Stolpersteine Sinzig
Zum Gedenken an die während der Nazizeit ermordeten Sinziger Juden sollten in der Stadt bereits am Freitag, 5. März 2021, erste „Stolpersteine“ verlegt werden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der seit 1996 bundesweit Stolpersteine zur Erinnerung an Holocaust-Opfer verlegt, sagte den Termin jedoch ab. Er müsse zunächst Termine der Reihe nach abarbeiten, die wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden. So wurde das Verlegen der ersten Steine in Sinzig aber auf Mittwoch, 4. Mai 2022, verschoben.
Die jüdischen Opfer
Gudestraße 12:[1]
- Gottfried Salomon (* 11. August 1854 in Westum), genannt „Salomon“
- Carolina („Lina“) Wolff (* 9. Oktober 1857 in Sinzig, geb. Meyer)
- Adele Wolff (* 11. November 1885 in Westum, verh. Faber)
- Rosa Wolff (* 6. September 1888 in Westum)
- Friederike („Frida“) Wolff (* 9. Mai 1892 in Sinzig)
- Mathilde („Tilly“) Wolff (* 11. Mai 1896, verh. Schmitz)
- Leopold Albert Liebmann (* 2. Oktober 1891 bei Limburg)
- Dora Liebmann (* 18. März 1902 in Sinzig, geb. Faber)
- Hans Heinz Liebmann (* 13. Mai 1926 in Sinzig)
- Leopold Salomon (* 27. Mai 1878 in Sinzig)
- Josef Salomon (* 17. Juli 1886 in Sinzig)
- Klara Salomon (* 25. November 1887 in Sinzig)
- Rosa Hein (* 31. März 1890 in Sinzig, geb. Salomon)
- Erwin Hein (* 25. Mai 1914 in Cochem)
Grabenstraße 20:[4]
- Franziska Gottschalk (* 3. April 1892 in Arloff, geb. Bär)
- Erich Gottschalk (* 29. April 1926 in Sinzig)
- Lena Levy (* 29. Mai 1867 in Aach/Kreis Trier)
- Samuel („Gottschalk“) Wolff (17. Juli 1863 in Westum)
- Mathilde Meyer (* 4. Juli 1891 in Sinzig, geb. Meyer)
- Isaak Meyer (* 13. August 1878 in Niederbreitbach)
- Karl Meyer (* 16. September 1930 in Remagen)
- Selima Meyer (* 16. Juni 1888 in Sinzig, verh. Cohn)
- Julius Meyer (* 5. Mai 1912 in Sinzig)
Chronik
In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Sinzig/Andrea Stolletz-Maagh vom 13. November 2020 hieß es dazu:
- Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig ... Mit im Boden verlegten kleinen Messing-Gedenktafeln soll an Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert wurden und dem Holocaust zum Opfer fielen. Die Steine werden vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster verlegt. Mit insgesamt über 75.000 Steinen in 1265 deutschen Kommunen und in 21 Staaten Europas sind sie seit Jahren das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Bereits in den Jahren 2005 sowie 2014 haben sich städtische Gremien mit „Stolpersteinen“ in Sinzig befasst. Ein einstimmigen Stadtratsbeschluss zur Verlegung der Gedenksteine kam es dann am [31. Januar] 2019. Vorrausgegangen waren Initiativen des Bürgerforums sowie des Rhein-Gymnasiums Sinzig, die sich im Vorfeld zu den Gedenkveranstaltungen „80 Jahre Reichspogromnacht“ im November 2018 bereits mit dem Thema „Stolpersteine“ in Sinzig auseinandergesetzt und u.a. den „Stolpergang“ am 10. November 2018 initiiert hatten. Die Stadtverwaltung teilte im Vorfeld des ersten geplanten Termins zur Verlegung weiter mit:
- Durch intensive Recherchen, die insbesondere auf den Erkenntnissen von Rudolf Menacher basieren, konnten 23 Opfer und deren letztbekannte Anschriften in Sinzig ermittelt werden, denen nun mit der Verlegung jeweils eines Stolpersteines dauerhaft gedacht werden wird. Die Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der impulsgebenden Gruppierungen (Rhein-Gymnasium Sinzig, Bürgerforum, Rudolf Menacher) und der Verwaltung zusammensetzt, wurde jetzt von der „Stolperstein-Initiative“ darüber informiert, dass die erste Verlegung in Sinzig am Freitag, den 5. März 2021 stattfinden wird. Der Künstler und Initiator der Stolperstein-Idee Gunter Demnig wird persönlich ab 9:00 Uhr die ersten fünfzehn Steine an vier verschiedenen Adressen in der Sinziger Innenstadt verlegen. Die nächste Aufgabe der Arbeitsgruppe besteht jetzt in der Gestaltung des Rahmenprogramms während der Verlegung und der Erstellung einer Broschüre, die näher auf die Lebenswege der Opfer eingehen wird.
