrweiler und die Stadt Ahrweiler auf paritätischer Grundlage zu einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts mit dem Namen Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Ahrweiler zusammen. Daraufhin bewirkte die Stadt Ahrweiler die Liquidation der vorher bestandenen Wohnungsbau-Genossenschaft.
Chronik[1]
Während erste Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften andernorts bereits im 19. Jahrhundert entstanden, dauerte es im Kreis Ahrweiler bis in den Ersten Weltkrieg, bis Angebot und Nachfrage nicht länger überstimmten. Ursachen dafür waren „der aufgestaute Wohnungsbedarf, die gesteigerte Eheschließung heimkehrender Soldaten und die allgemeine Geldentwertung“, wie Christian Ulrich, ehemaliger Landrat des Kreises Ahrweiler (März-August 1945) und Bürgermeister der Stadt Ahrweiler (1949-1959) im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler für das Jahr 1953 schrieb.
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, sei Wohnraum zunächst zwangsbewirtschaftet worden. „Damit reifte aber auch der Plan, die missliebige Zwangswirtschaft alsbald durch Wohnungsneubauten entbehrlich zu machen“, berichtete Ulrich weiter. Dazu gewährte der Staat finanzielle Unterstützung beim privaten Eigenheimbau. Um auch den Bau von Mietwohnungen zu fördern, wurden daneben Wohnungsbaugenossenschaften gegründet. So schlossen sich im Herbst 1919 auch in Ahrweiler Bauinteressente, Bauhandwerker und Kaufleute zusammen, um eine gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft aus der Taufe zu heben. Auch hier gewährte der Staat finanzielle Förderung, und die Stadt Ahrweiler unterstützte die Gründung, indem sie Bauland als Genossenschaftsanteil einbrachte.
In den Jahren von 1920 bis 1929 baute die junge Genossenschaft in Ahrweiler in Mehrfamilienhäusern mit je zwei bis sechs Wohnungen rund 80 Drei-, Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen. Dann stellte sie ihre Bautätigkeit ein. Folge war, dass sich Handwerker und Gewerbetreibende aus der Genossenschaft abmeldeten und dass die Genossenschaft nur ausschließlich aus Wohnungsuchenden bestand. Laut der Jahresrechnung für 1939 hatte die Genossenschaft damals 171 Mitglieder. Das Vermögen der Genossenschaft wurde in der Rechnung mit 350.000 Reichsmark bewertet und die Schulden beliefen sich auf 250.000 Reichsmark. Die Mieteinnahmen betrugen 25.000 Reichsmark.
Weil die Reichsregierung Anfang 1940 neue Grundsätze für den sozialen Wohnungsbau formuliert hatte, wurde die Wohnungsbaugenossenschaft auf den gesamten Kreis Ahrweiler ausgedehnt. Dazu gründeten Stadt und Kreis Ahrweiler am 30. November 1940 die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Ahrweiler. Nachdem die Stadt Ahrweiler die vorherige Wohnungsbau-Genossenschaft liquidiert hatte, brachte sie deren Besitz an Häusern als Geschäftsanteil in die neue Gesellschaft ein. Vermutlich war der Zweite Weltkrieg Grund dafür, dass sie nicht mehr schaffte, als im Herbst 1944 mit dem Bau von 14 „Behelfsheimen" zu beginnen. Die wurden größtenteils erst im Laufe des Jahres 1945 fertiggestellt, teilweise erst nach der Besetzung des Kreises Ahrweiler.
Bei den Bombenangriffen auf Bombenangriff auf Ahrweiler und Bachem an Heiligabend 1944 waren etliche Häuser der Gesellschaft getroffen worden: Fünf Häuser wurden zu 40 Prozent, ein Haus zu 60 Prozent vernichtet, vier weitere Häuser und eines der neu gebauten Behelfsheime sind völlig zerstört worden. Insgesamt 1783 Quadratmeter Wohnfläche fielen den Bomben zum Opfer, was einen Ausfall von 40 Prozent der gesamten Mieteinnahmen nach sich zog.
Im Jahr 1950 trat die Stadt Remagen der Gesellschaft bei. Und durch Sonderfinanzierungsmaßnahmen der Stadt Ahrweiler war es möglich, die kriegszerstörten Häuser in Ahrweiler rasch wieder aufzubauen. Die Neubauten der Jahre 1951 und 1952 boten insgesamt 93 Wohnungen. Die wurden vor allem Heimatvertriebenen zugewiesen. Außerdem baute die Gesellschaft 20 neue Wohnungen an der Brückenstraße in Remagen, 12 neue Wohnungen an der Ringstraße in Heimersheim, 22 neue Wohnungen im Siedlungsblock „Neue Heimat" in Sinzig, vier neue Wohnungen an der Brohltalstraße in Oberzissen, sechs neue Wohnungen an der Ringener Straße in Bad Neuenahr sowie 12 neue Wohnungen an der Hauptstraße in Kripp. So war die Gesellschaft bis Oktober 1952 Eigentümerin von insgesamt 253 Wohnungen.
Siehe auch
Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Ahrweiler
Mediografie
Anton Simons: Blick in die Geschichte: Wie eine Genossenschaft einst in Ahrweiler für Wohnraum sorgte, ga.de, 3. Januar 2023
Fußnoten
- ↑ Quelle: Christian Ulrich: Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1953, S. 98