In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Sinzig/Andrea Stolletz-Maagh vom 15. Februar 2021 hieß es:
- „Der erneute europaweite Anstieg der Covid-19-Inifizierten und die daraus resultierenden notwendigen Maßnahmen führen dazu, dass wir schweren Herzens alle Stolperstein-Verlegungen mit Gunter Demnig bis zum 25. April 2021 absagen müssen,“ teilten die Verantwortlichen der Stolperstein-Initiative kürzlich der Stadtverwaltung Sinzig mit. Künstler Gunter Demnig wird leider nicht zu einem späteren Termin die Verlegung persönlich vornehmen können, da sein Kalender schon bis Ende 2021 verplant sei, heißt es weiter in der Mitteilung. Zwischenzeitlich wurde jedoch in Aussicht gestellt, dass Gunter Demnig dann bei einem zweiten Verlegungstermin im Jahr 2022 persönlich in Sinzig anwesend sein wird. Den betroffenen Städten werden nun die Steine überlassen, verbunden mit der Bitte, diese an einem frei gewählten Datum selbst zu verlegen. Um die Verlegung im Rahmen eines würdigen Begleitprogramms durchführen zu können, wird die Stadt Sinzig daher nicht an dem ursprünglich geplanten Termin 5. März festhalten, sondern in Abstimmung mit der lokalen Arbeitsgruppe „Stolpersteine“ einen neuen Termin unter Berücksichtigung des Pandemiegeschehens festlegen. Dieser wird frühzeitig bekannt gegeben.
Am 11. April 2022 teilte die Stadtverwaltung Sinzig der Presse mit, dass die ersten Stolpersteine nun am Mittwoch, 4. Mai 2022, verlegt würden. An insgesamt vier Orten in der Innenstadt werde Gunter Demnig diese Verlegungen persönlich vornehmen. Begleitet werde die Aktion von Schülern des Rhein-Gymnasiums. Sie würden Texte über die Opfer vorlesen und Musikstücke vortragen. Anlässlich der Verlegung werde eine Broschüre Stolpersteine – Erinnerung an die ausgelöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer veröffentlicht. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr auf dem Kirchplatz. Nach einer kurzen Einführung würden die folgenden Adressen angesteuert, an denen die Steine verlegt werden: Gudestraße 12, Koblenzer Straße 5 und 7 sowie Mühlenbachstraße 29. Die Verlegung an den übrigen vorgesehenen Adressen im Stadtgebiet sei für später geplant. Insgesamt würde auf diese Weise an 28 jüdische Sinziger erinnert, die Opfer des Nationalismus wurden.
Vor den Häusern Gudestraße 12, Koblenzer Straße 5, Koblenzer Straße 7 und Mühlenbachstraße 29 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig am Nachmittag des Mittwoch, 4. Mai 2022, persönlich die ersten Stolpersteine. Die Verlegung an weiteren Adressen im Stadtgebiet wurde für einen späteren Zeitpunkt geplant. Zur Erinnerung an Sinziger Juden, die während der Nazizeit verfolgt und ermordet wurden, ist in Sinzig die Verlegung von insgesamt 18 zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten geplant. Mit Texten und Musik gestalteten Schülerinnen und Schüler des Rhein-Gymnasiums den reierlichen Rahmen für die Verlegung. „Mit der heutigen Verlegung der „Stolpersteine“ und der Veröffentlichung der begleitenden Broschüre, die einen Einblick in das Leben der Opfer gibt, möchten wir mit dazu beitragen, die Erinnerung an diese Mitbürger*innen zu bewahren und an die nächsten Generationen weiter zu geben“, sagte der Beigeordnete Hans-Werner Adams, der den aus persönlichen Gründen kurzfristig verhinderten Bürgermeister Andreas Geron vertrat.[8] Im Grußwort von Bürgermeister Andreas Geron in der Broschüre heißt es u.a.:
- Auch die Stadt Sinzig ist von den unseligen Auswirkungen der nationalsozialistischen Ideologie nicht verschont geblieben. 28. Opfer waren ehemals Mitbewohner*innen unserer Gemeinde. Die Orte, an denen wir über die Gedenksteine „stolpern“, verdeutlichen uns, dass die Unmenschlichkeit nicht irgendwo stattfand, sondern mitten in unserer Stadt. Mit der Verlegung der „Stolpersteine“ und der Veröffentlichung dieser begleitenden Broschüre, die einen Einblick in das Leben der Opfer gibt, möchten wir mit dazu beitragen, die Erinnerung an diese Mitbürger*innen zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben.
Am 9. Januar 2023 lud die Stadt Sinzig für 27. Januar 2023, 12.30 Uhr, zur Verlegung der noch ausstehenden zehn Steine ein. „Da die verbliebenen Verlegeadressen im Stadtgebiet und den Ortsteilen verteilt und nicht fußläufig zu erreichen sind, findet die Würdigung der Verlegung während einer zentralen Veranstaltung im Rathaus statt“, hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Begleitet werde die Aktion wieder Schülern des Rhein-Gymnasiums, die Texte über die Opfer verlesen, und von Schülern der Janusz-Korczak-Schule Sinzig, die eine symbolische Verlegung der Steine vornehmen. Die physische Verlegung der Steine werde „zeitnah durch den Sinziger Bauhof erfolgen“ (Renngasse (Sinzig) 20, Grabenstraße (Sinzig) 20, Barbarossastraße (Sinzig) 6, Vehner Straße (Löhndorf) 13 und Hauptstraße (Bad Bodendorf) 88) Bereits am Vormittag des 27. Januar 2023 zwischen 9 Uhr und 11 Uhr würden Schüler der Janusz-Korczak-Schule und des Rhein-Gymnasiums die im Jahr zuvor verlegten Steine polieren.
Siehe auch
- Arbeitskreis „Stolpersteine“ Remagen
- Judengasse (Sinzig)
- Portal „Jüdisches Leben im Kreis Ahrweiler“
- Stolpersteine Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Stolpersteine Kempenich
- Jüdische Gemeinde Sinzig
Video
Mediografie
- Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten
- Rudolf Menacher: Erinnerungskultur in Sinzig: Verlegung der ersten Stolpersteine, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2022/23, 432 Seiten, Ahrweiler 2022, S. 198-200
- Judith Schumacher: Gedenktag: Sinzig erinnert an ermordete Mitbürger, rhein-zeitung.de, 29. Januar 2023
Weblink
Fußnoten
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 11
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 13
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 15
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 17
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 11
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 21
- ↑ Quelle: Uli Martin/Rudolf Menacher: Stolpersteine - Erinnerung an die ausgeschlöschte jüdische Gemeinde Sinzig und ihre Opfer, hrsg.: Stadt Sinzig, 2022, 44 Seiten, S. 23
- ↑ Quellen: Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Mitbürger*innen verlegt, Pressemitteilung der Stadtverwaltung Sinzig/Petra Niebuhr vom 5. Mai 2022, Hildegard Ginzler: Erste Stolpersteine in Sinzig verlegt: Die Erinnerung an die Opfer wachhalten, ga.de, 4. Mai 2022, und Judith Schumacher: Künstler erinnert an Schicksal ermordeter Juden: 18 neue Stolpersteine in Sinzig verlegt, rhein-zeitung.de, 4. Mai 2022